The Final Countdown
Das letzte freie Wochenende stand an und somit auch die letzte Erkundungstour in Ecuador, denn für die letzte Woche galt es allerhand Organisatorisches zu klären, sodass ein weiterer Ausflug nicht möglich erschien. Durch Projektvorstellungen und Meetings fiel auch unsere Urlaubswoche flach. Wir hatten eigentlich vor die Galapagos Inseln zu besuchen aber daraus wurde dann leider nichts. Wir entschieden uns dann für eine abgespecktere Version in San Lorenzo. Die „Isla de la Plata“ wird auch als Galapagos für Arme bezeichnet. Die Insel liegt rund 12 km vor der Küste und bietet viel schöne Natur und Wanderspaß. Letzteres ist eigentlich ja so gar nicht mein Fall aber was will man machen. Da ich endlich Antonella überzeugen konnte mit uns zu verreisen, war mir eigentlich alles egal. Egal wohin, egal wie lang, egal wie teuer, Hauptsache Antonella kommt mit. Wir machten uns also wie üblich mit dem Bus vom Terminal auf zum Bestimmungsort. Ich weiß nicht mehr wie lange die Fahrt dauerte aber letztlich verlor ich in Antonellas Gegenwart mein Zeitgefühl fast vollständig und ich genoss einfach ihre Begleitung. Wir redeten viel und lachten noch mehr und ich war mir sicher, dass es ein geiles Wochenende wird. Wir buchten dieses Mal zwei separate Lofts, die aber genau nebeneinander lagen. Wir erhofften uns dadurch genug Privatsphäre für ein paar schöne Stunden mit unserer jeweiligen Auserwählten.
Doch bevor es soweit kam, mussten wir erst einmal die Unterkunft erreichen. Vor dem Terminal stand kein einziges Taxi sondern nur eine Art Tuk Tuk und ich war mir unsicher ob wir zu viert da reinpassten. Der Fahrer schien das Geschäft seines Lebens zu wittern und quetschte uns förmlich in sein Gefährt. Mehr aufeinander als nebeneinander schafften wir es dann auch irgendwie und so ging es mit vollem Tempo (15 km/h) auch schon los. Durch das schöne Dorf war das auch soweit kein Problem aber spätestens als wir den Berg rauf mussten, war klar, das wird so nichts. Der Fahrer versuchte alles aber sein in die Jahre gekommenes Vehikel ging vor uns in die Knie. Dobby und ich stiegen aus und siehe da immerhin ging es etwas vorwärts. Wir waren zu Fuß tatsächlich schneller aber die Mädels hatten angesichts des nie enden wollenden Aufstiegs keine Lust zu laufen und der Fahrer bestand darauf uns bis nach oben zu bringen also schoben mein Kollege und ich ein wenig an um irgendwann auch mal ins Zimmer zu kommen. Die Aussicht war wirklich top und bis auf eine junge Familie schienen wir auch die einzigen Gäste zu sein. Wir holen uns unsere Schlüssel und begutachteten erstmal die Zimmer. Einfach aber ordnungsgemäßer Zustand dachte ich. Der Preis muss sich wohl aus der Aussicht ergeben aber mehr als ein Bett und eine Dusche brauchten wir eigentlich nicht also waren wir recht zufrieden. Wir gingen noch einmal raus um das jeweils andere Zimmer zu sehen und verabredeten uns zum gemeinsamen Abendessen in einem Fischrestaurant unten im Dorf aber vorerst schwebte uns natürlich etwas anderes vor. Mit den Worten „wir sehen uns dann in 2 Minuten“ und „ich warte dann hier auf dich“ verabschiedeten wir uns lachend in unsere Zimmer. Antonella stand schon unter der Dusche als ich ins Zimmer trat aber die Badtür stand auf also entschloss ich mich ihr ein wenig zur Hand zu gehen aber offensichtlich hatte Antonella das gleiche mit mir vor. Ich hatte kaum die Duschkabine betreten als sie sofort anfing an mir herumzuspielen und so wäre der Scherz mit den 2 Minuten fast Realität geworden aber ich konnte gerade rechtzeitig das Ruder übernehmen und sie rüber aufs Bett tragen. Es schien es sei uns beiden klar, dass die nächsten Tage sowas wie eine Abschiedstour werden würden, also genossen wir jede Sekunde die uns gemeinsam blieb und vögelten uns quer durchs Zimmer bis wir irgendwann einschliefen und vom Telefon geweckt wurden.
