Ich habe nur selten den Eindruck gehabt, dass deutsche Nationalspieler sich weniger in die Spiele reingehauen haben, als sie konnten. Das Problem ist, dass man das auch von Spielern anderer Nationen sagen kann.
Deutschland ist eine international außerordentlich erfolgreiche Fußballnation. Mit vier WM-Titeln hat sie (nach Brasilien mit fünf und mit Italien mit vier) doppelt so viele Titel aufzuweisen wie Frankreich und vier Mal so viele wie England und Spanien.
Auch bei den Europameisterschaften steht Deutschland (mit Spanien) an der Spitze - drei Titel.
Aus Titeln kann man kein Gewohnheitsrecht ableiten. Aber in Deutschland ziehen sich viele "Fans" nach einigen wenigen Misserfolgen offensichtlich von der Nationalmannschaft zurück wie zu sehr verwöhnte Kinder, die plötzlich nur ein neues Spiel für die PS bekommen und keine neue PS. Angeführt von einigen Experten und Journalisten, die wissen, dass sie mit hemmungslosen Attacken auf Spieler und Trainer die meisten Clickbaits landen können, versuchen sie sich gegenseitig darin zu übertreffen noch radikaler, noch vernichtender noch abfälliger auf die Spieler draufzuhauen.
Ich kann Kai Hawertz gut verstehen, der geäußert hat, dass es unter solchen Umständen nicht sehr viel Spaß macht zu spielen. Dafür hat er prompt wiederum einen neuen shit storm geerntet.
Dabei sollte es jedermann mit einem Grundstock von Einfühlungsvermögen und Verständnis doch klar sein, dass der Support der eigenen Bevölkerung ein maßgeblicher Faktor für den sportlichen Erfolg sein kann. Gerade wenn die Leistungsfähigkeit der Nationen sich einander angleicht, gewinnt dieser Faktor immer mehr an Bedeutung.
Kurz gesagt: wenn die Deutschen ihre Mannschaft nicht unterstützen, haben sie die Titel auch nicht verdient.