Thailändisch lernen

MAE SOT - Urlaub,Sex & Drogen - Brandheiss vom Tischtuch

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@ tischtuch

so viele "Belohnungsrabattmarken", wie du fuer diese Erzaehlung verdienst, das geht nun gar nicht mehr mit einzelnen Marken. Wir werden dich mit Rollen bewerfen! :p

Gutgeh'n, und saug' nicht soviel Schweinskram, erlebe lieber wieder selber :yes:

:p RMF :p
 
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Cool da lohnt es sich doch immer wider sich auf ein neues Kapitel zu freuen.
 
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Mord im Gefängnis


Das Abendessen schmeckte Susan trotz der misslichen Lage ausgezeichnet. Das Essen wurde sorgfältig in einer Fastfood Schachtel angeliefert. Auf der Innenseite des Deckels klebte ein kleiner Zettel. „Halte durch und sei stark. Bald bist Du draussen. Gruss Frank.“

Sie lächelte dankbar, als sie die vielen Leckereien sah. „Damit kann ich ja das ganze Gefängnis ernähren, lachte sie auf.“ Timmy sass neben ihr. Auf ihrem Teller hatte sie eine Portion Klebereis. Ein wenig Gemüse rundete das karge Mahl ab. Susan gab ihr gerne etwas vom Fleisch und dem frischen Gemüse ab. Belustigt schaute sie Timmy zu, wie sie das Fleisch gierig verschlang. Als Susan genug hatte, war noch nicht einmal die Hälfte weg. Sie schaute Timmy fragend an, welche heftig nickte.

Schnell verschwand der Rest und Timmy klopfte sich befriedigt auf den Bauch. „So etwas Gutes habe ich schon lange nicht mehr gegessen“, freut sie sich und sie strahlte Susan mit ihren traurigen Augen dankbar an. „Mindestens einen Monat werde ich nichts anderes machen als Essen, wenn ich entlassen werde“, fügte sie mit einem wehmütigen Gesichtsausdruck hinzu.

Nach dem Essen stand plötzlich wieder die grosse, starke Frau wie aus dem Nichts gekommen vor ihnen. Sie musterte die reichhaltige Auswahl, oder das, was davon übrig geblieben war, genau. Mit spitzer Stimme sagte sie zu Susan. „Du lernst schnell, blonde Frau. Hoffentlich schnell genug“, dann drehte sie sich unvermittelt um und so plötzlich, wie sie gekommen war, war sie auch wieder verschwunden. Susan streckte ihr beim Umdrehen impulsiv die Zunge heraus. Sofort bereute sie diese unnötige Provokation.

Die Luft in der Zelle war plötzlich wie elektrisch geladen. Gespannt blickten zwanzig Augenpaare auf die beiden Kontrahentinnen. Aus den Augenwinkeln hatte die grosse Frau die Zunge gesehen und kehrte sich langsam wieder um. Ihr Gesicht war zu einer Fratze verzogen. Leise und bedrohlich zischte sie Susan zu. „Das wirst du bereuen“. Susan hielt ihrem eisigen Blicke stand und liess sich nicht einschüchtern.

Betont langsam wandte sich die grosse Frau wieder ab und setzte sich mit einem ausdruckslosen Gesicht auf ihren Platz. ,Sie ist wütend und ausser sich‘, dachte Susan, als sich die grosse Frau eine Zigarette anzündete und sie sah, wie ihre Finger dabei vor Wut zitterten. ,Wenn man die zur Freundin hat, braucht man keine Feinde mehr‘, dachte Susan und ärgerte sich über ihre Unbeherrschtheit. Timmy sass kreidebleich da. Dann flüsterte sie Susan zu. „Das war dumm von Dir. Sie hat jetzt ihr Gesicht und damit einen Teil ihrer Autorität verloren.“

„Ich war leider noch nie im Knast und kenne Eure Spielregeln nicht“, antwortete Susan kurz angebunden und weniger höflich, als sie wollte. „Ich will sie auch nicht kennen“, fügte sie trotzig hinzu. Die grosse Frau warf ihr einen grimmigen Blick zu, welcher nicht gerade auf eine schnelle Versöhnung deuten liess.

Susan zuckte mit den Schultern. „Adoptieren wird sie mich jetzt wohl nicht mehr“, doch ihre Stimme tönte gepresst. Timmy lachte nicht. Sie sagte: „Du musst Dich so schnell wie möglich in eine andere Zelle verlegen lassen“, und schaute sie traurig an. „Mach ich“, versuchte Susan Timmy zu beruhigen. „Gleich morgen früh und Dich nehme ich mit.“ Dankbartraurig schaute Timmy sie an und seufzte leicht auf. Susan schätzte, dass es wohl etwa acht Uhr sei, als eine Lautsprecherstimme durch das Gefängnis hallte.

Vor rund zwei Stunden dröhnte aus demselben Lautsprecher lautstark die thailändische Nationalhymne und alle Gefangenen standen auf. Timmy übersetzte ihr, dass nun in zehn Minuten das Licht gelöscht wird. Jede der Gefangenen hatte kurz vor der Durchsage zwei leichte Decken erhalten. Betten oder so etwas wie Schlafmatten gab es hier nicht, wenn nicht gerade jemand eine private Matte besass, und der Boden war Susan entscheidend zu hart. So legte sie beide Decken auf den Boden. Es war noch immer brutal hart, wie sie fand.

Sie zog ihr Hemd aus und benutzte es als Kopfkissen. Dann wurde es schlagartig dunkel in der Zelle. Susan lag auf ihrer harten Unterlage und kämpfte gegen den drohenden Schlaf. In der hinteren rechten Ecke tuschelten einige der Frauen miteinander und zwischendurch kicherten sie. Aus dem kleinen Fenster drang ein wenig Licht herein. Wenn sie den Kopf etwas schief hielt, konnte sie den Mond sehen, welcher fast voll war und sie anlächelte.

Nach einiger Zeit war es still um Susan und sie hörte nur die regelmässigen Atemzüge der anderen Frauen. Plötzlich wurde sie leicht am Ellenbogen berührt. Sie fuhr herum und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Es war Timmy. Leise flüsterte sie ihr direkt ins Ohr: „Du kannst auf meinem Platz schlafen. Ich habe eine weiche Matte.

Ich schlafe genau so gut auf dem Boden.“ Einige Sekunden überlegte Susan, ob sie das Angebot ablehnen sollte. Als Timmy noch anfügte, dass sie ja morgen das Essen wieder teilen kann, nahm sie dankbar an. Wenig später lag sie auf einer weichen Matte und es schien ihr, als versinke sie geradezu darin. Dann schlich sich die Müdigkeit an. Immer tiefer drang sie in Susan ein.

Sie versuchte mit aller Kraft, sich gegen den drohenden Schlaf zu wehren. Je mehr sie jedoch dagegen ankämpfte, desto grösser wurde die Müdigkeit, bis sie sie langsam übermannte und Susan in einen unruhigen Schlaf fiel, der immer wieder von Träumen unterbrochen wurde. Einmal schreckte sie auf, sie hörte einen kurzen Aufschrei und dann ein Stöhnen.
,Da vergnügen sich zwei‘, fuhr es ihr durch den Kopf und dann fiel sie sofort wieder in den von Alpträumen verseuchten unruhigen Schlaf zurück.

Laute Musik weckte die Gefangenen am frühen Morgen. Susan war wie gerädert. Dunkle Ringe hatten sich unter den Augen gebildet und liessen sie um Jahre gealtert erscheinen. Um sie herum war ein geschäftiges Treiben. Die Frauen falteten die Decken zusammen und einige scherzten bereits wieder miteinander. Sie brauchte einige Zeit, bis sie einigermassen wach wurde und klar denken konnte. Dann suchten ihre Augen nach Timmy, weil sie sie fragen wollte, wohin sie die Matte legen soll.

Timmy schlief noch tief und fest. Anscheinend hatte sie der Mond geblendet und sie hatte sich das Hemd von Susan über den Kopf gezogen. Susan als bekennende Langschläferin fand sie jetzt sogar noch sympathischer. Mit einem verständnisvollen Lächeln beugte sie sich über Timmy und zog ihr sanft das Hemd vom Gesicht. Ihr Lächeln erstarb.

Susan schaute direkt in zwei gebrochene Augen. Die Traurigkeit war aus ihnen entschwunden und sie blickten kalt und starr an Susan vorbei ins Nichts. Susan war wie versteinert und einige Sekunden schaute sie nur ungläubig in das kalte, vom Schmerz verzogene, leblose Gesicht. Unfähig einen Gedanken zu fassen und zu realisieren, dass Timmy tot war. Alles in ihr wehrte sich gegen die Realität. Es war ihr klar, dass die Frau vor ihr tot war, aber es war nur eine leere Worthülse in ihrem Kopf. Nicht real und nicht fassbar.

Die anderen Frauen merkten nun, dass etwas nicht stimmte, als sie Susan mit ungläubigem Gesicht und den weit aus den Augenhöhlen heraustretenden Augen sahen.

Neugierig folgten sie den Augen und traten dann näher. Hilflos drehte Susan Timmy auf den Rücken. Ihre Hand wurde warm und klebrig. Sie schaute einen Augenblick ihre Hand an, wie wenn es nicht ihre eigene wäre. Wie ein hell leuchtender Blitz überfiel sie nun die Erkenntnis. ,Sie ist tot! Jemand hat sie mit mir verwechselt‘, raste der nächste Gedanke durch ihr Hirn.

Dann rastete Susan völlig aus. Ihr Blick war nun der, einer Irren. Es war nichts Menschliches an ihr und ihre Augen flackerten unruhig umher. Als sie die grosse Frau entdeckten, stürzte sie sich wie ein tollwütiger Rottweiler auf sie. Mit dem ersten Schlag brach sie die Nase der Frau, welche von dem plötzlichen Angriff völlig überrumpelt wurde und hinfiel.

Das Blut schoss ihr aus der Nase und vermischte sich mit dem von Timmy. Weitere wütende Schläge und Tritte folgten und Susan verbiss sich rasend vor Wut in die Frau und ignorierte die heftige Gegenwehr völlig. Sie spürte nichts, als diese anfing, ihr heftig an den Haaren zu ziehen. Sie sass auf dem Bauch der grossen Frau und schlug wie von Sinnen immer wieder auf sie ein. Die anderen Frauen bildeten einen Kreis um die zwei und schauten dem Kampf interessiert zu. Keine mischte sich ein. Die rasende Wut schenkte Susan ungeahnte Kräfte.

Das Gesicht der grossen Frau war nun blutüberströmt und aufgequollen. Mit der einen Hand versuchte sie die Schläge abzuwehren. Mit der anderen nestelte sie verzweifelt an ihrem Kleid herum und versuchte etwas herauszuziehen. Nach einigen vergeblichen Versuchen hielt sie plötzlich ein Messer in der Hand. Susan spürte den Stich in den Oberarm nicht. Sie spürte auch die Stockschläge der Aufseherinnen nicht, welche nun auf sie niederprasselten. Als es den Aufseherinnen gelang, die beiden zu trennen und Susan festzuhalten, trat sie weiter auf die Frau ein. Sie hörte erst auf, als sie gewaltsam von ihr weggezogen wurde und ihre Tritte nur noch Löcher in die muffige Zellenluft rissen.

Während des Angriffs war ausser dem Keuchen der Anstrengung kein Ton aus Susan entwichen. Als sie realisierte, dass sie immer weiter von der grossen Frau weggezogen wurde, verliess ein unnatürlicher verzweifelter Schrei ihre Kehle. All ihre Gefühle lagen in diesem Schrei. Die ganze Wut gemischt mit Verzweiflung und Trauer über den sinnlosen Tod von Timmy.

Sie wollte sich von den Aufseherinnen losreissen und sich von Neuem auf die Frau stürzen. Ein heftiger Stockschlag in die Magengrube beendigte dieses Vorhaben. Susan knickte nach vorne ein und erbrach sich heftig auf den Zellenboden.

,Manchmal kann man gar nicht soviel Essen wie man gerne kotzen würde‘, war ihr letzter Gedanke, bevor sie zusammenbrach und das Bewusstsein verlor.
 
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Gute Sexgeschäfte




Die Laune von Skipper konnte gar nicht besser sein. Er war mit sich und der Welt zufrieden. Insbesondere mit sich selber, denn die Geschäfte liefen gut. Er sass in der Sumibar und schnüffelte an einem Glas Black Label. Vor sich hatte er einen Stapel Blätter, welche er aufmerksam studierte.

Unter dem Tisch hörte man saugende Geräusche. ,So macht arbeiten Spass‘, dachte er zufrieden grinsend. Oben arbeitet das Hirn und unten wird kräftig daran gearbeitet, dass ich mich auf die Unterlagen konzentrieren kann und nicht dauernd übers Vögeln nachdenke. Etwas schwanzgesteuert bin ich schon‘, gab er sich zu und rollte mit den Augen. Das Forum boomte ungebremst. Die Statistik zeigte eine Kurve, welche steil nach oben zeigte. ,Wie Kleinskipper, der zeigt auch dauernd nach oben‘, grinste er.

Dann fauchte er die Frau unter dem Tisch an: „Du sollst blasen! Mit der Hand kann ich es mir selber besorgen und noch um Einiges besser als Du.“ Dann widmete er sich wieder den Unterlagen. Verglich die Userzahlen mit dem Vormonat und schaute sich dann die erfolgreichsten Themen des letzten Monats an. Die ersten vier waren allesamt von ihm. Dann kam der Bericht vom Biber über die legendäre Ficknacht in Pattaya. ,Der handelt allerdings auch von mir’, stellte er befriedigt fest.

Danach schaute er sich eingehend die Abrechnung des Ranzenwirtes an. Zuerst ging der Blick auf das Monatstotal und er pfiff erfreut auf. Etwas weiter unten stand sein Anteil und der gefiel ihm noch viel besser.
Gleichzeitig mit dem Glücksgefühl, dass er wieder eine stattliche Summe verdient hatte, ergoss er sich in den Mund der Frau unter dem Tisch.

Der Orgasmus konnte das Glücksgefühl noch ein wenig verstärken. Dann kontrollierte er sorgfältig die Abrechnung. ,Beim Geldverdienen darf man nie nachlässig werden und Vertrauen ist gut, aber auch der Ranzenwirt will kontrolliert sein‘, knurrte er. Skipper wusste, dass schon ab und an bei den Gästen ein Bier oder zwei mehr auf der Rechnung standen, als sie getrunken hatten. ,Warum also soll der nicht versuchen, mich zu bescheissen?‘, fragte er sich. Die Frau war mittlerweile verschwunden und Skipper merkte, dass er nicht darauf geachtet hatte, welche der Frauen es gewesen war.

,Ist ja auch egal‘, dachte er. ,Ein Blasebalg für den kleinen Ständer zwischendurch‘, witzelte er gutgelaunt und setzte sofort eine ernste Miene auf, als der Ranzenwirt anwieselte.

„Wir müssen wieder einmal über meinen Anteil diskutieren“, warf er dem Ranzenwirt gutmütig aber ernst entgegen. Der Ranzenwirt beschloss, dass er heute nicht aus der Ruhe zu bringen war. Er schluckte die Bemerkung, welche ihm auf den Lippen lag und setzte sich, von einem leisen Seufzen begleitet neben Skipper hin. „Du wärst schon lange ein armer Mann, wenn Du die ganze Fickerei in meinem Laden bezahlen müsstest. Du scheuerst mir die ganzen Muschis wund und beklagst Dich dann auch noch, dass Du zuwenig verdienst.“ Er konnte es nicht ganz auf sich beruhen lassen und spielte den Beleidigten.

