Ich melde mich mal mit einem Bericht eines eher weniger frequentierten Tauchplatzes im Vergleich zur Thistlegorm.
Barracuda Point an der südwestlichen Ecke der Insel Kakaban in der Celebes-See.
Zu finden
hier.
Ganz grundsätzlich muss man sagen, dass das Tauchen in dem dortigen Gebiet recht anspruchsvoll ist. Deshalb liebe ich es so
Um Kakaban und das Maratua Atoll habe ich die stärksten Strömungen meiner gesamten Tauchkarriere erlebt, stärker als in Komodo, Alor oder Boracay Yapak II zu Vollmond. Es gibt dort zu Voll- oder Neumond um die 4 Meter Tidenhub, und das schiebt so richtig.
Mir wurde dort an einem Tauchplatz von der Strömung die Kopfhaube vom Kopf gezogen....
Barracuda Point ist für mich der kompletteste Tauchplatz, den ich je gesehen habe.
Es gibt buntere Plätze, es gibt Plätze mit mehr Fisch, aber ich kenne keinen Platz, der das volle Programm so all-inclusive bietet.
Zu meiner Zeit stellte man den Gästen in Kakaban immer die Frage: "Wollt ihr die blaue, die rote oder die schwarze Piste tauchen?"
Nur wer die schwarze Piste tauchen kann und sich das antun möchte, wird den Barracuda Point in seiner vollen Schönheit erleben!
Gestartet wird mit einem angenehmen Drift über ein Plateau. Man orientiert sich dann an die westliche Plateaukante und lässt sich in Tiefen um die 25-30 Meter von der Strömung nach Süden tragen.
Beendet wird der Tauchgang immer "um die Ecke rum" im Süden der Insel, also dort, wo keine Strömung herrscht; man befindet sich dort im Strömungsschatten der Insel.
Die blaue Piste trägt einen ab einer Plateaukantentiefe von etwa 28 Meter diagonal mit der Strömung an die Ecke der Insel und man kann entspannt austauchen.
Für den Weg der roten Piste wird die Plateaukante bei etwa 30-32 Meter Tiefe verlassen. Beim Überqueren des Plateaus zurück zur Inselspitze muss man jetzt aufpassen, sich nicht zu weit nach Süden tragen zu lassen, man taucht etwa 70-80 Grad zur Strömung.
Die schwarze Piste ist nichts für Anfänger, Leute mit weichen Flossen oder einem hohen Luftverbrauch.
Man lässt sich bis auf etwa 35 Meter Tiefe an der Kante entlang tragen, hakt sich mit dem Strömungshaken fest, wartet, schaut und staunt. Den Zeitpunkt für den Rückweg gibt meist die Uhr vor.
Das Plateau wird mit länger werdender Strecke immer breiter, heißt, der Weg zurück zur Inselecke wird länger, je später man die Kante verlässt. Gleichzeitig ist die Steigung des Plateaus im hinteren Bereich sehr gering. Man paddelt lange, bis es merklich flacher wird und die Uhr läuft.
Auf dem Rückweg in den geschützten Bereich taucht man etwa 100-120 Grad zur Strömung, also diagonal dagegen an. Das klingt nicht schlimm, allerdings befindet man sich im Tiefenbereich 35-30 Meter und die Gorgonien liegen aufgrund der Strömung im 45 Grad-Winkel. Da kommt Freude oder bei manchen Tauchern mit großem Ego auch wirklich Verzweiflung auf.
Ist man nicht fit genug, wird man auf dem Rückweg an das südliche Ende des Plateaus gespült. Dort ziehen die heftigen Strömungen dann nach unten weg, Tiefen liegen bei 60-70 Meter; wer es nicht schafft, dann dort das als Rettungsanker verspannte Seil zu greifen, verschwindet im Nirgends.
Der Trick an der schwarzen Piste ist, lange zu Beginn des Tauchgangs im Flachbereich zu bleiben. Man verpasst dann zwar einen guten teil der Plateaukante, hat dafür aber noch deutlich mehr Nullzeit für den Höhepunkt.
Ein Tauchgang mit sehr guten Tauchern dauert 30 Minuten.
Warum ist der Platz so geil?
1) Drifttauchgang mit der Strömung, angenehm und viel zu sehen. Schulen von Barrakudas, sowohl Chevrons als auch Gelbflossen, Leopardenhaie, Schwarzspitzen
2) Tauchgang an der Kante entlang, tolle Gorgonien. Chance auf Großfisch
3) Festhaken in heftiger Strömung, während meiner Tauchgänge sah ich dort Graue Riffhaie, Weisspitzen, Hammerhaie, Adlerrochen, sogar Walhai. Dazu Makrelen und Schnapper in Hülle und Fülle, die alle in der Strömung harren und auf Futter warten.
4) Weg zurück über das Plateau, absolute Herausforderung deiner taucherischen Fähigkeiten, Flossentechnik und Tariervermögen
5) Austauchen im Strömungsschatten der Insel, easy und viel Zeit für Critters und Kleinkram, Disco Clamp, Anglerfische, Ghostpipe, Nacktschnecken in Hülle und Fülle
Und nach dem Tauchgang lädt in der Oberflächenpause dann der Quallensee von Kakaban zum Schnorcheln ein. Helmut Debelius zitiert in seinem bekannten Riffführer einen Biologen, der den Jelly Fish Lake in Palau im Vergleich zu Kakaban eine „biologische Wüste“ nennt.