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Der Flughafen von Accra ist recht modern und während man an der Immigration ansteht, kann man den Klängen eines Pianospielers lauschen. Das ganze hat etwas von der Atmospähre einer Lobby in einem Luxushotel. Mich nervte der Pianospieler weil es die meiste Zeit irgendwelche Songs von Elton John zum besten gab.
In der Eingangshalle kann man sich eine Sim-Karte kaufen und am ATM Geld ziehen. Als ich gegen 20 Uhr ankam waren die beiden Stände der Mobilfunkprovider verwaist und in dem Bereich wo die ATM stehen, war der Strom ausgefallen. Eigentlich habe ich beides immer ganz gerne direkt erledigt.
Der Flughafen Kotoka liegt sehr zentral und zum beliebten Stadteil Osu fährt man nur etwa 15 Minuten mit dem Auto. Der Verkehr ist für afrikanische Verhältnisse (so es die geben würde) relativ relaxed. Es wird rücksichtsvoll gefahren und der Verkehr zu den Stoßzeiten ist meist besser als an einem normalen Wochentag auf dem Kölner Ring. Über Verkehr wird aber gerne gejammert. Das ist international
Mein Hotel hat mich kostenlos vom Airport abgeholt aber der Transport kostet in der Stadt eh sehr wenig. Es gibt zahlreiche Taxis die ich aber nie ausprobiert habe. Zeitweise hatte ich einen eigenen Fahrer aber meistens bin ich mit Uber gefahren. Für Ghana ebenso wie im April für Kolumbien ist Uber absolut empfehlenswert. Es gibt keine Missverständnisse über das Fahrziel, der Preis steht fest, Trinkgeld wird keines erwartet und der Betrag wird direkt von der Kreditkarte abgebucht. Die meisten Uber waren Kleinstwagen aber relativ gut fahrtüchtig. Mit den Fahrern kann man sich immer gut unterhalten, aber sie nerven nicht. Für Fahrten die bis zu 40 Minuten dauerten, habe ich unter 2€ bezahlt.
Die meisten Länder in Westafrika sind frankophon. Zum Glück Ghana nicht, dort spricht man Englisch als Amtssprache und auch in allen Schulen des Landes wird auf Englisch unterrichtet. Was aber nicht bedeutet, dass ich mich immer perfekt auf Englisch unterhalten konnte. Neben dem Englischen gibt es zahlreiche regionale Sprachen. Ghanaer die Haussa oder eine verwandte Sprache sprechen, habe ich im englischen meist sehr schlecht verstanden. Das klingt dann so abgehackt wie ein Maschinengewehr. Zudem ist die Betonung einiger Wörter so fremd, dass man selbst wenn man langsam gesprochen nur das eine Wort hört, Probleme hat es zu verstehen. Das können auch sehr einfache kurze Wörter wie zum Beispiel "Job" sein.
Die Menschen in Ghana nennt man übrigens Ghanaer und nicht Ghanesen. Weiße heißen Obruni in der Landessprache, aber man sieht sie so gut wie gar nicht in der Stadt. Die wenigen die man sieht sind für NGOs tätig oder arbeiten für westliche Firmen. Etwas häufiger sieht man dagegen Chinesen. Während die Europäer Volonteers ins Land schicken um es zu entwickeln, schicken die Chinesen ihre Firmen ins Land um Business zu machen. Das ist schon ein krasser und sichtbarer Kontrast in Ghana.
Weil es nur wenige Ausländer in der Stadt gibt, wirkt sich dies aber auf Interaktionen zwischen Local und Obruni aus. Wenn ich alleine unterwegs war, wurde ich zwar sehr häufig angesprochen, aber es ging nie darum mir etwas zu verkaufen oder so. Es gibt viel zu wenig Weiße in der Stadt als dass es sich lohnen würde spezielle Dienstleistungen für Ausländer anzubieten oder gar eine Bettelmafia zu etablieren. Klar gibt es Produkte, wie zum Beispiel traditionelle Kleidung oder Djembes, die auch bei Ausländern sehr beliebt sind, aber man will sie einem nicht penetrant andrehen.
Manchmal laufen die jungen Männer nur neben einem her und wollen sich unterhalten. Für sie ist es toll einen Europäer zu kennen. Sehr gerne nehmen sie auch Visitenkarten an (zu den Frauen komme ich später ;) ). Ihr Traum ist natürlich häufig auch nach Europa zu kommen. Wenn man sich aber mit halbwegs gebildeten Ghanaern unterhält, dann stößt man interessanterweise auf großes Unverständnis was Flüchtlinge betrifft die nach Europa wollen. Als Deutscher bekam ich zu hören, dass man nicht verstehen kann wie man in ein Land gehen kann, dessen Sprache man nicht spricht und viel zu schlecht für einen Beruf in dem Land ausgebildet sei. Es kam auch die Frage warum Deutschland das überhaupt zulassen würde. Mit einer solchen Diskussion hätte ich hier nicht unbedingt gerechnet, aber diese wird in den verschiedenen Bildungsschichten sicherlich auch ganz anders geführt. Es zeigt aber mal wieder eindeutig, dass man nicht verallgemeinern sollte. Nicht alle "Afrikaner" wollen nach Europa.
Ich hatte die Möglichkeit mit vielen Menschen zu sprechen und der sehr große Teil war glücklich dort zu leben. Viel mehr hörte ich Kritik über die westliche Berichterstattung über Afrika. Immer würden wir nur das Schlechte über Afrika berichten. Kriege, Katastrophen, Seuchen....Aber Afrika wäre schön. Das würden wir nie zeigen. Ich habe versucht zu erklären wie Nachrichten bei uns und eigentlich auf der ganzen Welt funktionieren, aber Verständnis für ihre Ansicht habe ich trotzdem. Man darf sich halt nicht auf seine Glotze oder das Internet verlassen. Am besten reist man selber um die Welt und guckt sich alles mit eigenen Augen an.
Was ich aber als allererstes lernen musste um mich auf der Straße unterhalten zu können, war die landestypische Begrüßung. Der Ghanaian Handshake:
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Als Ausländer ist man direkt hoch angesehen wenn man einen laut schnipsenden Handshake hin bekommt. Ein absoluter Icebreaker im heißen Accra.