Natürlich beschiss er ihn.
,Der säuft wie eine Kuh und besteigt hier fast täglich meine Frauen, dass man meinen könnte, am nächsten Tag wird das Rammeln verboten‘, entschuldigte er sich vor sich selber. „In den letzten Tagen warst Du nicht sehr produktiv“, meinte er aber nur provozierend zu Skipper. „Das muss ein Gerücht sein“, erwiderte der nun scheinbar entrüstet. „Zwei ganze Chips voll mit Ferkeleien. Der Text ist schnell geschrieben und der Titel steht auch schon: ,Der Meisterstecher fickt in der Hauptstadt!‘ Zudem habe ich kurz einige Clubs in Bangkok abgecheckt und werde die Rubrik, ,Was gibt es Neues in Bangkok?‘ ergänzen.

Du siehst also, fleissig wie immer.“ Er rechnete kurz im Kopf zusammen, was ihm der letzte Monat eingebracht hatte. Etwa ein Direktorengehalt in Deutschland sprang durch die verschiedenen Geschäftszweige für ihn heraus.

,Dann kriege ich noch die Fangprämie für die Blondine‘, erinnerte er sich und rechnete diese auf. Tom war in seinem letzten Telefongespräch voll des Lobes für ihn. „Der Mann aus Lopburi wird von Narbengesicht kaltgemacht. Kein Thema mehr für Dich!“, hatte er gesagt. Er war froh, dass er sein geliebtes Pattaya wiederhatte und der blonde Flegel von Narbengesicht erledigt wurde.

,Ein wenig Berichte schreiben, tüchtig saufen und Schwutten vögeln. Das ist meine Welt und hier gehöre ich hin‘. Die Kleine daheim machte sich auch prächtig. Sie hatte sich lange gesträubt, als Skipper sie aber unter leichten Druck setzte, doch zugestimmt, dass er sie beim Bumsen fotografieren durfte. „Weisst Du, das Fotografieren beim Bumsen bringt mich so richtig in Fahrt. Nachher schauen wir uns die Bilder an und ich lösche sie wieder“, versprach er ihr.

Sie war nachher eher belustigt über seine doch eher sonderbaren Neigungen. Er hatte mehrere davon und nicht alle fand sie zum Lachen. Die Fangemeinde im Forum schrie förmlich nach Bildern des ,Good Girl‘, welche er bis jetzt nur beschrieben hatte. ,Man muss sie wie Fische anfüttern, dann beissen sie an‘, sinnierte er vor sich hin. „Kommst Du auch noch auf ein Stösschen?“, fragte er den Ranzenwirt wie beiläufig.

„Spinnst Du? Ich bin hier bekannt wie ein bunter Hund. Meine Frau killt mich, wenn sie mich beim Fremdgehen erwischt. Ich bin mir sicher, dass ich den Schwanz noch immer in der fremden Möse drin hätte, wenn sie auch schon hinter mir steht und mir eins über die Rübe haut. Was meinst Du, warum ich jede zweite Woche geschäftlich nach Bangkok muss?“

Skipper grinste sich einen ab, weil er die Antwort bereits kannte. „Billard habe ich eigentlich gemeint. An der Soi 8 hat ein neuer Laden aufgemacht. Crazyrolf und Willi waren gestern dort und haben von den Schwutten geschwärmt. Der Willi hat mir die ganze Zeit etwas von einer völlig versauten Schwutte namens Puk, Pük oder sowas erzählt.

Hat extra im Forum einen Bericht geschrieben und sich sogar dichterisch betätigt.“ Der Ranzenwirt meinte: „Einen saudoofen Spruch hat der hingeschrieben“, er grinste und schüttelte den Kopf. „Heute bleibt die Möse kalt, denn es wird Anal geknallt.“ Skipper lachte schallend auf.
Sie setzten sich vor der Sumibar in den Jeep vom Ranzenwirt, den er ansonsten an interessierte Gäste vermietete und langsam tuckerten sie Richtung Soi 8.

„Der schreibt nicht nur perverse Sprüche, der ist auch pervers“, meinte Skipper nur, als er im neuen Schuppen Puk, Pük oder wie sie hiess musterte. „Passt überhaupt nicht in mein Beuteschema.“ Er fand sie zu grell geschminkt und ihr Sprachrepertoire zu ordinär. Die vielen Tätowierungen fand er auch nicht sehr geschmackvoll. „Und dann hat sie mindestens zwanzig Kilo zuviel auf den Rippen“, stänkerte er herum.

Der Ranzenwirt zuckte nur mit den Schultern. Ihm war das egal. „Soll jeder vögeln, was er will und am liebsten bei mir in der Sumibar“, meinte er nur und bereitete sich auf den nächsten Stoss vor.

„Deine Hungerhaken sind auch nicht jedermanns Sache. Ich habe sie auch lieber etwas griffiger, sonst muss man dauernd Angst haben, dass sie beim nächsten Stoss einen Beckenbruch kriegen. Bei den Geschöpfen, welche Du anzuschleppen pflegst, denkt man eher ans Füttern, als ans Ficken.“ Er lachte lautstark über seinen, wie er fand, äusserst gelungenen Witz. Skipper nickte bloss und konzentrierte sich dann wieder auf das Spiel.

Gekonnt versenkte er seine letzte Kugel, versorgte dann sein Cue und rief der Kellnerin zu: „Der Herr mit dem dicken Bauch möchte gerne bezahlen.“ Der Ranzenwirt fuhr Skipper anschliessend nach Hause und blieb noch auf ein Glas. „Ich muss noch ein wenig zu meinem ,Good Girl‘, sonst weiss sie nicht mehr, wie ich aussehe“, meinte Skipper, als sie die Treppe zu seinem Appartement hinaufstiegen.

Ein angenehmer Geruch liess ihnen bereits vor der Türe das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er hatte kurz vorher mit dem ,Good Girl‘ telefoniert und sie öffnete nun die Türe und schenkte dem Ranzenwirt ein entzückendes Lächeln. „Das ist wirklich ein Prachtsexemplar“, schwärmte der Ranzenwirt und schnalzte mit der Zunge. „Auf die würde ich auch gerne ‘mal raufrutschen. Meine Alte hin, meine Alte her“, murmelte er vor sich hin und betrachtete ungeniert den knackigen Hintern vor sich.

„Pass’ auf, der Onkel Dieter ist heute rammlig“, grinste Skipper seiner derzeitigen Lebensabschnittsgefährtin zu. Diese verstand kein Wort, lächelte etwas unsicher und zauberte dann in der Küche weiter.
Während des Essens schmiedeten die beiden Pläne. Wenn einem nichts mehr heilig ist, werden der Fantasie auch keine Grenzen gesetzt. Gang Bang Parties und die Eröffnung eines Sadostudios für Liebhaber des Bizarren wurde ernsthaft diskutiert. Das ,Good Girl‘ sass strahlend daneben und genoss die gelöste Stimmung der Unterhaltung, obwohl sie kein Wort davon verstand.

Zufrieden verabschiedete sich der Ranzenwirt. Für Skipper schien alles möglich und realisierbar. Viele der Vorschläge kamen von den Mitgliedern im Forum selber. „Der Erfolg lässt sich sehr schnell abschätzen, wenn man die verschiedenen Themen von den Mitgliedern diskutieren lässt, meinte der Ranzenwirt. „Wie wenn man ihnen einen Fiebermesser in die Rosette steckt“, erwiderte Skipper von einem schmutzigen Grinsen begleitet. Das Hineinstecken war gleichzeitig auch sein Stichwort. Er drängte den Ranzenwirt zum Aufbruch.

Dann schnappte er sich seine Kamera und das ,Good Girl‘ verschwand wie auf Kommando glucksend unter die Dusche. ,Man muss ihnen etwas geben, was sie verlieren können, dann fressen sie Dir aus der Hand. Das sorgenfreie Leben und jeden Monat etwas Geld, welches sie den Eltern schicken konnte, reichte in der Regel aus‘, dachte Skipper mit einem verschlagenen Ausdruck. Er würde noch etwas warten, bis der nächste Schachzug fällig war. Sie war wirklich ein Prachtexemplar und er wollte sie noch ein wenig geniessen. Zahlen purzelten durch seinen Kopf und er rechnete kurz nach.

„Ein Monat oder zwei kann ich mir das leisten, sie wird noch immer genügend Gewinn abwerfen. Vielleicht verheirate ich sie ja auch“, sinnierte er. Eines der Forumsmitglieder hatte bereits eine stattliche Summe für die Vermittlung geboten. Er wollte allerdings, dass Skipper keine Pornobilder von ihr ins Netz stellt.

,Ich lasse ihn noch etwas zappeln. Der Preis ist zwar gut, aber noch nicht gut genug. Bilder habe ich ja bereits einige geschossen. Vielleicht kann ich ihm diese nach der Hochzeit zum Kauf anbieten. Wer ist schon gerne mit einer Pornodarstellerin verheiratet?‘, überlegte er sich. Ein gemeines Lächeln huschte über seine Lippen. ,Ein gutes Gefühl, wenn man alle Optionen in der Hand hält.

Der Wert eines Menschen rechnet sich in Baht oder noch besser in Euros. Einen anderen Wert gibt es definitiv nicht‘, philosophierte er noch ein wenig herum, genauso wie jeder andere Manager auf der Welt das in seinem Betrieb auch tut.

„Ich bin in der Dienstleistungsbranche tätig und dort wird mit verrechenbare Stunden pro Mitarbeiter gerechnet“, hatte ihm einmal ein Mitglied des Forums erklärt. „Wenn ein Mitarbeiter die Zielvorgaben nicht erreicht, schmeisse ich ihn aus dem Betrieb.“ Skipper hatte ihm darauf stolz erklärt: „Entspricht genau meinem Vorgehen. Wer sich nicht rentiert, hat bei mir auch keine Existenzberechtigung mehr“, hatte er gesagt. „Wir verstehen uns, Skipper“, hatte ihm der Manager darauf strahlend geantwortet.

„Das sind nicht meine Gesetze, das ist das Gesetz der Welt“, war sich Skipper sicher. „Fressen und schauen, dass man nicht gefressen wird. Und immer kräftig saufen und vögeln“, ergänzte er. Es wunderte ihn nicht, dass er in Euroland immer wieder gescheitert war. Er war eben nicht für subalterne Arbeiten gedacht.

,Ich bin ein Manager!‘, lächelte Skipper selig vor sich hin und verschwand dann ebenfalls im Badezimmer.
 
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Spurlos verschwunden






Noch völlig benommen und mehr aus einem Reflex heraus öffnete Susan die Augen. Sie fühlte sich seltsam leicht und unbeschwert. Dann spielte ihr das Gehirn noch einmal den ganzen Film vor, bis er abriss, als sie bewusstlos zusammenbrach. Kein Gefühl regte sich in ihr. Sie erinnerte sich nun genau an alles, was passiert war und auch daran, wann und warum sie das Bewusstsein verloren hatte.

Es war ihr zwar nicht gerade egal, spielte aber auch keine grosse Rolle. Sie grübelte nicht weiter herum und versuchte, sich aufzurichten. Als sie sich auf den linken Arm stützen wollte, durchfuhr sie ein stechender Schmerz. Sie schaute sich teilnahmslos den Verband an, den jemand nach dem Messerstich der grossen Frau etwas notdürftig angelegt hatte. Sie akzeptierte auch diese Tatsache, ohne einen weiteren Gedanken darüber zu verlieren.

Ebenso spürte sie keinerlei Wut mehr in sich brennen. Noch schlimmer, sie spürte überhaupt kein Gefühl in sich. Unvermittelt sah sie die weit aufgerissenen, traurigen Augen von Timmy vor sich. Sie betrachtete das verzerrte Gesicht, blickte dann noch einmal in die erstarrten, aber noch immer traurig dreinschauenden Augen. Dann verschwand auch dieses Bild wieder, ohne tiefer in ihr Bewusstsein zu dringen oder sie aus der Teilnahmslosigkeit zu wecken.

,Die haben mir irgendetwas gespritzt! Das bin nicht ich, verdammt noch ‘mal‘, bemerkte sie und versuchte, sich aus der Lethargie zu reissen. Sie sank wieder zurück und die Augen schweiften teilnahmslos umher. Sie war alleine in einem Raum, der von einem dumpfen Licht etwas erhellt wurde. ,Wie lange bin ich wohl schon hier? Ist es Tag oder Nacht‘, fragte sie sich kurz. Der Gedanke erheiterte sie ein wenig.
Weiter mochte sie ihn jedoch nicht spinnen und sie vergass ihn auch gleich wieder.

Im Magen hatte sie ein flaues Gefühl, aber keinen Hunger. ,Vom Kotzen wahrscheinlich‘, sagte sie sich. Das spielte aber auch keine Rolle und als sie spürte, dass sie sich in die Hosen gepinkelt hatte, fand sie das auch nicht so schlimm. ,Die haben mich ruhig gestellt‘, dämmerte es ihr und sie fiel kraftlos auf das harte Bett zurück.

Die Augen starr an die Decke gerichtet, ohne dass ein weiterer Gedanke auftauchte. Apathisch und teilnahmslos. Dann umhüllte sie wieder tiefe Nacht. Als sie später wieder aufwachte, waren die Gedanken bereits klarer. Die unendlich scheinende Traurigkeit war wieder da. Sie verband dieses noch nicht mit den Ereignissen der Nacht aber sie war doch froh, überhaupt wieder irgend etwas zu empfinden. Auch wenn es nur Trauer ist, so bin ich doch zumindest noch nicht wahnsinnig geworden. Dann nickte sie wieder ein.

Immer wieder musste sie im Traum in die starren, traurigen Augen von Timmy schauen. Dann die Hand mit dem Blut und wie sie sich wie von Sinnen auf die grosse Frau gestürzt hatte. Blut floss aus der Nase der grossen Frau. Dann wieder die gebrochenen Augen, welche sie anstarrten. Schweissgebadet wurde sie schliesslich erlöst und wachte auf.

Sie lag noch immer auf dem Rücken und der Raum war noch immer derselbe. Aber erleichtert stellte sie fest, dass sie wieder klar denken konnte. Wutgefühle lösten sich mit der Trauer ab und der Schmerz im Oberarm war ihr jetzt nicht mehr egal. Behutsam öffnete sie den Verband und sah sich die Stichwunde genauer an. Der Einstich war gut zu sehen und um den Einstich war alles blaugrün angelaufen und geschwollen. Sie mass mit der rechten Hand die seitliche Distanz zum Herzen und erschrak.

Die Hosen waren nun wieder trocken, stellte sie lakonisch fest. ,Ich habe doch länger geschlafen, als ich dachte‘, bemerkte sie. Das flaue Gefühl im Magen war verschwunden und der Hunger meldete sich lautstark mit einem grollenden Knurren. Es scheint mir wieder besser zu gehen, stellte sie erleichtert fest. Vorsichtig duschte sie sich mit der Schöpfkelle und wusch anschliessend ihre Wäsche.

Die Aktivität lenkte sie ab und die Gedanken flossen nun klar durch ihren Kopf. ,Einzelhaft nennt man das wohl. So kann mich wenigstens niemand umbringen‘, dachte sie mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. ,Ich lasse mich von Euch hier nicht brechen!‘, versprach sie sich. Dann legte sie sich auf das Bett und beschäftigte sich mit allen möglichen Konzentrationsübungen, welche sie früher einmal in einem Kursus an der Uni gelernt hatte, bis schliesslich die Tür geöffnet wurde.

