Ich hatte gerade geduscht und pinkelte, als plötzlich die Badezimmertür aufsprang. Vor Schreck wäre ich fast von der Schüssel gerutscht, denn ich hatte Pong nicht ins Zimmer kommen hören. Offenbar hatte sie mich ebenso wenig erwartet, zumindest nicht im Bad, denn auch sie schrie kurz erschrocken auf, bevor sie hastig die Tür wieder schloß.
Für einen Moment war es peinlich, aber dann mussten wir beide lachen – ich im Bad, sie vor der Tür. "You funny“ sagte sie schließlich. "Funny? Why funny?“ fragte ich erstaunt durch die Tür.
"You do pipi like lady!“ erwiderte sie amüsiert. Ich verstand nicht was sie meinte. Sollte das etwa eine Anspielung darauf sein, dass mein Penis zu klein war? Wohl eher nicht. Der war laut Nele-Imkes Frauenmagazinen bundesdeutscher Durchschnitt. Außerdem hatte ich den, wie immer, mit der Hand verdeckt, weil ich ihn beim Pinkeln etwas hinunterbog. Sie konnte ihn also gar nicht gesehen haben.
"What you mean?“ hakte ich also nach. "You sit – like lady“ kam die prompte Antwort. Ich war mittlerweile fertig und Pong war hereingekommen, während ich mir die Hände wusch. Ich erklärte ihr schmunzelnd, dass das eine Frage der Rücksicht und Hygiene sei und ich einfach nur nicht alles vollspritzen wollte. Schließlich würden sich ja Frauen, die die Toilette anschließend benutzten, setzen müssen und da konnte ich gut verstehen, dass die sich nicht in Pinkelspritzer setzen wollten.
Pong schaute irritiert von mir zur Toilette, hob die Klobrille an und demonstrierte: “You can do like this. And when lady come ...“, sie klappte die Brille wieder herunter, "she do like this. No problem.“
Dachte sie wirklich, dass ich nicht wusste, wie eine Klobrille funktionierte? Ich schmunzelte, aber nur kurz, denn irgendwie fiel mir spontan nicht wirklich eine gute Erwiderung ein. "Yes, of course, but someone need to clean it later. I don‘t want to make it dirty, don‘t want to cause extra work for housekeeping.“ fiel mir schließlich ein.
Das schien Pong einzusehen, gab mir ein Küsschen auf die Wange und lächelte: "You so sweet. Always care for others.“ Doch dann kam ihr offenbar ein anderer Gedanke: “But it is their work. If we do not make dirt, no work for housekkeping and no job for cleaning lady. Better you do like man and give job.“ erklärte sie ernst. "And don‘t look funny!“ ergänzte sie lächelnd. Nun musste ich auch lächeln, denn eigentlich hatte sie ja recht. Ich wollte das Thema abschließen, indem ich ihr erklärte, dass ich es einfach von zuhause so gewohnt war und gar nicht mehr darüber nachdachte.
"Oh, you have maid in germany? You good boss!“ fuhr Pong anerkennend fort. Maid? Naja, eine Haushaltshilfe hatten wir zwar schon, aber nur zweimal die Woche und die machte Bad und Küche nicht. Die hatten Nele-Imke und ich untereinander aufgeteilt. Nele-imke reinigte die Küche.
Zunächst wusste ich nicht was es war, aber irgendwas hielt mich davon ab, Pong das im Detail zu erläutern. Ich hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht. Warum pinkelte ich eigentlich im Sitzen, wenn ich es doch war, der das Klo putzte? Ich überlegte, wie es dazu überhaupt gekommen war. Hatte ich das schon immer getan? Nein, als ich noch allein wohnte, hatte ich im Stehen gepinkelt. Ich erinnerte mich dunkel an ein Gespräch mit Nele-Imke über das Thema. Den genauen Verlauf bekam ich zwar nicht mehr zusammen, aber ich erinnerte mich, dass es eigentlich nicht wirklich strittig war. Es war eher eine Selbstverständlichkeit, dass man im Sitzen pinkelte, wenn man mit einer Frau zusammen lebte. Aber warum war das so? OK, wenn sie das Klo putzte, würde es noch Sinn machen, dass sie darum bat so spritzfrei wie möglich zu pinkeln. Aber das war bei uns ja nicht der Fall. Warum also klappte Nele-Imke nicht einfach die Brille hoch und überließ es mir, wie ich pinkelte? Eine gute Frage, auf die mir keine Antwort einfiel.
Jedenfalls wollte ich das Thema mit Pong nun auch nicht vertiefen.
Vermutlich war es in Thailand auch eher unüblich, dass Männer die Toiletten putzten. Das wusste ich zwar nicht, aber mein Bauchgefühl riet mir das Thema zu wechseln und verließ ich das Bad, um es für Pong freizumachen. Ich machte mir einen Nescafe und schlürfte diesen nachdenklich auf den Balkon. Aber auch dort fand ich keine Antwort und beschloss künftig im Stehen zu pinkeln, ob es Nele-Imke passte, oder nicht.