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Die Hauptstadt und Kanchanaburi sind die Hauptschauplaetze in meinem juengst erschienen Buch, es ist auch so etwas wie ein Reise und Erlebnisbericht, eben halt in Romanform.
Hier packe ich 'mal eine Leseprobe aus meinem Buch hinein, es hat viele Beschreibungen moeglicher Ausflugs- und Reiseziele inne und so mancher kennt es ja noch nicht.
Wen solche fiktiven Reisebeschreibungen realer Schauplaetze nicht interessiert, der braucht ja nicht 'reinzugucken
Hier geht es also los:
UNHEILBAR
Vergangenheitsbewältigung auf Reisen
Eigentlich bin ich müde, sehr müde sogar. Die gut elf Stunden im Flugzeug von Frankfurt nach Bangkok vergingen leider nicht wie im Fluge, sondern tröpfelten eher vor sich hin, wie ein undichter Wasserkran. Die zwei Stunden in der Limousine vom Airport ins Hotel waren auch gespickt mit haarsträubenden Spurwechseln auf wirklich übervollen Strassen, sofern es nicht im Schritttempo voranging.
Bangkok hatte mich wieder. Hier war ich letztmalig auf einer Geschäfts-reise mit gemischten Gefühlen, damals in den frühen 90-er Jahren. Mit gemischten Gefühlen deshalb, weil mich zu jener Zeit der Projektmanager des neuen Kunden unserer Firma, einem japanischer Hersteller für Autozubehörkram, nach erfolgtem Abschluss in einen Privatclub mitnahm. In diesem Privatclub kümmerte sich eine Hostess um mich, wie es noch keine Frau vor ihr auf der ganzen Welt getan hatte. Seitdem war mein heimisches Liebesleben recht nachhaltig gestört.
Mit meiner Exfrau geschah immer weniger, und ich ertappte mich oft bei dem Gedanken, die Nacht der Nächte ein weiteres Mal zu erleben, bevor ich das Zeitliche segne. Meine ohnehin kinderlose Ehe zerbrach, und seit meiner Scheidung vor sieben Jahren habe ich nur äusserst selten die Lust auf ein weibliches Wesen verspürt – mit Ausnahme der Geisha von damals, die seither engelsgleich in allen meinen Tagträumen existiert. Niemals erzählte ich jemandem davon; sie sollte mein Geheimnis bleiben.
Ich wollte mir nicht die Blösse geben, von einer Prostituierten befriedigt worden zu sein. Nicht auszudenken, die Schmach im Kollegenkreis.
Dann kam der Moment, der mein restliches Leben verändern sollte. Im Rahmen einer planmässigen Vorsorgeuntersuchung diagnostizierte man mir im vergangenen Monat, dass ich mit einer deutlich reduzierten Lebenserwartung rechnen müsste. Die Diagnose tut hier nichts zur Sache, aber ich wollte nun bewusster leben und erleben – die noch verbleibende Zeit, in der ich mich halbwegs wohlfühlen konnte, aktiv nutzen.
Alle früheren Gedanken, welche ich zum Beispiel für ,gute Vorsätze‘ opferte, warf ich nun aber über Bord. Warum sollte ich mit dem Rauchen aufhören, wenn meine Lebensuhr nun ohnehin wesentlich schneller tickt, als mich ein Lungenkrebs dahinraffen könnte. Warum sollte ich das gelegentliche Trinken und das damit verbundene Vergnügen aufgeben, wenn meine Leber theoretisch viel länger malträtiert werden könnte.
Mit dem Ablauf meines Mindesthaltbarkeitsdatums in Sicht, gönnte ich mir nun erstmals die Erfüllung lange gehegter Wünsche. Noch vor guten vier Wochen war alles im alten Trott, mein silbergrauer Audi A 6 war ein Jahr lang mein treuer Begleiter auf allen innerdeutschen Reisen, auf denen ein Flug unrentabel war.
