Nachdem Wolfgangs Unterstützung ausgeblieben war, hatte Pong sich zusätzlich zu der Landwirtschaft einen Job in einem Supermarkt gesucht, um die Medikamente für die Mutter zu bezahlen. Leider reichte es oft nicht und so musste sie sich bei ihren Nachbarn verschulden. Als die Mutter schließlich starb, verschuldete sie sich noch mehr, um die Beerdigung zu bezahlen, aber sie war sich sicher, dass sie die Schulden würde abtragen können, da ja nun keine Medikamente mehr benötigt wurden.
Als aber ihr Chef im Supermarkt von ihrer finanziellen Notlage erfuhr, wurde er zudringlich und immer wenn er getrunken hatte, wollte er Sex mit ihr.
Natürlich hatte sie empört abgelehnt. Nicht nur weil er alt und ekelig war, wie sie sagte, sondern vor allem, weil sie sich geschämt hätte und nicht wollte, dass die Leute sie für ein leichtes Mädchen hielten. Der gute Ruf sei in der Provinz sehr wichtig, erklärte sie.
Sie ging also zu dessen Frau, berichtete ihr und bat um Hilfe, aber diese schimpfte sie eine Lügnerin und Hure und warf sie raus. Die Nachbarn zeigten keinerlei Verständnis und gewährten auch keinen Aufschub der Schulden, sondern setzten sie einfach mit dem kleinen Kind vor die Tür, da sie das Haus als Sicherheit gegeben hatte.
Nele-Imke und ich waren fassungslos, was für Barbaren das waren. Herzlos und ohne jedes Mitgefühl. So etwas wäre in Deutschland und jedem anderen zivilisierten, christlichen Land undenkbar gewesen, aber in Thailand war es wohl keine Seltenheit.
Als Noi von Pongs Säufer-Chef erzählte, warf Nele-Imke mir einen mahnenden Blick zu, der wohl unterstreichen sollte, dass es gar nicht so abwegig gewesen war, dass sie nach meinen Alkohol-Eskapaden auch zunächst geglaubt hatte, ich hätte die Schlampe des Ösis verprügelt. Pongs Erfahrungen bestätigten aus ihrer Sicht allzu deutlich, welch unsägliche Kombination Alkohol und Männer bildeten, die schließlich geradewegs in Gewalt gegen Frauen münden musste.
Einzig eine Freundin aus dem Dorf, die in Pattaya in einem Restaurant arbeitete, bot Pong Hilfe in ihrer verzweifelten Lage an. Pong konnte für's Erste bei ihr unterkommen und sie würde ein gutes Wort für Pong bei ihrem Chef einlegen. Eine andere Perspektive bot sich nicht und so machte Pong sich mit der kleinen Off auf den Weg nach Pattaya. Da sie kein Geld hatten, dauerte es mehrere Tage, bis sie endlich per Anhalter ankamen. Die Strapazen waren jedoch zu viel für die kleine Off und sie wurde sehr krank. Weder Pong noch ihre Freundin konnten das Geld für Medizin und einen Arzt aufbringen und so musste Pong sich erneut Geld leihen. In Pattaya war das aber nicht so einfach. Niemand kannte sie dort und Sicherheiten konnte sie nicht bieten. Einzig einige zwielichtige Gestalten, die in Pattayas Rotlicht das Sagen hatten, boten ihr einen Kredit an. Ihre Freundin hatte sie zwar gewarnt, dass diese Leute gefährlich seien, aber sie hatte keinen Ausweg und die Hoffnung, die Arbeit in dem Restaurantz zu bekommen, damit sie die Schulden zurückzahlen konnte.
Die Arbeitsstelle bekam Pong nicht und fand auf die Schnelle auch keine andere. Die Schulden konnte sie da natürlich nicht begleichen und eines Tages, vor etwa drei Wochen, standen die Gläubiger plötzlich vor der Tür und forderten ihr Geld zurück, dass Pong nicht hatte. Sie flehte und bettelte um mehr Zeit, aber diese Tiere ließen nicht mit sich reden und sagten ihr, dass sie ja so hübsch sei und sie in einer Bar sollte, um die Schulden zu begleichen. Ausländer würden viel Geld für Sex mit ihr bezahlen. "No like working bar. No like bumbum with Farang every day.“ unterstrich Pong, dass sie das nicht freiwillig getan hatte, als sie Nele-Imkes entsetzten Blick sah und fügte leise hinzu: “But no other work. Must take care baby.“
Die kleine Off, fuhr Noi mit der Übersetzung fort, wurde nach Bangkok gebracht, wo man jemand auf sie aufpasste. Selbst dafür musste Pong bezahlen. Je mehr sie arbeitete und je mehr Geld sie verdiente, desto öfter konnte sie Off sehen.
