Mit neuem Elan und voll neuer Hoffnung brachen Nele-Imke und ich auf. Die anderen hatten ihre Frauen bereits angerufen und warteten nur noch auf deren Eintreffen, bevor auch sie mit der Suche nach Pong beginnen würden. Nele-Imke und ich konnten zu Fuß gehen, denn uns wurden die Walking Street und die Strandpromenade zugeteilt.
Unsere neuen Freunde kannten sich wirklich hervorragend in Pattaya aus. Sie hatten uns aufgeklärt, dass mit der Walking Street, von der Pong in ihrer E-Mail gesprochen hatte, vermutlich nicht eine x-beliebige Fußgängerzone gemeint war, sondern der Rotlichtbezirk, den wir bereits kannten. Wir hatten das zwar schon geahnt, aber die Bestätigung der Experten war nochmal etwas anderes. Wir waren entsetzt und besonders Nele-Imke verwahrte sich gegen die damit einhergehende, unterschwellige Unterstellung, Pong könnte eine Nutte sein, die aus eigenem Antrieb nach Pattaya gekommen war, um sich an Perverse zu verkaufen.
Sie beruhigten uns, dass es in der Walking Street nicht nur Bordelle, sondern auch ganz normale Bars, Geschäfte, Restaurants und Diskotheken gab. Zudem sei es, wie sie sagten, alles andere als sicher, dass sie auch wirklich in der Walking Street arbeitete, nur weil sie es zuvor so geschrieben und vorgehabt hatte.
In Thailand, besonders in Pattaya, war es demnach Gang und Gäbe sich planlos auf Stellensuche zu begeben, indem man einfach mögliche Arbeitgeber abklapperte. Die förmliche Bewerbung mit anschließenden Vorstellungsgespräch war hier offenbar nicht üblich, so dass man fast ausschließen konnte, dass Pong bereits vor ihrer Ankunft in Pattaya einen Arbeitsvertrag in der Tasche hatte.
Es war also auch durchaus möglich, dass Pong keine Stelle in ihrem Ausbildungsberuf als Friseurin oder Barbierin, wie man es hier wohl nannte, bekommen hatte, sondern vielleicht in irgendeinem Laden oder Supermarkt arbeitete.
Dann wäre es purer Zufall sie zu finden.
Vielleicht kannte Pong sich in Pattaya aber auch nicht viel besser aus als wir und hatte nur mal von der Walking Street in irgendeinem Zusammenhang gehört. Dann wäre sie sicherlich genau so entsetzt gewesen wie wir, als sie sah, was es mit dieser Walking Street auf sich hatte.
Das beruhigte uns etwas, aber auch nur ein wenig. Letztlich konnten wir es nicht wissen und vielleicht hatte sie ja auch anderweitig keine Arbeit finden können, so dass sie am Ende doch in der Walking Street gelandet war. Selbstverständlich nur in einem der Hotels oder Geschäfte dort, aber auch diese Möglichkeit war für uns alles andere als beruhigend.
Sie wäre damit viel zu nah am Rotlicht, als es für ein junges Mädchen gut sein konnte. Nicht auszudenken, welche Auswirkungen dieses Milieu aus Sex, Gewalt, Ausbeutung, Missbrauch und dessen Brut auf die Entwicklung eines heranwachsenden Mädchens vom Lande haben konnte. Ganz zu schweigen von der Gefahr in der sie sich befand.
Pong war hübsch. Mehr als das – sie war sogar sehr bildhübsch. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis sich einer von diesen Kerlen, ob betrunken oder nicht, seiner letzten Hemmungen entledigte und über sie herfiel.
Wir hatten keine Zeit zu verlieren.