Fantasie Die Läuterung des Jack Trash

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        #191  

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Jack brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu sortieren. Die fremde Umgebung, die besondere Atmosphäre auf diesem Flughafen, das Bewusstsein sich in einem fremden Land mit einer fremden Kultur und Sprache zu befinden, tausende Kilometer weg von zuhause, das alles raubte ihm etwas von seiner gewohnten Sicherheit, mit der er sonst immer aufzutreten pflegte.

„Lass es gut sein Jack. Wir sollten uns aufmachen, um in die Stadt zu kommen. Wo ist dein Hotel?“

Anstatt zu antworten nestelte Jack in seinen Unterlagen und zog ein gefaltetes Stück Papier heraus und reichte es Chalitah.

„Das Hotel heißt Mermaid und soll günstig im Stadtzentrum liegen.“

Chalitah nahm das Schriftstück mit der Reservierung an sich, las es kurz durch und nickte zustimmend. Trotzdem umspielten ihre Lippen ein Schmunzeln, was auch Jack nicht entging.

„Warum lachst du? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“

„Doch, es ist alles okay. Ich musste nur über deine Bemerkung ‚Stadtzentrum‘ schmunzeln. Bangkok ist formal keine Stadt, sondern eine Provinz, die aber in ihrer Gesamtsichtweise einer Stadt gleicht, fast doppelt so groß wie Berlin. Und da von einem Zentrum zu sprechen wirft fast automatisch die Frage auf, welches Zentrum denn gemeint ist. Aber gut, du hast wohl intuitiv eine gute Wahl getroffen. Dein Hotel liegt wohl in der touristisch attraktivsten Region der Stadt, der Sukhumvit Road. Wir fahren jetzt erst einmal mit dem Airport Rail Link inbound, steigen dann einmal um und zu Fuß ist es dann nicht mehr weit zum Hotel.“

„Warum willst du mit dem Zug fahren? Lass uns ein Taxi nehmen!“

„Nein Jack, ich möchte heute noch im Hotel ankommen. Du scheinst keine Vorstellung davon zu haben, wie groß Bangkok ist und was es bedeutet, sich durch den Verkehr zu kämpfen. Vertraue mir einfach.“

Jack nickte nur. Gut, er hatte in der Tat keinerlei Vorstellung davon, wie es um den Verkehr in Bangkok bestellt war und kam zu dem Schluss, dass Chalitah als Ortskundige da wohl ganz klar die Trumpfkarten in der Hand hatte.

„Chalitah, ich habe kein thailändisches Geld. Lass mich eben etwas wechseln!“

„Vergiss es. Ich habe genug Geld dabei um uns in die Stadt zu bringen. Die Wechselkurse hier am Airport sind die schlechtesten, die du in ganz Thailand bekommst. Geld wechseln kannst du später in der Stadt! Lass uns los!“

Chalitah setzte sich in Bewegung und Jack nahm seinen Trolly und folgte ihr. Sie ging schnurstracks zu den Schaltern, schob eine Banknote durch den Spalt und erhielt neben dem Wechselgeld zwei schwarze Plastikmünzen, drückte Jack eine davon in die Hand. An der Sperre legte sie ihre Münze auf eine Fläche, die Sperre öffnete sich und Chalitah passierte sie. Jack tat es ihr gleich und folgte ihr zu dem Bahnsteig.

Jack hatte nicht damit gerechnet, ein solch effektives System vorzufinden. Irgendwo in seinem Hinterkopf hatte sich ein vollkommen anderes Bild in Bezug auf Thailand manifestiert, aber ihm wurde schlagartig klar, dass er dieses altbackene Bild schnell revidieren musste.

Sie mussten nicht lange auf den Zug warten, die Taktung war kurz und wenig später waren sie auf dem Weg in die Stadt.

„Das System mit dem Airport Rail Link wirst du auch bei anderen Verkehrsmitteln wie dem BTS oder der MRT vorfinden. Ich halte es für recht effektiv und fortschrittlicher als die Systeme im ÖPNV in Deutschland. Wir fahren jetzt bis zu Station Makkasan, steigen dort in die U-Bahn um und haben nur noch eine Station zur Sukhumvit. Von dort ist es nicht mehr weit zum Hotel.“

Jack verstand erst einmal nur Bahnhof.