Eine Aufseherin stellte ohne Kommentar ein Essenspaket auf ihr Bett und verschwand dann wieder lautlos. Hastig riss sie die Packung auf. Auf der Innenseite klebte tatsächlich wieder ein Zettel. „Wir haben gehört, dass Du in Einzelhaft bist und verletzt. Wir holen Dich in Kürze da raus. Sei weiterhin stark, Susan. Frank und Gong.“ Dann brach es aus ihr heraus. Tropfen von Tränen wurden zu Bächen und diese zu Flüssen. Nach endlosen Minuten hatte sie keine Tränen mehr und der Strom versiegte. Hastig verschlang sie das Essen. Der Hunger war in der Zwischenzeit verschwunden, aber sie wollte wieder zu Kräften kommen.

Dann legte sie sich auf das Bett und versuchte, irgendwelche Muster an der Decke zu erkennen. Sie konzentrierte sich so stark auf die Decke, dass alles vor ihren Augen verschwamm und damit auch die Möglichkeit, neue Muster zu entdecken. Später lief sie von der einen Wand zur anderen.

Genau fünf Schritte, um noch umkehren zu können. Dann fünf Schritte zurück. Mit der Zeit ergab sich ein Automatismus. Fünf Schritte. Kehren. Fünf Schritte. Kehren. Das Laufen beruhigte und ermüdete sie zugleich. Zudem lenkte es von den pochenden Schmerzen im Oberarm ab. Sie wusste nicht, wie lange sie in der Zelle herumgelaufen war. Zwei Stunden vielleicht. Vielleicht aber auch nur eine. Dann legte sie sich wieder auf das Bett und konnte problemlos einschlafen.

Als sie wieder wach wurde, versuchte sie es mit Meditationsübungen. Sie konzentrierte sich auf den Atem, ohne ihn zu beeinflussen. Tatsächlich erschien es ihr nach einiger Zeit, dass der Gedankenstrom versiegte und so etwas wie eine friedliche Ruhe einkehrte. Als sie die Ruhe zu geniessen begann, setzte sofort wieder der Strom der Gedanken ein. ,Wer denkt da eigentlich die ganze Zeit‘, fragte sie sich. Das brachte sie auf ihren Philosophiekurs, den sie als Freifach an der Uni belegt hatte, und es erinnerte sie an die Fragen, die gestellt wurden: „Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?“ Sie drückte sich die Fragen ins Gehirn und das Resultat erstaunte sie nicht wirklich: ,Ich weiss es nicht.‘

Dann projizierte sie das Bild von Klaus in ihrer Imagination und suchte die Gefühle, welche sie mit ihm verband. Doch sie fand keine verbindenden Gefühle, was sie erschreckte. ,Sie sind unter den Trümmern der Traurigkeit und der Verzweiflung versteckt‘, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie suchte die Gefühle tiefer in sich, aber auch dort waren sie nicht verborgen. ,Liebe ich ihn etwa gar nicht‘, war ihre nächste Frage. ,Doch schon, glaub’ ich‘, war ihre vage Antwort, die sie etwas enttäuscht zur Kenntnis nahm.

Dann stand sie wieder auf und marschierte los. Die fünf Schritte hin und die fünf Schritte zurück waren nun völlig automatisiert und sie konnte dabei ihren Gedanken freien Lauf lassen. ,Das letzte Essen war entweder ein Mittag- oder ein Nachtessen‘, grübelte sie. ,Also ist es jetzt entweder später Nachmittag oder bereits tiefe Nacht.’‘

Sie beschloss, dass es Nacht sei und legte sich schlafen. Vor dem Einschlafen stellte sie einen Tagesplan für den nächsten Tag auf. ,Damit ich hier nicht anfange, zu spinnen!‘ Als sie das nächste Mal erwachte, fühlte sie sich ausgeruht und der pochende Schmerz im Oberarm hatte nachgelassen. Kurz nachdem sie aufgewacht war, wurde ihr eine Reissuppe gebracht. ,Also stimmt meine Überlegung von gestern‘, meinte sie und war froh, dass sie noch logisch denken konnte.

Nach dem Essen fing sie an, den Tagesplan umzusetzen. Sie zählte so genau wie möglich die Sekunden für die fünf Schritte und wieder zurück. Dann rechnete sie hoch, wie oft sie hin- und zurücklaufen musste, bis sie eine Stunde gelaufen war. Sie beschloss, zwei Stunden zu laufen, dann legte sie sich aufs Bett und löste schwierige Kopfrechnungen, bis sie einschlief.

Geweckt wurde sie durch das knarrende Geräusch der sich öffnenden Zellentür. Zwei Aufseherinnen traten in den Raum und knirschend schlossen sich die Handschellen um ihre Gelenke. Sie verdrängte die aufkeimende Hoffnung und wollte sich nicht mehr selber enttäuschen. Mit ausdrucksloser Miene liess sie sich von den Aufseherinnen wegführen.

Der Weg führte sie direkt in die Krankenabteilung des Spitals. Susan kriegte eine Gänsehaut, als sie sich an die erniedrigende Untersuchung erinnerte. Die Ärztin, nun ohne Mundschutz untersuchte kommentarlos die Stichwunde. Anschliessend wurde diese desinfiziert und neu verbunden. Sie fragte Susan nach weiteren Verletzungen und Susan schüttelte den Kopf.„Sie haben kein Fieber mehr und sind transportfähig“, sprach die Ärztin mit gleichmütiger Stimme. Susans Augen weiteten sich sofort. ,Ich bin transportfähig! Man bringt mich von hier weg‘, dachte sie und trotz ihres Vorsatzes keimte sofort neue Hoffnung in ihr auf.

,Was für ein wunderbares Wort‘, dachte Susan. ,Ich bin transportfähig!‘ Sie bemühte sich um ein gleichgültiges Gesicht und liess sich die keimende Hoffnung nicht ansehen. Sie stellte auch keine Fragen, wohin sie transportiert werden soll. Sie traute ihrem Glück nicht ganz und genoss nun einfach das Gefühl, dass sie ,transportfähig’ war, mit allem was dieses Wort in sich einschloss. ,Vielleicht in die Freiheit. Vielleicht auch nur in ein Gefängnis für gewalttätige Sträflinge. „Ist die andere Frau tot?“, fragte sie unsicher nach.

Die Ärztin zeigte zum ersten Mal so etwas wie eine Gefühlsregung und lachte kurz auf. Dann schüttelte sie den Kopf. „Leider nicht“, antwortete sie zum Erstaunen von Susan.

„Sie hatte sehr viel Bargeld bei sich und das Messer passte auch in die Wunde der erstochenen Frau“, fuhr die Ärztin fort. Susan erzählte kurz, wie ihr Timmy angeboten hatte, auf ihrer weichen Matte zu schlafen. „Es war bereits dunkel“, ergänzte sie. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Die Ärztin nickte und seufzte dann tief auf. Ihr Blick wanderte über Susan. „Hoffentlich sind Sie unschuldig“, sagte sie und ihre Stimme drückte Mitleid aus.

Dann wurde ihr Blick wieder geschäftig und gleichgültig. Die Aufseherin legte ihr die Handschellen an und dirigierte Susan aus dem Untersuchungszimmer. Sie spürte den Blick der Ärztin in ihrem Rücken. ,Ich bin unschuldig‘, schrie sie ihr in Gedanken zu. Neben dem Gefängniseingang stand bereits ihre blaue Tasche. Neugierige Blicke streiften Susan und ein Raunen und Tuscheln erfüllte die Eingangshalle. Susan stand wie unbeteiligt dabei und ihr Blick ging in die Ferne. Ein einziger Gedanke erfüllte sie: ,Sie haben mich hier nicht zerbrochen und sie werden mich auch in Zukunft nicht brechen.‘

Ein Feuer begann in ihr zu lodern, welches Kraft und Zuversicht ausstrahlte. Geduldig wartete sie neben ihrer Tasche und die Blicke der neugierigen Besucher prallten an ihr ab. Ein vergittertes Fahrzeug hielt vor dem Eingang und der ausgestiegene Beifahrer signierte die Übergabe der Gefangenen. Als Susan ins Freie kam, blendete sie das helle Licht und sie kniff die Augen zusammen.

So stieg sie in das Fahrzeug ein und setzte sich dann hin. Die Fahrt führte quer durch Bangkok. Susan sah die Wolkenkratzer vorbeiziehen. ,Bitte fahrt zum Flughafen‘, schrie alles in ihr. Dann stoppte das Fahrzeug vor einem Gebäude und die Hoffnung erstarb. ,Ich werde nur verlegt‘, durchfuhr sie die Tatsache, als sie das Gebäude näher betrachtete. Die Fenster des Gebäudes waren vergittert.

Draussen hörte sie ein Stimmengewirr. Die beiden Aufseher, welche die ganze Fahrt teilnahmslos neben ihr sassen und sich gegenseitig die Füsse zu betrachten schienen, stiegen aus. Dann fuhr der Wagen plötzlich wieder los. Nach einigen Kilometern fuhr er eine Auffahrt hoch und stoppte. Neugierig klebten die Augen von Susan am Gitterfenster aber sie konnte ausser einem schmucken, gepflegten Haus nichts erkennen. Die Türe wurde mit einem Ruck geöffnet und Susan glaubte zu träumen. Gong stand vor der Türe und lächelte. Sie schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an, wie wenn plötzlich eine Gestalt aus 1001 Nacht vor ihr stehen würde. Keine Erleichterung vorerst, nur Erstaunen. Sie wäre auch nicht viel mehr erstaunt gewesen, wenn ein Engel vor ihr gestanden hätte.

Der Engel schwebte jedoch nicht, sondern sprang katzengleich mit einem Sprung in das Fahrzeug. In der Hand hielt er einen Schlüssel. Als die Handschellen scheppernd auf den Boden fielen, rieb sie sich instinktiv ihre Handgelenke und erwachte aus der Erstarrung. Mit einem lauten Aufschrei warf sie sich an seine Brust. Leicht gebeugt, da zum Stehen kein Platz im Fahrzeug war, sprang sie ihn förmlich an.

Gong hielt sich mit beiden Händen an den Verstrebungen fest, damit er nicht aus dem Fahrzeug geschleudert wurde. Er tätschelte etwas unbeholfen ihren Rücken und stand steif und schief wie eine Banane da. Die Achterbahn der Gefühle entlud sich nun in der Erleichterung. Susan hatte weiche, wabblige Knie und sie zitterte am ganzen Körper, als sie aus dem Fahrzeug stieg.

Sie glaubte zu träumen. Schnell schloss sie die Augen und öffnete sie dann wieder. Der Traum war real und die Person, welche vor dem Fahrzeug wartete, keine Fata Morgana. „Vater!“ schrie sie auf. Ihr Vater lief ihr mit einem besorgten Gesichtsausdruck entgegen und schloss sie dann fest, aber trotzdem behutsam und zärtlich in seine Arme. Ein Gefühl der Wärme und der Geborgenheit umgab sie. Sie sog ihn förmlich in sich auf und es schien, als wollten die Wogen der Erleichterung niemals abklingen.

Nach endlos scheinenden Sekunden löste er sich sanft von ihr. Verschämt trocknete er sich die Tränen mit einem Taschentuch ab und schnaubte dann geräuschvoll hinein. Er fand noch keine Worte und stammelte stattdessen Unzusammenhängendes, nicht Verständliches vor sich hin. „Gehen wir nach Hause, Daddy?“ Ihr Vater schüttelte kaum merklich den Kopf: „Zuerst müssen wir Deine Unschuld beweisen.“

Sie nickte und sah dann Frank, welcher lässig gegen ein Fahrzeug lehnte und die Szene vor ihm aufmerksam fast glückselig verfolgte. Neben ihm stand eine schöne, grosse Frau. Die schien sie prüfend und leicht misstrauisch zu betrachten. Susan schaute ihr direkt in die Augen und einen kurzen Augeblick später lächelten sie sich gegenseitig zu. Das Misstrauen in Ohns Gesicht verschwand sofort und ihre Miene hellte sich merklich auf. Frank nahm Susan in seine Arme und drückte sie leicht.

„Du stinkst ein bisschen“, war sein einziger Kommentar. Während Vater Sommer ihm einen missbilligenden Blick zuwarf, grinste Susan Frank an. „Ich habe mir sogar in die Hosen gepinkelt, wenn Du es genau wissen willst.“

Das Haus gehörte einem Freund von Gong und Susan duschte lange und genoss das kühlende und reinigende Nass. Der Stich im Oberarm schmerzte zwar noch immer, aber er behinderte sie nicht mehr. Ihren Fragen wichen alle aus und sagten dass die Zeit etwas knapp sei, und dass man auf der Fahrt nach Pattaya noch genügend Zeit habe, um diese zu beantworten. „Nun müssen wir Dich noch tarnen“, flachste Frank und zauberte hinter seinem Rücken einen riesigen Hut hervor. Dazu kam eine Sonnenbrille mit grossen, dunklen Gläsern. Der Hut und die Brille passten sehr gut zu Susan und sie nickte Frank anerkennend zu.

„Ohn hat das ausgewählt“, wehrte er sofort ab. „Mit meinem Geschmack könntest du jetzt als Vogelscheuche in einem Reisfeld Karriere machen.“ Susan nickte Ohn zu und bedankte sich. Kaum setzte sich das Fahrzeug in Bewegung, sprudelten die Fragen wie ein Wasserfall aus Susan heraus. Frank klärte sie auf: „Du bist eigentlich noch immer im Gefängnis und wurdest nur zwecks Befragung auf Antrag der Dienststelle von Gong verlegt.

Wir haben vor dem Gefängnis eine Frau kennen gelernt, die dort war, weil sie Dir helfen kann und will. Nok heisst sie und hat Unterlagen, welche beweisen, dass Wolfgang Ertl in Drogengeschäfte verwickelt ist. Wolfgang Ertl, welcher sich Skipper nennt, hat sie übel zugerichtet. Sie ist noch immer sehr schwach und wir haben sie nach Pattaya in das Central Hospital geschickt, damit sie sich dort weiter erholen kann. Mit diesen Unterlagen ist es der Dienststelle von Gong gelungen, Deine Verlegung zu beantragen. Dass Du frei bist, hast Du Deinem Vater zu verdanken. Es hat ihn Einiges gekostet“, schmunzelte er.

„Kurz gesagt: Du bist frei, aber noch immer im Gefängnis als Insassin registriert.“ Susan schmiegte sich zärtlich an ihren Vater und schaute dann Frank fragend an: “So etwas geht wohl nur in Thailand?“ Ihr Vater versuchte, ihr den Inhalt mit anderen Worten zu erklären: „Du bist zwar im Gefängnis, aber nicht persönlich anwesend, nicht physisch da. Irgendwie so ‘was halt“, und seine Hände zeichneten undefinierbare Wolken in die Luft. „Frag’ mich nicht genau, wie das geht, aber es hat funktioniert.“

Gong, welcher auf dem Beifahrersitz sass, grinste nur still vor sich hin. „Nok wird in Pattaya zu uns stossen. Wir brauchen ein Geständnis von Skipper, damit Du aus dem Schneider bist“, fuhr Frank fort, bevor Susan weitere Fragen stellen konnte. Dann erklärte er ihr den Plan, welchen sie in Bangkok geschmiedet hatten. Nachdem er ihr den Plan dargelegt hatte, schaute Susan ihn unternehmungslustig an und meinte, den Kopf nachdenklich zur Seite geneigt: „Das könnte sogar klappen. Jetzt, wo Daddy hier ist, kann sowieso nichts mehr schief gehen,“ wobei sie ihren Vater liebevoll anstrahlte.

