Fantasie Die Läuterung des Jack Trash

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Er suchte sein Büro auf, stellte fest, dass die Tür zu Michaelas Büro geschlossen war, was recht selten vorkam. An seinem Telefon sah er, dass Michaela wohl gerade ein Telefonat führte. Er schaltete seinen PC ein und wollte sich gerade setzen, als Michaela die Tür zu ihrem Büro öffnete.

„Jack! In mein Büro! Sofort!“

Michaelas Stimme hatte eine ungewohnte Schärfe, die Jack in der Form noch nie an ihr wahrgenommen hatte. Er schnappte sich das Exposé der an Sandra vermieteten Wohnung inklusive des Mietvertrags und ging zu Michaela.

„Hallo Michaela, es tut mir…“

Weiter kam er nicht. Michaela fiel ihm barsch ins Wort.

„Was war das für ein Flittchen, das du gestern mit in deine Wohnung geschleppt hast?“

Für einen Moment verschlug es Jack in der Tat die Sprache. Gedanklich hatte er sich auf viele Situationen einer Aussprache vorbereitet, aber mit einer solchen Reaktion hatte er absolut nicht gerechnet. Normal hätte er entsprechend abweisend reagiert, hätte es sich gestern um ein privates Event gehandelt. Aber das war es ja nun mal nicht, zumindest nicht gänzlich und ihm war bewusst, dass er auf jeden Fall Rede und Antwort stehen musste. Trotzdem musste er erst einmal den Kloß hinunterschlucken, der urplötzlich in seinem Hals steckte

„Michaela, das war eine Kundin und ich habe voll und ganz aus geschäftlichem Interesse gehandelt.“

In Anbetracht der Umstände zu Sandras Übernachtung, insbesondere des Vergnügens, das sie beide hatten, kam ihm seine Verteidigung recht schwach vor. Nebenbei registrierte Jack, dass Michaela extrem aufgebracht erschien.

„Eine Kundin? Eine Kundin? Seit wann fickst du mit Kundinnen rum um ein Geschäft zu machen? Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank? Und das auch noch in meinem Haus! Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen? Was bildest du dir ein. Du bist in dem Geschäft noch ein Rotzlümmel und erdreistest dich hier Praktiken anzuwenden, die jenseits von Gut und Böse liegen?“

Michaelas Stimme war laut und überschlug sich mehrfach, als sie ihre Tirade gegen Jack abließ. Der war mehr als perplex und verstand überhaupt nicht, was Michaela so dermaßen in Rage versetzte. Er resümierte, dass er sich absolut im Rahmen des Erlaubten bewegt hatte, nichts, was auch nur annähernd hätte verwerflich gewertet werden können. Immer noch nicht verstand er, was Michaela so dermaßen in Rage versetzt hatte, dass sich sogar auf ihrem Hals hektische Flecken bildeten. Er versuchte sich erneut, das Thema auf Sachlichkeit zu fokussieren.

„Michaela, ich habe einen Vertrag unter Dach und Fach, den zu einer Wohnung, die schon seit Monaten leer stand und wohl auch bis zum Semesterende kaum zu vermieten gewesen wäre. Ich habe gegen die Vereinbarung und auf mein Risiko einen kleinen Nachlass auf die Miete eingeräumt, allerdings unter der Bedingung einer zeitlichen Befristung des Mietvertrages. Verglichen mit einem erneuten Leerstand für die nächsten 3-4 Monate ist diese Lösung eine Win-Win-Situation. Zudem habe ich heute Morgen die Randbedingungen mit Lydia, äh, Frau van Dyke abgeklärt und sie war einverstanden.“

Als Jack den Vornamen Lydia aussprach, wurde ihm schlagartig bewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte. Auch die nachträgliche, verbale Korrektur konnte ihn nicht mehr ungeschehen machen.
 
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Er sah, wie Michaela die Zornesröte ins Gesicht schoss und sie wie von der Tarantel gestochen aus ihrem Stuhl hochschoss. Michaela war außer sich und schrie Jack an.

