Mit Wolfsburg und Hoffenheim gute Erfahrungen gemacht? Die bringen doch kaum Fans und noch weniger Stimmung auswärts mit und haben ihre eigenen (kleinen) Stadien nur gegen Bayern und vielleicht noch 2-3 andere Vereine voll. Das ist doch für die gesamte Liga gesehen genau das Gegenteil von Wachstum. Was Sponsoring, Merchandising und Zuschauereinnahmen angeht ist es doch ein Rückschritt.
Bei Hoffenheim und Wolfsburg ist der Ofen aus, wenn eine Firma oder sogar eine Einzelperson den Schalter umlegt. Ob das passiert ist natürlich eine andere Frage. Wenn bei Dortmund evonik oder bei Schalke gazprom aussteigen ist das kein großes Problem, oder wenn Karl Müller entscheidet, das passt ihm nicht mehr, er geht nicht mehr ins Stadion. Wie so etwas laufen kann, sieht man nun ja vermutlich bei Malaga, wo der Investor die Lust verloren hat und die Spieler zwischenzeitlich sogar um ihr Gehalt fürchten mussten. Der Trainer scheint dort nun zu gehen und vermutlich werden nun auch die letzten Leistungsträger wieder ziehen. Dass es auch hier nicht ganz unproblematisch ist, mit so einem starken Mann, hat man ja beim Gustavo Transfer gesehen, für welchen der FC Bayern ganz besonders Herrn Hopp dankte und was wohl der Grund dafür war, dass Rangnick daraufhin hingeschmissen hat.
Fussball ist für mich nicht nur Wirtschaft. Und es spricht ja nichts dagegen, dass neue Traditionen aufgebaut werden und etwas wächst. Nur kann man bei Wolfsburg trotz des Erfolges mit der Meisterschaft nichts nachhaltiges erkennen. Wie der Verein mit Trainern, Spielern und Managern wirtschaftet ist ja auch nur ein großer Witz, was dort an Personal ein- und ausgeht. Bei Hoffenheim ähnlich. Durch die finanziellen Mittel wie mit Steroiden aufgepumpt, kann man sich solche Transfers und vor allem Spielergehälter leisten. Hoffenheim hat zig Millionen Verluste gemacht die letzten Jahre. Im Endeffekt ist das natürlich auch Wettbewerbsverzerrung. Der nächste Retortenverein kommt mit RB Leipzig bald nach oben. Das ist auch noch mal etwas anderes, als wenn in einen Verein mit einer gewissen Basis wie 1860 investiert wird. Denkt man das weiter, hat man irgendwann die halbe erste Liga voll mit solchen Vereinen, die Stimmung in den Stadion ist weg und vom Publikum her ist das Interesse an der zweiten Liga, in welche Vereine wie die Hertha, Lautern, Frankfurt, Köln gedrängt werden, am Ende größer als für die erste. Köln hatte diese Saison zB in Liga 2 einen Schnitt von über 40.000, die Hertha auch.
Wenn dort etwas wachsen soll, dann wäre es vielleicht sinnvoller, das langsam und behutsam wachsen zu lassen. Dann hat man vielleicht am Ende auch einen Verein, der Stimmung, Zuschauer, eine breite wirtschaftliche Basis mit verschiedenen Sponsoren und Einkommensquellen bringt und bessere Schlagzeilen bringt als einmalige Erfolge, Manager- und Trainerwechsel.
Das von der tollen Hoffenheimer Jugendarbeit und dem Jugendzentrum mal was brauchbares als Ergebnis raus kommt, bleibt auch noch abzuwarten. Bisher hat sich glaube ich ja nicht mal in deren eigenen Team jemand dauerhaft durchgesetzt aus der eigenen Jugend.
Und auch Leverkusen, die ihr kleines Stadion immerhin oft annähernd voll haben, wo würden die denn ohne die 25 Millionen pro Saison von Bayer stehen? So viel bekommt sonst nur Bayern von seinem Hauptsponsor. Der dafür immerhin noch den Trikotwerbeplatz bekommt. Da wären doch selbst Vereine wie Schalke (16 Mio) oder Dortmund (12 Mio) froh, von einem Hauptsponsor 25 Mio pro Jahr zu bekommen. Das lässt sich ja weder mit Popularität noch mit sportlichem Erfolg begründen, dass die Retortenvereine solche Summen bekommen. Leverkusen kann man immerhin noch zu Gute halten, dass sie insgesamt recht besonnen und unspektakulär handeln mit ihren Mitteln.
Selbst wenn ich mal von mangelnder Stimmung in Frankfurt spreche, das was dort im Stadion und nach den Spielen in der Stadt los ist, ist Lichtjahre vom dem der Retortenclubs entfernt.
Zumindest sind das nicht die Bilder die ich hier mit Fussball in Deutschland verbinden möchte:
Anhang anzeigen 84895
Quelle:
Watzke contra Werksclubs und Mäzenatentum (Wolfsburgfans in Gladbach)
Ist halt die Frage wo diese ganze Entwicklung hin führt, in Frankfurt bekommen wir jetzt auch schon jede Ecke von einem Sponsor, der auf dem Videowürfel eingeblendet wird, präsentiert. Und in der Halbzeitpause präsentiert der Trikotsponsor irgendein blödes Spiel. Kommerz ist bei diesen Vereinen fraglos auch überall. Aber man findet sich da wenigstens in einem relativ fairen Wettbewerb zu (den meisten) anderen Teams. Aber bei den Retortenclubs fällt das Geld ja einfach so vom Himmel.
Wenn das am Ende halt dazu führt, dass, wie in Hoffenheim erlebt, auch die Stimmung am Ende nur vom Stadionsprecher kommt, der jeden Furz kommentiert, und sonst tote Hose ist, dann geht für mich zu viel von der Fußballkultur, die wir hier haben, verloren. Es ist ja aktuell auch so, dass diese Teams die mangelnde Stimmung nicht mal durch ansehnliche sportliche Leistungen kompensieren würden und man ihnen dadurch vielleicht einen Stellenwert für die Liga einräumen könnte. Ich sehe da so gut wie positives.