„Was sind BTS und MRT?“

„Oh, sorry, BTS ist der Elevated Skytrain, wobei BTS für Bangkom Mass Transit System steht. Es ist quasi eine Hochbahn. Die populärsten Linien verkehren entlang der Sukhumvit Road bis zum Chatuchak Weekend Market und der Silom Line vorbei an Bangkoks berühmter Patpong bis über den Fluß. MRT ist die U-Bahn in Bangkok, wobei MRT für Mass Rapid Transit steht. Beide Linien haben mehrere Schnittpunkte miteinander und ebenfalls Anschlüsse zum Airport Rail Link. Beide Projekte wurden in Zusammenarbeit mit ausländischen Firmen innerhalb kurzer Bauzeiten durchgeführt. Siemens als deutsche Firma ist erheblich beteiligt gewesen.“

Chalitah hatte Jack während ihrer kurzen Erklärung aufmerksam beobachtet und ihn angesehen. Es entging ihr nicht, dass Jack mehrfach erstaunt die seine Augenbrauen nach oben zog.

„Stimmt was nicht, Jack?“

„Nein, nein, ich war nur erstaunt, dass du Details über Sachen weiß, die adäquat in Deutschland niemand beantworten könnte, fragte man ihn danach.“

Chalitah lachte hell auf.

„Danke für das Kompliment, aber solche Kleinigkeiten zu wissen, habe ich mir angeeignet. Es wirkt sich positiv auf meinen Beruf aus.“

Jack wurde sich bei dieser Bemerkung von Chalitah bewusst, dass er eigentlich gar nichts von ihr wusste. Er hatte es schlichtweg versäumt, Carola danach zu fragen.

„Ich gehe mal davon aus, dass du weißt, welchen Beruf ich in Deutschland ausübe. Ich nehme mal an, Carola hat, sowie wie ich sie kenne, einiges über mich erzählt. Von dir weiß ich eigentlich nur, dass du eine gute Freundin von Lin bist. Dass du gut aussiehst, hat sich ja mittlerweile bestätigt.“

Jack hatte den Eindruck, dass Chalitah ob dieses unerwarteten Komplimentes leicht errötete, obwohl das bei diesem samtbraunen Hautton nur unmerklich auffiel.

„Danke Jack! Ja, Lin hat mit mir Klartext gesprochen. Habe bitte Verständnis dafür, dass ich nicht weiter auf Details eingehen werde. Ich habe es ihr versprechen müssen, also bringe mich bitte nicht in die unangenehme Situation, es dir erzählen zu müssen. Das brächte mich in eine sehr unangenehme Lage.“

„Ich werde das berücksichtigen. Allerdings verstehe ich das mit der unangenehmen Lage nicht ganz?“

„Jack, das ist für uns Thais eine Situation, in der wir uns sehr unwohl fühlen. Ich müsste notgedrungen lügen um mein Gesicht zu wahren. Ich werde dir später noch mehr darüber erzählen. Lass es mit diesem Thema für heute bitte genug sein.“

Der Zug bremst wieder. Jack hatte während des Gespräches nicht auf die einzelnen Stationen geachtet. Chalitah erhob sich.

„Wir sind jetzt in der Station Makkasan und müssen jetzt umsteigen und werden die MRT für eine Station nutzen!“

Jack nahm die Eindrücke dieser Station auf. Sie war weitläufig, in seinen Augen riesig und von den Flächen her großzügig ausgelegt, erheblich anders als die auf minimale und zweckgebundene Raumausnutzung in Deutschland. Über den Skyway wechselten sie auf die Straßenseite, nutzten die Rolltreppen und betraten die MRT-Station. Jack wunderte sich, dass sie eine Sicherheitsschleuse passieren mussten, insbesondere aber über die Tatsache, dass das Gerät schon fast in einem Dauerton piepste, aber der Kontrolleur wohl nur vereinzelt und deinem Zufallsprinzip in ein paar Handtaschen schaute.

„Chantal, was soll das mit diesen Sicherheitsschleusen? Welchen Sinn machen die, wenn der Typ so gut wie niemanden kontrolliert?“

„Gute Frage, ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht, aber habe mir da auch noch nie Gedanken drüber gemacht. Ich habe es wohl als Status Quo angenommen, es ist einfach so. Noch extremer ist es im Terminal 21, einem Einkaufszentrum an der nächsten Station. Das teil hört gar nicht mehr auf zu piepsen und der Uniformierte steht nur da und macht Männchen, wenn die Leute da durchspazieren.“

Jack war verwundert über die sprachlichen Spitzfindigkeiten von Chalitah.