„Lydia! So, so, nicht Frau van Dyke. Mit ihr bist du als auch schon vertraut! Du fickst also nicht nur Kundinnen um einen Vertrag unter Dach und Fach zu bringen, sondern auch noch mit meinen Mandantinnen rum um zu kaschieren, dass du um den Finger gewickelt wurdest! Du bist ein geiler Hurenbock dem es nur darum geht, seinen Schwanz in jede x-beliebige Fotze zu versenken und als Makler glaubst du wohl auch noch, über die nötigen Druckmittel zu verfügen, eine Schlampe ins Bett zu bekommen! Du bist gefeuert! Morgen hast du deine Kündigung auf dem Tisch liegen. Und eine neue Wohnung kannst du dir auch gleich suchen! Und jetzt scher dich zurück in dein Büro! Ich will dich heute nicht mehr sehen!“

Jack war geschockt, perplex, und von Michaelas Ausbruch vollkommen überfahren. Nach wie vor war er der Überzeugung, richtig gehandelt zu haben. Aber an Sachlichkeit war wohl in Bezug auf Michaelas momentanen Gemütszustand absolut nicht zu denken. Jack verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren Michaelas Büro und schloss ebenfalls die Tür zu seinem Büro. Er musste jetzt erst einmal selbst verarbeiten, was da gerade wie ein Tsunami über ihn hereingebrochen war. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich selbst soweit beruhigt hatte, die Situation zu analysieren. Er schreckte kurz auf, als die Eingangstür mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel. Jack stand auf und ging zum Fenster, vermied es aber, die Gardine zur Seite zu schieben. Er sah Michaels zum Auto gehen, offensichtlich immer noch aufgebracht setzte sie sich in den Wagen und fuhr mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen davon.

Jack war mittlerweile zur Ruhe gekommen, versuchte nun, die Situation und Michaelas Verhalten zu analysieren. In Bezug auf ihre gemeinsamen, sexuellen Spielereien der vergangenen Tage, die Art, wie sie sich ihm gegenüber verhielt und welche Rolle sie in diesem Spiel einnahm und ihm zugedachte, befand er, dass Michaela ein sehr einnehmendes Naturell besaß, dass schon heftig in die Richtung Dominanz und Besitz ergreifend ging. Michaela wollte besitzen, wollte Herrschaft ausüben und in Anbetracht des soeben Erlebten schloss Jack, dass ihre Unterstellungen an ihn mit Mandantinnen und Kundinnen zu schlafen, eine Angst in ihr befeuerten, Macht über ihn zu verlieren. Noch einmal ließ er die vergangenen Minuten Revue passieren und unter Einbeziehung seiner eigenen Erlebnisse mit Michaela kam er zu dem Schluss, dass Michaelas Verhalten, ihr unbedingter Wunsch auf Besitzanspruch, bereist pathologische Züge angenommen hatte.

Jack, war sich sehr sicher, dass seine Einschätzung vollkommen korrekt war und unter diesen Umständen kam er zu dem Entschluss, Michaelas Nähe zu meiden. Die Kündigung seines Jobs und auch die Kündigung seiner Wohnung wären in der Folge auch für ihn logische Folge gewesen, von daher nahm er die Kündigungen seitens Michaela als günstige Fügung des Schicksals.

Jack verfügte über die Eigenschaft, sich selbst gut kontrollieren zu können, hatte er einmal einen Entschluss gefasst, würde es nur sehr schwer sein, ihn davon wieder abzubringen. Emotional baute er eine Mauer, die nicht einmal eine in seinen Augen immer noch sehr attraktive und sexuell ansprechende Frau wie Michaela überwinden würde, ein Wall aus arktischem Eis, der jegliche Emotionalität abprallen lassen würde. Jack hatte diese emotionalen Bindungen zu Michaela fast schlagartig gekappt, er fühlte ihr gegenüber weder Dankbarkeit noch Verpflichtung.
 
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Jack überlegte sein weiteres Vorgehen. Gut, er würde keine Schwierigkeiten haben, sich in dieser Stadt eine eigene Existenz als Makler aufzubauen. Der Markt war ihm vertraut, aber er hatte es dann mit Sicherheit mit Michaela zu tun. Eine in ihrer Eitelkeit und ihrem Selbstwertgefühl derart gekränkte und verletzte Frau würde wie ein weidwund geschossenes Tier reagieren. Und nichts war in seinen Augen schlimmer als ein Konkurrenzkampf unter Gleichen seiner Branche. Es gab einige Makler in der Stadt, die sich alle mehr oder weniger gegenseitig kannten, Konkurrenz zwar, aber man hatte die Pfründe mehr oder weniger unter sich aufgeteilt. Würde er sich einen ausgedehnten Zwist mit Michaela bieten, würden sowohl er als auch Michaela die Verlierer sein, profitieren würden davon nur die anderen.

