Carola und Jack genossen ein ausgiebiges Frühstück. Carola half Jack, das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen und im Anschluss ging es noch daran, Koffer und Reistasche zu packen.
„Okay Jack, dein Flug geht heute Abend von Frankfurt. Dann wird es langsam Zeit für dich, dich für die Abreise fertig zu machen. Du wirst morgen gegen Mittag in Bangkok ankommen. Dein Anstandswauwau hört auf den zauberhaften Namen Chalitah. Sie hat mir geschrieben, dass sie dich auf der untersten Ebene des Airports treffen wird. Du musst die da orientieren. Das ist wohl dort, wo es zum Airport Rail Link geht. Bevor es zu den Zügen geht, ist da an der Ecke ein Schalter einer Bank, Kasikorn Bank, ganz in grün und wohl leicht zu finden. Das ist alles, was sie mir geschrieben hat.“
„Ich muss mich erst mit dem Gedanken anfreunden, dass da jemand auf mich wartet, der mich begleiten soll. Das kommt mir vor wie betreutes Wohnen, gar nicht mein Stil.“
„Jack, mein Lieber, du solltest doch mittlerweile verstanden haben, dass Lin ein Interesse an dir hat. Das ist eine Sache, die nur erfolgreich abgeschlossen werden kann, wenn ihr beide etwas dafür tut, wobei Lin weitaus weniger Probleme hat, damit klarzukommen, als du. Sie ist lediglich organisatorisch etwas involviert, aber ihr Interesse und ihre Intention ist intensiv vorhanden. Ich habe sie, ehrlich gesagt, so in dieser Form noch nie erlebt und ich kann dir versichern, dass es für sie kein Spiel, sondern bitterer Ernst ist. So, und nun schau doch einfach mal auf die vergangenen Tage zurück, schau in den Spiegel deiner selbst und realisiere endlich mal zu 100 Prozent, was mit dir passiert ist. In dir ist immer noch ein kleiner Teil, der sich dagegen sträubt, dass du in diese Situation geraten bist. Den musst du überwinden wenn du willst, dass sich deine Wünsche in einer Art und Weise erfüllen, die dir bis heute immer noch fremd sind, nämlich der Zustand einer dauerhaften und funktionierenden Beziehung. Dein Trip nach Thailand soll dir neue Perspektiven bringen, deinen Horizont erweitern und deinen Blick für Umstände schärfen, die dir bis heute verborgen sind. Vor allem aber sollst du erfahren, wie ein Weg verläuft, den Lin gegangen ist. Das ist in etwa das, was sich Lin erhofft und du solltest dich da reinhängen um sie nicht zu enttäuschen!“
Jack hatte Carola aufmerksam gelauscht und sich damit abgefunden, sich in eine für ihn unbekannte Situation zu begeben.
„Okay Carola, ich werde mein Bestes geben, versprochen!“
„Dann bleibt nur noch, dir eine gute Reise zu wünschen. Bestellst du ein Taxi? Ich werde dich noch zum Bahnhof begleiten!“
Jack kam Carolas Aufforderung nach und knapp 20 Minuten später waren sie unterwegs zum Bahnhof. Jack hatte sich im Vorfeld um einen günstigen Sitzplatz im IC gekümmert, er hatte definitiv keine Lust, sich mit seinem Reisegepäck auf die Suche nach einem Sitzplatz zu machen. Der Abschied von Carola auf dem Bahnsteig fiel kurz aber herzlich aus und wenig später war Jack auf dem Weg zum Airport nach Frankfurt. Erst jetzt im Zug fiel eine gewisse Anspannung von ihm ab, die er die gesamten letzten Tage mit sich herumgeschleppt hatte. Er war sich ihrer selbst nie in dieser Form bewusst geworden. Erst dieser Moment, als er realisierte, jetzt unbeschwert von Lasten des Alltags zu verreisen, ohne terminlichen Zwang zu verspüren oder um den Ausgang einer Verhandlung zu fürchten, gab ihm ein merkwürdiges, ihm unbekanntes Gefühl, das sich in einem angenehmen Kribbeln im Bauch äußerte. Er musste sich zugestehen, dieses Gefühl zu mögen.
Sein Zug erreichte Frankfurt pünktlich. Da er Business gebucht hatte, erübrigte sich für Jack Anstellen und Warten in einer langen Schlange an den Schaltern für Ecomomy. Er genoss diesen Priority Service und so dauerte es nicht lange, bis er es sich in der Lounge von Thai Airways bequem machen konnte. Die zeit bis zum Boarding verging dann auch noch recht schnell und Jack genoss die Annehmlichkeiten der großen, bequemen Sitze, den Service der hübsch anzusehenden Flugbegleiterinnen und entspannte sich zusehends mehr. Den Bourbon, den er in der Lounge getrunken hatte, verstärkte das angenehme Gefühl in seinem Bauch und mit einem doch etwas mulmigen Gefühl fieberte er dem Start des A380 entgegen. Entgegen seiner Befürchtungen und Erwartungen verlief der jedoch völlig unspektakulär und nach dem erreichen der Reiseflughöhe genoss Jack ein köstliches Abendessen, dass er mit einem weiteren Bourbon versiegelte. Laut Ansage des Kapitäns wurde die Flugzeit knapp 11 Stunden betragen. Jack überführte seinen Sitz in Schlafposition und war wenig später eingeschlafen