Kurzgeschichten von den Philippinen

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        #11  

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Runde 20 Minuten vergehen bis wir beide endlich auf dem Moped sitzen und Richtung Angeles City düsen. Von unserer Subdivision Diamond geht’s auf den Mac Arthur Highway! Vollgas ist angesagt, die Straße ist bis auf diese verfuckten Jeepenys leer! Über den Fluss, rein in den Kreisel und sofort rechts ab in die Arayad Road. Mann ist das hier dunkel! Rechts ab in die San Francisco Street, rein in die Visitacion Street............ geht’s noch dunkler?
„ Babyyyy, stoooooop! We are here!“
Vollbremsung!
„Whaaaat?
Its not ONA, are you crazy?“
Ich bin gerade gereitzt und zweifele an Reginas Verstand!
„Regina! You can read the sighn at the building please? It says clearly:
Rafael Lazatin Memorial Medical Center!
Not ONA!“
- Hat Die sie noch alle? Jagt mich nachts um beinahe 1 quer durch Angeles um dann mit mir, grinsend, vor dem falschen Krankenhaus zu stehen! -
„Babyyyy, sooorrryyy! Its a change of name na! I forgot it! They change the owner and name of the Hospital! Its ONA! We are here, come down please, breath deep!
I love you!“

Anhang anzeigen ONA.jpg
 
        #12  

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- Na, das macht ja einen guten Eindruck von außen! Sauber ist aber anders. Nicht wie auf dem Bild, sondern mehr schmuddelig! Ich hab leider meine Cam vergessen. Also rein in die gute Stube! -
Der Wachmann mit der obligatorischen Pump Gun hält uns, freundlich lächelnd, die Glastür auf.
Eine Halle ist es, die wir betreten! Gefliester Boden. Die Wände waren mal früher weiss gewesen. Rechts die Rezeption. Eigenartiger Geruch hängt in der Luft. Sehr eigenartig! Rechts in der Halle eine Nische mit ner Glasplatte davor. Da liegt sie, die kleine Jennica, auf einer primitiven Liege drapiert im Arm mit einer Nadel von der aus ein Schlauch zu zwei Infusionen nach oben geht. Um sie herum noch zwei weitere Liegen auf denen auch Mädchen liegen!
--- Oh shit, sieht Jennica scheiße aus! Schläft die wirklich, ist sie bewusstlos oder tut sie nur so?“ ---
Offensichtliche Angehörige vervollständigen die unwirkliche Szene in der Nische. Und da ist sie ja auch: Die Mutter von Regina! Eigenartig bleich im sonst so tiefbraunen Gesicht, wie mit Puder bestäubt und mit Schmerz verzerrtem Gesicht kommt sie auf uns zu. Wieder alles in Hühner Sprache! Ich verstehe nix, aber auch rein gar nix und setze mich auf die `Bettkante`zu Jenni.
Es wird laut in der Halle!
Die Tür wird gerade aufgestoßen und eine Frau mit markantem Gesicht kommt mit einem Pinoy in die halle getaumelt. Sie blutet stark am rechten Ohr und am Kopf!
--- was issn das? Sind das Glassplitter die in ihrem Kopf stecken? ---
Es tauchen zwei Schwestern in weiß auf. Eilig wird ein Stuhl gebracht, seitlich vor der Glasscheibe abgestellt, die uns von der Szene trennt. Die Frau wird drauf gesetzt!
--- Na toll! Das sind tatsächlich dicke, fette Glassplitter die in ihrem Kopf stecken und ein Stück Ohr fehlt ihr auch! Sie Blutet stark. Stark, für meine derzeitigen Vorstellungen! ---
 