Nele-Imke und ich waren schockiert. Sklaverei unter aller Augen - im 21. Jahrhundert. Wir wussten ja bereits, dass die meisten Mädchen das nicht freiwillig machten und gezwungen wurden, aber so hautnah und persönlich damit konfrontiert zu sein, machte das Ganze nochmal ein ganzes Stück entsetzlicher.
Und diese Sextouris nutzten die verzweifelte Situation dieser armen Geschöpfe aus, um ihre Perversionen austoben zu können. Das war so abgrundtief widerlich, dass ich das Schwein, dass am Nachbartisch mit Thai-Mädchen saß und mir zuvor Zeichen gegeben hatte, am liebsten sofort erschlagen hätte.
Nele-Imke weinte bereits Rotz und Wasser vor Mitleid, während sie Noi's Übersetzungen lauschte. Das alles war für sie nur schwer zu ertragen und kaum vorstellbar. Wohl deshalb fragte sie, sicher ohne zu überlegen nach, was Pong denn mit den Ausländern tun musste.
Pong wollte darüber natürlich nicht sprechen, schämte sich zu sehr und Noi erklärte, dass sie Vieles davon ohnehin gar nicht übersetzen könnte da sie gar kein Wort dafür habe. Noi übersetzte daher nur kurz, aber dennoch eindeutig: "Everything they want!" und Pong sah verschämt zu Boden.
Die arme Pong tat mir unendlich Leid und ich schämte mich vor mir selbst dafür, wie abfällig ich über sie gedacht hatte, als ich erfahren hatte, dass sie anschaffen ging. Aber ich konnte ja nicht ahnen, welches Schicksal sich dahinter verbarg.
Sie hatte sich einfach nur um ihre Liebsten kümmern und alles richtig machen wollen, wollte nur eine gute Tochter und Mutter sein. Dennoch musste sie durch die Hölle gehen und war diesem Menschendreck, den Thailand an jeder Ecke hervorzubringen scheint, wehrlos ausgeliefert. Letztlich war es genau so, wie wir befürchtet und schon so oft in unzähligen Reportagen und Berichten gesehen hatten. Pong war das typische Opfer des Menschenhandels. Jung, arm, leichtgläubig und frisch aus der Provinz, von Zuhältern der Mafia zur Prostitution gezwungen und von Sextouristen missbraucht. Schulden und Geldnot wurden als Druckmittel für den Einstieg benutzt, gefügig gemacht und gefügig gehalten wurde sie dadurch, dass man ihr die kleine Off weggenommen hatte und auf sie ‚aufpasste‘.
Ich fragte mich, ob das Schwein am Nebentisch wusste, warum die Mädels mit ihm dort waren und so taten, als wäre er ihr Märchenprinz. Hatten sie alle Kinder, die ihnen entrissen wurden? Vermutlich gab es da Variationen, je nachdem, wie die Zuhälter die Mädchen am einfachsten gefügig machen konnten. Einige wurden vielleicht mit anderen Dingen erpresst, oder so lange geschlagen und vergewaltigt, bis ihr Wille ganz gebrochen war. Aber wussten die Sextouristen das? Wurde ihnen das vielleicht beim Kauf der Mädchen gesagt? Selbstverständlich wussten sie das, auch wenn man es ihnen nicht explizit gesagt hatte. Man brauichte schließlich nur den Fernseher anzuschalten und wusste bescheid. Außerdem war das ja nun kein Geheimnis. Nele-Imke und ich waren erst wenige Tage in Pattaya und wussten es. Da konnte sich keines dieser Schweine mit Unwissenheit herausreden.
Mit #201 kannst verfahren wie du willst- hab ja Gott sei Dank eine Kopie vom ursprüngl. Text #201 erstellt 
