Nur wenig später stahl sich etwas bei mir hinten raus. Natürlich versuchte ich krampfhaft das zu verhindern, war aber machtlos. Mit gemischten Gefühlen erkannte ich, dass es Gas war, dass mir nicht laut, sondern völlig geräuschlos entwich. Einmal angefangen, war es auch nicht zu stoppen und so spürte ich, wie es lautlos aber stetig über Sekunden hinweg aus mir herausströmte. Dabei beäugte ich ängstlich Sum, ob sie etwas davon mitbekam. Zunächst war es ein unbeschreibliches Wohlgefühl, dass sich der Druck etwas abbaute, dann bemerkte ich, dass es leider nicht so geruchlos wie lautlos war.
Verzweifelt spitzte ich die Lippen und versuchte den Gestank unauffällig wegzupusten, bevor die Wolke Sum erreichte, die in ihr Essen vertieft war und noch nichts mitbekommen hatte. Kurz überlegte ich, ob es nicht vielleicht besser wäre, die Wolke mit der Luft einzusaugen, kam aber selbst schnell darauf, wie blöd die Idee war.
Einige Sekunden später blickte Sum irritiert auf, schaute sich kurz suchend im Raum um und sah dann fragend zu mir rüber. Mein Anblick, wie ich dort in der Ecke kauerte, verkrampft und mit gespitzten Lippen, als wollte ich gerade ansetzen ein Liedchen zu pfeifen, musste wohl so grotesk sein, dass sie das Kauen vergaß und mich nur erstaunt anglotzte.
"I am very sorry, but ...“ stammelte ich leise und beschämt "… I need to go … äehm … toilet for hours … but ...“.
Sum konnte sich nicht halten vor Lachen und prustete los, wobei sie gerade noch mit der Hand den Reis auffangen konnte, der ihr aus dem Mund schoss. "Go toilet“, rief sie laut lachend und auf die Keramik deutend, "I will not look. Don‘t be shy. You are crazy.“
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie peinlich das war, aber ich war auch erleichtert, dass meine Qual ein Ende hatte und bewegte mich vorsichtig in Richtung des Klolochs.
Dabei stammelte ich irgendwas wie: “Really sorry … so embarrasing … very sorry.“ und war vermutlich Puterrot angelaufen.
Sum rollte sich vor lachen auf der Matratze ab, hielt aber ihr Versprechen und sah nicht hin. Auch nicht, als einige laute Furze, die ich nicht verhindern konnte, das Geschehen musikalisch untermalten.
Es stank bestialisch und Sum feixte sich einen und erflehte lachend einen Ventilator von Buddha.
Gefühlt dauerte das Ganze Stunden, tatsächlich aber wohl etwa 30 Minuten, wovon mindestens 25 Minuten auf die Reinigung des Hinterns und der anschließenden, gründlichen Waschung der Hände entfiel. Während ich da hockte, hatte ich versucht einen Plan zu entwickeln, der zum Ziel hatte, das Geschäft und die Reinigung möglichst wenig eklig zu erledigen. Der Plan funktionierte nur bedingt, aber irgendwann hatte ich die Prozedur hinter mich gebracht, mit dem Wasser aus dem Eimer nachgespült und saß, vorsichtig an meinen Händen schnuppernd, auf der Matratze und wartete darauf, dass Sum sich wieder einkriegte. Dabei half es nicht wirklich, dass ich es nicht lassen konnte, immer wieder an meinen Händen zu riechen.
Trotzdem war ich so erleichtert und glücklich, dass ich nun sogar etwas mitlachen konnte.
Sum erklärte, noch immer zwischendurch lachend, dass sie schon gedacht hatte, ich würde gar nicht mehr fertig werden. Sie musste nämlich auch mal und hätte sich fast eingepinkelt.
Natürlich wollte auch ich die Privatsphäre wahren und wendete mich ab, als sie zum Kloloch ging. Doch die Zelle war sehr klein und so ließ es sich nicht vermeiden, dass ich im Augenwinkel wahrnahm, dass sie sich nicht etwa hinhockte, sondern im Stehen pinkelte.