„Was meinst du eigentlich genau mit diesen von dir erwähnten positiven Abschlüssen? Eigentlich und so wie ich das verstanden habe, bist du zu deinen Kunden ja nicht ehrlich.“
„In gewisser Weise hast du da Recht, allerdings verstehe ich es, die Ergebnisse meiner Arbeit so zu verpacken, dass ich meinen Kunden eher etwas verschweige anstatt sie anzulügen. Es ist zwar manchmal schwer, aber da ist mein Anliegen doch eher darauf ausgerichtet, zwei Menschen, die sich eigentlich verstehen, zu vereinen, anstatt dazu beizutragen, sie auseinanderzubringen. Ich gönne es sowohl den Mädchen als auch deren Zukünftigen. Und bis jetzt habe ich durchweg ein positives Feedback bekommen. Die meisten Beziehungen haben Bestand und überdauern. Also sehe ich es so, dass ich meine Arbeit erfolgreich führe.“
„Hast du viele Mitarbeiter und Angestellte?“
„Den zu beobachtenden Mädchen auf den Zahn zu fühlen, bedarf nur eines geringen Aufwandes. Da verlasse ich mich ganz auf meine Intuition und rekrutiere sozusagen jemanden ad hoc. Ich angle mir einen Farang von dem ich glaube, dass er der geeignete ist, ein Mädchen rumzukriegen. Etwas Charme und Sexappeal meinerseits, vielleicht auch ein kurzes Tête-à-Tête, Das und wenn er mir gefällt auch ein erotisches Intermezzo. Das kostet mich in der Regel keinen Baht und ich habe auch noch meinen Spaß dabei. Meine Klienten treffe ich zumeist privat in Bangkok oder Pattaya in einer neutralen Umgebung in einer Hotellobby. Liegen die Fälle etwas komplizierter, habe ich da ein paar Freunde aus Deutschland und der Schweiz, die hier leben und die mir gerne weiterhelfen. Ich habe auch ein paar gute Connections zur hiesigen Polizei, sowohl in Bangkok als auch in Pattaya. Die brauche ich zwar extrem selten, es ist aber nie verkehrt, genau solche Verbindungen zu haben. Ich habe es also geschafft, mein Geschäft so aufzubauen und zu führen, dass meine Kosten minimal sind und ich einen maximalem Gewinn erwirtschafte.“
„Das hört sich doch gut an. Mir stellt sich allerdings die Frage, wie du deine Kunden akquirierst? Wie kommen die dazu, sich an dich zu wenden?“
„Es gibt zahlreiche Foren, die sich das Thema Asien auf die Fahne geschrieben haben. Ich habe dort Banner geschaltet, über die ich meine Dienste anbiete. Von dort bekomme ich den größten Zulauf. Ich habe eine gute Reputation in den Foren, man schätzt meine Diskretion und es gibt eine Reihe Member, denen ich weitergeholfen habe, also schlichte Mundpropaganda. Zudem gibt es hier viele Zeitschriften, die von Farang gelesen werden, schlichte Boulevard-Blättchen, in denen ich Anzeigen schalte und die mir die Zusage gegeben haben, ab und an mal eine True Story zu veröffentlichen. Das alles ist die Basis meiner Akquise um neue Kunden zu gewinnen.“
„Ich muss anerkennen, dass du dein Geschäft verdammt gut organisiert hast, minimaler Aufwand bei maximalem Profit. Ich hätte es nicht besser machen können!“
„Kommt da jetzt etwa der hochnäsige Kotzbrocken bei dir durch?“
Jack hatte nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet, fühlte sich ertappt und konnte es nicht verhindern, dass sich auf seinen Wangen eine leichte Röte abzeichnete. Erst als Chalitah auflachte, realisierte, dass er ihr aufgesessen war.
„Nichts für ungut, Jack.“
Chalitah legte ihre Hand auf seinen Arm. Ein Kribbeln durchfuhr ihn und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es die erste vertrauliche Berührung zwischen ihnen war. Chalitah war seine Reaktion offensichtlich auch aufgefallen. Sofort zog sie ihre Hand zurück.
„Sorry Jack.“
Jack schaute sie im ersten Moment verdutzt an, zog aber dann den richtigen Schluss.
„Kein Problem, ich habe mich selbst über meine Reaktion gewundert. Alles in Ordnung.“
Chalitah quittierte Jacks Antwort mit einem Lächeln.
„Das Essen hier hat mir gut gemundet. Ich bin zwar eine bessere Qualität gewohnt, aber in Deutschland zahle ich dafür ein Vielfaches von dem, was hier wohl fällig wird. Ich habe mir allerdings noch nicht die Mühe gemacht, den Kurs umzurechnen.“
„Jack, ein kleiner Tipp aus berufenem Mund: Vergiss die Umrechnerei, ein jeglicher Versuch hiesige Preise mit denen in Deutschland vergleichen zu wollen, ist ohne Kenntnis der Relationen in Bezug auf Einkommen und Lebenshaltungskosten absolut sinnlos und führt letztendlich zu einer Fehleinschätzung. Das Ergebnis wird sein, dass der Ausspruch kommt: Boh, ist ja viel billiger als bei uns. Die Folge ist, dass das Gefühl und die Sensibilität für das hiesige Preisniveau verlorengeht und bezahlt wird, was verlangt wird, dies unbeachtet der Mentalität hier, dass eine Preisverhandlung mit zum Geschäft gehört. Das hat sich aber leider schon auf den Märkten etabliert und die Preise sind durch die Gesamtheit solcher Ereignisse stark angezogen und die Profitgier steht über allem. Es ist zwar nicht der Einzelne Schuld an dieser Entwicklung, aber über die Jahre ist es das Ergebnis einer solchen Denkweise. Vergleiche lohnen sich also entweder nur ortsbezogen, ob du das gleiche Produkt woanders eventuell wesentlich billiger bekommen könntest, oder aber dann, wenn du Waren mit nach Deutschland nehmen willst und eine Vergleichsbasis unter der Berücksichtigung der Rückerstattung der VAT hast.“
Jack hatte Chalitah genau zugehört. Er konnte in ihrer Argumentation keine Unlogik erkennen und musste sich eingestehen, genau diese Denkmuster übernommen zu haben.
„Was ist VAT? Den Begriff kenne ich nicht.“
„VAT bedeutet Value Added Tax, also das, was du in Deutschland unter Mehrwertsteuer kennst. Du hast die Möglichkeit, die VAT von Produkten die du mit nach Deutschland nehmen willst, bei der Ausreise erstattet zu bekommen. In Thailand liegt diese Mehrwertsteuer bei 7% für die meisten Waren.“
„Ich muss anerkennen, dass du dich in vielen Dingen scheinbar sehr gut auskennst!“
„Nicht nur scheinbar, Jack, nicht nur scheinbar. Ich denke, du wirst mich in den nächsten Tagen besser kennenlernen und mich dann ebenfalls besser einschätzen. Aber gut, lass uns den Abend in diesem Restaurant beenden und die Location wechseln. Ich will dir ein wenig von Bangkoks Nachtleben zeigen!“