In der Innenstadt setzten sie Herrn Sommer ab. Er war in Verhandlungen mit der Schweizer Botschaft und hatte einen Termin. Statt eines offiziellen Vertreters der Botschaft begrüsste ihn ein kleiner, dürrer Mann, mit einer Glatze. Die listigen Augen blickten unternehmungsfreudig Herrn Sommer an, als er sich als Heinz Keller vorstellte. „Wir sind eine der Botschaft zugeteilte, aber unabhängige Stelle!“, betonte er mit wichtiger Miene. „Darum kann ich Sie leider auch nicht offiziell in der Schweizer Botschaft empfangen.“ Das Bedauern schien sich allerdings in Grenzen zu halten, denn er lachte Sommer verschwörerisch zu.

Sommer setzte, da er den Sinn nicht verstand, zu einer Frage an, aber Keller liess ihn nicht zu Wort kommen. „Zuerst ordne ich die Fakten“, entschied er und ohne die Reaktion von Sommer abzuwarten, legte er los. „Die Botschaft wurde orientiert, dass sich eine Angehörige ihres Landes wegen Drogenschmuggels in Bangkok in Haft befindet.“ Sommer nickte. „In der Zwischenzeit sind Unterlagen aufgetaucht, welche grosse Zweifel an der Schuld der Inhaftierten aufwerfen.“ Sommer nickte wieder und zwar heftig. „Wurde ich richtig informiert, dass in Kürze Beweise vorgelegt werden, welche die Unschuld der Inhaftierten stichhaltig dokumentieren?“ Sommer schaute den kleinen Mann nun beinahe besorgt an.

„Das habe ich doch bereits alles klar und ausführlich gemeldet“, dachte er und schnüffelte besorgt in die Richtung von Keller. Er roch jedoch nicht nach Alkohol. „Die Unterlagen hier werde ich einer neutralen Vermittlungsstelle übergeben, welche sie an die zuständige Stelle der Botschaft weiterleiten wird“, erklärte Keller, wobei er auf die Mappe mit den Unterlagen von Nok klopfte. „Aha!“, antwortete Sommer bloss und verstand nun überhaupt nichts mehr. Er fragte sich ernsthaft, ob Keller wohl der richtige Ansprechpartner war. „Bis wann können sie uns die Beweise liefern, dass die inhaftierte Susan Sommer unschuldig verhaftet wurde?“

„In drei, höchstens vier Tagen“, antwortete Sommer etwas steif. „Sehr gut!“, meinte Keller zufrieden. „In drei, höchstens vier Tagen wird das Gesuch einer Frau Bettina Gugger, welche ihren Pass verloren hat, bearbeitet sein, woraufhin der Pass im Passbüro abgeholt werden kann. Vielleicht schreiben Sie den Namen auf“, meinte Keller mit Nachdruck. „Das Geburtsjahr und die Erkennungsmerkmale von Frau Gugger kennen sie ja“, fügte er an und seine listigen Augen rollten und blickten Sommer erwartungsvoll an.

Sommer nickte zuerst zaghaft, dann zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht. Endlich hatte er begriffen.

,Die Botschaft wäscht ihre Hände in Unschuld. Darum die unabhängige Stelle, welche Keller vertrat. Kein Skandal, keine Unregelmäßigkeit, alles hatte seine Ordnung‘, dachte Sommer noch immer breit grinsend. Keller genoss kurz den bewundernden Blick von Sommer und wurde dann sofort wieder sachlich. „Hier ist noch meine private Handynummer und ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem privaten Vorhaben in Thailand“, sicherte er sich auch noch gleich selber ab.

Nach einem, für den kleinen Mann erstaunlich kraftvollen Händedruck, wieselte er flink davon. Nach soviel diplomatischem Geschick gönnte sich Sommer ein Singhabier und grinste immer wieder entzückt vor sich hin. ,So sind wir Schweizer‘, dachte er ein wenig stolz. ,Immer korrekt, aber flexibel‘ und bestellte noch ein Bier, als gelte es, einen Beweis für die Flexibilität von Schweizern zu liefern.

Während der Fahrt nach Pattaya telefonierte Gong längere Zeit mit seiner Dienststelle. Das Gespräch verlief anscheinend sehr zufriedenstellend. Fröhlich und falsch pfiff er die Schnulzenmelodie im Radio mit. Frank diskutierte mit Susan über ihre Rolle bei der Ausführung des Planes. Frank war der Ansicht, dass es sicherer wäre, wenn Susan mit ihrem Hut und der Sonnenbrille in ihrem Hotelzimmer bleiben würde. „Das passt mir überhaupt nicht“, fauchte ihn Susan an. „Von einer Einzelhaft in die Nächste? Sicher nicht“, gab sie ihm mit empörter Stimme zu verstehen. Frank versuchte sich in Geduld. „Susan, bitte, hör’ mir zu.

Du warst einen ganzen Tag lang in jeder Fernsehstation zu jeder vollen Stunde zu sehen.“ Ein Blick auf das entschlossene Gesicht von Susan genügte. „Du kannst ja mit Hut und Brille etwas um das Hotel laufen,“ gab er sich kompromissbereit. Plötzlich erhellte sich die Miene von Susan und Frank schnaufte beruhigt auf.

„Mimi ist in Pattaya. Die Frau, mit welcher ich in Bangkok auf der Stadtrundfahrt zusammen war“, erklärte sie Frank.
„Vielleicht kann ich einige Tage bei ihr wohnen.“ Beim nächsten Halt durchsuchte sie ihr Gepäck und entnahm das Notizbuch. ,Mimi, Pattaya‘ stand da und gleich daneben die Telefonnummer. Plötzlich sehnte sie sich nach Mimi und einer verständnisvollen Person, welcher sie alle die Ereignisse und Gefühle der letzten Wochen anvertrauen konnte. ,Was aber, wenn sie mit einer angeblichen Drogenschmugglerin nichts zu tun haben will‘, schoss es Susan durch den Kopf. ,Eigentlich verständlich‘, sprach eine innere Stimme zu ihr. ‘Es ist ja auch nicht ihr Haus und Ihr Schwager müsste auch noch einverstanden sein.’

Etwas zaghaft drückte sie die Nummern in das Handy von Gong. Eine fröhliche Stimme meldete sich. Den Namen hatte Susan nicht verstanden. „Hier ist Susan Sommer. Ist vielleicht die Mimi zu sprechen?“ Eine Stimme trällerte: „ Einen Moment bitte!“ und kurze Zeit später meldete sich Mimi. Susan atmete erleichtert auf. Die Stimme von Mimi klang erfreut. „Mensch, Susan! Mach’ mich zur glücklichen Frau und sag’ mir, dass Du nach Pattaya kommst. Ich vergehe hier vor Langeweile“, und sie lachte schallend auf. Im Hintergrund glaubte Susan entrüstete Stimmen zu hören.

Susan erklärte Mimi sachlich und in kurzen Worten, was sie nach der Stadtrundfahrt alles erlebt hatte. Als sie geendet hatte, war es genau drei Sekunden ruhig. Susan hatte mitgezählt.

„Armes Kind, komm sofort her, mir scheint es, Du kannst eine Freundin gebrauchen“, antwortete dann Mimi und sie klang besorgt. Mit tränenerstickter, gerührter Stimme bedankte sich Susan und schrieb sich fein säuberlich den Weg zum Haus von Mimis Schwager auf. „Ich will allerdings weder Dir noch Deinem Schwager Schwierigkeiten bereiten“, wandte Susan noch ein. „Ich verstehe es auch, wenn er nichts mit der Sache zu tun haben will. Soll ich in ein paar Minuten noch einmal anrufen?“, fragte sie vorsichtig. „Quatsch’ nicht blöd’ ‘rum, Susan. Wann kommst Du in Pattaya an?“

Nach kurzer Absprache mit Gong sagte sie: „In einer guten Stunde“, worauf Mimi ihr mit weicher Stimme antwortete: „Hier bist Du sicher und ich freue mich auf Dich.“ Susan presste es das Herz zusammen und sie konnte nur noch stammeln: „Ja, ich kann jetzt eine Freundin gebrauchen. Vielen Dank, Mimi.“ Nach knapp einer Stunde hielt der Wagen vor einem grossen Haus, welches von dicken weissen Mauern umgeben war. Gemäss der Beschreibung von Mimi waren sie am Ziel angekommen. Ein grosser, kräftiger, älterer Mann öffnete ihnen das Tor und zeigte an, wo sie den Wagen abstellen konnten.

An der Türe entdeckten sie Mimi und eine Frau, welche etwas kleiner und fülliger war. Trotzdem sah man auf den ersten Blick, dass sie verwandt waren. Die Gesichter glichen sich und beide hatten das gleiche unternehmungslustige Lächeln auf den Lippen. Susan gluckste erfreut auf und winkte Mimi bereits vom Auto aus heftig zu. Frank stieg als erster aus und sein Blick wanderte über das Gelände. Befriedigt nickte er Susan zu, welche sofort stürmisch von Mimi in Beschlag genommen wurde. „Gut, dass Du endlich da bist“, eröffnete ihr Mimi. Ihre Augen schauten dabei prüfend in die blauen Augen von Susan. Sie sah sofort, dass es nicht mehr die gleichen vor Abenteuerlust strotzenden Augen waren, welche sie in Bangkok vor zwei Wochen gesehen hatte.

,Sie muss viel durchgemacht haben‘, dachte Mimi und nahm Susan in ihre Arme, wie wenn sie sie beschützen wollte. „Das ist Jörgen, der Mann meiner Cousine“, und sie zeigte auf den grossen, kräftigen Mann, welcher das Tor geöffnet hatte. „Und dies hier ist meine kleine Cousine Elsa“, worauf Susan den Beiden freundlich zunickte und nun ihrerseits vorstellte: „Das ist Frank, seine Frau Ohn, und der Mann, der etwas unbeholfen neben dem Auto steht und kein Wort versteht, ist Gong. Er arbeitet bei der thailändischen Drogenbehörde“, erklärte sie mit einem kurzen Seitenblick auf Mimi. Sie fürchtete ein wenig, dass Mimi doch irgendwo in ihrem Innern einen Zweifel hegen könnte.

„Im Garten unter der Laube ist es angenehm kühl“, meinte Mimi nach der Begrüssung. „Wir können uns dort in den Schatten setzen.“ Die Laube lag etwas erhöht und bot eine atemberaubende Aussicht. Susan blickte an dem kleinen Berghang hinunter, der von einem dichten Palmenhain gesäumt wurde. Ihr Blick zog weiter durch eine kleine Ebene, bis am Horizont das bläulich schimmernde Meer zu sehen war.

Vom Meer her wehte eine leichte kühle Brise Meeresluft. Susan liess die erfrischende Brise in ihre Lungen strömen. Tief atmete sie die vom Salzwasser geschwängerte Luft ein und füllte ihre Lungen immer wieder aufs Neue. „Was für ein Unterschied. Gestern noch stickige gesiebte Luft und heute frische Meeresluft“, sagte sie und fühlte sich endlich wieder frei und für einen kurzen Augenblick auch unbeschwert leicht.

Es schien ihr, als weiche erst jetzt der muffige Geruch des Gefängnisses von ihrem Körper. Die geweiteten Lungen und die Möglichkeit, nicht nur fünf Schritte weit zu sehen, gaben dem Wesen von Susan wieder Raum und Weitsicht zurück. Eine ganze Weile später löste sie sich und lief strahlend auf Mimi zu. „Jetzt geht es mir schon wieder viel besser.“ Mimi lächelte, nahm ihre Hand und gemeinsam setzten sie sich auf die Bank unter der Laube.

Susan setzte bereits zu einer Verteidigungsrede an, als sie Mimi den Kopf schütteln sah. Ruhig und bestimmt sprach sie zu Susan, wie wenn sie Gedanken lesen könnte: „Ich habe nicht eine Sekunde geglaubt, dass du etwas mit der Drogengeschichte zu tun hast.“ Dann schlenderten die beiden zurück zum Haus. Die Glut auf dem Grill war optimal und Jörgen legte verschiedene Fleischstücke auf den Rost.

Während des Essens sprachen sie über die Ereignisse in Umphang und Bangkok. Frank war der geborene Erzähler. Interessiert hörten Mimi, Elsa und Jörgen zu, wie Gong alleine die ganzen Drogendealer in die Flucht geschlagen hatte. Gong war das sichtlich peinlich, obwohl er kein Wort verstand, bemerkte er die verstohlenen und neugierigen Blicke. Er sprach ein wenig mit Ohn, welche ebenfalls nichts verstand. Nur einmal grinste er kurz auf, als Frank die Geschichte im Dschungel mit dem Elefant und dem Feuer erzählte. Das Wort Elefant kannte er aus dem Englischen und den Rest konnte er sich zusammenreimen.

Er stand auf und spazierte ein wenig im Garten herum. Dann klingelte sein Handy. Nach einem kurzen Gespräch spannte sich sein vorher so bescheidenes Wesen und er zeigte konzentrierte Entschlossenheit.

„Skipper hat das Haus verlassen! Wir müssen gehen“, sagte er zu Frank. Einige Minuten später fuhr das Fahrzeug aus der Ausfahrt und Susan schaute ihnen lange und mit sorgenvollem Gesicht hinterher.
 
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geilomat :wirr: hoffentlich gibts das buch bald zu kaufen!!!
werds meiner lilo schenken!!!!!
 
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Die Falle




Skipper war hin und weg. „Die ist etwas ganz Besonderes, signalisierte ihm sein Kennerblick sofort. Die Frau zog ihn fast magisch an. Warum, wusste er auch nicht genau. ,Die Frau hat eine Ausstrahlung, da haut es mir die Eier weg‘, dachte er und war leicht verwirrt. Die Frau lief genau vor ihm an der Sumibar vorbei. ,Wahrscheinlich war sie weiter oben im Einkaufsparadies zum Shopping‘, dachte er.

Skipper rief ihr „hello sexy Girl“ hinterher. Die Frau warf die Haare mit einer anmutigen Kopfbewegung nach hinten und schaute etwas unsicher in Richtung der Bar. Obwohl er auf den ersten Blick völlig in das Aussehen der Frau vernarrt war, warnte ihn ein inneres Gefühl. Die Lenden allerdings konnten mit dem Gefühl überhaupt nichts anfangen und er spürte das bekannte Ziehen. Für weitergehende Überlegungen fehlte jetzt auch die Zeit.

Skipper stand auf und lächelte die Frau an. Sie schaute noch immer etwas unsicher in seine Richtung, lächelte ihn unsicher an, schüttelte den Kopf und wollte dann weiterlaufen. Er verlängerte seine Schritte und lief schon bald neben ihr her. Sie blieb stehen und schaute ihm neugierig und etwas verschämt in die Augen. Skipper wurde es bei dieser Mischung beinahe schwindlig.

Er blickte in einen unergründlichen, scheinbar unendlichen Ozean, welcher sich hinter ihren Augen zu verbergen schien. Etwas linkisch streckte er ihr die Hand hin. „Ich bin Skipper aus Deutschland.“ Ohn erwiderte seinen Gruss, senkte die Augen dazu und errötete ein wenig. Skipper stellte beunruhigt fest, dass er sprachlos war.