Mit Lydia hätte Jack mit Sicherheit eine Mandantin, vorausgesetzt er würde weiterhin offen ihr gegenüber auftreten. Mit Sandra hatte er zwar eine Kundin, aber womöglich erst in drei Jahren, alles etwas dürftig für den Anfang. Ihm fiel ein, dass er das Exposé mit dem Vertrag in Michaelas Büro hatte liegen lassen. Jack stand auf und öffnete die Tür zu seinem Büro. Michaela war ja weg, die Tür zu ihrem Büro stand offen. Er ging zu ihrem Schreibtisch und griff nach dem Exposé. Dabei stieß er mit der Mappe gegen die Maus und plötzlich wurde der Bildschirm hell. Jack sah, dass Michaela wohl vergessen hatte, den Bildschirm über die Lock-Funktion zu sichern. Jack überlegte nur kurz, warf einen Blick in Michaelas Terminkalender, den sei immer noch konservativ konventionell führte und sah, dass sie wohl heute nicht mehr ins Büro kommen würde.

Jack kannte sich etwas mit Computern aus, wusste auch, dass Michaelas Kenntnisse mehr auf die eines mäßig begabten Nutzers beschränkten. Mit wenigen Mausklicks hatte er den versteckten Ordner mit der Liste der zuletzt genutzten Dokumente geöffnet. Sofort fiel ihm ein Ordner auf, der mit dem Namen DOSSIERS abgelegt war. Er wählte ihn an und mit einem Rechtsklick öffnete er ein neues Explorer-Fenster. Gelistet erschien eine ganze Reihe neuer, alphabetisch sortierter Ordner mit Namen von Mandanten. Einige waren Jack bekannt, Vertragspartner aus der Zeit seiner Tätigkeit, einige Namen waren dabei von Personen des öffentlichen Lebens, die immer wieder mal durch Medienpräsenz in Erscheinung traten, aber die meisten Namen sagten ihm nichts. Neugierig klickte Jack auf einen Order mit einem ihm bekannten Namen. Wieder stieß er auf ein Unterverzeichnis mit insgesamt 4 Ordnern:

Geschäftsdokumente

Persönliches
Secrets

Verwertbares

Er öffnete den ersten Ordner, fand dort aber nur ein paar Excel Sheets und Verträge. Der zweite Ordner enthielt lediglich Informationen zu persönlichen Vorlieben, nichts Ungewöhnliches, denn es diente lediglich dazu, Kunden in ein Ambiente einzubinden, das einen Geschäftsabschluss positiv fördern würde. Interessant war dann für Jack der Ordner Secrets. Zu seiner Überraschung befanden sich in diesem Ordner kompromittierende Fotos sowie Schriftverkehr, der durchaus als Belastung angesehen werden konnte, halt in Abhängigkeit der Umstände, in denen der Betroffene lebte. Zwar waren keine strafrechtlich relevanten Sachen dabei, zumindest soweit Jack das beurteilen konnte, aber definitiv dazu geeignet, den Betroffenen unter Druck zu setzen. Jack öffnete noch den letzten Ordner. Der enthielt lediglich ein paar vorgefertigte Dokumente, die allerdings Kompromittierendes aus dem Ordner Secrets zum Inhalt hatten. Zudem war ein Ordner Abschlüsse gelistet. Jack öffnete ihn und fand lediglich eine Excel-Datei mit dem Namen Income. Er öffnete sie und war erstaunt, als er realisierte, was dieses Sheet beinhaltete, nämlich Zahlungen, die wohl von der betroffenen Person an Michaela geleistet wurden.
 
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Jack musste erst einmal schlucken, als er sich gewiss wurde, was er da soeben gefunden hatte. Michaela betrieb krumme Geschäfte, setzte Mandanten unter Druck und es flossen wohl diverse Geldbeträge, die Michaela wer weiß wohin verschwinden ließ. Jack überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Für ihn kamen solche krummen Geschäfte absolut nicht infrage, im Gegenteil, er verabscheute es. Zwar wurde auf dem Markt mit harten Bandagen gekämpft, aber im Großen und Ganzen ging es recht beschaulich und ehrlich zu, zumindest in dieser Stadt und nach seinem Wissen. Jack hatte schnell einen Plan entwickelt und wenn es gut lief, würde er Michaela in Kürze los sein und er würde ihren Platz einnehmen. Sein Plan hatte definitiv eine umsetzbare Gestalt angenommen.