D&D warteten schon eine Weile auf uns und wollten zum Abendessen aber Antonella und ich lagen immer noch nackt und willig im Bett. Wir schlug ihnen vor sie sollen schon vorgehen und uns einen Platz freihalten. Widerwillig zogen sie davon und wir hatten noch einmal Zeit für eine Nummer die aufgrund von Zeitzwang aber deutlich kürzer ausfiel. Noch einmal schnell geduscht und wir trafen die Zwei im vorher ausgesuchten Restaurant. Die Beiden schienen leicht angepisst zu sein, immerhin mussten sie insgesamt fast eine Stunde warten aber das war mir heute egal. Das Essen war wie immer sehr gut und der Rest des Abends war rund um schön. Wir schauten noch in die eine oder andere Bar und tranken ein paar Bier bzw. Cocktails für die Mädels. Die Stimmung war ausgelassen und wir saßen bis tief in die Nacht am Strand und unterhielten uns. Irgendwann ging es dann aber zurück den Berg hinauf und ab ins Bett, immerhin stand ein anstrengender Tag bevor. Relativ früh ging es dann auch schon los zum Boot. Die ganze Tour kostete glaube ich 40$ pro Person und beinhaltete Verpflegung sowie knapp 8h Unterhaltung, wobei ich glaube, dass die Mädels für uns den Preis aushandelten, denn sie redeten doch recht aufgebracht mit der Servicelady. Die Crew des Schiffes bestand aus 3 lustigen Seemännern. Der Captain und zeitglich Wanderguide war absolute Spitze, er machte die ganze Zeit Witze und war einfach super gelaunt und es war klar, dass es ein toller Tag werden würde. Die Gruppe bestand aus ungefähr 20 Personen. Davon mindestens 10 Deutsche, ein britisches Ehepaar und unsere Begleitungen, sowie ein paar sehr hübsche Polinnen. Nach gut 40 Minuten Fahrt kamen wir an der Insel an und der Captain erklärte uns, dass „Plata“ so viel heißt wie „Silber“ aber umgangssprachlich auch für „Scheiße“ steht und er uns am Ende fragen wird woher der Name der Insel eigentlich stammt.
Zuerst ging es zusammen rund eine Stunde auf der Insel entlang bis zu einem ziemlich zentral gelegenen kleinen Unterstand. Hier wurden zwei Touren vorgestellt. Zum einen, ein Art Klettertour zum höchsten Punkt der Insel mit wunderschönem Ausblick und zum anderen einen Pfad die Küste entlang mit den Nistplätzen der hier lebenden Blaufußtölpeln. Schon beim Wort Klettertour war für mich klar, dass ich lieber die Küste entlang laufe, außerdem führte der Captain persönlich die Gruppe an also stand unsere Entscheidung recht schnell fest. Die meisten Deutschen gingen den anderen Weg und so zogen wir mit den Briten und den Polinnen die Küste entlang und schossen das ein oder andere tolle Foto. Auch die Blaufußtölpel schienen den Anblick von Touristen zu kennen und ließen sich kaum beirren nur bei den Jungtieren sollten wir aufpassen. Oft geraten sie in Panik und stürzen sich von den Klippen obwohl ihre Flugfähigkeit oft noch nicht voll ausgereift ist. Wir lernten allerhand über die Pflanzen und Tiere auf dieser Insel und schnell wurde klar woher die Insel ihren Namen hat, denn Silber hat es hier zwar nie gegeben aber die vielen Vogelkolonien fabrizierten Unmengen an Kot. Der Captain lachte lauthals los und wir taten es ihm gleich. Irgendwann kamen wir wieder am Boot an und warteten noch auf die andere Gruppe. Die Polinnen waren nur leicht bekleidet und hatten offenbar noch nie etwas von Sonnencreme gehört, denn im Schatten der Bäume sah man sie förmlich rot leuchten und ich bot, als guter Samariter, sofort mein Sonnenspray Lichtschutzfaktor 50 an. Unter den wachsamen Blicken Antonellas half ich den hübschen Blondinen beim einsprühen aber wandte mich recht schnell wieder ab als diese Blicke anfingen mich zu töten.
Auf dem Weg zurück hielt das Boot noch einmal auf der Rückseite der Insel, damit wir eine Runde Schnorcheln konnten. Ein wunderschönes kleines Riff lag unter uns und man konnte allerhand Fische und Schildkröten bewundern, die offensichtlich nur auf die Boote gewartet hatten, denn die Crew warf Salat ins Wasser und das wilde Fressen begann. Der Captain hatte sichtlich Spaß das Futter uns direkt auf den Kopf zu werfen oder zumindest direkt vor uns ins Wasser, denn die Fische nahmen keine Rücksicht und sprangen uns ins Gesicht. Wir verharrten noch eine Weile an der Stelle bis es schließlich zurückging, begleitet von einer riesigen Delfinschule, fühlten wir uns wie in einem Märchen. Die Tiere sprangen vor und neben den Boot aus dem Wasser und waren mindestens so neugierig wie wir. Als dann noch ein Wal am Horizont auftauchte war die Euphorie perfekt. Aber Moment Mal. Müsste ein Wal sich nicht irgendwie bewegen? Je näher wir kamen umso schneller wurde klar, dass es ein riesiger Walkadaver war und spätestens als wir das Tier umkreisten und der Wind in unsere Richtung blies, wurde klar, dass er nicht erst jetzt gestorben ist. Schnell ein paar Fotos gemacht und zurück an Land. Wir bedankten uns beim Captain der immer noch beste Laune hatte und verabschiedeten uns Richtung Restaurant. Antonella war den ganzen Tag über so begeistert und telefonierte den ganzen Abend mit ihrer Mutter und nahm jedes Bild mit ihr auseinander. Naja fast den ganzen Abend, denn immerhin war es einer unserer letzten Abende zusammen und so schliefen wir die Nacht eigentlich kaum sondern vögelten uns das Leben aus dem Leib. Dementsprechend standen wir wie ein Häufchen Elend am nächsten Morgen am Terminal bereit zur Abfahrt. Auf der gesamten Strecke schliefen wir Arm in Arm und verabschiedeten uns dann am Terminal in Guayaquil bis zum Abend, sie wollte eigentlich nur kurz nach Hause und ihre Sachen ablegen bzw. neue holen und dann wieder zu mir kommen. Aber es kam anders...