Die Idee, Ohn als Lockvogel einzusetzen, stammte ursprünglich von Frank. Als er sie dann aber sah, wie sie gestylt und mit ihrem kurzen Rock das Hotel verliess, packte ihn eine rasende Eifersucht und er war gar nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee gewesen war. Ohn selber traute sich mit dem kurzen Rock zuerst nicht auf die Strasse.

Immer wieder fühlte sie sich versucht, den Rock nach unten zu ziehen und hatte das Gefühl, dass sie alle Männer in der Lobby des Hotels anstarrten. Dabei konnte man ihr Outfit für die Verhältnisse in Pattaya eher brav und bieder nennen. Von einem Minirock konnte keine Rede sein. Sie selber fand ihn allerdings mehr als nur gewagt. Ihre normalen Röcke, welche sie bei der Arbeit trug, waren wesentlich länger und sie kam sich nackt vor.

Dazu kamen die Zweifel, ob sie überhaupt fähig war, Skipper in ein Gespräch zu verwickeln. Gong zerstreute schnell die Bedenken der Beiden. „Wir sind immer in Deiner Nähe. Keine Angst, Dir wird nichts passieren. Zu Frank meinte er nur: „Sei doch einfach stolz, dass Du eine wunderschöne Freundin hast und schaue mich nicht wie ein wilder Wasserbüffel an.“ Dabei bemühte er sich, dass sein Gesicht ernst blieb. Etwas oberhalb der Sumibar stellten sie das Auto auf den Parkplatz eines riesigen Einkaufszentrums.

Während Ohn an der Sumibar vorbeischlenderte, sassen Frank und Gong auf der anderen Strassenseite der Sumibar in einer der Bierbars. Als Ohn an der Sumibar vorbeischlenderte, pochte das Herz von Frank heftig und die Eifersucht drückte ihm die Kehle zu, als Skipper Ohn ansprach.
Skipper schaute die Frau noch einmal genau von oben bis unten an und grinste dabei etwas verlegen. ,So schauen die Geschäftsfrauen in Bangkok aus‘, erinnerte er sich. ,Keine Schwutte, das ist klar. Das erklärt mit Sicherheit auch das komische Gefühl von vorher‘ dachte er.

,Eine Schwutte erkenne ich auf hundert Meter Entfernung, auch wenn sie brav, gestylt oder nackt daherkommt. Diese hier riecht nicht käuflich und bewegt sich auch nicht so. Darum macht sie mich auch so an‘, stellte er aufgeregt fest. ‘Du kannst sie nicht haben’, rief eine Stimme in Skipper. ,Der Aufwand ist viel zu gross, wann lernst Du das endlich‘, sprach die Stimme weiter. Einerseits wusste er, dass der Aufwand riesig werden könnte, bis er bei der Frau am Ziel angekommen war. Wenn er da überhaupt je ankam. Andererseits war es einen Versuch wert, fand er und strahlte die Frau weiter wortlos an.

,Wenn man sich alles kaufen kann, verliert es seinen Reiz‘, antwortete er in Gedanken der Stimme.

Am Anfang war das alles ganz anders gewesen. Da teilte er die Schwutten noch in verschiedene Kategorien ein. Da gab es die abgezockten Profis, die scheuen Mäuschen, die Mauerblümchen und das Frischfleisch. Dann gab es noch die Normalos, aber die interessierten ihn nicht. In den verschiedenen Kategorien gab es Nuancen, welche es zu erforschen galt.

Sobald eine der Frauen ein ihm bereits bekanntes Strickmuster aufwies, schob er sie wieder ab und suchte nach etwas Neuem. Immer wieder, bis er praktisch jede der Barfrauen auf den ersten Blick einer der Schubladen zuordnen konnte. Nach einem Jahr in Pattaya fand er immer seltener die so genannten Ausreisser, wie er sie nannte. Frauen, welche in keine der gängigen Schubladen passten. Sei es vom Aussehen her, von den Bewegungen oder dass sie einfach ein Körpermerkmal aufwiesen, das etwas Besonderes war.

Diese Frau passte definitiv in keinen Skipperraster. Das reizte ihn und regte seine Fantasie an. Ohn konnte dem Gedankengang naturgemäss nicht folgen und fragte sich, warum der Mann einfach nur dastand und sie angrinste. Zudem schien er ein ausgesprochenes Interesse an ihren Beinen zu zeigen. Instinktiv ging sie ein wenig in die Knie, um den Rock mit einer energischen Bewegung nach unten zu ziehen. Sie konnte sich aber beherrschen und liess den Rock, wie er war.

Der Mann war ihr nicht sympathisch. Er hatte etwas Gemeines und Hinterhältiges, trotz des freundlichen Grinsens. Wir müssen etwas anderes finden, wollte sie bereits aufgeben, als Skipper einfach so dastand und wortlos grinste. Sie schaute noch einmal den Mann an und ein unangenehmes Kribbeln machte sich in der Bauchgegend bemerkbar.

Der Instinkt drängte sie, vor diesem Menschen umgehend zu flüchten.
Sie lächelte ihm noch einmal zu und wollte dann weiterlaufen. Möglichst schnell weg von diesem Mann. Skipper merkte, dass seine Beute zu entschwinden drohte. „Darf ich zu einem Drink einladen?“ , fragte er deshalb betont höflich und unverbindlich, nachdem er sich geräuspert hatte.

Sie schaute ihn mit grossen, fragenden Augen an. „Entschuldigen Sie bitte“, antwortete sie mit einem verwirrten Gesichtsausdruck, „aber ich kann mich nicht einfach in eine Bar setzen.“ Die Stimme in Skipper meldete sich wieder, dieses Mal mit Nachdruck: ,Gib auf, Skipper, diese Nuss ist nicht zu knacken. Dies ist eines der ,Good Girls‘, von denen alle im Forum träumen und allenfalls einmal in ihrem Urlaub von Ferne zu Gesicht bekommen. Und das auch nur, wenn sie sich verfahren haben.‘

Der Ehrgeiz siegte und wischte die Bedenken weg. „Wir können im Einkaufszentrum etwas trinken“, bot er ihr an. Sie schien zu überlegen und wiegte langsam den Kopf, wie wenn sie abwägen würde, ob sie es wohl wagen könnte, mit einem Fremden in einem Einkaufszentrum etwas zu trinken. „Wenn ich mein Getränk selber bezahlen darf“, meinte sie dann etwas schnippisch.

Skipper schluckte die Bemerkung, welche ihm auf der Zunge lag. ,Du kannst mein Getränk gerne auch bezahlen‘, war er versucht, zu antworten. Doch er konnte sich beherrschen und akzeptierte stattdessen mit einer galanten Handbewegung. „Bitte, ich füge mich den Wünschen“, sagte er höflich. Ohns Nackenhaare sträubten sich, als sie mit Skipper an den Bars entlanglief, welche zahlreich die Strasse zum Einkaufsparadies säumten. Als sie die letzte Bierbar passierten, warf sie neugierig einen verstohlenen, schnellen Blick auf die Gruppen von Frauen, welche gelangweilt auf den Barhockern sassen und sich die Zeit mit Schminken und Plaudern vertrieben.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass man einfach wahllos mit irgendwelchen Männern ins Bett gehen konnte. Natürlich war auch ihre Familie nicht reich. Sie hungerten zwar nicht, aber einen Fernseher konnten sie sich auch nicht leisten, als sie jung war. Sie warf einen mitleidigen Blick auf die Frauen, welche sich für Geld wegwerfen mussten und fühlte sich mitschuldig an deren Schicksal. Skipper sah den mitleidigen Blick auf die Barfrauen und verkniff sich ein Grinsen. „Die Pattaya-Kenntnisse sind wohl noch nicht gross?“, fragte er vorsichtig.

Sie schreckte aus ihren Gedanken auf und schaute ihn beschämt an. „Nein“, gestand sie. „Ich bin nur auf Arbeitssuche in Pattaya. Gestern bin ich angekommen. Heute wollte ich mich etwas umschauen und morgen mit der Arbeitssuche beginnen.“ Skippers Gedanken schlugen wilde, ungestüme Purzelbäume.

,Die Tante braucht Geld!‘, dachte er beinahe verzückt. Auf diesem Gebiet kannte er sich aus. „In welcher Richtung wird denn so ein Job gesucht?“ Er wollte sie nicht gleich überfahren und übte sich in Geduld. „ Am liebsten an einer Hotelrezeption oder in einem Reisebüro“, antwortete Ohn. Dann verfinsterte sich ihre Miene und sie runzelte sorgenvoll ihre Stirne. „Ich hoffe, dass ich schnell etwas finde“, und mit einem Seitenblick auf Skipper erklärte sie: „Pattaya ist so schrecklich teuer und mein Erspartes ist schon bald aufgebraucht.“

Skippers Welt bestand für eine Sekunde aus lauter fröhlich bimmelnden Glocken und das Ziehen in den Lenden verstärke sich merklich. „Wir sollten wohl im kühlen Restaurant des Einkaufszentrums darüber sprechen“, teilte er mit wichtiger Miene mit. „Ich wohne seit drei Jahren in Pattaya und kenne einige Besitzer von Hotels sehr gut. Gut möglich, dass ich da einen Job organisieren kann.“

Sie versuchte, ihn dankbar anzuschauen. ,Ich werde sie in den nächsten Tagen mit Terminen zudecken, damit sie keine Zeit hat, selber nach einem Job zu suchen. Wenn ihr dann die Kohle ausgegangen ist, wird sie mein Angebot wohl kaum mehr ablehnen‘, schmiedete Skipper seinen Plan.

Er setzte sich an einen der Tische, schlug die Beine übereinander und liess sie etwas zappeln. Sie sass ihm gegenüber, der Rock hatte sich leicht nach oben gezogen und liess nun einen kleinen Teil des Oberschenkels aufblitzen. ,Die Knie hat sie fest zusammengedrückt‘, stellte er nach einem kurzen geniesserischen Blick fest. ,Nicht mehr lange, Mädchen, dann wirst du mit Vergnügen die Beine für Kleinskipper breitmachen‘, redete er sich zu.

Er wischte sich die Stirne mit seinem Handrücken ab. ,Ich bin mir fast sicher, dass dort in grossen Buchstaben ,Ich will dich ficken‘ steht‘, dachte er und bemühte sich wieder um Sachlichkeit. Er setzte sich weltmännisch hin und trank einen tiefen Zug von seinem Bier.

Ihr Blick war unsicher und fragend auf ihn gerichtet und das gefiel ihm. ,Frag’ schon Mädchen, frag den Skipper, ob er dir helfen will. Frag’ endlich und hab’ keine Angst; er will‘, dachte er aufgeregt. Mit einer geschäftigen Miene erkundigte er sich zuerst nach ihrem bisherigen beruflichen Werdegang und ihren Referenzen. Sein ganzes Benehmen war nun das eines Gönners. Deutlich den Eindruck vermittelnd, dass er ihre Probleme mit einer einzigen kurzen Handbewegung wegwischen könnte, wenn er denn wollte. ,Ich warte noch immer auf das Zauberwort‘, dachte er und genoss seine Position der Stärke. Plötzlich wurde der Blick von Ohn verschwörerisch, schon fast vertraulich und sie tappte scheinbar in seine Falle.

„Könnten Sie mir vielleicht behilflich sein?“, fragte sie und schaute ihn erwartungsvoll an. Sein Blick verriet ihr, dass er den Überraschten mimte. Wie wenn erst sie ihn auf die Idee gebracht hätte, dass er ihr ja helfen könnte. ,Was für ein Idiot‘, dachte sie. „Oh! Natürlich, wenn mir das erlaubt ist, helfe ich natürlich gerne.“ Grossspurig griff er sich an die Seite, wo sein Handy in einem Lederetui steckte.

Er wählte die Nummer vom Ranzenwirt und fragte betont sachlich nach, ob Dieter wohl eine Stelle in seinem Hotel im administrativen Bereich zu vergeben hat. „Spinnst Du? Bist Du schon am frühen Nachmittag besoffen?“ Der Ranzenwirt verstand kein Wort. „Sehr gut!“, antwortete ihm Skipper. „Ich werde ihr den Termin gerne mitteilen.“ Er hörte noch ein giftiges: „Du kannst mich am Arsch lecken mit deinem Termin“, dann war der Ranzenwirt aus der Leitung. Skipper schaute Ohn triumphierend an.

„Morgen hast Du den ersten Termin, Mädchen“, duzte er sie jetzt „und der zweite folgt sogleich.“ Ohn war sich nicht sicher, ob das nun Theater war oder ob ihr der Mann nun wirklich helfen wollte. Dann kam ihr Nok in den Sinn und sie wandte schnell ihren Blick zur Seite, damit Skipper die aufsteigende Verachtung in ihren Augen nicht sehen konnte. ,Was, wenn ich nun wirklich die Person wäre, für die ich mich ausgegeben habe und nichts über den Mann wüsste?‘, überlegte sie und schob den Gedanken schaudernd beiseite. Skipper wollte nun genau wissen, wie weit er gehen konnte. „Ja, ja“, meinte er gönnerhaft. „Das Leben hier ist nicht so günstig wie auf dem Lande“, und lachte sie wissend an.

Sie seufzte tief auf und rollte die Augen. Scheinbar mitfühlend fragte er nach ihren Ausgaben. Mit den Eckzahlen versuchte er zu errechnen, wie viel Geld sie noch hatte. Dann musterte er sie wie ein Angebot auf einer Viehauktion und errechnete ihren theoretischen Marktwert. Wie als Witz meinte er zu ihr: „In Pattaya geht es auch ein wenig frivoler zu, als auf dem Lande.

Hier schafft es keine, dass sie als Jungfrau in die Ehe geht.“
Schallend lachte er über seinen eigenen Witz auf und registrierte mit einem hämischen Grinsen, dass sie beschämt auf den Boden schaute. ,Ganz so unschuldig und taufrisch wie sie sich gibt, scheint sie mir auch nicht mehr zu sein‘, überlegte er, was seine Hoffnung auf einen möglichen schnellen Erfolg weiter nährte.

„Täglich melden sich Dutzende, wenn nicht Hunderte von Frauen in den verschiedenen Hotels“, eröffnete er ihr mit wichtiger Miene. „Ich konnte die Türe zu einem weiteren Bewerbungsgespräch öffnen und glaube, dass ich auch einen grossen Einfluss auf einen positiven Entscheid ausüben kann. Man kennt mich hier und meine Referenz zählt“, fügte er grossspurig an.

„Das Gespräch musst Du jedoch selber führen. Ich schlage vor, dass ich Dir morgen vor dem Gespräch noch einige wichtige Hinweise gebe, damit Du schon bald die Stelle an der Rezeption antreten kannst.“ Ohn konnte sich lebhaft vorstellen, was er sich unter den wichtigen Hinweisen vorstellte. Ohne ihre Reaktion abzuwarten fuhr er fort: „Morgen um 11 Uhr bei Dir im Hotel?“ Er lächelte sie aufmunternd an, stand dann auf und wollte sich verabschieden: „Ich habe leider noch einen dringenden Geschäftstermin, sonst hätten wir das gleich jetzt erledigen können.“

Bedauernd schaute er sie an und dann leicht gestresst auf seine Uhr. ,Sie ziert sich noch immer‘, dachte er, als sie ihn leicht misstrauisch anschaute. ,Vielleicht hat sie den Braten ja auch schon gerochen?‘, befürchtete er, aber so oder so, er war sich sicher, dass sie sein Angebot nicht mehr ablehnen konnte. Die Aussicht auf einen sofortigen Job musste bei ihrer derzeitigen Lage einfach zu verführerisch sein.