Jack eilte hinüber in sein Büro, nahm einen seiner USB-Sticks und den zweiten Stick mit Programmen, die er selbst häufig nutzte und gerne auch mal weitergab. Ein guter Freund von ihm der im Bereich IT ein Freak war, hatte ihm zudem noch ein paar Gimmicks auf den Stick gespielt, von denen er glaubte, dass Jack sie durchaus mal brauchen könnte, unter anderem einen Keylogger, der nicht nur sämtliche Tastatureingaben aufzeichnete und an ihn übermittelte, sondern auch noch in der Lage war, Screenshots und Aktivitäten der Cam aufzuzeichnen. Sein Freund hatte ihm genau erklärt, was er bei der Installation zu beachten hatte. Ein weiteres Tool, was wohl als Exploit bezeichnet wurde, würde es ihm gestatten, auf den Computer zuzugreifen, sobald er online war. Beide Tools waren so dermaßen gut im System versteckt, dass selbst ein Profi seine Zeit gebraucht hätte, um sie aufzuspüren. Jack hätte eigentlich nie gedacht, diese Sachen einmal einsetzen zu müssen, aber die Umstände verlangten das nun einmal, zumindest war er sich dessen sicher.

Auf den ersten Stick kopierte er die gesamte Ordnerstruktur, was doch ein paar Minuten Zeit in Anspruch nahm. Dann setzte er den zweiten Stick ein und verschlüsselte die gesamte Ordnerstruktur auf der Festplatte und spielte anschließend noch den Keylogger und das Exploit auf. Gesichert mit einem langen Passwort würde es nun unmöglich für Michaela sein, auf den Ordner zuzugreifen. Anschließend beseitigte er noch alle von ihm hinterlassenen Spuren, überprüfte noch die Einstellungen und nahm beruhigt zur Kenntnis, dass die Bildschirmsperre automatisch nach 30 Minuten greifen würde. Er drückte Windows + L und die Bildschirmsperre wurde augenblicklich aktiv. Da er das Passwort nicht kannte und Michaela mit Sicherheit nicht auf die Idee kommen würde, einfach vergessen zu haben, die Bildschirmsperre zu aktivieren, würde wohl im Falle eines Zugriffs kein Verdacht auf ihn fallen. Wichtig für Jack war, dass er einen starken Trumpf in der Hand hatte, den er ausspielen würde, wenn die Zeit dafür gekommen war.

Jack war zufrieden mit sich und dem Verlauf des Nachmittags. Zwar hatte ihn der Anpfiff von Michaela gewurmt und teilweise verletzt, aber die Folgeereignisse hatten das emotionale Barometer zugunsten für Jack ausschlagen lassen. Brav verbrachte er die restliche Arbeitszeit im Büro, erledigte geflissentlich alle anstehenden Arbeiten und formte im Kopf seine weitere, detaillierte Vorgehensweise aus. Jack machte pünktlich Feierabend, gönnte sich ein opulentes Abendessen in einem Steakhaus und fuhr nach Hause.

Es störte ihn jetzt nicht weiter, dass Michaela ebenfalls schon zurück war. Ihr Wagen parkte auf ihrem Platz, aber Jack hatte emotional mit ihr abgeschlossen. Er duschte ausgiebig, gönnte sich noch einen Bourbon und griff dann zu seinem Telefon.

„Hallo Sandra, ich bins, Jack. Bist du gut zuhause angekommen?“

„Hallo Jack, ja, es war doch noch recht anstrengend, viele Staus und ich habe über eine Stunde länger gebraucht. Und danke, dass du mich nicht vergessen hast.“

„Das ist schon okay, Sandra. Mein Tag war auch noch ereignisreich und für heute bin ich ebenfalls geschafft.“

„Ich hoffe, du hast wegen deines Entgegenkommens in Bezug auf meinen Vertrag keinen Ärger bekommen?“

Jack überlegte kurz, beschloss dann aber, Sandra zumindest einen kleinen Teil zu verraten.

„Doch, Ärger habe ich bekommen. Aber mach dir bitte keine Sorgen. Es waren meine Entscheidungen und ich stehe dazu. Die vertragliche Seite bleibt unberührt und du wirst wie geplant am Monatsende einziehen können. Allerdings werden sich die Dinge bis dahin ein wenig geändert haben.“

„Jack, du machst mir etwas Angst. Unser Deal steht doch noch, hoffe ich?“

„Keine Angst, Sandra, zwischen uns ist alles in bester Ordnung, die Wohnung ist dein und ich werde bis zu deinem Eintreffen hier alle Unwägbarkeiten in Bezug auf meine Person aus dem Weg geräumt haben. Wenn du kommst, rufe mich einfach an. Ich denke, du wirst Hilfe beim Umzug gebrauchen können und im Anschluss lade ich dich zum Abendessen ein und werde dir alles erzählen, was vorgefallen ist.“

„Okay, Jack, da fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen.“

„Ich freue mich auch!“


Jack beendete das Telefonat und blickte hinüber zum TV, nahm aber eigentlich nicht wahr, was da lief sondern hing seinen Gedanken nach.
 
