Ich wohne hier in der Gegend und habe die Entwicklung von Hoffenheim von Anfang an verfolgen können. Dietmar Hopp war zunächst ein Idealist und hat aus seinem Heimatverein ein Vorzeigeobjekt gemacht. Das war alles mit viel Umsicht und Bedacht behutsam aufgebaut. Er hat sich als Mäzen um den Fußball in der Region verdient gemacht. ... bis zur Regionalliga. Bis dahin war das alles okay und verdient vollsten Respekt.
Aber was dann kam, hat nichts mehr mit Fußball und Vereinskultur zu tun. Normalerweise wachsen Klubs aus sich heraus. Da finden sich die richtigen Leute zusammen, die mit viel Enthusiasmus eine Aufgabe angehen, sich Ziele setzen und Maßnahmen zur Umsetzung ergreifen. Präsident, Manager, Spielleiter, etc. ... die kümmern sich dann um den Aufbau eines Umfeldes und gestalten die Infrastruktur, in der Erfolge möglich sind. Und natürlich besorgen sie auch das dafür nötige Kleingeld.
Diese Prozesse haben aber in Hoffenheim nicht statt gefunden. Bis zur Regionalliga ja, da wurde eine super Arbeit gemacht, dafür wurden Strukturen aufgebaut, die man als gewachsen bezeichnen konnte, aber plötzlich ging Hopp alles nicht mehr schnell genug und die Regeln, die er sich selbst gesetzt hatte, warf er auf einmal komplett über den Haufen. Das war der Sündenfall. Seitdem ist Hoffenheim Retorte, ein Kunstobjekt, gespeist mit Hopps Millionen und die Behauptung dieses DFB-Juristen in dem Video, wenn er sagt, Hoffenheim würde auch ohne Hopps Millionen in der 1. Liga spielen, ist ein Witz. Ohne Hopps Geld würde dort alles zusammen brechen.
Hoffenheim fehlt eine über Jahre gewachsene Tradition. Da nützt es auch nichts, in einer Nacht- und Nebelaktion seinen Namen zu ändern. Man wollte ja plötzlich 1899 genannt werden. Dieser Aktionismus ist einfach nur lächerlich. Die Münchner Löwen sind 1860 und Schalke ist 04, aber dieser Retortenclub TSG Hoffenheim wird in 100 Jahren nicht sein 1899 "leben" können, weil dessen 1. Mannschaft vor 20 Jahren halt noch in der Kreisklasse gekickt hat. Wenn das wenigstens ein gestandener Landesligist oder Verbandsligaverein gewesen wäre, ... wie z.B. Weinheim, die SG Kirchheim in Heidelberg, der VfB Eppingen oder der SV Sandhausen, der das "1916" schon immer in seinem Wappen getragen hat, aber die TSG Hoffenheim war eben im Fußball in der Region ein Niemand, einfach nicht präsent. Da kann ich mich doch nicht 1899 nennen und auf eine über 100jährige Tradition berufen wollen. Wie dilettantisch ist das denn?
Dietmar Hopp braucht sich also nicht zu wundern, wenn er und sein Club angefeindet werden. Das hätte er wissen müssen und sich früher überlegen können. Ich habe großen Respekt für das, was er hier in der Region leistet, z.B. hat er den umliegenen Vereinen vor ein paar Jahren 50 Jugendbusse gespendet (Ihr könnt jetzt sagen, alles nur Show, aber was soll's. Letzten Endes ist der ganze Fußball nur Show). Er fördert den Bau von Förderzentren, Kunstrasenplätzen und Umkleidegebäuden. Okay, das zahlt er alles aus der Portokasse, aber das müsste er nicht tun. Ihm liegt der Sport wirklich am Herzen. Das nehme ich ihm ab. Aber das eine hat halt mit dem anderen nichts zu tun.
Ich ziehe meinen Hut vor dem Sportmäzen Dietmar Hopp, aber kann nur meinen Kopf schütteln, wenn es um sein Projekt "1. Liga Hoffenheim" geht. Seit dem Einstieg Dietmar Hopps hat die TSG 4 Jahre in der Landesliga gespielt, 4 Jahre in der Verbandsliga und 6 Jahre in der Regionalliga. Dort hätte Hopp bleiben sollen. Dann bräuchte er sich jetzt nicht täglich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er die Geister, die er gerufen hat, wieder los wird. Aber nach nur einem Jahr 2. Liga Durchmarsch in die Erste, das war nicht gesund. Die 5 Jahre, die Hoffenheim nun in der 1. Liga spielt, hätten sie besser in der 2. Liga zugebracht und sich dort eine "Kultur" aufgebaut, mit deren Rückenwind es dann auch in Liga 1 hätte gehen können. Mit diesem "Durchboxen" von der RL in die BL hat sich Hopp halt selbst keinen Gefallen getan. Er wird sich deshalb noch bis zum Ende seines Lebens von den gegnerischen Fans den Stinkefinger zeigen lassen müssen.