„Ich wohne im Parkhotel, Zimmer 406“, sagte sie leise und ein zartes Rosa schlich sich in ihr Gesicht. Skipper schaute sie belustigt und nun auch eindeutig gierig an.

,Sie weiss, was sie erwartet‘, war er sich nun sicher. ,Vielleicht ziert sie sich noch, bis nach dem Bewerbungstermin. Mit ein wenig Druck sollte es jedoch bereits morgen klappen‘, war Skipper zuversichtlich und hörte sich schon in Gedanken den bedeutungsschwangeren Satz sprechen:

„Wenn Du den Job willst, solltest Du schon ein wenig nett zu mir sein.“ Der Geschäftstermin, welchen er nun wahrnehmen wollte, bestand darin, dass er zurück in die Sumibar wollte, um den Ranzenwirt zu überreden, das Bewerbungsgespräch für ihn zu führen. Er war sogar fast geneigt, das ,Good Girl‘ dem Ranzenwirt zum freien Gebrauch anzubieten, wenn er bei seiner neuen Flamme gelandet war.

Als Ohn alleine am Tisch sass, begann sie, am ganzen Körper zu zittern. Einerseits vor Erleichterung, dass alles glatt verlaufen war und andererseits schüttelte sie der Ekel. Das Gespräch hatte sie sehr viel an Überwindung gekostet. „Am liebsten hätte ich ihm den Orangensaft ins Gesicht geschüttet und hätte ihn angespuckt“, meinte sie zu Frank, als sie wieder im Hotelzimmer eingetroffen war.

Dann verschwand sie sofort im Badezimmer. Bevor sie unter der Dusche stand, öffnete sie nochmals kurz die Tür und steckte Frank ihr noch immer aufgeregtes Gesicht entgegen. „Du schläfst heute ganz brav auf Deiner Seite“, giftete sie ihn an. „Mich berührt heute kein Mann! Auch Du nicht!“ Trotzig schüttelte sie den Kopf und verschwand für längere Zeit unter der Dusche. Frank war enttäuscht und murrte vor sich hin. Die für ihn so andere Ohn von heute Abend hatte einige unzüchtige Gedanken in seinem Hirn entfacht.

Dann halt mit Gong saufen, war seine Alternative und wenig später klopfte er an seiner Tür. „Sehr gut, dass Du kommst, Frank. Ich kann einwenig Hilfe gebrauchen.“ Überall in seinem Zimmer mit der Nummer 406 lagen elektronische Teile. „Wenn man dabei saufen kann, helfe ich gerne“, meinte ein sichtlich mürrischer Frank. Gong schaute kurz erstaunt auf. Dann durchzog ein Lächeln sein Gesicht und er konnte sich vorstellen, dass Ohn nach dem Treffen mit Skipper nicht gerade die beste Laune gehabt hatte. Er nickte nach hinten und meinte nur: „Schnapp’ Dir was aus dem Kühlschrank“, dann arbeitete er konzentriert weiter.

Als Ohn ins Zimmer trat und dauernd an Frank herumnörgelte, konnte er ein breites, hämisches Grinsen nicht mehr verkneifen. Die Stimmung war ziemlich geladen. Ohn meinte im Verhalten von Skipper Charakterzüge zu erkennen, welche auch Frank und wahrscheinlich, wie sie betonte, allen Männern eigen sind. Von ihren giftigen Blicken blieb auch Gong nicht verschont, die der jedoch zu ignorieren schien.

,Wenn sie ‘mal in Fahrt sind, kann sie nichts mehr bremsen‘, dachte er und arbeitete seelenruhig weiter. Das ging so weiter, bis Frank hörbar und laut ausschnaufte und zu einer Verteidigungsrede ausholen wollte. Gong hob nur kurz den Kopf und zog die Brauen hoch. Frank verstand sofort. Wenn wir das hier durchziehen wollen, dürfen wir im Team keine Streitereien dulden. Die Botschaft war klar angekommen und es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in Demut zu üben.

Die Laune von Ohn besserte sich allerdings nicht so schnell. Sie erteilte nun Frank irgendwelche Befehle und es schien sie zu befriedigen, dass er, wenn auch widerwillig und mit verdrehten Augen, doch ohne gross zu murren, zu gehorchen schien. Wenn sich Frank ein paar Sekunden unbeaufsichtigt fühlte, warf er Gong einen verzweifelten Blick zu.

Das hätte er gerade so gut auch sein lassen können. Dieser hielt zurzeit nichts von Verbrüderung oder Männersolidarität. Er grinste ihn nur saublöd an, wie Frank fand. Dann verschwand Ohn in ihrem Zimmer und Frank sank mit einem Seufzer der Erleichterung auf das Bett zurück und nuckelte an einer neuen Flasche Bier. Frank hatte es sich gerade bequem gemacht, als das Telefon klingelte und Ohn am Apparat war. Frank stand nach dem kurzen Gespräch auf und verliess wortlos das Zimmer. Hinter ihm im Zimmer brach Gong in ein lautstarkes Gelächter aus.

In ihrem Zimmer angekommen, stand Ohn mitten auf dem Bett. Sie trug wieder die engen und kurzen Kleider vom Nachmittag und hatte sich frisch geschminkt. Sogar die hohen Schuhe hatte sie angezogen und schaute Frank herausfordernd an. Die Türe flog hinter Frank ins Schloss und Ohn schaute ihn mit einem seltsamen Flackern in den Augen an. Sie war mittlerweile auf den völlig erstaunten Frank mit heftig wackelnden Hüften zugestöckelt. Dann schubste sie Frank in Richtung des Bettes und fragte ihn immer wieder: „Das hat Dir wohl gefallen, wenn ich wie eine Nutte in der Gegend herumlaufe, wie?“ Dann schubste sie den willenlosen, aber durchaus einsatzbereiten Frank vollends auf das Bett.

Langsam zog sie den Rock hoch, dass Frank den Slipansatz sehen konnte. Sie stöckelte mit dem hochgezogenen Rock auf ihn zu. „Das gefällt dir wohl auch?“, fragte sie mit erregter Stimme. „Komm her!“, konnte Frank nur noch mit heiserer Stimme stammeln. Sie warf sich auf ihn und überrumpelte Frank völlig mit ihrer Leidenschaft. Schnell zog jeder genau das aus, was nötig war, dass sie sich ungehindert vereinen konnten. Sie liebten sich kurz und heftig und lagen sich dann in den Armen und tauschten Beschwörungen aus. Er strich ihr behutsam die Haare aus dem verschwitzten Gesicht und küsste sie leicht auf die Stirne.

Ohn kuschelte sich an Frank und er spürte ihr Herz, welches noch immer zu rasen schien. Viel später löste sie sich zärtlich von ihm und verschwand im Badezimmer. Nachdem auch er geduscht hatte, klopfte Frank bei Gong und bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. Dieser schaute nur kurz auf und nickte. Neben ihm stand ein Polizeibeamter und half ihm, die Überwachungselektronik im Zimmer zu verstecken und zu tarnen. „Wir sind fertig mit der Installation“, meinte Gong wenig später gut gelaunt. „Nach dem Essen können wir die Anlage noch einmal austesten. Nok habe ich bereits informiert, meinte Gong geschäftig. Sie hat sich bereits recht gut erholt und wird morgen früh ins Hotel kommen.

Ruf bitte noch Susan an.“ Frank wählte die Telefonnummer des Hauses von Jörgen und verabredete sich mit ihr für den nächsten Tag.
Der Aufenthalt bei Mimi und die Ruhe im Haus und um das Haus herum gaben der an Leib und Seele erschöpften Susan Kraft. Mimi erwies sich als geduldige Zuhörerin. Zwischendurch fragte sie nach und beim Thema Liebe, als Susan ihr ihre Gefühle mitteilte, seufzte sie tief auf.

Stundenlang erzählte ihr Susan ihre Erlebnisse und arbeitete sie gleichzeitig beim Erzählen auf. Zwischendurch sass sie auf der Terrasse auf dem Hügel und liess ihren Blick scheinbar ziellos durch die Landschaft schweifen. Ihr Vater hatte ihr am Telefon von seinem Gespräch mit einem Herrn Keller erzählt. „Wenn die Aktion morgen klappt, holen wir Deinen neuen Pass und fliegen sofort zurück in die Schweiz. Heute Abend schaue ich mir ein wenig Bangkok an“, fügte er wie beiläufig an. Susan lächelte ein wenig und meinte dann nur: „Sei brav, Daddy und mach’ einen Bogen um die hübschen Mädchen am Wegesrand.“ Daddy knurrte: „Na na, man wird sich das doch wohl noch anschauen dürfen.“

Klaus hatte sie noch nicht angerufen. Einige Male hatte sie bereits den Hörer in der Hand, legte ihn dann aber wieder auf. „Morgen, wenn meine Unschuld bewiesen ist, rufe ich ihn an“, beschloss sie. Etwas später holte sie ihre Digicam aus dem Gepäck und schoss einige Fotos von Mimi und ihren Verwandten. Sie fühlte sich nun stark genug, auch die anderen Fotos zu betrachten. Interessiert setzte sich Mimi neben sie. Langsam klickte sie sich durch die Bilder und Susan erklärte Mimi hin und wieder, wo sie ein Bild geschossen hatte. Mimi war fasziniert von den Bangkok-Bildern, welche Susan geschossen hatte. Susan versprach, ihr eine Kopie der Bilder zu schicken und legte einen neuen Chip ein.

Mae Sot und die Mitglieder des Hilfswerkes erschienen der Reihe nach. Ein Bild blieb verdächtig lange stehen. Mimi schaute interessiert auf den Mann und wusste sofort, dass es Klaus sein musste. „Feine Gesichtszüge und einen feurigen Blick hat er“, meinte sie. „Ein schöner, aber auch stolzer Mann“, fügte sie hinzu. Susan hörte ihre Bemerkung nicht. Sie starrte auf das Bild und spürte, wie die verschütteten Gefühle langsam wieder aus den Trümmern aufstiegen. „Vielleicht sehe ich ihn nie wieder“, sagte sie mit trauriger Stimme zu Mimi. „Ach, der wird schon wieder auftauchen“, meinte Mimi tröstend und legte ihr den Arm um. Bevor sie von den nun überhand nehmenden Gefühlen überwältigt wurde, klickte Susan schnell weiter. Dann sah sie das Schloss und begann sofort, zu zittern. Diese Bilder hatte sie völlig vergessen.

„Schau Mimi, das ist das Drogenlabor, von welchem ich Dir erzählt habe.“ Gespannt schaute Mimi auf das kleine Display. Nach dem Bild vom Schloss zeigte ihr Susan das Drogenlabor. „So sieht das also aus“, meinte Mimi interessiert und rief schnell Jörgen zu sich. „Schau Jörgen, so sieht ein Drogenlabor aus.“ Jörgen schaute sich die Bilder genau an.
„Auf diesem sieht man noch die verpackten Pillen und beim nächsten sieht man noch ein thailändisches Nummernschild,“ sprach er mit gerunzelter Stirne und dann schaute er sich die Kamera genauer an. „Wenn Du willst, kann ich Dir die Bilder auf den Computer laden und Dir eine CD brennen, Susan.“

Mimi war begeistert und antwortete an Susans Stelle: „Sehr gerne, dann kannst Du für mich auch gleich die Bangkokbilder brennen.“ Susan gab Jörgen die Kamera und lehnte sich dann wieder an Mimi. Sie war froh, dass sie den Mut gefunden hatte, sich die Bilder anzuschauen. Die Ereignisse hatten so etwas von ihrem Schrecken verloren.

Am nächsten Morgen um sieben Uhr sass Gong bereits mit dem Polizeichef von Pattaya beim Frühstück. Sie sprachen über die Aktion und das weitere Vorgehen. Für den Polizeichef hatte die Verhaftung aller Beteiligten einschliesslich der Endverteiler höchste Priorität. „Die Aktion wird landesweit für Schlagzeilen sorgen“, war er sich sicher.

In Gedanken sah er sich bereits mitten im Medienrummel, wie er ruhig und sachlich argumentierte und genoss bereits ein wenig das Gefühl der Vorfreude. Seine Feinde würden vor Neid platzen, wenn sie sehen, wie er vom Ministerpräsident in Anwesenheit aller Fernsehstationen öffentlich belobigt wurde. Er hatte die halbe Nacht gearbeitet, die Pressekonferenz vorbereitet und sein Korps für den nächsten Tag vollzählig in Alarmbereitschaft gesetzt.

Den Grund hatte er ihnen wohlweislich nicht genannt. Er wusste genau, dass etliche seiner Polizisten ihr mageres Gehalt mit allerlei dubiosen Geschäften aufbesserten. Gong waren solche Gedanken fremd. Ihm ging es darum, den dünnen Faden, welcher nach Mae Sot führte, mit Hilfe der Aktion zu verdichten. Er wollte den Kopf der Organisation ergreifen und diese zerschlagen.

Die einzige Verbindung zwischen Skipper und der Organisation in Mae Sot waren Narbengesicht und dieser Daniel Dietrich vom Hilfswerk. „Ich brauche dringend mehr Informationen“, erklärte er dem Polizeichef. Dem öffentlichen Rummel konnte er nichts abgewinnen. Ein Kompromiss war schnell gefunden. Der Polizeichef sollte vor die Medien treten und den Erfolg der Aktion durfte er sich alleine auf die Fahne schreiben. Den Zeitpunkt bestimmte allerdings Gong und behielt das belastende Material von Nok bei sich unter Verschluss.

Er wusste, dass sonst der machtgierige und mediengeile Polizeichef die Aktion ohne mit der Wimper zu zucken sofort starten würde. Der persönliche Ruhm war ihm mehr wert und die höheren Zusammenhänge interessierten ihn nicht im Geringsten. Mit einem Nicken verabschiedete er sich von Gong und machte gleichzeitig Frank, Ohn und Nok Platz, welche mit vollen Tellern am Tisch sassen.

Nok war äusserlich ruhig und schien gefasst. Mit einem ausdruckslosen Gesicht hörte sie Gong zu, welcher mit ihr noch einmal die Aktion besprechen wollte. Als er fertig war, nickte sie und wiederholte praktisch wörtlich die Vorgaben. Gong war sichtlich zufrieden und musterte sie unauffällig, als sie mit Ohn sprach. Das ausgemergelte Gesicht war in den letzten Tagen wieder etwas voller geworden. Er stellte erfreut fest, dass vor ihm eine Blume erblühte. „In ein paar Wochen wird man sie nicht mehr wiedererkennen.“

Ein tiefes Gefühl des Hasses gegen Skipper stieg in ihm auf. „Wie kann man einfach aus reiner Geldgier einen Menschen dermassen zerstören?“, fragte er sich kopfschüttelnd. Dann füllte sich der Raum förmlich mit Fröhlichkeit. Susan trat an den Tisch und begrüsste überschwenglich die Anwesenden.

Zuerst umarmte sie Ohn und lächelte ihr verschwörerisch zu. Dann stolperte sie kreischend über die Füsse von Frank und landete in den Armen von Gong. Dann war Frank an der Reihe, welchen sie zusätzlich zur Umarmung mit einem Boxschlag an die Schulter beglückte. Nok war von Susans Energie völlig überrumpelt und schaute ihr erstaunt, aber mit einem verstohlenen Lachen auf den Lippen zu, wie sie am Tisch herumwirbelte. Als sich ihre Blicke trafen, sah Susan etwas von der Traurigkeit, welche sie an die Augen von Timmy erinnerte.