        #13  

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Ein Arzt oder so was Ähnliches kommt herbei und begutachtet ihre Wunden sichtlich genüsslich! Gleichzeitig kommen zwei junge Männer in die Halle gestürmt und gesellen sich zu der Patientin. Der Türwächter schaut ihnen entsetzt aber Tatenlos hinterher. Es wird hektisch diskutiert. Mit dem Weißkittel, mit der Patientin , mit ihrem Begleiter und alle zusammen. Die Situation wird komisch. Die Frau keift nur noch. Schreit rum und weint!
Der Arzt verschwindet und taucht kurz darauf mit einer Edelmetallschale, in der sich Pinzetten und andere Utensilien befinden, wieder auf. Begleitet wird er von einer der Schwestern, bewaffnet mit Tupfern.
Kurzer Hand werden die Glassplitter aus dem Kopf, der fleißig vor sich hin Blutenden, gezogen. Und Tupfer und wieder einer raus und wieder Tupfer. Gekreische, Geheule der Glassplitterlady und dazu das temporäre, lautstarke Schimpfen der drei jungen Männer, die um Arzt und Patientin stehen, erfüllt die Halle.
Jennika wacht auf und weint! Wird von Mutter und deren Mutter getröstet.
Das alles in Pinoy Language, vermutlich in verschiedenen Dialekten!
--- Wo bin ich hier gelandet? Was für eine Situation! ---
Stimmengewirr vom Eingang her kommt jetzt dazu. Eine Frau und ihr Mann kommt weinend, mit blutverschmiertem Rock, in die Halle.
Glassplitter werden immer noch entfernt!
Ein Bett wird herbei geschoben, rechts vor uns platziert und die frisch Angekommene darauf gelegt.
Die Eingangstür fliegt auf und acht (8) Gestalten stürmen in die Halle!
Der Wachmann mit der Pump Gun im Anschlag hinterher.
Es ist jetzt 2 Uhr Sonntag morgen in Angeles!
 
        #14  

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Alle Angehörigen unserer Mädchen scharen sich jetzt um die Betten der Patientinnen. Gerade so als wollten sie die Drei von einer Gefahr abschirmen! Kein Personal kümmert sich!
„ Regina! What is it? What´s going on here?“
„ I dont know!“
Die acht Männer verteilen sich um die beiden Patientinnen und es wird diskutiert. Dazwischen der Wachmann, der Arzt, die Nurse und weiteres, herbei geeiltes, Personal. Gekreische, gekeife, schimpfen und das alles in Gegackere!
Uff!
Durch die Tür kommt ein Mann, gestützt von zwei weiteren Männern. Hinter dem gestützten zieht sich eine fette Blutspur über die Fliesen der Eingangshalle des Krankenhaus.
Mitten im Raum wird ein Stuhl gestellt. Der wirklich unglaublich stark Blutende wird darauf gesetzt. Sitzt nun vor sich hin blutend mitten in der Halle. Eine beachtliche Blutlache umschwemmt in Kürze seinen Fuß.
Autsch! Jetzt erst sehe ich es!
Durch die obere Wade des einen Bein ist eine spitze Metallstange gebohrt. Rechts und links schaut dieses mittelstarke Metallrohr heraus. Blut quillt in Strömen aus den beiden Wunden heraus. Der Pinoy ist kreide bleich, gibt aber keinen Ton von sich!
„ Regina!
Are they compleatly crazy. He´s bleeding like that and they just place him like that?“
Bevor Regina antworten kann, wird ein Putzeimer gebracht und das blutende Bein kurzer Hand dort rein gestellt. Da sitzt er nun auf seinem Stuhl, mitten in der Eingangshalle.
Alleine gelassen und im Eimer!
Hauptsache die Halle wird net dreckig!
Oh Mann!
 
