Member hat gesagt:
Hört sich ja ungelesen ziemlich nach einem Empörungsgeheischebuch für Weltverbesserer an. Wird wenigstens in dem Buch angesprochen, was die Einheimischen üblicherweise so treiben oder wird nur wie im Text über die ach so bösen Touris hergezogen?
Ich hab das Buch jetzt kürzlich auch gelesen. Finde ich gar nicht, dass die Touristen dort schlecht abschneiden. Die Kritik von Lon richtet sich mehr an die politischen, sozialen und moralischen Gegebenheiten in Thailand bzw eben an das Treiben der Einheimischen (es wird dort auch gesagt, wie viele Thais zu Nutten gehen usw). Sie sagt an einer Stelle auch, man könne die Sextouristen nicht verurteilen, das wäre nicht schlimmer, als in Europa ein T-Shirt zu kaufen, dass in einer asiatischen Näherei produiziert und angeboten wird und es wäre keinem geholfen, wenn die Touristen nicht mehr kämen. Unter den gegeben Umständen, wäre das immer noch mehr oder weniger das Beste und allemal besser als in einem Thaipuff anzuschaffen.
Sie spricht hier und da allerdings auch von "ekligen, dicken, verschwitzten alten Männern", aber es ist ja auch nicht verkehrt, dass es da auch solche gibt. An einer Stelle berichtet sie auch, dass sie denkt, dass die meisten Sextouristen in ihren Ländern halt keine Chance hätten und dort eher zur untersten Schublade der Männer gehören würde. Das sagt sie relativ pauschal und dem kann ich natürlich nicht zustimmen, wenn ich mir so anschaue wer da alles rumläuft in Pattaya, dann sind das doch sehr oft auch gebildete, gut situierte Herren die ordentlich mit den Mädels umgehen. Andererseits beschreibt sie aber auch für sie positive Erfahrungen zB mit einem Schweden der jung, gutaussehend und vermögend war und sie sehr gut behandelt hätte.
Man muss es denke ich so lesen wie es ist, eine Erfahrung aus einer Sicht, eine Meinung von einer Person. Die kann weder vollständig, noch ausschließlich richtig sein und ist natürlich dementsprechend geprägt, was sie mitgemacht hat. Auf jeden Fall hatte ich nicht den Eindruck, dass die Touristen hier groß kritisiert oder in ein schlechtes Licht gerückt werden, wenn man alles zusammen nimmt. Man sollte da eben auf Grund der persönlichen Sichtweise auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.
Ich würde auch nicht sagen, wie es rio nennt, dass dort viel Effekthascherei beschrieben wird. Ich halte das ganze schon für relativ authentisch. Ich finde auch nicht unbedingt, dass es eine Horrorgeschichte ist. Hast du das Buch gelesen?
Sie sagt ja auch nicht, dass sie nicht anders überleben könnte, als durch die Prostitution. Aber dass es der sicherste Weg war, in ihrer Situation eine derartige Menge Geld zu verdienen, ist wohl nicht verkehrt. Sie wollte ja raus aus der Armut. Und da ist die Prostitution vermutlich für Mädchen aus dem Isan ohne Bildung und Unterstützung der einfachste Weg.
Allerdings muss ich sagen, dass es denke ich nicht die richtige Lektüre wäre um sich ein Bild zu machen, für jemanden, der noch vor Ort war. Dann könnte man je nach dem wie man die verschiedenen Abschnitte in seiner Bewertung gewichtet schon ein Bild von Thailand/"der Szene" haben, das einer Horrorgeschichte ähnelt.