Instinktiv schloss sie Nok zärtlich in ihre Arme. Diese schmiegte sich sanft an Susan und fragte sich, wie lange es wohl her war, dass sie jemand aus reiner Nächstenliebe so in den Armen gehalten hatte.
Gegen 10 Uhr wurden alle, selbst Gong, nervös und es knisterte förmlich vor Anspannung. Wenig später bezog jeder seinen Posten. Nok und Ohn im Zimmer 406, aus dem er Jörgen hinausschickte, der mit grossem Interesse die Überwachungsanlage studierte. Dann testeten die Beamten ein letztes Mal die Anlage. Jörgen, Mimi und Elsa sollten in der Lobby Platz nehmen und sich dort möglichst unauffällig an einen Tisch setzen.

„Sobald der Vater von Susan eintrifft, fangt ihr ihn ab und sagt ihm, er soll sich zu Euch an den Tisch setzen“, instruierte Gong sie. Während Susan und Frank im angrenzenden Raum gespannt auf den noch leeren Schirm schauten, inspizierte Gong zusammen mit dem Polizeichef die Vorbereitungen der Polizei. Vor dem Eingang standen zwei Männer neben ihren Motorrädern. Die rote Markierung auf der Brust und der Schulter wiesen sie als Motorradtaxifahrer aus.

„Meine Leute!“, klärte der Polizeichef Gong auf. Den Portier hatte er auch mit einem seiner Leute ausgetauscht. Kurz hinter dem Lift wischten zwei Männer mit einem Besen auf dem Boden herum und blinzelten Gong zu. „Sie sichern den Hinterausgang“, meinte der Polizeichef mit wichtiger Miene. Im vierten Stock wimmelte es ebenfalls von getarnten Beamten. Das Zimmer 408, gleich neben dem Zimmer, in welchem Nok und Ohn aufgeregt warteten, hatte der Polizeichef räumen lassen und mit bewaffneten Beamten besetzt.

Auch die Zimmermädchen im vierten Stock waren Beamte. Sie hatten zwei Reinigungswagen strategisch günstig positioniert. Einen in der Nähe der Feuertreppe und einen in der Nähe des Liftes. Vor ihnen waren die Zimmer geöffnet und sie simulierten fleissig und glaubwürdig die Arbeit von Zimmermädchen.

„Ich arbeite gerne mit Profis zusammen“, lobte Gong den Polizeichef, welcher das Lob mit einem stolzen Lächeln entgegennahm. Dann wurden sie über ein Handy informiert, dass Skipper das Haus verlassen hat und in ein Taxi gestiegen ist. Jeder auf seinem Posten wartete nun seinem Charakter entsprechend auf Skipper.

Punkt 11 Uhr betrat er die Bühne. Er warf einen kurzen Blick in die Runde. „Dem Hotel scheint es gut zu gehen“, dachte er. „Ist ja allerhand los.“ Er nickte kurz dem Mann an der Rezeption zu und bestellte sich zunächst ein Bier. Sie sollte noch etwas zappeln, bevor der Retter aus der Not auftauchte. Er setzte sich in die Nähe einiger Touristen und das Geplapper ärgerte ihn bereits nach kurzer Zeit. „Scheisstouristen!“ murmelte er vor sich hin. „Treiben die Preise in die Höhe und meinen nach drei Tagen Pattaya, sie wissen, was los ist.“

Die Gruppe bestand aus Mimi und ihren Verwandten, welche sofort ein unverfängliches Gespräch über Pattaya anfingen, als sie den glatzköpfigen Mann in die Lobby eintreten sahen. Fast wäre noch etwas schief gegangen, als plötzlich ein fülliger Mann durch die Türe in die Eingangshalle stürmte. Der Beschreibung Susans nach bestand kein Zweifel, dass es ihr Vater war. Mimi sprang sofort auf und sprang ihm hinterher. „Hans, Hans!“, rief sie mit lauter Stimme und sprang ihm an den Hals. Bevor Sommer irgend ein Zeichen der Überraschung von sich geben konnte, flüsterte sie ihm bereits ins Ohr: „Achtung, der Mann sitzt bereits hier unten.

Susan ist oben, wo sie auf ihn warten, und ich heisse Mimi“, fügte sie mit leiser Stimme hinzu. Sommer verstand sofort. „Meine liebe Mimi“, trällerte er in einer Lautstärke, dass es von den Wänden zurückhallte. „Wie ich mich freue!“ Dann setzte er sich an ihren Tisch und beschrieb lautstark die Fahrt von Bangkok nach Pattaya.

Skipper war genervt und trank sein Bier schnell aus. Dann stand er auf und beim Vorbeigehen tippte er Jörgen auf die Schulter.

„Weisst Du, was wir hier die Höchststrafe nennen?“ Jörgen schüttelte erstaunt den Kopf. „Wenn man im wunderschönen Pattaya ist und trotzdem seine hässliche Alte vögeln muss.“ Er lachte schallend über seinen Witz und lief dann weiter.

Während sich die Lifttüre schloss, genoss er die empörten Kommentare der Touristen. Der Lift stoppte im vierten Stock und Skipper atmete noch einmal tief durch. Den Text hatte er intus. Fröhlich pfeifend schritt er auf die Türe mit der Nummer 406 zu und klopfte kräftig an.

Die Türe wurde einen Spalt geöffnet und das nervöse Gesicht von Ohn wurde sichtbar. Skipper setzte sein schönstes Lächeln auf. ‘Ich wäre auch etwas nervös, wenn ich wüsste, dass ich gleich einen Pimmel versenkt kriege’, dachte er und grinste sie breit an.

Gut gelaunt trat er in den Raum und musterte Ohn von oben bis unten. ,Sie sieht prächtig aus und in den Jeans sieht ihr Arsch noch knackiger aus‘, stellte er voller Vorfreude fest. Dann trat er vollends in das Zimmer ein. Was er auf dem Bett sitzen sah, liess ihn zur Salzsäule erstarren. Fassungslos und unfähig zu irgendeiner Reaktion schaute er mit offenem Mund und weit aus den Höhlen tretenden Augen auf die Person auf dem Bett.

Dort sass Nok auf dem Bett und musterte ihn mit einem ausdruckslosen Gesicht. „Du? Du hier?“, stotterte er und rieb sich die Augen, als wenn er damit die unerwartete Erscheinung von seinen Pupillen reiben könnte. „Ich bin hier, weil ich Dich ins Gefängnis bringen will“, sprach sie ohne jedes Zeichen einer Erregung mit ruhiger Stimme zu ihm. Langsam gewann er wieder etwas die Fassung. Eiskalt schaute er sie an und zischte: „Wie willst Du kleines Luder mich denn ins Gefängnis bringen?“

Die Nerven aller waren zum Bersten gespannt, als er einige Schritte auf Nok zuging. „Du glaubst wohl nicht im Ernst, dass hier jemand einer billigen Yabaschwutte etwas glaubt?“ Befriedigt stellte er fest, wie sie zusammenzuckte. Mit bitterer Stimme antwortete sie. „Einer billigen Yabaschwutte vielleicht nicht. Es sei denn, sie kann beweisen, was sie sagt“, und warf ihm eine Kopie des Dossiers mit den Fotos und den Beschreibungen vor die Füsse.

Skipper bückte sich und liess Nok und Ohn, welche neben ihr stand, nicht aus den Augen. ,Zuerst muss die wiederbelebte Schwutte verschwinden und dann kommt ihr Lockvogel dran‘, fuhr es ihm durch den Kopf und er schlug mit einer lässigen Geste das Dossier auf. Die Fotos waren wirklich erdrückend belastend für ihn, erkannte er auf den ersten Blick und ein eisiger Blitz fuhr durch seine Glieder. Die schriftlichen Aufzeichnungen konnte er nicht entziffern. ,Ich muss Zeit gewinnen und die Schwutte ein für allemal aus dem Weg schaffen. Wo kein Kläger ist, ist auch kein Angeklagter ‘, dachte er und fragte sich gleichzeitig, ob sie ihn vielleicht auch nur erpressen wollte.

„Warst du schon bei der Polizei?“, fragte er sie unverbindlich und öffnete die Balkontür. Er schaute hinunter und dachte. ,Vielleicht klatsche ich sie auf den Boden da unten.‘ Nachdenklich schaute er aus dem Balkon und dann unvermittelt wieder auf Nok. Diese schüttelte den Kopf. „Das ist auch noch nicht alles, Skipper. Ich kann auch beweisen, dass Du der blonden Frau die Yabatabletten ins Gepäck gesteckt hast.“ Skipper fuhr zusammen und schrie dann wie von Sinnen Nok an. „Woher weisst du das?“ Nok wurde ihm langsam unheimlich und eine ihm sonst unbekannte Angst schnürte ihm die Kehle zu. Im Raum nebenan schnauften alle laut auf. Da war das gesuchte Geständnis. Einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte sich Skipper auf Nok stürzen. Gong wollte schon die Hand heben, damit die Beamten das Zimmer stürmten, als Skipper sich plötzlich entspannte und seinen Tonfall änderte.

„Ich weiss zwar nicht, wie Du das herausgefunden hast, dass ich der blonden Schlampe die Yabapillen untergejubelt habe, aber sei vernünftig, Nok“, sprach er beschwörend auf sie ein. „Wenn Du noch nicht bei der Polizei warst, können wir in aller Ruhe darüber reden. Willst du Geld?“

Nok schüttelte den Kopf. „Es geht mir nicht ums Geld. Es geht mir um Gerechtigkeit. Ich lasse Dich gehen, wenn Du mir sagst, wer Dein Auftraggeber ist. Schau mich an Skipper, ich zittere nicht mehr und habe seit über einer Woche kein Yaba mehr genommen. Du selber bist nur eine kleine, erbärmliche Nummer in diesem Spiel mit den Drogen. Mehr nicht!“ Skipper zuckte bei der Beleidigung leicht zusammen aber schluckte sie kommentarlos. „Ich will mich am Kopf der Organisation rächen, die soviel Leid über die Menschen bringt.“

Skipper musste sich beherrschen, dass er sie nicht lautstark auslachte. Seine Stimme klang stattdessen mitfühlend: „Ich verstehe Deine Beweggründe, Nok, und kann sie auch nachvollziehen. Nur wirst Du es mir nicht glauben, aber ich kenne den Mann auch nicht. Es ist ein Deutscher, welcher mich zweimal in der Woche anruft.

Ich schwöre Dir, dass ich ihn noch nie gesehen habe. Aber er wird mich heute noch anrufen und ich kann ein Treffen mit ihm arrangieren, wenn Du willst. Wo sind die anderen Beweise? Bevor ich etwas unternehme, will ich sicher sein, dass Du mich nicht anlügst.“ Nok schien nun amüsiert. „Skipper, hast Du der blonden Frau das Yaba in die Tasche gesteckt?“ Sie schaute ihn ohne das geringste Anzeichen von Angst herausfordernd an.

„Das hatten wir doch schon“, meinte er mit einer abschätzigen Handbewegung. „Hast Du oder nicht?“ Skipper verlegte sich aufs Betteln. „Das mit der blonden Frau war eine Sauerei. Ich musste es machen. Auf Befehl des Mannes, von dem Du heute noch den Namen und die Adresse von mir kriegst. Du hast es doch selber gesagt, dass ich nur eine kleine Nummer bin. „Was ist mit dem Narbengesicht, das mit Dir auf dem Foto ist?“ Er hat zwei meiner besten Freunde einfach so abgeschlachtet.

Skipper schaute sie nachdenklich an und überlegte einige Sekunden. „Den kann ich Dir sofort organisieren. Kein Problem.“
Er zückte sein Handy und rief eine Nummer an. Während der nächsten zwei Minuten überlegte er sich die nächsten Schritte genau. Er brauchte Zeit, bis Nok ihm alle Beweise zeigte. Dann würde er sie kaltmachen, oder er liess es Narbengesicht machen, das wäre noch besser. ,Die Schwutte ist nicht nur doof, sie ist auch noch naiv‘, dachte er und war nun überzeugt, dass er das Blatt zu seinen Gunsten wenden konnte.

Dann klingelte das Handy. „Hallo Tom! Hier ist Skipper. Bei den Abrechnungen von gestern und vorgestern stimmt etwas nicht. Kannst Du mir Narbengesicht schicken? Es wird wieder einmal Zeit für eine kleine Betriebskorrektur. Heute Nacht? Er soll mich anrufen, bevor er in Pattaya einläuft.“ Langsam versorgte Skipper das Handy wieder und schaute dann wie verzweifelt Nok an. „Glaube mir Nok, noch heute kannst Du Dich rächen. Narbengesicht ist der einzige, der weiss, welche Köpfe hinter der Organisation stecken und er kommt noch heute Pattaya.“

Beschwörend legte er theatralisch seine Hände vor sein Herz und versuchte sie mit einem ernsten Blick zu überzeugen. Tausend Gedanken rasten durch sein Hirn. Im Nebenzimmer war man sich nach einer kurzen Diskussion sicher, dass man zurzeit nicht mehr von Skipper erfahren konnte. Einige Anhaltspunkte hatten sich ergeben und die Tat an Susan hatte er auch gestanden. Den Rest würde man aus ihm herausquetschen, wenn er im Gefängnis sass.

Gong hob die Arme und die Beamten rannten in das Hotelzimmer. Weil jeder gleichzeitig in das Zimmer stürmen wollte, behinderten sie sich gegenseitig und blieben für eine Sekunde stecken. Skipper sah die Waffen der Männer und wusste sofort, dass er in eine Falle gelaufen war.

Blitzschnell sprang er durch die noch immer offene Balkontüre auf die Brüstung und dann mit einem lauten Schrei hinunter. Die Beine leicht angewinkelt, weil er nicht genau wusste, wie tief der Swimmingpool an dieser Stelle war. Er hatte Glück und klatschte an einer Stelle ins Wasser, welche tief genug war, seinen Fall zu bremsen. Schnell stiess er sich vom Boden ab und schwamm dann zum Beckenrand.

Die vielen Touristen, welche sich am Pool in der Sonne wälzten, applaudierten ihm begeistert zu und hielten es für eine perfekte Show. Skipper schaute sich kurz um, ob ihm jemand auf den Fersen war. Trotz der Angst und des Schreckens konnte er es sich nicht verkneifen, sich kurz vor der Menge zu verbeugen. Der Jubel der Massen war ihm auch in grösster Bedrängnis noch immer heilig.

Dann sprintete er wie von einer Tarantel gestochen um die Ecke des Hotels herum und dann gerade aus, möglichst schnell vom Ort des Schreckens weg. An der Hauptstrasse winkte er eines der Mopedtaxis zu sich und war kurz darauf entschwunden. „Damit hat wohl niemand gerechnet“, durchbrach die Stimme des Polizeichefs die Stille im Raum. Dann leitete er die Fahndung ein.

Susan war erleichtert und auch traurig. Das Video konnte ihre Unschuld beweisen, aber das bedeutete gleichzeitig, dass in Kürze ihr neuer Reisepass ausgestellt wird und dass sie Thailand verlassen musste. In der Lobby schloss ihr Vater sie in die Arme und sie schmiegte sich zärtlich und auch etwas traurig an ihn.

„Ein aalglatter Sauhund ist das“, bemerkte Jörgen zu Frank, welcher ihn mit einem erstaunten Blick musterte. Knapp eine halbe Stunde nach dem Fahndungsaufruf des Polizeichefs wurde der erste Skipper verhaftet. Nur ein paar Minuten später der zweite. In Pattaya war nun jeder Mann mit Glatze höchst gefährdet, verhaftet zu werden.

