Thailändisch lernen

Thailand Peter Gun - Feldstudien im Isan

        #71  

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Isan - Isan Food - Der Eigenversuch

Alles was jetzt folgt sind meine eigenen, subjektiven und sehr eingeschränkten Erfahrungen und Sichtweisen zu diesem Thema, es mag Leute geben die haben eine andere Sicht der Dinge und dies sei ihnen auch unbelassen!

Man hat ja schon viel gehört und gesehen über das Thema Isan Food manch einer blickt interessiert, neugierig oder auch angeekelt auf allerlei Getier, das hier ganz selbstverständlich als Essen angesehen und verwertet wird und vielerorts anderswo als Ungeziefer oder Schädlinge eingeordnet wird.

Nun, wenn man ein paar Tage hier in der Trockenzeit unterwegs ist, dann fängt man an zu begreifen, warum hier so ziemlich alles als essbares Nahrungsmittel gilt.
Die Gegend ist nichts anderes als eine Agrarwüste und stehen 5 Bäume beieinander, die keinen Kautschuk abgeben oder auf denen keine Mangos wachsen, dann nennt man dies hier Nationalpark.
Fährt man stundenlang durch die Gegend, dann wechseln Reisfelder mit Süßkartoffel- und Maniokflächen ab, Kautschukplantagen und Zuckerrohr, Tabak wächst hier, in all den Feldern stehen große abgestorbene Bäume, kahl und skurril, niemand macht die weg, weil ja alle mit Gas kochen.
In den wenigen Flächen, die kein Agrarland darstellen stehen halbhohe Eukalyptusbäume, mit dem blutroten Lehmboden hat das etwas von Australischem Outback.

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In dieser Landschaft kann sich Wildtier wohl kaum noch halten, die klimatischen Verhältnisse und die Wasserknappheit lassen hier über längeren Zeitraum Landwirtschaft nur sehr eingeschränkt zu, traditionell eher eine arme Gegend.
Hier wird einmal im Jahr Reis geerntet, in anderen Regionen dreimal pro Jahr.


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Fleisch und Proteinlieferanten sind somit alles was kreucht und fleucht, von der Ameise bis zur Feldratte, der Libellenlarve zur Krähe, der Made zur Echse.
Nicht alles was dort gegessen wird entspricht unseren Vorstellungen von Lebensmitteln und der übermäßige Gebrauch von Mörderchili liegt nun eben auch darin begründet, um als natürliches Desinfektionsmittel "Lebensmittel" gesundheitsverträglich genießbar zu halten, die sonst wohl eher dazu geeignet wären, den Konsumenten unverzüglich auf die nächste Krankenstation zu verfrachten (wenn verfügbar und dann auch noch bezahlbar).
Man könnte es auch anders ausdrücken, der Fraß ist aus der Not heraus geboren!


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Libellenlarven und Ameiseneier

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Ameiseneier über dem Verfallsdatum

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Ei mit EInlage

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Tüte lecker was zu knabbern


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Harmlos - sind nur Schecken

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genau nach was es aussieht


Das ist aber nur die eine Seite der Medaille - befremdlich ist nicht nur was gegessen wird, sondern auch wiegegessen wird.

Ich möchte mal zwischendrin anmerken, dass ich auch schon etwas in der Welt herum gekommen bin und meine kulinarischen Erfahrungen durchaus über Jägerschnitzel und Spaghetti Bolognese hinausgehen, ich eigentlich dachte, in diesem Punkt relativ hartgesotten zu sein - ich sollte eines Besseren belehrt werden.
Ich habe schon angeekelt und aus reiner Höflichkeit in Libyen mit Berbern gegessen, bei denen die Kuh neben dem Bett stand, oder im Dschungel mit den Fingern der rechten Hand, Zeug das man nicht kannte und im Dunklen nicht einmal sehen konnte, aber hier habe ich mich nach drei Tagen komplett aus dem Familienessen ausgeklinkt.

