Die Strasse war plötzlich wie leergefegt. Die Perversen hatten sich mit ihren Mädchen in die Bars zurückgezogen. Der Regen hatte die Strassen gereinigt, den Dreck fürs Erste im wahrsten Sinne des Wortes weggespült.
Ich eilte mit hastigen Schritten unter das kleine Vordach eines Massage-Salons, denn ich wollte mich nicht zu diesem Pack in eine Bar setzen.
Ich hatte mich ohnehin schon die ganze Zeit nicht richtig wohl dabei gefühlt, in Geschäften und Läden nach Pong zu fragen, denn niemand schien wirklich zu glauben, dass ich auf der Suche nach der Halbschwester meiner Freundin war.
Die Wenigen, deren Englisch es mir überhaupt ermöglichte den Grund meiner Suche zu erläutern, schienen jedenfalls nicht wirklich überzeugt. Sie dachten wohl eher, dass mir mein Sklavenmädchen entlaufen war und ich sie nun wieder einfangen wollte. Klar, dass sie da zusammen hielten.
Da gesellte sich eine der Masseurinnen zu mir und lud mich zu einem Tee ein. Ich folgte ihrer freundlichen Einladung gern und war froh mich für einen Moment setzen zu können. Die stundenlange Suche hatte mich doch etwas erschöpft und mir taten die Füße weh. Die angebotene Fußmassage kam mir gerade recht.
Die Masseurin hieß Noi und sprach sehr viel besser Englisch als die meisten anderen. Sie konnte sogar einige Brocken Deutsch und so erzählte ich ihr von Wolfgang, Pong, Nele-Imke und was uns nach Thailand verschlagen hatte. Sie war die Erste, bei der ich den Eindruck hatte, dass sie mir glaubte und sich wirklich dafür interessierte. Sie versprach auch gleich die Augen nach Pong offen zu halten, da sie ohnehin fast den ganzen Tag vor dem Massage-Salon saß und dort viele Leute vorbeigingen.
Sie riet mir ein Thai-Handy zu kaufen, denn wie sonst sollte sie mich informieren, falls sie Pong sah. Da war natürlich etwas dran. Daran hatte ich noch nicht gedacht und beschloß später je ein Handy für Nele-Imke und mich zu kaufen. Es war sicher ohnehin eine gute Idee, wenn wir in Verbindung bleiben konnten. Man fühlte sich ja doch etwas verloren, so mutterseelenallein in einer fremden Stadt und passieren konnte schließlich immer etwas.
Noi war mir von Anfang an sehr sympathisch. Mit ihr konnte man sich sehr angenehm unterhalten und auch etwas scherzen. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass es auch normale Thais gab. Sie schien verwundert und beeindruckt zugleich, dass es auch Touristen mit lauteren Motiven gab. "With good-hearts", wie sie es formulierte. Noi war das erste Indiz, dass es auch ein normales Thailand abseits des Rotlicht-Sumpfes gab.
Nachdem der Regen vorüber und die Massage beendet war, verabschiedete ich mich freundlich von Noi und setzte die Suche nach Pong fort. Ich fühlte mich nun sehr viel besser.
Die Massage hatte mir gut getan - und das Gespräch mit der netten Noi auch.