Achtung, es wird lang!
Für mich ist Religion der absolute Anachronismus, oder zeitgemäß ausgedrückt, die erfolgreichste Verschwörungstheorie.
Alle Religionen basieren auf Glauben. Sie sind meines Erachtens nach in der Frühgeschichte der Menschheit aus dem Bedürfnis heraus entstanden, in Ermangelung an Wissen Erklärungsmodelle für all das zu schaffen, was um den Menschen herum an natürlichen Ereignissen passierte und zu denen man die Ursachen nicht kannte.
Es ist wohl ein natürliches Interesse des Menschen, sich nicht damit zufrieden zu geben, eine Wirkung zu akzeptieren, ohne die Ursache dafür zu kennen. So schuf man halt Verantwortliche, denen man die Ursachen zuschrieb. Die
Metaphysik war geboren
Es hat dann wohl nicht lange gedauert, bis sich jemand gefunden hat, das Wissen um die Verantwortlichen zu managen und die Religion als Institution war geboren. Mit dem Untergang des römischen Reiches haben sich dann drei monotheistische Religionen, Christentum, Judentum und Islam, durchgesetzt.
Unabhängig davon hat sich der Buddhismus etwa 500 Jahre vor der Zeitwende in Indien entwickelt, hat aber eine vollständig eigene Philosophie und Lebensanschauung durchgesetzt, die in Indien über 400 Jahre den Hinduismus verdrängt und sich über Südostasien ausgebreitet hat. Hervorstechendes Merkmal war die Freiheit von Überwesen. Ich habe dazu schon mal etwas in meinem Beitrag
Buddhismus und Animismus geschrieben.
Es gab in den letzten 2.000 Jahren immer wieder den Widerstreit zwischen Wissen und Glauben. Für mich hat sich das auf einen mathematisch Bezug reduziert und egal, wie man es formuliert, ist der Glauben immer der Verlierer, denn Wissen und Glauben stehen in einem reziprok proportionalen Verhältnis zueinander: Je größer das Wissen, desto geringer der Glauben. Führt man den mathematischen Gedanken in diesem Bezug konsequent weiter, setzt das Wissen als Divident und den Glauben als Divisor, wird klar, dass es immer eine minimales Quantum an Glauben geben muss, damit das Ergebnis definiert ist. (Sorry für den mathematischen Ansatz)
Stellt man jetzt den Buddhismus den monotheistischen Weltreligionen gegenüber, kann man feststellen, dass der Buddhismus da noch die rationalste Religion ist, denn der wesentliche Inhalt des Buddhismus lässt sich auf die Beantwortung dreier Fragen reduzieren:
1. Woher komme ich?
2. Was ist der Sinn meines Lebens?
3. Wohin gehe ich?
Zu all diesen Fragen liefert der Buddhismus mentale Anker, und zwar bedingungslos. Das ist eigentlich das tragende Element des Buddhismus, der Mensch dient keiner Religion, sondern führt ein selbstbestimmtes Leben, eine Stufe, von der die christlichen Religionen noch weit entfernt sind und der Islam sich noch im finsteren Mittelalter befindet, das er bis heute noch nicht überwunden hat.
Um zum ursprünglichen Thema zurückzukommen, das hat natürlich auch direkte Auswirkungen auf die sexuelle Selbstbestimmung. Der Buddhismus lässt dem Menschen auch hier freie Hand, ganz im Gegensatz zu den monotheistischen Religionen, die gerade diesen Bereich immer wieder versuchen, für sich zu instrumentalisieren.