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Sein Handy klingelte. Jack nahm es auf, allerdings war die Nummer unterdrückt. Eigentlich nahm Jack Telefonate mit unterdrückter Rufnummer nicht an, aber einem inneren Impuls folgend wich er diesmal von seinem üblichen Verhalten ab.

„Guten Tag, wer ist da bitte?“

Bei Anrufen dieser Art nannte Jack niemals seinen Namen.

„Dschäk! Komm runter! Sofort!“

Es war Michaela und sie schien betrunken. Alles das, was Jack zuvor an Respekt, an Sympathie ihr gegenüber empfunden hatte, war nach der Ansprache heute verschwunden. Und Jack verspürte nicht die geringste Lust, heute noch einmal auf Michaela zu treffen, schon gar nicht in einem Zustand wie dem einer offensichtlich Betrunkenen.

„Nein, Michaela. Ich komme nicht runter! Ich komme nie mehr runter zu dir!“

Ohne ihre Reaktion abzuwarten legte er auf. Er überlegte kurz, ihre Nummer, die er abgespeichert hatte zu blockieren, entschied sich dann aber dagegen, weil er die geschäftliche Nutzung damit auch unterbunden hätte. Er stellte sein Handy lediglich stumm, schloss es zum Laden an und ging hinüber ins Schlafzimmer. Er benötigte noch einige Zeit, um auch innerlich etwas Ruhe zu finden und schlief dann ein.

Jack wachte am nächsten Morgen pünktlich auf. Nach wie vor funktionierte seine innere Uhr und somit kam er der verhassten Weckfunktion seines Handys zuvor. Allerdings fühlte er sich nicht so fit wie sonst immer. Die Ereignisse des Vortages hatten sich in seinem Kopf manifestiert und wohl auch in seinen Träumen niedergeschlagen. In groben Umrissen hatte er bereits einen Plan skizziert, der ihm vielversprechend erschien. Er sicherte die Daten, die er sich von Michaelas PC besorgt hatte auf seinem Laptop und zusätzlich noch in seinem Cloud-Speicher, womit er eine dreifache Redundanz hatte.

Bei einer morgendlichen Tasse Kaffee nahm er eine erneute Sichtung der Datensätze vor. Ein Ordner mit dem Namen Myself weckte seine Aufmerksamkeit. Er öffnete ihn und fand offenbarende Details zu Michaelas privaten Bereich, keine kompromittierenden Fotos, allerdings neben einigen interessanten Dokumenten auch einen eigenen Mietvertrag. Der betraf Michaelas Wohnung inklusive des an ihm selbst vermieteten Apartments und auch ihres Stadtbüros. Er staunte nicht schlecht über die lächerlich geringe Miete die noch unter der lag, die er selbst an Michaela zahlte. Als Jack den Namen des Hauseigentümers las, stutzte er, denn er erinnerte sich daran, diesen Namen in der Liste gelesen zu haben. Schnell wechselte er die Ordner und wurde fündig.


Neben einigen kompromittierenden Fotos fand Jack einen Schriftwechsel mit eindeutigen Androhungen und in dem sich der Eigentümer unter dem Vorbehalt Michaelas Verschwiegenheit bereiterklärte, ihr die Wohnung zu diesen übermäßig günstigen Konditionen zu überlassen.

Der in Jacks Kopf vage umrissene Plan nahm vor diesem Hintergrund eine konkrete Form an und Jack würde es heute noch in Angriff nehmen, seinen Plan umzusetzen.
 
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Als Jack seine Wohnung verließ um ins Büro zu fahren, fand er zwei Briefumschläge auf der Fußmatte. Er hatte schon eine Ahnung, was die Umschläge beinhalten würden und seine Ahnung bestätigte sich, als er die enthaltenen Briefe kurz überflog. Der erste beinhaltete die Kündigung seiner Anstellung bei Michaela, der zweite die Kündigung seiner Wohnung. Er überflog sie kurz und befand sie inhaltlich formal korrekt, maß dem allerdings in Anbetracht seines Plans keine Bedeutung bei. Er war sich absolut sicher, erfolgreich zu sein und erachtete die Briefe lediglich als Futter für die Ablage P wie Papierkorb.

Michaelas Wagen war schon weg, aber auch das war im relativ schnuppe. Er erreichte das Büro, vermisste allerdings Michaelas Wagen. Er hatte ihren Terminkalender nicht im Kopf, aber letztendlich war es ihm auch egal, ob sie nun anwesend war oder nicht. Innerlich hatte er mit ihr abgeschlossen und alle emotionalen Bindungen gekappt.