„Sag mal, wie kommst du zu solchen Redewendungen und du benutzt Worte, die man wohl in diesem Kontext nicht in einer Schule lernt?“

„Ich habe Jahre meines jungen Lebens in Deutschland verbracht, bin dort zur Schule gegangen und war auch auf der Uni. Die habe ich dann aber abbrechen müssen, weil mich einige familiäre Ereignisse nach Thailand zurückgebracht haben. Tja, dann hat es mich hier wieder gepackt, ich habe hier einen Job für mich entdeckt und mich entschlossen, hier sesshaft zu werden.“

Chalitah löste sich kurz von Jack und besorgte die Chips für den Zugang. Jack war wieder abgelenkt durch die Hektik und Betriebsamkeit an dieser Station. Ihn verwunderte die Ordnung, die auf den Bahnsteigen herrschte. Der Bereich zu den Gleisen war durch eine Glas- oder Plexiglasbarriere gesichert. Lediglich in den Türbereichen befanden sich elektrisch betätigte Schiebetüren. Die zusteigenden Fahrgäste hatten sich links und rechts dieser Türen in reihen aufgestellt, wobei der Mittelbereich für aussteigende Fahrgäste freigelassen wurde. Als der Zug einfuhr und sich die Türen öffneten, warteten die zusteigenden Fahrgäste geduldig, bis alle ausgestiegen waren.

„Wow, dass das hier so dermaßen geordnet und diszipliniert zugeht, hätte ich nicht gedacht, ganz anders als das Gedränge in Deutschland.“

Die Fahrt dauerte nur knapp 2 Minuten und sie verließen die Station an der Kreuzung Asoke/Sukhumvit.
 
        #192  

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Wie schon zuvor an der Station Makkasan fühlte sich Jack auch hier wie vor denn Kopf geschlagen, als sie die klimatisierten Räumlichkeiten der MRT-Station verließen. Das tropische Klima und dazu noch der Verkehr in der Stadt trafen Jack vollkommen unvorbereitet. Es war kein Vergleich zu den heißen Sommern in Deutschland und schon nach wenigen Metern durchnässte der Schweiß seine Sachen.

„Das Klima hier ist etwas, was so manchen Europäer zu schaffen macht. Aber gut möglich, dass sich dein Körper schnell daran gewöhnt. Es wird sich ändern und etwas angenehmer werden, wenn wir Bangkok verlassen.“

„Ich hoffe es. Müssen wir noch weit bis zum Hotel laufen?“

„Nein, bis zur übernächsten Soi, dann sind wir da.“

„Was ist eine Soi?“

„Sorry, ich muss mich etwas umstellen und immer wieder rekapitulieren, dass dir Thailand mit seinen Gegebenheit vollkommen neu ist. Viele hier übliche Begriffe sind dir fremd. Eine Soi ist ein Nebenstraße und dein Hotel ist in der Soi 29, die Soi 25 haben wir gerade überquert“

Irgendwie fühlte sich Jack etwas verunsichert. In Deutschland bewegte er sich in einer vertrauten Umgebung, es war ihm ein Leichtes, sich zu orientieren, aber hier in Bangkok in den Fängen einer derart riesigen und fremdartigen Metropole, fühlte er sich etwas hilflos und ausgeliefert. Allerdings vermittelte ihm Chalitah nicht das Gefühl, diese Situation in irgendeiner Art und Weise ausnutzen zu wollen.

Die restliche Strecke bis zum Hotel kam Jack endlos vor. Die schwüle Hitze und die schlechte Luft in Bangkok schlugen sich bei ihm unmittelbar nieder und der Schweiß lief bei ihm in Strömen. Er war froh, als Chalitah mit ihm in die kleine Nebenstraße einbog, in der offensichtlich sein Hotel lag. Die Formalitäten an der Rezeption waren schnell erledigt und ein Hotel-Boy brachte sie ins Zimmer. Jack war von dem kurzen Fußmarsch geschafft und ließ sich erst einmal aufs Bett fallen.

„An das Klima hier wirst du dich schnell gewöhnen. Eine kleine Belastung wird es werden, wenn du dem ständigen Wechsel zwischen draußen und klimatisierten Räumen unterworfen bist. Das können teilweise extreme Temperaturunterschiede sein, aber auch daran wirst du dich gewöhnen.“

Das Zimmer verfügte über eine gute Klimaanlage und die Temperatur sank schnell auf ein annehmbares Niveau. Jack hatte sich etwas entspannt, verspürte aber das Bedürfnis nach einer ausgiebigen Dusche.