        #15  

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Seine beiden Begleiter zetern nämlich jetzt in dem zuvor angestimmten Konzert der Anderen mit.
Die Eingangstür geht auf!
Schreien!
Polizei, mit vorgehaltenen Waffen in den Händen, stürmt den keifenden Männern entgegen! Ein Durcheinander entsteht. Es wird im Befehlston geschrien.
Tagalog!
Dann zwei englisches Wörter:
Out! Go out!
Das alles dauert zirka fünfzehn Minuten.
Die Polizei, es sind fünf Beamte, reden jetzt mit den Verletzten und den drei verbliebenen Begleitern.
Ein weiterer Arzt veranlasst, daß noch ein Bett herbei geschoben wird, auf das jetzt Der mit der Stange im Bein gelegt wird. Zwei mobile Trennwände werden um das Bett postiert und der Arzt und zwei Schwestern hantieren, mit Mundschutz, an dem Patienten herum. Zwei Begleiter des verletzten stehen ohne Mundschutz dicht dabei und schauen zu!
Die Eingangstür geht auf und ein junges Pärchen kommt herein. Die Beiden werden, in dem jetzt geordneten Chaos, nach einem kurzen Gespräch mit Personal, auf zwei Stühle verpflanzt. Ungefähr fünf Meter von uns entfernt sitzt da jetzt ein Pinoy Pärchen mit....................
Oh Scheiße!
Haben die Pocken?
Über und über, dicht an dicht sind ihre Körper und Gesichter mit roten Pusteln überzogen. Die Gesichter schmerzverzerrt und leidend.
Pocken?
Sind das die Pocken?
Hoch ansteckend!
Fünf Meter! Nur fünf verfuckte Meter!
In welchem Film sind wir hier?
Das kann doch alles nicht wahr sein!
Ein Arzt mit Mundschutz und Latexhandschuhen kommt zu dem Pocken Pärchen.
Spricht mit ihnen und zückt einen Filzstift!
Um jede Pustel malt der da einen Kreis! Was macht der da? Himmel, was ist hier los?
Der Arzt geht!
Da sitzt ein Pocken Paar mit Kringeln um ihre Pusteln und ich hab ein ganz mulmiges Gefühl!
Kurz darauf: der Arzt kommt mit einer Edelmetallschale und einer Schwester zurück. Fummelt mit einer Pinzette und die Schwester mit Tupfern auf oder in den Pusteln rum!
Was machen die da zur Hölle?
„Regina, was ist da los? Haben die eine ansteckende Krankheit? Ich hab angst Baby!“
„I don’t know, was spoke with Ma about, but she don’t´t know also, never saw a disease like that! But we are afraid also to get contaminated with that!“
„Just ask them if it is epidemic or contagious! Please Baby, ask them!“
Regina schaut die Krankenschwester an, welche gerade am Pocken-Tupfer wechseln ist und fragt sie ganz vorsichtig auf Tagalog etwas. Die Schwester antwortet auf englisch: „keine Angst! Das ist ganz sicher nicht ansteckend! Unmöglich!“
Uff, Gott sei dank nicht ansteckend! Aber trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl!
Es ist mittlerweile vier Uhr Morgens in Angeles City. Eine Schwester hatte sich eben gerade um Jenni gekümmert. Wir müssten noch ungefähr eine Stunde warten. Dann seien die zwischenzeitlich erneuerten Infusionen durch und wir können Jennika mit nach Hause nehmen.
Jenni schläft!
Ich hab inzwischen Hunger und Durst bekommen!
 
        #16  

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Wie ich erfahre, gibt es auf der anderen Straßenseite, vor der Klinik, einige kleine Essenssbuden. Und wie zu erwarten hat auch Regina und ihre Mutter Hunger und Durst. Also mache ich mich auf den Weg dort hin!
--- Endlich ne Kippe! Mann, ich bin schon ganz neben der Spur! Und raus aus dem Sauladen! ---
Vor der Tür lungern ungefähr 30junge, nicht unbedingt vertrauen erweckend aussehende, Pinoy´s herum. Dazwischen stehen und laufen, diskutierend, eine Hand voll Polizisten herum.
Was ist das wieder?
Ich sehe zu, dass ich schnellst möglich, den Blick gerade aus gerichtet, auf die andere Straßenseite komme.Nur keinem von denen in die Augen schauen und nicht zu schnell gehen, Haltung bewahren!Just ignore them!
Ich deute einen der Essensbuden, nach Gesichtspunkt Verkäuferin -du siehst freundlich und sauber aus- als nutzbar heraus.
Die Sitzbänke drinnen sind ungemütlicher als unsere Festzeltgarnituren und sehen nicht unbedingt stabil aus. Aber ich sitze und habe mittlerweile was zu essen bekommen. Vor allem einen Kaffee dazu, der auch noch genießbar ist. Beobachte die Szene vor dem Krankenhaus und bekomme irgendwie Keinen Sinn rein!
Nicht wirklich!
Da unterhalten sich die Polizisten mit den Jugendlichen und machen sich Notizen!
Während ich gedankenverloren da sitze, hat sich die Bude, um mich herum, gerade mit Krankenhaus Personal gefüllt! Einer der Ärzte und zwei Schwestern leisten mir jetzt Gesellschaft in der Baracke!
 
