Der 3. Tag verlief dann durchaus unterhaltsam.
Es gibt ja noch viel schlimmere Fälle, als es meiner ist.
Mehrere Patienten litten an schwerer Diabetes und wurden für die entsprechenden OPs fit gemacht.
Bei einer dicken Frau war es schon die vierte. Immer wenn etwas schwarz wird und es abzufaulen beginnt, muss es amputiert werden. Das ist ja absolut schrecklich !!!
Großen Appetit hatte ich keinen. Gut - man kann essen, was einem vorgesetzt wird. Morgens eine "Khao Tom Muu" (Reissuppe mit Schweinefleisch), mittags Reis mit Gemüse + Fisch oder Fleisch, abends Fisch oder Fleisch mit Gemüse + Reis, alles ein bissle zerkocht und nur sehr schwach gewürzt. Also Wochen wollte ich das nicht vorgesetzt kriegen.
Das Essen wird dann in einem Wagen angerollt und von den pflegenden Family-Angehörigen den Patienten serviert. Die Nurses haben damit überhaupt nix zu tun.
Mein Fraule oder meine Schwiegertochter haben mir dann immer vom nahen 7/11 Croissants, Ananas-Pies + Nescafé gebracht.
In der letzten Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen. Als Farang ist man ja so etwas einfach nicht gewöhnt:
Da unterhalten sich Leute in normaler Lautstärke. Nicht die Patienten - nein, es sind deren pflegenden Angehörigen.
Dann war bis nach Mitternacht die volle Neonbeleuchtung angeschaltet. Laufend rennen Nurses herum und wechseln die Infusions-Flaschen aus. Bei mir 3 mal, was mit lästigen Toilettengängen verbunden ist.
Um 2 Uhr wurde ein Opa mit 3 pflegenden Familienangehörigen eingeliefert, der einfach keine Ruhe geben wollte. Bis die dann alle neben, hinter und vor dem Bett ein Plätzchen gefunden hatten, war an Weiterschlafen nicht zu denken.
Alles ist mit Kameras perfekt überwacht, kritische Patienten an Überwachungsgeräten angeschlossen, nur - wenn man sich in der Toilette einschließt und auf der Schüssel einen Schwächeanfall kriegt, gibt es hier keine Kamera und es ist in allen 3 Toiletten der Klingelknopf abmontiert. 555
Die ganze Nacht fiedeln und piepsen irgendwelche Geräte, die Nurses rufen oft Verstärkung herbei und als ich endlich eingeschlafen war, wurde ich um 5 Uhr zum Verbandswechsel geweckt.
Sicher ist jedem klar, wie sich das anfühlt, wenn mit der Pinzette Hautfetzen und Abgestorbenes aus der Wunde gezupft wird. Dies nun schon seit Tagen und vermutlich auch weiterhin. Dann wird alles fotografiert und wieder frisch verbunden.
Die nächste gute Fee misst dann Fieber, O2 und BD. Warum dieser nach so einer Tortur als oberen Wert 168 angezeigt hat, war mir klar. Wurde aber dann sofort der Ober-Nurse gemeldet, die sich nach meinem Befinden erkundigte und veranlasste, dass noch gut 5x immer wieder gemessen wurde, bis er wieder auf 128 gesunken war, was hier als normal scheint.
Die Ober-Nurse schrieb dann zusammen mit den anderen die Berichte für die Visite mit dem Doc. Bereitete mein Fraule darauf vor, dass eine Entlassung möglich wäre.
Frau Doc kam gegen 9 Uhr. Ihr wurden dann nacheinander sämtliche Erkenntnisse in fast militärischem Ton vorgetragen. Öfters griff sie selbst einmal zu. Ansonsten schrieb und schrieb sie.
Mit mir war sie zufrieden, schaute sich die Fotos an, drückte gegen die Wunden - keine Schmerzen. Verblieb dann mit meinem Fraule, dass ich jeden Tag zum Verbandswechsel kommen muss. Dies in unserer kleinen Buschklinik im Dorf.
Ich erhielt dann mehrere Papiere u.a. auch die Rechnung. Na ob damit die Beamten-Beihilfe klar kommt?
Berechnet wurden 4 Tage incl. der OP und den Medis. Alles zusammen 5417Baht. Wenn ich davon 70% wiederkriege, bezahle ich das aus der Portokasse. Muss ich mir nicht unbedingt noch einmal antun, aber ich hab's ausprobiert.
Ich meine halt, wenn ein Expat mit 1400 € Monatsrente ins KH muss, kann er durchaus überleben - vielleicht nicht so komfortabel wie im BKK-Hospital, aber wenigstens muss er nicht sterben und er bleibt seinem Gastland nix schuldig.