„Ich möchte duschen! Das Klima hat mich wohl erst einmal geschafft. Ich habe allerdings vergessen, Duschgel zu kaufen.“

„Du hast wohl keine Erfahrung mit Hotels! Hier gibt es in jedem Hotel einen Basic Service. Du findest in der Dusche alles, was du benötigst. Das Mermaid hat einen etwas gehobenen Standard und im Schrank habe ich auch Bademäntel gesehen. Noch etwas, in Thailand sind die Gepflogenheiten in Bezug auf die Nutzung einer Toilette etwas anders als bei euch in Deutschland. Zwar gibt es hier auch Klopapier, allerdings sind hier alle Toiletten mit einer kleinen Handdusche ausgestattet und sich nach einem großen Geschäft zu reinigen. Ich sage es einmal platt: Anstatt sich mit Papier seine braunen Reste um die Rosette zu schmieren, gehen die Thais damit reinlich um und säubern sich mit Wasser!“

Jack sah Chalitah erstaunt an.

„Was denn, sie putzen sich den Hintern mit der Hand ab? Das ist ja ekelhaft!“

„Ja, Jack, das machen sie. Eine Hand kann und sollte man sich nach dem Gang zum Klo waschen! Probiere es einfach aus, du wirst dich dran gewöhnen uns es später zu schätzen wissen!“

Der Gedanke, sich auf die Art und Weise von seinen verbliebenen Hinterlassenschaften zu trennen, erfüllte Jack erst einmal mit Widerwillen. Allerdings hatte er sich im Vorfeld schon etwas konditioniert und sich vorgenommen, Neuem unbefangen gegenüberzustehen.
 
        #193  

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Jack schnappte sich den Bademantel und verschwand unter der Dusche. Er wunderte sich einen kurzen Moment über das Sichtfenster zum Bett. Er hatte es vorher überhaupt nicht wahrgenommen. Chalitah sah ihn lächelnd an und sie deutete mit der Hand auf den Fensterrahmen. Jack sah den Mechanismus einer Jalousie und ließ die Sichtblende herunter. Nur kurz fragte er sich, wozu man das so gemacht hatte, fand auf Anhieb keine plausible Antwort und verdrängte es. Er ließ sich Zeit mit der Dusche, genoss das lauwarm temperierte Wasser und den Wohlgeruch eines ihm unbekannten Schampoos mit einem köstlich herben Duft. Er trocknete sich ab und zog sich den Bademantel über. Für den anstehenden Abend würde er sich definitiv frische Sachen anziehen.

Chalitah hatte sich ebenfalls ihrer Kleidung erledigt und den zweiten Bademantel übergezogen. Sie wartete geduldig bis Jack das Bad verließ, blickte ihn mit einem verheißungsvollen und verschmitzten Lächeln an, drängte sich an ihm vorbei und verschwand dann ebenfalls unter der Dusche. Jack war über diese Reaktion etwas verdutzt, konnte sich keinen Reim daraus machen und setzte sich doch etwas verwundert aufs Bett. Er blickte in Richtung des Bades und ihm wurde schlagartig klar, warum Chalitah so reagiert hatte. Die Lamellen der Jalousie gestatteten von der Seite des Bades her keinen Blick nach draußen, jedoch von der Zimmerseite her konnte man durch die Lamellen einen fast ungehinderten Blick ins Bad werfen. Schlagartig wurde ihm bewusst, woher dieses Lächeln stammte, was die Ursache Chalitahs Blicke war. Mit der Erkenntnis stahl sich ebenfalls ein Lächeln auf seine Lippen. Er reagierte allerdings etwas enttäuscht, als Chalitah die Jalousien verstellte und sich damit seinen Blicken entzog.

