Thailand Der Anfang. Erster Tag.

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        #81  

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Member hat gesagt:
Ist doch die Fortsetzung Deiner Reise, also kein Problem :)

:tu:

Die Reise des Lebens :)

Member hat gesagt:
Auf was hatte ich mich da wieder eingelassen?!?!?! Wie kann ich aus der Nummer wieder raus kommen?
Ging mir auch so, von Zweifeln geplagt aber ... alles gut ! Du machst alles richtig, auch mit Deinem Bericht.:tu:
 
        #82  

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Teil 12. Aranaa im Land der Farangs(1).


Ich stelle mein Fahrzeug am Parkplatz vor der Ankunftshalle des Flughafens ab und gehe hinein. Ich war verkehrsbedingt etwas spät dran, aber es dauert erfahrungsgemäß ohnehin immer etwas, bis die Passkontrollen und die Gepäckausgabe vorbei sind.

Kurzer Kontrollblick auf die große Anzeigentafel... und ich stutzte. Oje. Normalerweise haben Flüge Verspätungen. Dieser aber nicht. Dieser war um mehr als eine halbe Stunde zu früh(!!) gelandet. Ich stellte mich dorthin, wo die Reisenden herauskommen und wartete. Ob sie noch drinnen war? Ich wusste, dass die Ankunft ein kritischer Moment ist. Ihr Thai-Wertkartenhandy wird hier nicht funktionieren, wir konnten uns nicht zusammenrufen. Ich wartete und wurde etwas nervös. Vielleicht hat etwas bei der Passkontrolle mit dem Visum nicht geklappt? Oder gab es ein Problem in Bangkok und sie ist gar nicht weg geflogen? Nein, dann hätte sie sicher schon angerufen.

Ich drehte mich um und dann... den Anblick habe ich bis heute nicht vergessen: weit hinten in der riesigen Halle schob eine kleine, zierliche und verloren wirkende Gestalt, bekleidet mit einer viel zu großen Art von Mantel, ihre Koffer auf einem Gepäckwagen vor sich her. Ich ging auf sie zu und als sie mich entdeckte wurde ihr etwas verzweifelte Gesichtsausdruck zu einem Strahlen. Gefunden!

Da die Formalitäten nach der Ankunft rasch funktioniert hatten, war sie schnell fertig, hat mich gesucht, ist überall am Flughafen herum gefahren und war verängstigt weil sie mich nirgendwo entdecken konnte. Aber Ende gut, alles gut.



Ab ins Auto und los. Während der Fahrt blickte sie interessiert auf die Landschaft, die Wälder und Felder... "same like Khao Yai" verglich sie die Landschaft mit dem thailändischen Nationalpark, den wir zusammen bei meinem ersten Urlaub besuchten. Zuhause angekommen zeigte ich ihr, wo sie ihre Sachen unterbringen konnte, wir feierten die Zweisamkeit und fielen danach in einem tiefen Schlaf.


Am nächsten Tag (zunächst wurde die auf 2 Monate begrenzte Zweisamkeit nochmals intensiv gefeiert) begann Aranaa die Umgebung zu erkunden. Zuerst die Wohnung. Kommentar: "Darling, not clean". Ok, das war eine Junggesellenwohnung und für meine Begriffe war sie sauber. Ach. Egal.

Wir gingen in einem Supermarkt einkaufen und sie betrachtete mit großem Interesse das hier angebotene Gemüse- und Obstsortiment. Als sie die Preise in Bath umrechnete, war sie entsetzt "ohhh... very expensive". Das Essen war für sie anfangs kein Problem, hatte sie doch eine ganze Reisetasche voll Lebensmittel aus Thailand mitgebracht. Später fuhren wir zum Einkaufen zu einem Asia-Markt mit originalen Thai-Lebensmittel, was erneut Entsetzen über die Preise hier auslöste… hatte sie doch einen direkten Vergleich.