Im Büro stellte er fest, dass die Tür zu Michaelas Raum geschlossen war. Eigentlich war er sich sicher, dass Michaela nicht im Haus war, trotzdem klopfte er an und als er keine Antwort bekam drückte er die Klinke, musste aber feststellen, dass die Tür verschlossen war. Nun gut, wenn sie meinte so agieren zu müssen, dann sollte sie es tun. Er hatte alles, was er zur Umsetzung seines Plans benötigte, fragte sich lediglich, ob Michaela eventuell etwas gemerkt hatte, kam aber zu dem Schluss, dass dem nicht so war.

Jack hatte seinen eigenen Laptop mitgebracht, um seine Pläne umzusetzen. Er fuhr in hoch, verband ihn mit dem Internet und rief anhand der Daten, die er gefunden hatte, Informationen ab. Der Vermieter von Michaela war ein gewisser Rüdiger Lorenz, offensichtlich eine namhafte Person, der eine ganze Reihe namhafter Objekte in der Stadt gehörte. Er verschaffte sich einen Überblick über diesen Herrn und sammelte ein paar wesentliche Informationen. Er recherchierte sorgfältig und hatte nach kurzer Zeit ein recht umfangreiches, eigenes Dossier zusammengestellt, das er dann mit dem von Michaela abglich. Die sich ergebenen Differenzen waren letztendlich Fakten, mit denen Michaela ihn wohl zusätzlich unter Druck setzen konnte, zudem ein paar Namen, die in den offiziellen Präsentationen nicht auftauchten. Jack glaubte nun genug Input zu haben, um es zu einem Treffen mit Lorenz zu bringen. Entschlossen wählte er die Nummer zur Firma von Lorenz & Partner, wünschte sich eindringlich, bis zu ihm vorzudringen. Das Telefon stellte er auf Mithören lehnte sich zurück und wartete darauf, dass am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde. Es klingelte gerade zweimal.

„Lorenz & Partner, guten Tag. Was kann ich für sie tun?“

Die Dame am anderen Ende klang professionell, es war eine einstudierte Ansage.

„Guten Tag, Immobilien Dreyer. Mein Name ist Jack und ich rufe im Auftrag von Michaela Dreyer an. Bitte stellen Sie mich zu ihrem Chef durch, es ist dringend und es handelt sich um eine sehr persönliche Sache, die unbedingt mit Herrn Lorenz abgeklärt werden muss!“

„Ich muss Sie leider enttäuschen, aber Herr Lorenz ist heute sehr beschäftigt und wird wohl keine Zeit haben!“

Innerlich fluchte Jack. Gute Sekretärinnen waren daraufhin geschult, in ihren Augen unwichtige Gesprächswünsche abzuwehren. Das übliche Prozedere wäre eine Fußnote, die dann irgendwann auf dem Tisch vom Chef landen würde, ohne große Chance, überhaupt Beachtung zu finden oder gar bemerkt zu werden. Dann gab es allerdings noch die besseren Sekretärinnen, die intuitiv spürten, wenn es um etwas Wichtiges ging. Seine Gesprächspartnerin gehörte definitiv nicht in die Kategorie, die zu den besseren gehörte. Jack war sich klar, dass er mit höherem Einsatz spielen musste.

„Okay, gute Frau, prüfen Sie bitte umgehend nach, mit welcher Priorität E-Mails von unserer Firma von ihrem Chef abgearbeitet werden, vor allem aber, wie seine Response Time ist. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel, dass so ziemlich jeder dieser Eingänge mit einem roten Ausrufezeichen versehen ist und zudem recht prompt reagiert wurde.“

Jack bekam keine direkte Antwort, hörte aber wohl das schwache Geräusch von Tastaturanschlägen. Jack hatte ins Blaue geschossen, aber so wie er Michaela einschätzte, wurde sie solche Mails mit der entsprechenden Prioritätsstufe versenden. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich die Sekretärin wieder meldete.

„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Sie habe Recht. Wäre es Ihnen möglich, in 40 Minuten hier zu sein?“

„Ja, das geht in Ordnung. Ich werde pünktlich bei Ihnen sein. Seien Sie bitte so nett und setzen 30 Minuten an, das müsste reichen!“

„Das geht in Ordnung. Sie werden dann erwartet.“

Jack war zufrieden, der erste Schritt seines Plans war getan.
 
        #138  

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Jack nahm seine Sachen, Laptop und den USB-Stick und machte sich auf den Weg zu Lorenz & Partner. Er erreichte die Adresse pünktlich, sein Timing war nahezu perfekt. Jack wusste in etwa, was ihn an der Adresse erwarten würde, war aber doch erstaunt, als er die Räumlichkeiten betrat. Ihm fiel sofort der extravagante Stil auf. Hier war ein Innenarchitekt am Werk, der es wohl bis auf den Punkt verstanden hatte das umzusetzen, was unter Corporate Identity zu verstehen war. Am Empfang saß eine Dame, die sich vom Stil, Kleidung und Aussehen nahtlos in das Gesamtbild einfügte.