Jack zog sich an, während Chalitah duschte. Er ließ die Ereignisse seit ihrem Zusammentreffen noch einmal Revue passieren. Erst jetzt wurde ihm die Selbstverständlichkeit bewusst, mit der Chalitah ihm gegenüber auftrat. Den Eindruck, den sie vermittelte war der, als würden sie sich schon über Jahre hinweg kennen. Es wurde ihm erst jetzt richtig klar. Jack hatte es wohl unbewusst so angenommen und war im Nachhinein selbst erstaunt darüber, dass es ihm nicht eher aufgefallen war und wunderte sich über seine eigene Reaktion auf Chalitahs Verhalten.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass Chalitah mit keinem Wort erwähnt hatte, wie und vor allem wo sie selbst die Nacht verbringen würde. Sie verhielt sich ihm gegenüber mit einer Vertrautheit, wie er sie in Deutschland nur gegenüber Carola empfand. Jack empfand die Situation erst einmal etwas verwirrend.

Chalitah hatte ihr Reinlichkeitsprozedere beendet und trat gehüllt in ihrem Bademantel und einem um ihr nasses Haar drapierten Handtuch aus dem Bad.

„Ich nehme mal an, dass du hungrig bist. Mir geht es nicht anders, lass mich bitte noch mein Haar trocknen, dann werden wir etwas essen gehen.“

Bei dem Gedanken an Essen spürte Jack, dass sich sein Magen meldete und nach Arbeit verlangte. Allerdings brannten ihm doch noch einige Fragen unter den Nägeln.

„Sag mal, Chalitah, wie stellst du dir den Verlauf des weiteren Abends vor, ich meine nach dem Abendessen? Wo wirst du schlafen?“

Chalitah sah Jack ob dieser Frage überrascht und offensichtlich verständnislos an und einen Moment sah es so aus, als wäre sie mit dieser Frage hoffnungslos überfordert. Sie benötigte ein paar Sekunden um sich zu fangen.

„Äh, Jack, da steht ein Kingsize Bett, das für mehr als für zwei Personen Platz bietet. Also, ich verstehe deine Frage nicht?“

Wieder war es diese Selbstverständlichkeit und Vertrautheit seitens Chalitah die ihn erstaunte. Und nun war es an Jack, sich zu sammeln.

„Ich…ich bin nur etwas verwirrt. Wir haben uns heute das erste Mal gesehen, wir kennen uns nicht einmal richtig, gerade mal ein paar Stunden und du verhältst dich, als wäre unser Beisammensein ein täglich wiederkehrendes Ereignis und du kommst bei mir an, als würden wir uns schon Jahre kennen. Ich verstehe das nicht und versteh du mich bitte nicht falsch, aber ein solches Verhalten ist mir absolut neu!“

„Ich kann es dir auch nicht erklären, warum das so ist, aber für viele Thais die Kontakte zu Ausländern pflegen, ist ein solches Verhalten normal. Es gib natürlich Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen ist das halt so in Thailand. Also, nimm es einfach an, du wirst dich dran gewöhnen.“

„Es ist eine Umstellung für mich. Wenn ich den Umgang der Mensch in Deutschland miteinander vergleiche, dann kommt mir das vor wie ein Wechsel zwischen Arktis und Sahara. Ich muss aber sagen, dass es mir gefällt.“

„Dann bin ich ja beruhigt. Für heute Abend: Ich hoffe, du magst Steak! Und vorab, wir werden uns keinen großen Luxus leisten. Ich habe auch ein Programm zusammengestellt, dass ich mit dir abarbeiten werden. Ich habe mich mit Lin und auch mit Carola diesbezüglich kurzgeschlossen und beide waren hellauf begeistert, wenngleich ich bei Carola den Eindruck hatte, dass sie eine schelmisch-hämische Freude verspürte. Einen groben Überblick wirst du heute beim Abendessen bekommen.“

Jack hatte Chalitah aufmerksam gelauscht. Die Erwähnung von Lin traf ihn aber doch unvorbereitet wie eine Ohrfeige und verdeutlichte ihm, weshalb er eigentlich nach Thailand gekommen war. Die neuen Eindrücke, der Flug, die Atmosphäre und nicht zuletzt das Zusammentreffen mit Chalitah hatten ihn so derart gefangen genommen, dass er aus einem bestimmten Grund hier war. In diesem Moment schmerzte ihn die Sehnsucht nach Lin.

Chalitah hatte den Stimmungsumschwung in Jacks Gesicht ablesen können.

„Entschuldige, ich habe wohl zu voreilig daher geplappert. Es tut mir leid.“

„Ist schon gut, ich denke, es war sogar gut, dass du Lin erwähnt hast. Lass uns später reden, ich habe einen Bärenhunger!“
 
        #195  

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Member hat gesagt:
Mal wieder ein super Abschnitt

Danke sehr. Nach sehr viel Stress in den letzten Wochen, habe ich wieder etwas Zeit gefunden, diesen Stress beim Schreiben etwas abzubauen. Es geht weiter, wenn wohl auch nicht so ganz sexlastig wie bei meiner Emanzen-Story.
 