Im Verlaufe des Nachmittags wurden alleine drei Schweden, zwei Engländer und ein Österreicher in Haft genommen. Die Nationalität spielte nicht so eine bedeutende Rolle, da die Polizei lediglich nach einem Ausländer mit Glatze fahndete. Der Polizeichef war ausser sich und tobte auf dem Revier herum. Er stauchte die Fahndungsbeamten zusammen und schloss sich dann in sein Büro ein.

Dies hatte allerdings zur Folge, dass nun die Beamten derart verunsichert waren, dass sie sich lieber umdrehten, wenn einer dieser unseligen Glatzköpfe in ihr Sichtfeld geriet. Soll der Chef den Glatzkopf doch selber suchen, dachten sie lakonisch und zuckten mit ihren Schultern. Der gesuchte Skipper sass derweilen beim Frisör, wo er sich von Zeit zu Zeit rasieren liess.

„Ein Riesenproblem habe ich“, meinte er treuherzig zum Frisör. „Meine neue Freundin stört sich an meiner Glatze. Ich brauche Haare auf dem Kopf und am besten noch einen Schnurrbart.“ Der Frisör krauste ein wenig die Stirne und überlegte sich die verschiedenen Möglichkeiten. „Wieviel ist Ihnen das wert?“ fragte er nach. Skipper, legte fünftausend Baht auf die Trese und während der Frisör das Geld einsteckte, sagte er ihm: „Dies ist nur, damit Du Deine Schnauze hältst. Die Perücke und den Schnurrbart bezahle ich obendrauf.“

„Dann dürfen Sie in etwa zwei Stunden wiederkommen, wir werden Ihnen ein paar Muster bereitstellen.“ Skipper schaute sich um. „Ist es möglich, dass ich die zwei Stunden da hinten warten kann?“ und er zeigte auf den Vorhang, welcher die Privaträume vom Laden trennte. Er drückte dem Frisör zwei weitere Scheine in die Hand. „Eine Flasche Black mit Eis und Soda.“ Dann verschwand er hinter dem Vorhang, legte sich auf das Sofa, schloss die Augen und murmelte: ,Meine Fresse! Die Scheisse ist mächtig am dampfen.‘

Er spürte, wie er zitterte. Der Sprung aus dem vierten Stock war ihm endlos erschienen. Er hatte zwar den Pool gesehen, als er sich überlegt hatte, Nok aus dem Balkon zu werfen. Aber die unsägliche Angst beim Sprung, dass das Wasser nicht tief genug sein könnte, sass ihm noch immer tief in den Knochen.

Erschaudernd öffnete er wieder die Augen. Einige Selbstzweifel kamen in ihm hoch. ,Habe ich zu hoch gepokert?‘, fragte er sich. Er wischte diesen Gedanken jedoch sofort wieder aus seinem Gedächtnis. ,Dumm gelaufen, sonst nichts.

Wie die Schwutte die Exitpille überlebt hat, ist mir allerdings ein Rätsel. Ein paar Wochen aus Pattaya weg, bis Gras über die Sache gewachsen ist und dann spielt hier wieder die alte Musik. Apartment ist vorläufig tabu. Wenn sie das ,Good Girl‘ ausfragen, fällt die Sumibar auch flach‘, stellte er mit grösstem Bedauern fest. Er griff zu seinem Handy. Der kurze Verdacht, es könnte nach dem unfreiwilligen Bad nicht mehr funktionieren, war unbegründet.

„Hallo, Dieter!“ Die Stimme des Ranzenwirtes beruhigte ihn sofort, als er gutmütig knurrte: „Seit wann meldest Du Dich an, wenn Du zum Schnorren kommst?“ Skipper erklärte: „Ich sitze in der Scheisse“, und fing dann an, das Vorgefallene zu erzählen. „Du sitzt nicht nur in der Scheisse, die Scheisse steht Dir bis zum Hals“, war die wenig beruhigende Antwort. Dann murmelte er noch etwas Unverständliches und fuhr fort: „Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. O.K. ich organisiere Dir als Erstes ein sicheres Hotelzimmer.

Setz’ Dir einen Hut auf und nimm eine Sonnenbrille. In zehn Minuten rufe ich Dich zurück.“

Das erste Glas Whisky war ex und hopp verschwunden. Skipper fühlte die heisse Bahn, welche sich ihren Weg zum Magen bahnte. Sofort beruhigten sich die Nerven und das leichte Zittern in den Händen verschwand. Mit einem lauten Stöhnen presste er die Luft aus seinen Lungen, liess sich der Länge nach auf das Sofa plumpsen und versuchte, sich zu entspannen.

Er drückte auf die Fernbedienung des Fernsehers und klickte sich durch die Sender. Wenig später klingelte sein Handy und der Ranzenwirt bestätigte ihm die Hotelbuchung. „Alles erledigt Skipper. Du wohnst im Green Resort und bist nicht registriert. Bleib’ bis morgen auf Deinem Zimmer und rühr’ Dich nicht vom Fleck. Dein Apartment kannst Du vergessen. Wir werden Dir Kleider und Deinen Pass besorgen. Morgen musst Du weg aus Pattaya.“

„Den Pass habe ich bei mir und die Bankkarten auch“, meinte Skipper. „Ich schicke Dir morgen früh einen Fahrer, der Dich nach Bangkok fährt. Dann schauen wir weiter“, versprach der Ranzenwirt „Danke, Dieter“, antwortete Skipper und war nun schon fast wieder der Alte. Sein Stimmungsbarometer stieg merklich und zufrieden mixte er sich den nächsten Drink. ,Bangkok ist mir zu dreckig‘, dachte er. ,Vielleicht fahre ich nach Phuket. Da wimmelt es von Touristen und Schwutten hat es auch. Es gibt schlimmere Orte, um sich zu verstecken‘, grinste er.

Die Wartezeit zog sich weit über die zwei Stunden hinaus. Dann endlich erschien das Gesicht des Frisörs, welcher den Vorhang ein wenig zur Seite geschoben hatte und grinste Skipper selbstzufrieden an. „Alles bereit. Sie können sich nun ihre neue Haarpracht auswählen.“ Während Skipper einen tiefen Zug aus seiner Zigarette inhalierte und einen Schluck Black nachspülte, schaute der Frisör fasziniert, schon fast verzückt auf ein Blatt, welches er in der Hand hielt.

Nach einer Weile schob er Skipper das Blatt zu. Etwas undeutlich zwar, aber doch gut erkennbar war sein Gesicht darauf erkennbar. Darunter der Hinweis auf Englisch und Thai, dass die Person dringend gesucht wird. Noch weiter unten stand eine Telefonnummer der Polizei. „Das haben sie bei der Post und auch an anderen Orten angeschlagen“, meinte der Frisör und seine Miene drückte höchste Bedenken aus. „Mir scheint es, wie wenn ich die Person kennen würde. Ich überlege schon die ganze Zeit, aber es fällt mir einfach nicht ein.“

Er grinste Skipper zu, welcher sichtlich nervös und angespannt auf dem Sofa sass und den Frisör taxierend musterte. „Wieviel willst Du, damit es Dir auch weiterhin nicht einfällt?“ Der Frisör setzte eine beleidigte Miene auf. „Ich bin doch kein Erpresser. Wenn ich Ihnen jetzt die Kollektion zeigen dürfte“, und mit einer einladenden Geste forderte er Skipper auf, ihm zu folgen. „Sehr gute Qualität, aber leider nicht ganz billig“, bemerkte er dabei. Skipper knurrte kurz auf und wählte dann eine blonde Perücke. Nachdem er sich diese probehalber aufgesetzt hatte, verzichtete er auf den Schnurrbart.

„Zusätzlich zur Perücke eine Brille und niemand wird Sie mehr erkennen“, war sich der Frisör sicher. Skipper nickte. „Dann lass’ ich ‘mal den Optiker kommen.“ Skipper schaute ihn von der Seite her misstrauisch an. „Gute Qualität, aber nicht ganz billig“, äffte er mit ironischer Stimme den Frisör nach. „Genau!“, grinste dieser und griff zum Hörer. Eine gute Stunde später stand Skipper vor dem Laden und schaute sich um. Neben der Brille hatte ihm der Optiker auch Linsen mitgebracht, welche seine Augenfarbe von Blau in dunkelbraun verwandelten. Die modische Brille aus Fensterglas stand ihm ausgezeichnet, fand selbst Skipper.

An einem der zahlreichen Stände kaufte er sich ein Hawaiihemd und sah danach wie ein Grafiker oder Fotograf aus, welcher in Pattaya auf Urlaub war und sich nur etwas vergnügen wollte.

Gemütlich schlenderte er die Beachroad hinauf und war sich sicher, dass bei seinem Anblick niemand mehr an den Mann auf dem Fahndungsfoto dachte. Er besass sogar die Frechheit, gleich zweimal an einem Polizisten vorbei zu laufen. Beim zweiten Mal fragte er ihn nach dem Weg zum nächsten Mc Donald.

Trotzdem beschloss er, wie vom Ranzenwirt gefordert, den Abend im Green Resort zu verbringen. Die Schwutte und noch einige andere Personen sind in der Stadt, welche ihn vielleicht am Gang oder an der Gestik erkennen konnten. ,Kein Risiko eingehen, Skipper‘, beschloss er und liess sich dann den letzten Kilometer von einem Motorradtaxi zum Hotel fahren. Er nannte an der Rezeption nur die Zimmernummer und der Portier überreichte ihm ohne Fragen zu stellen den Schlüssel. Im Hotelzimmer betrachtete sich Skipper nochmals eingehend im Spiegel und war mit dem Resultat durchaus zufrieden. ,Ich sehe zwar wie ein schwuler Künstlerfuzzy aus, aber was solls.‘ Dann legte er sich ein wenig aufs Bett und schaute fern. Zwischendurch mixte er sich einen Drink. Nach zwei Stunden stellte sich bereits die grosse Langeweile ein.

,Mich erkennt eh kein Schwein mehr, da kann ich auch schnell auf eine Runde raus‘, dachte er gelangweilt. Dann spazierte er ein wenig auf dem Hotelgelände herum und genehmigte sich einen Drink an der Hotelbar. Er schäkerte ein wenig mit der Barfrau herum. Sie war nicht einmal abgeneigt, sich mit ihm nach Dienstschluss zu treffen. Allerdings war das erst um drei Uhr und er beschloss im Restaurant vor dem Hotel nach etwas schneller Verfügbarem zu suchen.

Er setzte sich an einen Tisch, von dem aus er bequem über die Strasse sehen konnte. Schräg gegenüber standen drei kleine Bierbars und Skipper schaute dem emsigen Treiben interessiert zu. An jeder Bar arbeiteten etwa sechs Mädchen und Skippers Blick wanderte schon bald nur noch zwischen zwei der Frauen hin und her. Beide jung, mager und hübsch.

Er wollte bereits aufstehen und zu den Bars hinüberschlendern, als ein Mann seine Aufmerksamkeit erregte. Er wollte bereits auf den Mann zugehen und ihn begrüssen, als plötzlich ein Gedanke durch seinen Kopf schoss. ,Warum weiss der, dass ich hier bin? Schnell setzte er sich wieder hin und drehte dem Mann den Rücken zu. Von der Seite her schielte er immer wieder vorsichtig nach dem Mann.

Es war Narbengesicht, welcher mit federndem Schritt neben dem Restaurant zur Rezeption schritt. Skipper beschloss, vorerst nichts zu unternehmen und bestellte stattdessen noch ein Bier. Er fing an, die Fakten zu sortieren und das Resultat war für ihn fast nicht fassbar. ,Das kann doch nicht sein‘, stammelte er vor sich hin. ,Oder etwa doch?‘ Er forschte noch einmal nach und kam zum selben Resultat. Er suchte nach etwas, was den Verdacht bestätigen könnte.

Dabei wurde er gestört. Narbengesicht verliess das Hotel wieder. Er sprintete die kleine Strasse hinunter und wenig später fuhr er in einem Jeep weg. Skipper weigerte sich, zu glauben, was langsam offensichtlich wurde. Narbengesicht sollte ihn töten. ,Aber warum?‘ Wenig später stand Skipper erschüttert in seinem Hotelzimmer.

Das Schloss war gewaltsam geöffnet worden. Ein Fusstritt hatte naturgemäss ausgereicht. Dann war Narbengesicht in das Zimmer gestürmt und hatte wahllos auf das Bett geschossen, in dem er Skipper vermutete. Nach den ersten Schüssen wollte er seinen Erfolg abschätzen und hatte den Lichtschalter betätigt. Das Licht brannte noch immer, als Skipper fassungslos auf die Stelle starrte, wo er jetzt in seinem Blute liegen würde, wenn er den Anordnungen des Ranzenwirtes gefolgt wäre: „Bleib’ auf Deinem Zimmer und rühr’ Dich nicht vom Fleck.“

Narbengesicht und Ranzenwirt! Die Kombination raste wie ein Code durch eine Dechiffriermaschine tief in sein Hirn hinein und spuckte immer wieder das gleiche Resultat heraus.

,Der Ranzenwirt ist Tom‘, sprach er immer wieder leise und noch immer ungläubig vor sich hin. ,Mann, war ich blind!‘, und plötzlich wurden ihm einige ,Zufälle‘ der letzten Monate bewusst. Die Stimme war schnell verstellt oder konnte mit elektronischen Hilfsmitteln verzerrt werden. Das Pantip Plaza in Bangkok war vollgestopft mit elektronischen Geräten aller Art. Gestohlen, raubkopiert oder nachgebaut. „Ein Spielplatz für Technikfreaks wie mich“, hatte ihm einmal der Ranzenwirt fröhlich wie ein kleiner Junge erzählt.

„Dazu sind die Preise unschlagbar“. Im Büro vom Ranzenwirt stapelten sich seine Spielzeuge und manchmal spielte er mit ihnen und vergass die Zeit und alles andere um ihn herum, erinnerte sich Skipper mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen.

Skipper wollte es nun genau wissen und zückte sein Handy. Sofort war der Ranzenwirt am Apparat. „Skipper, bleib im Hotelzimmer. Die Polizei sucht dich überall.“ Skipper erwiderte ironisch: „Nicht nur die Polizei. Ich wollte gar nicht mit Dir sprechen“, versuchte er einen Bluff. „Ich habe dieses Mal Tom direkt angerufen, um mir das Theater mit der Vermittlung zu sparen.“ Am anderen Apparat war es einige Sekunden lang still. ,Der Schock scheint tief zu sitzen‘, dachte Skipper mit grimmiger Miene.

Die Stimme des Ranzenwirtes war eisig kalt. „Du bist so gut wie tot, Skipper. Ruhe in Frieden.“ Dann wurde der Hörer aufgelegt.
,Diese dreckige, dicke Sau hat mich tatsächlich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Es wird Zeit, dass ich eine meiner Trumpfkarte ziehe‘, dachte Skipper, welcher sich vom ersten Schock etwas erholt hatte.

„Zuerst aber muss ich mir ein neues, sicheres Nachtquartier suchen.“ Er setzte sich wieder an die Bar in der Lobby und blickte die Barfrau schmachtend an. „Ich musste einfach wieder kommen“, flötete er ihr zu und er versuchte, sie verliebt anzuschauen. Fünf Minuten später hatte er eine sichere Bleibe für die Nacht gefunden,

,und ‘was zum Ficken als Bonus obendrauf‘, stellte er befriedigt fest.
 
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vielen dank fuer die taegliche dosis .....
es geht nicht mehr ohne :yes: :yes:
 
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