Member hat gesagt:
@Cambouflage:
Das Argument mit der Politik hinkt. Selbst wenn ich der gleichen Meinung wie du wäre,
würde ich mir dann bestimmt nicht Kambodscha aussuchen, wo das, was du beschreibst,
ja noch drei Mal so schlimm ist. Aber du hast es ja selbst schon relativiert. Denn in
Kambodscha siehst und hörst du ja auch weg, wobei das durch die Sprachbarriere
bedingt natürlich viel einfacher als zu Hause ist.
@Onkel, das mag auf den ersten Blick so aussehen. In D musste ich immer mit allem Aktuellen auf dem laufenden sein. Das hieß für mich auch immer täglich eine halbwegs seriöse Nachrichtenpflichtsendung (ARD oder ZDF), ebenso eine halbwegs seriöse Zeitung (Welt, Süddeutsche o.ä.). Aber selbst da bekommst Du Nachrichten nicht immer vollständig, oft verfälscht oder sie werden sogar verschwiegen, deshalb halbseriös. Man kann aber eben in einem Gespräch nicht zehnmal sagen "keine Ahnung", denn dann bist Du schnell für Deine Gesprächspartner uninteressant.
Ich habe durch verschiedene "Ehrenämter" einen recht guten Einblick in Teile der Politik und auch in die Wirtschaft gehabt. Wenn man die letzten 45 Jahre zurückverfolgt, kann man eines mit Sicherheit feststellen: Deutschland war einigermaßen sozial bis zum Zusammenbruch des Kommunismus. Der Kapitalismus unterlag dem Zwang zu Beweisen, dass er besser ist wie der Kommunismus. Nach dem Zusammenbruch war diese Notwendigkeit nicht mehr gegeben. Seitdem zeigt der Kapitalismus sein wahres Gesicht. Der Mensch ist nichts mehr wert.
Wenn früher Mitarbeiter z.B. von Siemens stolz sagten "Ich arbeite im Hause Siemens", so war das für den Betreffenden eine Beschäftigung auf Lebenszeit - sofern er sich dort hat nichts zu Schulden kommen lassen. Es war für ihn eine Garantie für Hausbau oder den Erwerb einer Eigentumswohnung, er konnte langfristig planen.
Was ist Heute? Keine Ahnung ob Du morgen noch einen Job hast und wenn, dann vielleicht 500 km entfernt in einer anderen Stadt. Was ist dann mit Haus oder Eigentumswohnung? Das ist nur ein Beispiel von vielen die man nennen könnte.
Kurz auf den Nenner gebracht: Der Mensch ist nur noch kapitalisiert - Human Resources. Wie mich der Begriff alleine schon ankotzt. Es zählt nur noch der Profit.
Situation heute: Das Kapital kann fast unbeschränkt machen was es will. Neuerdings gibt es sogar den Begriff "systemrelevante Banken". Weltweit gehören dazu 28 Banken, nur ein paar wenige wissen genau welche Banken das sind. Spekulativ sollen aus Deutschland die Deutsche Bank und die Commerzbank dazu gehören.
Nicht eine dieser Banken darf Pleite gehen, sonst droht der Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Mit anderen Worten: Fast ein Freiticket für hochspekulative Geschäfte und wo das hinführen kann weiß nun mittlerweile fast jeder - in die Pleite. Die USA sind sowas von Pleite und haben immer noch AAA - warum wohl?
An sich gehören die "systemrelevante Banken" zerschlagen - und noch ein paar andere dazu. Sie sind für einen Einzelstaat unkontrollierbar geworden. Ein Geschäft, was in Deutschland illegal wäre wird dann eben in der Niederlassung eines anderen Landes abgewickelt. Die Politik ist dadurch erpressbar geworden und viele Politiker wollen auch kaum etwas dagegen tun. Warum auch? Fall ich in der Politik durch habe ich notfalls ein weiches Netz was mich auffängt - dank meiner Lobbyarbeit, die ich für diese Bank oder jenen Großkonzern geleistet habe. Man lässt die Seinen nicht verhungern.
Niemand soll deshalb der irrigen Meinung sein, er habe sein Geld gut angelegt. Ob Wertpapiere, Rente, Zusatzversicherungen - das könnte morgen schon alles nichts mehr Wert sein. Das ist nicht weit hergeholt, denn sogar China hat Angst um seine Billionen USD. Und jede Spekulation und jeder Plan zum Überwintern in Thailand wäre dann sowieso Makulatur. Ohne mich loben zu wollen: Ich habe ein Haus, ich habe genug Land und Vieh. Damit bin ich notfalls wenn es nur um Nahrungsmittel geht Selbstversorger. Ich muss zumindest nicht Hunger leiden. Überwintern in Pattaya oder gar dort auf Dauer leben würde dort bedeuten: Kein Geld mehr aus Deutschland - ja und was dann?
Nach dem 2. Weltkrieg mussten die am wenigsten Hungern die in der gleichen Situation lebten wie heute ich. Notfalls wurde da auch schon mal eine Sau "schwarz" geschlachtet. Meine Großmutter und meine Eltern stammen aus Landwirtschaft und Weinbau - Hunger kannten die nie. Nach der Währungsreform kamen am schnellsten jene wieder auf die Beine die gegen "frisches Geld" - unsere D-Mark - Land verkaufen konnten.
Ich bin bestimmt kein Berufspesimist, aber alle Anzeichen stehen in Richtung Zusammenbruch der Weltwirtschaft auf Sturm - sogar eher schon Wirbelsturm.
Wer gerne mal wissen möchte wie Geld funktioniert, dem empfehle ich den Dreiteiler:
Video nicht mehr vorhanden
Noch was interessantes:
http://www.youtube.com/watch?v=6m0kFgf3m9Q
Muss nicht alles zu 100 Prozent stimmen aber als Wegweiser und Leitfaden für eigene Beurteilungen gut zu gebrauchen.
OK, zurück in die Niederungen des Alltags.
Ich interessieren mich hier in Kambodscha kaum für Nachrichten obwohl ich die Möglichkeit über das Internet ja hätte. Hier auf dem Land läuft es mit UMTS (4 GB Flat 12 USD im Monat) gant passabel. Es langt mir schon, wenn ich einmal in der Woche auf die Seiten der Tagesschau gehe. Danach habe ich genug Adrenalin für den Rest der Woche. Zwar habe ich hier Satelitten-TV, da kommem nur Thai und Khmer, aber keine DW.
Völlig klar, ganz ohne was von der Politik mitzubekommen, da kommt man auch in Kambodscha nicht drumherum. Hier regt mich auf, das ein paar wenige Arschlöcher das Land nach belieben ausplündern. Mein Rettungsanker ist schlicht und einfach: Darum müssen sich die Khmer selbst kümmern - ich kann es nicht ändern.
Andererseits: Kein Land der Welt das ich kenne macht dir das Leben so einfach wie Kambodscha. Keine Visumprobleme oder gar Visarun. Keiner fragt dich was du hier machst und von was du lebst - wenn du nicht gerade kriminell bist. Andererseits hast du auch keinerlei Hilfe vom Staat zu erwarten. Die vielbeschworene Liberalität der zukünftigen
Fast
Drei
Prozent Partei feiert hier also Urstände. Freier geht es schon fast gar nicht mehr.
Das war der Hauptgrund, mir Kambodscha auszusuchen.