„Guten Tag, mein Name ist Jack von Immobilien Dreyer. Ich nehme einmal an, dass wir heute telefoniert haben.“

„Guten Tag Jack! Sie werden bereits erwartet. Folgen Sie mir bitte.“

Die Empfangsdame erhob sich und geleitete Jack zum Büro von Herrn Lorenz, öffnete die Tür und bedeutete ihm, einzutreten. Jack betrat ein ebenso stilvoll eingerichtetes Büro, das weniger den Anschein eines Büros hatte, denn mehr als eine exklusiv eingerichtete Lounge mit Bar, Sitzecke und einem exklusiven Schreibtisch vor dem Panoramafenster.

Herr Lorenz erhob sich von seinem Sessel, kam Jack entgegen und reichte ihm die Hand. Jack nahm instinktiv dieses gewisse Maß an Spannung in Bezug auf eine indifferente Erwartungshaltung wahr. Jack ergriff die ihm dargebotene Hand.

„Guten Tag Herr Lorenz, mein Name ist Jack. Vorab möchte ich Ihnen mitteilen, dass Sie Ihre problematische Situation in Bezug auf Frau Dreyer als gelöst betrachten dürfen!“

Jack hatte sich zu diesem Schritt in dieser Form entschlossen, eine taktische Maßnahme, die Spannung und Unsicherheit ad hoc beseitigen würden und mit Sicherheit eine ungeteilte Aufmerksamkeit bedingten.

„Gut Jack, setzen wir uns nach drüben und klären Sie mich auf. Wissen Sie, ich bin ein gebranntes Kind, habe gelernt, mich entsprechend abzusichern. Da sie ja anscheinend mit offenen Karten spielen wollen, werden Sie mit Sicherheit nichts dagegen haben, dass ich unser Zusammentreffen mitschneide.“

Damit hatte Jack jetzt nicht gerechnet. Aber im Prinzip unterstützte er diese Vorsichtsmaßnahme, die er in Anbetracht der Gesamtumstände auch für gerechtfertigt hielt.

„Ich bin damit einverstanden und ich habe Verständnis für diese Maßnahme. Ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie mich im Vorfeld informiert haben.“

Jack hatte gegenüber von Herrn Lorenz Platz genommen.

„Nun, Jack, was haben Sie mir mitzuteilen? Lassen Sie bitte die Katze aus dem Sack!“

„Gut Herr Lorenz, ich werde mich kurz fassen und Ihnen das Wesentliche präsentieren. Ich arbeite seit ein paar Jahren für Michaela und sie hat mich gestern in einer vollkommen irrationalen Art und Weise herabgewürdigt und ich habe eine Kündigung bekommen, sowohl für meine Anstellung als auch für Ihre Wohnung!“

Jack hatte bewusst diese Anspielung auf die Besitzverhältnisse in seine Aussage eingefügt und nahm die prompte Reaktion seines Gegenübers auf diese Aussage zur Kenntnis.

„Ich habe zufällig, und wenn ich zufällig sage, dann meine ich es auch so, Zugang zu Frau Dreyers Computer bekommen. Ich konnte meine Neugier, auch in Anbetracht der Art, wie sie mit mir umgesprungen ist, einfach nicht zügeln. Ich bin dabei auf Informationen gestoßen, die auch Sie betreffen. Diese Informationen bestanden aus kompromittierenden Fotos und weiteren Inhalten, ich drücke mich einmal zurückhaltend aus, die Sie wohl dazu genötigt haben, Frau Dreyer gewisse Zugeständnisse zu Ihrem Nachteil zu gewähren, beispielsweise eine lächerlich geringe Miete für ihre Wohnung. Bitte, seien Sie unbesorgt, ich bin ein durch und durch ehrlicher Mensch und mir ist nicht daran gelegen, auch nur irgendetwas davon gegen Sie zu verwenden, ich möchte Sie lediglich von dieser Last befreien!“

Herr Lorenz hatte Jack aufmerksam zugehört.