        #196  

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Member hat gesagt:
Es geht weiter, wenn wohl auch nicht so ganz sexlastig wie bei meiner Emanzen-Story.
Na, bis jetzt hat es doch ganz ordentlich Sex Szenen in der Geschichte.
Und die nächste bahnt sich doch auch schon wieder an.
 
        #197  

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Dann warte ich mal auf den nächsten Teil
 
        #198  

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Nachdem Chantal ihre Haare geföhnt und sich angezogen hatte, verließen sie das Hotel. An einer ATM versorgte sich Jack erst einmal mit einem Batzen Geld, hob das Maximum ab und füllte seine Taschen so mit 30.000 Baht. Chalitah beäugte ihn etwas argwöhnisch.

„Soviel Geld benötigst du vorerst nicht, etwas weniger hätte es auch getan!“

„Wieso? Denkst du, dass es gefährlich ist?“

„Nein, eher weniger. Ich habe mir nur angewöhnt, nur soviel Geld mit mir rumzuschleppen, wie ich brauche.“

„Okay, ich werde das annehmen. Wo werden wir zu Abend essen? Ich kenne mich nicht aus und bin voll und ganz auf dich angewiesen!“

„Wir werden ein kleines Restaurant aufsuchen, das eine gute Auswahl an Steaks hat, preiswert und in einer annehmbaren Qualität. Dort haben wir dann auch Zeit, den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Die Umgebung dort hat auch eine kleine Vergangenheit, von der ich dir dann erzählen werde. Wir hätten zwar die Möglichkeit, mit der U-Bahn dorthin zu kommen, aber ich möchte dir zeigen, wie das hier mit den Taxen läuft.“

„Okay, du bist hier diejenige, die sich auskennt, ich verlasse mich auf deine Kenntnisse und Erfahrung.“

Die Dämmerung hatte eingesetzt und die Temperaturen waren nicht mehr ganz so extrem wie noch am Tag. Trotzdem empfand Jack diese stehende Schwüle als unangenehm. Er war sich nicht sicher, ob er sich je daran gewöhnen würde. Chalitah nahm an der Kreuzung Asoke/Sukhumvit den Treppenaufgang zum Skywalk.

„Wir müssen nach drüben auf die andere Straßenseite. Dort ist es einfacher, ein Taximeter zu stoppen!“

„Warum überqueren wir nicht einfach die Kreuzung an der Ampel?“

„Könnten wir tun, mein Lieber, wenn du unbedingt Lust auf einen Krankenhausaufenthalt hast, wäre das eine sichere Möglichkeit, es umzusetzen. Due solltest generell in Thailand immer von der Möglichkeit Gebrauch machen, Straßen so zu überqueren, dass ein direktes Kreuzen des Verkehrs vermieden wird. Fußgänger sind hier so etwas, lass es mich überzogen ausdrücken, wie Freiwild. Thais sind im Umgang mit dem Straßenverkehr vertrauter als Farang und gerade die Sukhumvit hat schon so manches Todesopfer unter den Touristen gefordert, weil sie glauben, heimische Verkehrsregeln hätten hier genauso Gültigkeit. Kleine Korrektur, sie haben zwar Gültigkeit, aber was nutzen Sie einem Fußgänger, wenn ein Autofahrer sie entweder nicht kennt oder gar missachtet?“

Jack beobachtete nach dieser Ansage für einige Sekunden den Verkehr an der Kreuzung. Für Fußgänger schien es in der Tat ein Spießrutenlaufen zu sein, die andere Straßenseite zu erreichen. So folgte er Chalitah ohne weiter zu murren. An der gegenüberliegenden Straße, der Rachadapisek, stoppte Chalitah ein Taxi und wenig später waren sie unterwegs zu dem Ziel, das Chalitah dem Fahrer genannt hatte. Jack hatte den subjektiven Eindruck, dass der Verkehr nachgelassen hatte, aber womöglich lag es auch daran, dass sie auf einer vierspurigen Straße recht zügig unterwegs waren. Etwas langsamer ging es weiter, als sie auf die nächste Kreuzung zuführen und es einen kleinen Rückstau gab. Der Fahrer folgte den Anweisungen Chalitahs, die ihn wohl anwies, an der Kreuzung links abzubiegen. Die lange Grünphase gestattete es ihnen, die Kreuzung hinter sich zu lassen. Chalitah gab dem Fahre weitere Anweisungen und der Fahrer lenkte sein Taxi in eine Seitenstraße und dann nach wenigen 100 Metern noch einmal nach rechts. Chalitah drücke dem Fahrer etwas Geld in die Hand und bedanke sich.