Das Kennenlernen mit meiner Familie verlief ruhig und freundlich. Mit meiner bald 80-jährigen Mutter verstand sie sich sehr gut ... was umso erstaunlicher war, da meine Mutter kein Wort Englisch und Aranaa kein Wort Deutsch spricht. Aber irgendwie funktionierte die Kommunikation und in komplizierteren Fällen sprang ich als Übersetzer ein. Und meinen Kindern, die anfangs Aranaa gegenüber ihr bestes Schulenglisch auspackten, machte ich klar, dass sie ihr Sprachniveau gleich mal um einige Level senken sollen. Einfaches Stichwort-Englisch war angesagt.

Aranaa entwickelte rasch Begeisterung für Österreich... das kühlere Klima, es hatte um die 20 Grad, empfand sie im Vergleich zu der Hitze in Thailand als sehr angenehm (ich verzichtete darauf, auf den Winter hinzuweisen), die Straßen waren alle sauber, die Autos blieben vor den Zebrastreifen verlässlich stehen, es wurde nicht gehupt und es gab nur Supermärkte, aber keine riesigen Freiluftmärkte. Beim Einsteigen ins Auto ging sie regelmäßig zuerst zur falschen Tür (Stichwort Linksverkehr in Thailand) und lief danach mit lautem Gelächter auf die andere Seite des Autos ("so stupid"). Ihr ist auch aufgefallen, dass es in Österreich keine streunende Hunde gibt („Very good, care for dog“)


Am dritten Tag fuhr ich mit Aranaa in eine etwas ländliche Umgebung um der Veranstaltung eines Freundes beizuwohnen. Am Zielort, einem alten Bauernhof angekommen, parkte ich auf einer Wiese ein und wollte zum Haus gehen. Da hörte ich Schreie der Entzückung von ihr und sie deutete auf die Wiese.

??? Da war nichts auf der Wiese.

Doch. Da war was. Dort stand ein ganz gewöhnlicher Apfelbaum mit reifen Früchten. Sie lief hin und nahm einen der Äpfel in die Hand "Darling, Foto for familiy". Später verstand ich. Es gibt in Thailand zwar Äpfel zu kaufen, aber dort wachsen sie nicht. Ihr ist es gerade ebenso gegangen wie mir, als ich in Thailand meine erste Bananenstaude entdeckte und gleich vor Begeisterung ein Foto davon machte.

Die Tage vergingen wie im Fluge. Während der Woche war sie alleine in der Wohnung und wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, bewies sie mir Tag für Tag, dass meine Wohnung vorher doch nicht sauber war. Meine vor sich hin siechenden Blumen erwachten zu neuem Leben und das Fensterbrett wurde durch neu gekaufte Orchideen verschönert. Sie war eine gute Köchin und ich wurde täglich mit einem guten Thai-Essen sowie einer nachfolgenden Massage verwöhnt, die gelegentlich auch ein Happy End hatte. Heimweh schien sie nicht zu haben. Sie telefonierte gelegentlich mit ihrer Familie und ihren Kindern, aber meist musste ich sie fragen ob sie anrufen will.

Wir fuhren an meinen freien Tagen in Österreich herum... die Innenstadt von Wien, Schloß Schönbrunn mit Tiergarten, wir besuchten Freunde in Wien und im Waldviertel. Einen Besuch bei Mike und Ning, die ungefähr eine Autostunde von mir entfernt wohnen, ließ ich sicherheitshalber aus.

Wir fuhren auch in die Berge, was sich als ein echter Volltreffer herausstellen sollte... inklusive einer kleinen Nervenprobe für mich :)



Teil 13 folgt.
 
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        #83  

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Hoffentlich ein happy end....druecke die Daumen:)
 
        #84  

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Eine Super zu lesende Geschichte!! Toll, wie Du Deine Gedanken und vor allem Sorgen (während der Planung und Umsetzung ihrer Einreise nach A)wiedergibst. Für mich total nachvollziehbar.
Bitte genauso weitermachen !! :danken:
 
        #86  

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Ein sehr schöner bericht gut zu lesen,bitte weiter schreiben:D
 
        #88  

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Absoluter toller Bericht hoffe schwer auf ein happy end für euch
 
        #89  

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Teil 13. Aranaa im Land der Farang(2)


Aranaa ist am Land und in der Natur aufgewachsen, Tiere und Pflanzen sind ihr vertraut. So ist es nur logisch, dass die erste Fahrt in die Berge für sie zu einer Offenbarung wurde.