„Jack, das hört sich sehr interessant an. Aber bitte bedenken Sie, dass ich ein erfolgreicher Geschäftsmann bin und ich weiß, dass solche Aktionen wie die von Ihnen einen Preis haben. Fahren Sie aber erst einmal fort! Was gedenken Sie zu tun?“

„Lassen Sie es mich erst einmal so formulieren, ich habe Frau Dreyer sämtlichen Wind aus den Segeln genommen. Sie sind ja nicht der Einzige, der von ihren Machenschaften betroffen ist. Ich habe ihr den Zugriff entzogen, die gesamten Ordnerstruktur auf ihrem PC verschlüsselt, sodass sie es unmöglich schaffen wird, auch jemals nur wieder auch nur ein Bit zu Gesicht zu bekommen. Ich habe mir außerdem ein Hintertürchen geschaffen, über das ich jederzeit Zugriff auf ihren PC habe. Zudem habe ich zuvor alles kopiert, einmal auf meinem USB-Stick, zudem noch auf meinem Laptop und als drittes Backup in meiner persönlichen Cloud. Ich werde Ihnen alle Daten, die Sie betreffen, hier und jetzt zugänglich machen.“

„Das ist in der Tat ein überraschendes Angebot. Aber wie schon gesagt, ich bin Geschäftsmann und Sie werden Ihren Preis verlangen. Wie viel verlangen Sie?“

Jack hatte mit dieser oder einer ähnlichen Reaktion gerechnet, war gut darauf vorbereitet.
 
        #139  

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„Herr Lorenz, ich hatte Ihnen zuvor gesagt, dass ich absolut straight bin. Selbstverständlich habe ich Wünsche, möchte diese aber nicht als Gegenleistung für das, was ich Ihnen hier anbiete erfüllt haben. Um es klarzustellen, ich gebe Ihnen das Zugesagte unabhängig davon, ob sie auf meine Wünsche eingehen oder nicht!“

Jack beobachtete Herrn Lorenz sehr genau und das erste mal fiel ihm eine emotionale Reaktion an ihm auf.

„Jack, ich muss sagen, Sie erstaunen mich. Was machen Sie, wenn ich mich weigere, auf Ihre Wünsche einzugehen und Ihnen nicht glaube, dass Sie sich für diesen Fall nicht abgesichert haben?“

„Ich habe Ihnen ein Angebot unterbreitet und ich werde dazu stehen. Sollten Sie mich danach einfach vor die Tür setzen, muss und werde ich damit leben, das ist mein Risiko. Allerdings sagt mir mein Gefühl, dass ich auf Sie zählen kann.“

Jack entging nicht das leichte Zucken um die Mundwinkel seines Gesprächspartners.

„Lassen Sie uns mein Versprechen umsetzen!“

Jack öffnete seinen Laptop, steckte den USB-Stick ein und schaltete ihn an. Er wechselte in die Verzeichnisstruktur und präsentierte seinem Gegenüber den Ordner mit seinem Dossier und bat ihn, sich einen Überblick zu verschaffen. Es dauerte ein paar Minuten, die Herr Lorenz benötigte, um alles zu sichten.

„Jack, Sie wissen, dass diese Informationen mir erheblichen Schaden zufügen können, geschäftlich als auch privat. Mir ist auch bekannt, dass gelöschte Daten mit den entsprechenden Tools wieder hergestellt werden können!“

„Das ist mir ebenfalls bekannt. Auf dem USB-Stick habe ich ein Tool, dass Daten so löscht, dass eine Wiederherstellung ausgeschlossen ist. Sie können es sowohl für den Laptop, den USB-Stick, als auch für die Cloud nutzen. Ich habe einen Batch vorbereitet, der das übernimmt. Klicken Sie auf Lorenz.bat und die Prozedur löscht automatisch alle Sie betreffenden Daten!“

Sein gegenüber folgte seinen Anweisungen und es dauerte noch ein paar Minuten, bis alle Daten restlos und unwiderruflich im digitalen Nirwana verschwunden waren.

„Jack, ich habe Ihnen zu danken! Aber wir sind noch nicht fertig, habe ich Recht?“

„Korrekt, noch gibt es einen Datensatz auf Frau Dreyers PC, aber den werden wir jetzt auch noch verschwinden lassen!“

Jack stellte mit seinem Tool die Verbindung zu Michaelas PC her, loggte sich ein und über das Passwort verschaffte er sich Zugang zu dem von ihm verschlüsselten Ordner. Es war egal, ob Michaela am PC arbeitete, sie würde davon nichts mitbekommen. Kurz darauf waren die Daten auf Michaelas PC ebenfalls gelöscht.
 
        #140  

Member

Ich lese hir von Anfang an mit, und muss gestehen das ich deine schreiberische Begabung auch gerne hätte.
Villeicht wärn dann meine eigenen Berichte besser geworden.
Na ja vielleicht kann ich mich beim Lesen deiner Berichte und Storys noch ein wenig bilden.
Danke
Hotte
 
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