Sie standen direkt vor einem kleine Restaurant namens Trajai. Jack hatte eine vollständig andere Vorstellung von einem Steak-Restaurant, von der er sich allerdings schnell wieder verabschiedete. Er hatte es sich ja vorgenommen, so gut wie es ging unbefangen zu sein. Offensichtlich war Chalitah in diesem Restaurant bekannt, denn sie wurde sofort herzlich von dem Besitzer, jedenfalls nahm Jack an, dass er es war, begrüßt. Jack ergriff ebenfalls die im dargebotene Hand. Der Besitzer geleitete sie in einen kleinen, aber klimatisierten Raum.

„So Jack, Carola hat mir erzählt, dass du einem Rotwein nicht abgeneigt bist. Ich hoffe, du bist mit meiner Wahl zufrieden.“

Jack hatte in Ermangelung seiner thailändischen Sprachkenntnisse gar nicht mitbekommen, dass Chalitah schon eine Bestellung aufgegeben hatte.

„So, lass uns etwas bestellen und dann werde ich dir ein wenig über dieses Viertel erzählen. Ach, wenn du dir hier ein Steak bestellst, dann wirst du es so bekommen, wie du es wünschst, medium oder rare, je nach Vorliebe.“

Der Wein wurde serviert und beide gaben ihre Bestellung auf.

„Ich mag dieses Viertel in Bangkok, es hat, besser gesagt hatte, einen recht zweifelhaften Ruf. Es gehört zum Stadtbezirk Tung Mahamek, die Deutsche Botschaft und auch das Goethe-Institut sind nicht weit von hier. Dieses Viertel diente auch als Kulisse für den Film Good Morning Vietnam, die Soi Sri Bumphen runter das ist die kleine Straße hier, führt direkt zum Malaysia Hotel, dass in dem Film als das Hauptquartier der Amerikaner diente. Der zweifelhafte Ruf dieser Ecke hier, beruhte allerdings auf einen regen Heroinhandel. Hier wurden Drogen vertickt und die Polizei hat hier mit beständiger Regelmäßigkeit Farang hops genommen, die nicht geblickt hatten, dass ihre Dealer eigentlich Zivilbeamte waren. Aber mittlerweile hat sich die Szene wohl woanders hin verzogen, wobei ich allerdings nicht ausschließen will, dass hier immer noch gedealt wird. Die Gegend war einfach nur billig, viele der hier anliegenden Guest Houses waren stinkende und heruntergekommene Absteigen, in denen die Süchtigen für 100 Baht die Nacht ihren Schuss setzen konnten. Mit der zeit hat sich hier in der Ecke allerdings auch die Gay-Szene etabliert, viele Schwule sind hier ansässig und ziehen natürlich Ihresgleichen aus anderen Ländern an. Mein persönlicher Eindruck ist, dass von dieser Szene ein gewisses, verruchtes Flair ausging, das man heute aber vergeblich sucht, es ist ganz einfach verschwunden.“

Jack hatte Chalitah aufmerksam gelauscht. Mittlerweile war auch das Essen aufgetischt. Sie genossen es in Ruhe und Jack war überrascht über die gute Qualität des Fleisches. Damit hatte er nun nicht gerechnet.
 
        #199  

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So, es geht weiter. Gerade in Thailand angekommen, habe ich Zeit gefunden, den nächsten Absatz zu schreiben. Sorry für den Break.
 
        #200  

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„Sag mal, du weißt ja schon einiges über mich, zumindest das, was du von Carola erfahren hast. Von dir weiß ich noch gar nichts!“

Chalitah lächelte, wusste sie doch, was jetzt folgen würde, gab sich aber recht unbefangen.

„So, der Jack ist neugierig! Ich sehe es mal positiv und deute es als Interesse an meiner Person. Also, was möchtest du wissen?“

„Ich verdiene min Geld als Immobilienmakler in Germany. Ich frage mich die ganze Zeit schon, was du machst? Womit verdienst du dein Geld!“

Chalitahs Mundwinkel zuckten verdächtig.