Ich fuhr mit ihr in das Seengebiet des Salzkammergut sowie in die entzückende Stadt Hallstatt. Besonders begeistert war sie von der klaren Wasserqualität des Traunsee (man kann bis auf dem Grund sehen!!!) und seiner Zuflüsse aus den Bergen. Dies erinnerte sie an ihrer Jugendzeit in Thailand, wo das Wasser noch so sauber war dass man direkt daraus trinken konnte. Betrübt fügte sie mit einem traurigen Gesichtsausdruck dazu "today Water black. no drink“.

Ich verstand und organisierte ein Wochenende nach Tirol auf eine 2000 m hoch gelegene Berghütte, wo ich einen Freund besuchte. Volltreffer. Begeisterung pur. Es war Mitte September, das Wetter war wechselhaft und so kam es, dass Aranaa in der Früh zum ersten Mal in ihrem Leben einen Nebel sah. Wir wanderten am Nachmittag auf dem Berg herum, sahen Kuh- und Schafherden (die nächsten Begeisterungsausbrüche) und kletterten auf durchaus steilen Hängen herum.

Die Nacht verbrachten wir in der Hütte und am nächsten Tag war ich in Anbetracht der vielen Bewegung am Vortag ziemlich müde. Aranaa war jedoch voll Tatendrang und machte sich alleine auf den Weg in die Bergwelt, während ich in der Hütte blieb. Wie es jedoch in den Bergen leicht passieren kann, verzog sich das Wetter innerhalb weniger Minuten, es begann zu regnen und Nebel und Kälte kam auf.

Mich beschlich ein ziemlich ungutes Gefühl. Sie war ganz alleine unterwegs, völlig bergunerfahren, hatte eine unzulängliche Ausrüstung ohne Regenjacke, konnte sich kaum verständigen und der Empfang des Handys pendelte zwischen ganz schlecht und gar nicht. Als ich sie anrief läutete es zwar, aber sie hob nicht ab. Aranaa wäre nicht die erste Person, die in so einer Umgebung in eine Bergnot gerät. Ich packte also eine zusätzliche Regenjacke und ein warme Sachen ein und machte mich trotz Regen und Müdigkeit auf den Weg um sie zu suchen.

Mir kamen auf dem Weg einige durchnässte Wanderer entgegen, die sichtlich froh waren bald in der Hütte zu sein. Von Aranaa weit und breit nichts zu sehen. Da begann ich mir ernsthaft Sorgen zu machen. Ich ging weiter und weiter und da… hinter einem größeren Felsen sah ich oberhalb eine vertraute Gestalt, die mehr rutschend als gehend herunterkam.

Plumps. Nein, das war nicht nur ein Stein, der mir von Herzen fiel… das war ein ganzer Felssturz.

Aranaa war durchnässt, sie frierte, ihr war kalt und war sie dennoch in allerbester Stimmung. Für sie war das ein richtiges Abenteuer so ganz nach ihrem Geschmack und konnte gar nicht verstehen, warum ich mir Sorgen gemacht hatte. Später in der Hütte versuchte ich es ihr zu erklären… aber sie konnte es immer noch nicht nachvollziehen. Sie ist doch nicht in Gefahr gewesen! Mann, wie soll man bloß einer Thai die Tiroler Berge erklären?

Aranaa wollte - so wie alle Thais - einmal in ihrem Leben Schnee sehen. Das spielte sich jahreszeitbedingt nicht, aber es gab eine Alternative. Das Wochenende darauf zog es uns zum Großglockner und dem darunter liegenden Pasterze-Gletscher, auf dem wir herumspazierten. Das hier im Freien das Eis so einfach herumliegt, war für sie naturgemäß eine Sensation… die nächste Fotosession für die Familie war angesagt.

Dann besuchten wir noch ein Konzert von George Michael und anschließend war sie einem besonderen Familienereignis zugegen, ich wurde zum ersten Male Großvater.

Aber, so schön das alles auch war… der Abschied nahte.


Teil 14 folgt.
 
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        #90  

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Klingt immer mehr nach Happy End, ich wünsche es Dir!
 
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