        #17  

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Ich fange vorsichtige Konversation an. Einfach nur freundliches Bla Bla!
In Wirklichkeit bin ich super Neugierig, die Geschichten zu erfahren welche für die Verletzungen der Menschen in der Eingangshalle des Krankenhauses verantwortlich sind.
Nach einigen Freundlichkeiten und einer Runde Kaffee die ich spendiere komme ich zum eigentlichen Thema:
„Was ist denn bei euch im Krankenhaus los heute?
Die Frau mit der Glasscherbe im Kopf sah ja übel aus!“
„Frau?
Welche Frau?“
Ich schaue gerade in das linkisch grinsende Gesicht des Arztes. Macht der sich lustig über mich?
„Das ist keine Frau, das ist ein Mann der sich als Frau gibt!“
„Oh?!“
„Der Frau hat mit dem falschen Kerl geflirtet und sein Lover hat es gemerkt. Im darauf folgenden Streit, hat er von seinem besoffenen Lover zwei Mal mit einer Flasche auf den Kopf gehauen bekommen. Beim dritten Mal war die Flasche kaputt und das halbe Ohr weg!
Dann gab es Zoff!
Der Angeflirtete und seine Freunde sind auf den Lover los gegangen.
Es gab eine richtige Schlägerei!“
Und Der, mit der Stange im Bein?“ frage ich vorsichtig
„Die Freunde vom Lover haben sich eingemischt und das Resultat ist der Kerl mit dem Metallrohr durch das Bein.
Irgend etwas ist da noch mit Messern gewesen, aber die Polizei hat es noch nicht raus bekommen. Irgendwo müssen da noch Verletzte sein!
Tja, und dann hat wohl irgend Einer von denen geschossen! Mit was größerem! Es ging Gott sei Dank daneben und hat nur eine Hauswand erwischt. Dumm nur, daß sich da gerade ein junges Pärchen aufgehalten hat. Das sind die beiden da drinne, in der Nähe von euch!“
„Ja was? Die haben doch irgend welche Pickel, oder?“
„Falsch! Das sind Steinbröckchen gewesen, die aus der beschossenen Wand direkt in ihre Körper geflogen sind, als die Geschosse dort einschlugen. Das hat die Wunden erzeugt, mit denen ihre Körper jetzt überzogen sind. Ich hab die Steinchen, glaube ich, alle raus geholt!"
 
        #18  

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"Und die Typen die hier, vor dem Krankenhaus herum lungern? Wo gehören die hin?"
"Ich sehe sie haben nicht verstanden!
Das sind zwei verfeindete Gruppen, Straßenbanden!
Der Frau hat den Streit provoziert als er mit einem Mitglied der verfeindeten Bande geflirtet hat!"
Ich schau den Arzt verwirrt an und die beiden Schwestern, grinsend, mich.
"Das war ja dann eine Horror Nacht für sie!"
"Nein , das war eine ganz normale Nacht an einem Wochenende bei uns. Das geht immer so bei den Gangs: aus irgend welchen Anlässen erst ein Gang Bang und dann ab ins Krankenhaus!"
"Gang Bang?"
"Ja, so nennen wir das spaßeshalber hier! Gang Bang!"
Wieder drinnen angekommen, wird unserer Kleinen 2 jährigen Jenni gerade die leere Infusion entfernt. Die Dehydrierung, hervorgerufen durch tagelangen Durchfall, sei jetzt unter Kontrolle und wir können jetzt alle nach Hause gehen. Nur bezahlen müssen wir noch!
Die Eingangstür fliegt wieder Mal auf:
ein Polizist in Zivil, mit Hundemarke um den Hals und tief hängendem, Chrom glänzendem, riesen Colt stürmt in die Halle. Schreit auf Tagalog herum. Schreit die Polizisten an rennt von Patient zu Patient und verschwindet dann wieder!
-- Hey! Was war das eben?--
ich schaue Regina fragend an: "what was it?"
"Das war der Chef der Polizisten! Dem ist egal wer hier verblutet! Er will sofort alle Verletzten auf der Wache haben! Hat gefragt warum seine Polizisten hier herum stehen und eine Ewigkeit weg sind? Und die Gang Mitglieder draußen sollen seine Männer auch fort jagen. Sofort, sagte er!"
--Na toll ! One night in ONA!--
Wir zahlen und gehen!
 
        #19  

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WOW, was für ein Bericht!

Aber so wie sich das anhört, für uns Spaßtouris ungefährlich, oder? So wie ich das rauslese, ist die Chance größer mit Pusteln (ironie) bedeckt zu werden :), als in so einen Bandenkrieg verwickelt zu werden. Von dir wollten die ja nichts, oder?
 
        #20  

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WOW, was für ein Bericht!

Aber so wie sich das anhört, für uns Spaßtouris ungefährlich, oder? So wie ich das rauslese, ist die Chance größer mit Pusteln (ironie) bedeckt zu werden :), als in so einen Bandenkrieg verwickelt zu werden. Von dir wollten die ja nichts, oder?
 
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