„Nun, ich verdiene mein Geld hauptsächlich mit dummen Farang!“

Chalitah machte eine Pause und ihr schien es offensichtlich Spaß zu bereiten, Jacks ratloses Gesicht zu sehen.

„Wie soll ich das verstehen? Dass ihr Thais Ausländer als Farang bezeichnet, ist mir ja bekannt, aber wie du da jetzt dein Geld verdienst, erschließt sich mir nicht? Gehst du etwa einer ähnliche Tätigkeit nach wie Carola?“

Jetzt war es an Chalitah, zu lachen.

„Nein Jack, da würdest du ganz falsch liegen. Allerdings berührt meine Tätigkeit diesen Bereich. Ich habe eine kleine Detektei, mit der ich ziemlich gut ausgelastet bin. Dank meiner Erfahrung aus Deutschland, meinen Sprachkenntnissen und meines umfangreichen Wissens bezüglich des Milieus habe ich ein Potential vorzuweisen, das seinesgleichen sucht. Viele Farang verlieben sich in ein Mädchen aus dem Gewerbe, setzen häufig auf eine gemeinsame Zukunft, Ehe nicht ausgeschlossen, zumeist sogar angestrebt. Das Problem vieler Farang ist, dass sie nach 2, 3 oder 4 Wochen zurück nach Deutschland müssen und sie sich ungewiss sind, was ihre Allerliebste so treibt, wenn sie getrennt sind.“

„Du spionierst ihnen also nach?“

„So könnte man es bezeichnen.“

„Also wenn so ein Mädchen von dir überwacht wird und sie lässt sich trotzdem noch auf andere Männer ein, sprich, sie geht weiter anschaffen, dann war es das für sie!“

„Nicht ganz, Jack. Mein Herz schlägt für Thailand und ich weiß nun einmal, wie die Mädchen hier denken, wie sie fühlen und wie sie empfinden, vor allem aber, wie sie ihre Prioritäten setzen. Außerdem habe ich viele Jahre in Deutschland verbracht, auch Männer kennengelernt und ich weiß, wie die häufig drauf sind. Leider gibt es immer noch zu viele, lass es mich mal deutlich ausdrücken, Arschlöcher. Von daher betreibe ich mein Geschäft etwas anders, als du es vielleicht erwartest.“

„Du hast mich neugierig gemacht. Wie genau betreibst du dein Geschäft. Lass mich raten, du tanzt auf zwei Hochzeiten?“

„So könnte man es grob betrachtet sehen. Ich habe eine sehr gute Menschenkenntnis. Ich sehe mir meine Klienten genau an. Zudem habe ich noch ein paar gute Kontakte nach Deutschland, die ich nicht selten nutze, um an Informationen zu kommen. Genauso fühle ich allerdings hier den Mädchen auf den Zahn. Zuerst im Verborgenen, sie bekommen davon nichts mit.“

„Wenn ich das richtig verstanden habe, wirst du hauptsächlich von Farang beauftragt, arbeitest aber nicht uneingeschränkt für sie, sondern, wenn ich das richtig verstanden habe, auch gegen sie, wenn es die Umstände nach deiner Einschätzung erfordern! Das dürfte aber definitiv nicht im Sinne deiner Auftraggeber sein. Du schaffst da doch häufig einen Interessenkonflikt, das dürfte dir klar sein!“

„Ich hatte eingangs gesagt, dass ich mein Geld hauptsächlich mit dummen Farang verdiene! Das meine ich auch so. Die meisten haben keine Ahnung, was hier läuft, kennen weder die Hintergründe, noch haben sie eine Ahnung davon, was die Mädchen hier bewegt. Siehe es einmal so, ich bin nichts weiter als ein Katalysator, der die unterschiedlichen Denkweisen und daraus resultierenden, schädlichen Einflüsse neutralisiert. In Zahlen schlägt sich das so nieder, dass zwischen 80 und 90% meiner Arbeit einen positiven Abschluss zur Folge hat. Die Misserfolge haben es sich nicht anders verdient, sowohl seitens der Mädchen, als auch seitens der Farang.“

Jack ließ die Ausführungen sacken. Insgeheim musste er anerkennen, dass das Konzept außergewöhnlich ist, aber wohl aus Sicht von Chalitah gut zu rechtfertigendes Vorgehen.
 
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