Jack betrat das Büro, die Tür zu Michaelas Zimmer war geschlossen. Jack hatte es nicht anders erwartet. Er war sich absolut nicht sicher, wie Michaela nach diesen Vorfällen auf ihn reagieren würde. Er hatte es mittlerweile verinnerlicht, dass Michaela in dieser Beziehung absolut irrational handelte. Die Art und Weise, wie sie auch zuvor während ihrer gemeinsamer Events ihm gegenüber aufgetreten war, erschien ihm nun in einem komplett anderem Licht. Michaela schien ihn wohl als persönlichen Besitz zu betrachten, spielte eine absolut dominante Rolle aus. Zwar hatte es ihm viel Spaß gemacht, diese Rolle entsprechend ihrer Vorstellung einzunehmen, aber letztendlich war es auch für ihn nur ein Spiel, dass mit dem Höhepunkt für ihn beendet war. Michaela hingegen schien es auch darüber hinaus auf ihn übertragen zu haben, und das war etwas, was Jack auf den Tod nicht ausstehen konnte und er hatte dieses Spiel nach der Erkenntnis beendet.
In Gedanken spielte er die Möglichkeiten durch, die Michaela blieben, um ihn zu triezen. Eine davon war, dass sie ihn infolge der ausgesprochenen Kündigung freistellen würde, er somit keinen Zugang mehr zu seinem Büro hätte und auch dem Netzwerk. Über das Exploit hatte er zwar Zugriff auf Michaelas PC, aber er war sich etwas unsicher, auch auf andere Daten zugreifen zu können.
Jack fuhr seinen Laptop hoch und band ihn ins Netzwerk ein. Er hatte sich entschlossen, alle Exposés sowie alle das Geschäft betreffenden Datensätze auf seinem Laptop zu spiegeln. Es würde doch einige Zeit dauern, bis dieser Vorgang abgeschlossen war. Jack hielt das Telefon im Auge, stellte aber zu seiner Beruhigung fest, dass Michaela nach wie vor telefonierte. Er war aber dann doch froh, als die Spiegelung abgeschlossen war.
Kurz darauf erlosch auch das Licht am Telefon, Michaela hatte ihr Telefonat wohl beendet. Jack rechnete damit, dass Michaela jeden Moment bei ihm auftauchen würde, aber sie verhielt sich ruhig und schien wohl keinerlei Verlangen zu verspüren, ihn zu behelligen. Allerdings war er neugierig geworden, was sie gerade wohl tun würde. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, das Exploit auszuprobieren, um auf ihre Webcam zuzugreifen, die Michaela an ihren Bildschirm geklemmt hatte.
Jack musste ein paar Sekunden warten, bis die Verbindung hergestellt war und er von seinem Platz aus Michaela praktisch direkt in die Augen schaute. Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, dass er zuerst nicht so richtig zu deuten wusste. War es die Heimlichkeit seines Tuns, Michaela ohne deren Wissen zu beobachten, der Reiz, eigentlich Verbotenes zu tun? Er konnte es noch nicht genau einordnen, verspürte aber doch eine gewisse Erregung in seinen Lenden. Insgeheim beschloss er, es einmal intensiver auszukosten und irgendwo in seinem tiefste Inneren erwachte wohl gerade der Wunsch, Michaela dabei zuzusehen, wenn sie sich intimeren Dingen hingab. Er hatte einmal gelesen, dass Frauen nach besonderen Stresssituationen oftmals den Weg sexueller Entspannung gingen, hatte diese Erfahrung aber selbst noch an keiner Frau beobachtet, hoffte aber inständigst, dies in Kürze bestätigt zu sehen, denn das Michaela sehr bald Stress bekommen, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Michaela saß zurückgelehnt in ihrem Bürostuhl. Sie trug lediglich einen Minirock und eine weiße Bluse. Ihre Beine hatte sie übereinandergeschlagen, ihre Bluse war ein paar Knöpfe weit geöffnet und es war offensichtlich, dass sie keinen BH trug, denn ihre Brustwarzen drücken sich deutlich durch den dünnen Stoff und zeichneten sich ebenso deutlich ab. Gegen seine aufkeimende Erektion war Jack für den Moment machtlos, aber das war ihm gerade egal.
Jack zuckte zusammen, als plötzlich das Telefon klingelte. Es dauerte eine Schrecksekunde bis er realisierte, dass es sich nicht um sein Telefon sondern das von Michaela handelte. Er hatte für einen Moment vergessen, dass neben dem Bild auch der Ton übertragen wurde. Er sah dass Michaela sich nach vorne beugte um nach dem Hörer zu greifen, gestattete ihm so einen kurzen Einblick, was ihm ein wohliges Kribbeln bescherte. Michaela hatte das Telefon wohl auf Mithören gestellt.
„Guten Tag, Immobilien Dreyer, Sie sprechen mit Michaela Dreyer. Was kann ich für Sie tun?
„Guten Tag Frau Dreyer. Mein Name ist Seibold. Ich bin Anwalt bei Lorenz & Partner!“
Jack bekam mit, dass Michaela bei der Erwähnung von Lorenz & Partner leicht zusammenzuckte. Instinktiv schloss sie ihre Bluse, schutzsuchend, so als würde sie sich eine Angriff ausgesetzt sehen. Nu, Jack wusste ja, dass dem so war, nur hatte er nicht damit gerechnet, dass so prompt reagiert wurde.
„Was wünschen Sie? Ich denke, dass ich mit Herrn Lorenz klar bin! Also, weshalb rufen Sie mich an?“
Der Anwalt schien von Michaelas unwirscher Reaktion unbeeindruckt.
„Frau Dreyer, ich werden morgen Früh um halb Elf in Ihrem Büro sein. Es gibt ein paar wichtige Entscheidungen mit Ihnen zu besprechen und ich rate Ihnen ernsthaft, morgen um halb Elf verfügbar zu sein. Sollten Sie diesen Termin missachten, wird das ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Also, wir sehen uns morgen um die vereinbarte Zeit!“
Jack bekam noch mit, wie das Gespräch vom Anrufer beendet wurde. Er hatte Michaela überhaupt keine Zeit mehr gelassen, ihrerseits zu reagieren und um der ultimativen Vorgabe zu widersprechen. Jack sah Michaela deutlich an, wie perplex sie war. So massiv, wie der Anwalt aufgetreten ist, würde Michaela auch vor dem Hintergrund der Vorgeschichte keine andere Möglichkeit haben, als diesen Termin wahrzunehmen.