Die Kabine war identisch mit der, in der auch ich massiert worden war. Etwa zwei mal drei Meter, schummriges Licht und eine Matratze auf dem Boden. Erst sah ich nur die langen, dunklen Haare, die auf den nackten Rücken der Frau fielen, die dieses leise, aber lustvolle Stöhnen von sich gab. Das Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber dessen bedurfte es auch gar nicht. Es war Noi. Das erkannte ich sofort. Ihr Körper hüpfte auf und nieder, als würde sie reiten. Und genau das tat sie auch.
Sie ritt den Schwanz eines fetten, unrasierten Arabers, der, behaart wie ein Bär, schmierig, schwitzend und keuchend unter ihr lag und Nois rhythmische Bewegungen mit einem leichten Grunzen begleitete.
Mein erster Impuls war es in die Kabine zu stürmen und Noi zu retten. Sie zu retten vor der Vergewaltigung durch den Kameltreiber, dem Antanzen und Grabschen offenbar nicht genug war.
Doch dann setzte mein Verstand für einen kurzen Moment wieder ein und ich erkannte wie es sich wirklich verhielt. Ich hörte Noi leise aber heftig stöhnen, als würde sie jeden Moment kommen.
Ich kannte dieses Stöhnen. Es war das Stöhnen, von welchem ich dachte, dass nur ich es ihr entlocken konnte.
Mir blieb die Luft weg. Mir war schlagartig speiübel, schwindelig und ich konnte nur mit Mühe den Brechreiz unterdrücken. Schließlich gaben meine Beine nach und ich taumelte benommen rückwärts. Nur wenige Schritte, dann stieß ich an die Wand und rutschte wie ein nasser Lappen an ihr zu Boden. Der Vorhang hatte sich wieder geschlossen nachdem ich ihn losgelassen hatte. Nun beobachtete ich apathisch wie seine Bewegung nachließ und er allmählich zur Ruhe kam. Keine Ahnung, wie lange ich dort saß. Vielleicht war ich auch kurz zwischendurch ganz weggetreten.
Ich hatte erwartet, dass sich der Vorhang öffnen wurde, Noi und der Araberbär herauslugten, aber nichts geschah. Offenbar hatten sie mich nicht einmal bemerkt. Dumpf, wie unter Wasser, hörte ich Noi's Stöhnen, als wollte sie meine Vermutung bestätigen.
Der Vorhang der Nebenkabine war nicht ganz geschlossen. Viel konnte ich durch den kleinen Spalt nicht sehen, aber das Wenige war eindeutig. Die niedliche Kollegin von Noi, die mir immer fröhlich lächelnd einen Tee angeboten und mit mir geplaudert hatte, während ich an den Tagen zuvor auf Noi gewartet hatte, lag rücklings auf der Matratze und blickte mich durch den kleinen Spalt im Vorhang direkt an. Ihr Kopf und Oberkörper bewegten sich rhythmisch vor und zurück. Sie wurde offenbar gerade von jemandem gestoßen, den der Vorhang verbarg. Sie lächelte mir kurz zu, bevor sie sich dem Stoßenden hinter dem Vorgang zuwandte und ihn mit einem gestöhnten "Oh yes, honey" für seine Bemühungen belohnte.
Ich kam wieder etwas zu mir und wollte ich nur noch dort weg. Wieder rannte ich überstürzt aus dem Massage-Salon. Vorbei an der fragend blickenden Chefin, hinaus auf die Straße und weiter, immer weiter. Erst kurz vor der Walking Street hielt ich inne. Völlig außer Atem und am Ende meiner Kräfte übergab ich mich in einen Mülleimer und ließ mich in den Sand fallen. Ich hatte noch keinen klaren Gedanken fassen können, aber dennoch war mir klar, dass gerade meine Welt zusammengebrochen war und ich weinte hemmungslos wie ein kleines Kind.
Erst als sich einige Badegäste besorgt um mich scharrten, kam ich wieder etwas zu mir, rappelte mich auf und schleppte mich in eine nahe gelegene Bar. Ich überließ es der Bedienung die Getränke für mich auszuwählen, wenn es nur genug Alkohol enthielte. Sie brachte Bier und Sambuca. Eine gute Wahl.
Das Bier erfrischte, der Sambuca betäubte. Nach der zweiten Bestellung war ich ausreichend erfrischt und konzentrierte mich fortan auf die Betäubung. Das war auch dringend nötig, denn die Gedanken, die nun kamen, schmerzten.
Noi war eine Nutte. Eine widerliche, dreckige, gottlose Hure, die ihre Beine für jeden spreizte, der ein paar Baht hatte. Mir wurde übel bei dem Gedanken, wie viele Kerle bereits ihren Nachwuchs in ihre Grotte gespritzt hatten. Und ich hatte in ihrer Kloake auch herumgestochert. Sicher blies sie den anderen auch noch einen, verschlang ihre Schwänze mit ihrem Lügenmaul. Vielleicht ließ sie sie sogar im Mund abspritzen. Und ich hatte sie geküsst, hatte sicher das Sperma von Tausenden aus diesem Schwanzköcher gelutscht. Und sie tat das freiwillig, für ein paar Kröten. Die geborene Hure.
Jetzt sah ich nicht nur die Hurenfratze hinter ihrer Engelsmaske, sondern durchschaute auch ihr perfides Spiel. Von wegen Medikamente für die Eltern. Ich Idiot war zum Sextouri geworden ohne es zu merken. Zwar hatte sie sich billig verkauft, aber sie hatte ja viel mehr im Sinn als nur ihren Hurenlohn zu kassieren. Sie wollte mich komplett um den Finger wickeln und mich nach Strich und Faden ausnehmen. Dafür scheute sie auch nicht davor zurück eine glückliche Beziehung zu zerstören. Und das hatte sie letztlich ja auch geschafft.
Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht mehr, denn die unzähligen Sambuca zeigten Wirkung. Ich kotzte noch über das Geländer der Bar auf den Bürgersteig, gab der Bedienung die Goldkette als Trinkgeld, was diese sichtlich erfreute, und machte mich auf. Ein Ziel hatte ich nicht. Ich konnte nirgends mehr hin. Nicht zu Noi und NIcht zu Nele-Imke. So torkelte ich einfach ziellos in der Mittagssonne vor mich hin.
Aus dem Augenwinkel sah ich noch einen Bahtbus, hörte ein Hupen, dann wurde es dunkel.