Das Essen hat aber auch rein gar nichts mit dem uns bekannten Thaifood zu tun und auch wer Som Tam in der Soi 6 essen kann (die Variante für Profis), den wird da oben der Schlag treffen, das ist noch einmal eine ganz andere Liga.
Ich kann sehr scharf essen, tue dies seit vielen, vielen Jahren regelmäßig, wenn meine Frau zu hause Sambal gekocht hat, dann ist die Holzlasur von den Türen geblättert , ich koche selbst Thaifood in Orginalschärfe, etc.
Aber auch dies wäre mit etwas Zucker noch zu verkraften, es ist nicht nur die Schärfe, es ist der Geruch, der Geschmack, der mich zum Entdecker des 7/11 Sandwich Arsenals werden lies, Schokolade und Chips mussten als Grundnahrungsmittel herhalten und natürlich Bier.
Aber selbst mit dem beschissenen Geschmack und irgendwelchen holzigen Grünzeug in der Schüssel ließe es sich noch irgendwie arrangieren, dann kommt aber eben auch noch der zweite Aspekt dazu, neben dem Was das Wie!


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Bei der Familie von Schatzi geht es sehr hygienisch zu, alles ist blitzeblank sauber, so wird auch gekocht, es wird am Tisch gegessen, nicht auf einer Bambusmatte oder auf dem Boden, aber es wird halt Isanstyle gegessen und das ist nicht jedermanns Sache (meine sicherlich nicht).
Essen geht so - alle drei Tage wird ein großer Korb Stickyrice (Klebreis) gekocht, dieser wird in einem Korb mit Deckel aufbewahrt, zum Aufwärmen wird der ganze Korb auf einen Dämpfer gestellt (mein Glück, dass ich Klebreis nicht so gerne mag, Schatzi das wusste, und es für mich somit immer normalen Reis aus den Reiskocher gab).
Der Korb steht am Tisch, in der Mitte des Tisches stehen die Gerichte, zwei oder drei Schüsseln mit was auch immer.
Jetzt hebt man den Deckel des Korbes, greift sich mit der Hand einen Batzen Reis, dann werden kleinere Kugeln geformt, dies tunkt man dann mit der Hand in die jeweilige Schüssel und drückt mit dem Daumen das Essen in den Reis, führt es zum Mund und weiter geht es. Bei mir stellt sich bei diesem Anblick so schlagartig ein gewaltiges Sättigungsgefühl ein, dass ich aber auch gleich gar keinen Bissen mehr runter kriege und das für immer!

Schatzi hat natürlich sofort gemerkt was los ist und ich als Farang hatte ja auch eine gute Entschuldigung als Kartoffelfresser und so, der maximal Salz und Pfeffer verträgt.
Es gibt ein paar Einheimischenrestaurants im Ort, wo man auch vernünftig Suki, eine Nudelsuppe, Wokgerichte kriegt, die durchaus Thaistandart haben, da ist Schatzi paar mal mit mir hin, aber wenn die hier gegessen haben, dann hatte ich mein eigenes Essen, meine eigene Schüssel, meinen Eigenen Teller, das habe ich Schatzi klipp und klar gesagt und sie hat das auch prompt verstanden, die isst selbst auch nicht das Zeug, was ihre Mutter und Bruder da vertilgen, angebrütete Eimer, Babyfrösche kiloweise im Ganzen, und was so manches eigentlich war, wollte ich auch gar nicht mehr so genau wissen.

Schatzi ist losgefahren in den Lotus Market, als sie merkte, dass ich meine Ernährung komplett auf Chips und Bier, Erdnüsse, Schokolade umgestellt hatte, sie hat eingeschweißtes Fleisch aus dem Kühlregal, Shrimps, Gemüse, Oystersauce, etc gekauft und für mich Thai gekocht und das sogar gut, ich habe das dann in Abwesenheit vom Mämä und Blasäh in mich rein geschlungen.

Wieder kann ich nicht für den Isan im Allgemeinen sprechen, aber die Ecke hier stellt schon verschärfte Bedingungen
 
        #72  

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;);)Ist schon krass aber angebrütete Eimer würde ich gern mal probieren.;)
 
        #73  

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:super:
So jetzt bin endlich hier im Bericht auf dem Laufenden und bin mal wieder echt begeistert.:bravo:


PG prallt auf den Isaan – ein richtiger Kulturkampf – man muss nicht alles an der Ecke mögen aber ein Erlebnis ist es auf jeden Fall. Ein ganz klein wenig hilft es auch die Ladies etwas zu verstehn.

Also wer mal ein paar Tage über hat - ruhig mal hinfahren.:yes:


LG Jack
 
        #74  

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@PeterGun: Toller Bericht, klasse Fotos und interessante "Milieu-Studien". Ja, der Isaan scheint wohl für die "Härtesten der Harten" gemacht zu sein, diese grauenhafte Hitze, der Staub, wenn es mal wieder wochenlang nicht geregnet hat und natürlich das Essen. Bei den Fotos in #71 überkommt mich direkt das Bedürfnis nach einem klassischen "Wacholder". Haste eigentlich mal "Isaan-Flussfisch" probiert? Nimmt auf meiner persönlichen "Ekel-Skala" einen vorderen Platz ein.
 
        #75  

Member

Hi
ich bin Jose und lebe in ROI ET !
ich möchte berichtigen : Die Grenze zu Laos liegt ca 190 km von Roi Et entfernt. Mugdahan ist die Grenzstatt.
Solche Resorts gibt es überall im Isaan und ich benutze diese auf meinen Touren mit meinem Scooter regelmäßig.
Touren : Anfang Mai 2016 fahre ich mit meinem Bike nach Chiang Mai und von dort den Mae Hon Son Loop . Werde von einer Reise berichten wenn ich zurück komme ( ohne Umwege sind das 2100 km )
Gibt es auf diesem Gebiet nette Mädchen , da ich nicht immer alleine schlafen möchte.
 
        #76  

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Member hat gesagt:
Hi
ich bin Jose und lebe in ROI ET !
ich möchte berichtigen : Die Grenze zu Laos liegt ca 190 km von Roi Et entfernt. Mugdahan ist die Grenzstatt.

Ja von Roi Et ist es ein ganzes Stück weiter, da war ich aber nur auf dem Flughäfchen, von Khao Wong im Bezirk Kalasin sind es nur 101Km nach Mugdahan! ;)
 
        #77  

Member

Member hat gesagt:
...befremdlich ist nicht nur was gegessen wird, sondern auch wiegegessen wird...

Member hat gesagt:
...Das Essen hat aber auch rein gar nichts mit dem uns bekannten Thaifood zu tun...

Member hat gesagt:
...Jetzt hebt man den Deckel des Korbes, greift sich mit der Hand einen Batzen Reis, dann werden kleinere Kugeln geformt, dies tunkt man dann mit der Hand in die jeweilige Schüssel und drückt mit dem Daumen das Essen in den Reis, führt es zum Mund und weiter geht es...

Member hat gesagt:
...es ist nicht nur die Schärfe, es ist der Geruch, der Geschmack, der mich zum Entdecker des 7/11 Sandwich Arsenals werden lies...

Du sprichst mir aus der Seele. Ich möchte auch immer alles in separaten Teller und Schüsseln haben, wenn ich bei der Freundin zuhause bin. Zum Frühstück gehe ich zumeist in den 7/11 und hole mir ein paar Toasts und nen anständtigen Kaffe. Ich kann da nicht eine ganze Woche lang Reis mit Pouletstreifen essen, weil alles andere zu scharf ist.
 
        #78  

Member

Da stimmt der Spruch, das alles gegessen wird was Beine hat und kein Stuhl ist und alles was Flügel hat und kein Flugzeug. :D
 
        #79  

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Hallo Peter,
Vielen Dank für deine Erfahrungen, für mich war es sehr oft wie ein Blick in den Spiegel.
Normalerweise besuchen meine Frau, Kind und ich einmal im Jahr die Familie in der Gegend von Udon Thani.
Da geht es jedoch noch ein wenig spartanischer zu, nix mit warmen Wasser und so. Wobei ich gestehen muss ich werde da auch so gut als möglich verwöhnt, ich hatte da im Gegensatz zu den Touristenorten noch nie Probleme mit der Verdauung. Am Anfang waren die Menschen sehr zurückhaltend bis sie festgestellt haben dass ich ein ganz normaler Mensch bin, da kommen auch mal Sätze wie was Berni redet ist zwar sehr oft nicht richtig aber als Falang kann er deshalb das Gesicht nicht verlieren wichtig ist doch nur dass wir verstehen was er sagen wollte, da waren auch schon andere Exemplare Falangs zu Besuch im Dorf. Wie gesagt zwischenzeitlich fühle ich mich bei meiner Frau auf dem Dorf wohler wie in den Seebädern.
 
        #80  

Member

Nachdem ich meine Lady gesehen habe, dass sie genüsslich solch Ungeziefer verschlungen hat, habe ich Kussverbot erteilt und angedeutet, dass ich gleich zum Kotzen muss.

Nach mehreren Tagen intensivem Zähneputzen hat sich das dann wieder erledigt. Zumindest in meinem Beisein oder Sichtweite hat sie dann solches Ungeziefer nicht mehr angefasst und hat festgestellt, dass Steak doch auch essbar ist
 
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