Er wäre es geblieben, aber dann stand ich in einer Nacht nach einem Kinobesuch vor dem hell erleuchteten Schaufenster eines bekannten Sportwagenhändlers und jahrzehntelang unterdrückte Gefühle keimten in mir auf. So ein Nobelflitzer würde mir gut stehen, knallrot und mit dem nötigen Power unter der Haube, bis der Arzt kommt! Am nächsten Morgen stand ich dann vor dem Schreibtisch des Inhabers. Die Modalitäten hatte ich schnell hinter mich gebracht, und der Porsche liess sich fahren, als hätte er mich schon immer chauffieren wollen.
Der frische Adrenalinstoss aber, den mir der neue fahrbare Untersatz verschaffte - der klang recht schnell wieder ab. Das Naserümpfen meiner lieben Managerkollegen daheim in der Firma konnte mir nicht entgehen. „Zweiter Frühling!“, hörte ich sie tuscheln. „Jetzt spinnt er aber komplett!“, raunten sich unsere Arbeiter zu – nur die ledigen Sekretärinnen lächelten mich nun jetzt etwas breiter an.
Ich lebte nun aggressiver, bewusster, härter und... irgendwie viel schöner. Warum nur bedurfte es der eigentlich so verheerenden Diagnose, um mich aus meiner Spiessbürgerlethargie zu wecken?
Am kommenden Freitag beginnt das Meeting der Führungskräfte der internationalen Kfz.-Zubehörindustrie im malaysischen Kuala Lumpur und ich erwirkte beim Direktor mühelos einen Kurzurlaub im Zusammenhang mit meinem dortigen Auftritt. Die vier Wochentage vor der Veranstaltung werden mir anstandslos genehmigt. Mein Referat über abriebsarme, hoch hitzebeständige, aber asbestfreie Bremsbeläge, wie sie meine Firma herstellt – das habe ich fertig auf der Festplatte des Laptops. Alle Spezialisten der Firma haben daran mitgearbeitet und es ist wirklich gut. Nun bin ich endlich im wohl klimatisierten Zimmer des Hyatt Erawan Hotel, einer der feinsten Adressen der Stadt.
Das Interkontinental, in dem ich seinerzeit residierte, gibt es nicht mehr. Dort ist nun eine Grossbaustelle, auf der eine Megamall für die reicher gewordenen Thai und die ausländischen Touristen entsteht, bemerke ich während der Vorbeifahrt. Grosse, gemalte Poster zeigen eine Chrom- & Glasfassade mit einer ansprechenden Aussenarchitektur des Luxus und der Superlative. Bangkok macht’s möglich.
Ich dusche und mache mich dann auf den Weg, die nähere Umgebung per pedes zu erkunden. Die Gehwege sind an diesem frühen Montagnachmittag nicht von vielen Passanten frequentiert. Etwas links die Strasse hinunter ist das Peninsula Plaza, ein anderes, feines Hotel der Oberklasse, und ich beobachte ein wenig das bunte Treiben auf dem Gehsteig davor. Eine Kaffeestube an der Front des Peninsula lädt zum Verweilen ein und ich folge dieser Eingebung. Es wird unmöglich sein, die Zauberfee von damals wieder zu finden, das weiss ich schon, obwohl ich oft an sie denke – aber allein der Gedanke daran hat mich schliesslich hergezogen.
Privatclubs der Japaner sind für westliche Leute ohne japanische Begleitung so uneinnehmbar wie eine Festung. Jeder halbwegs ehrenvolle Türsteher würde hier sein mickriges Leben dafür riskieren, einem Nichtasiaten mit allen ihm gegebenen Mitteln den Zugang zu verwehren. Aber Bangkok hat ja auch noch eine Menge anderer Entertainments zu bieten, als den einen oder anderen schummerigen Privatclub in der sechsten oder siebten Etage eines Bürohauses.
Genüsslich schlürfe ich meinen Cappuccino und erfreue mich an der Ansicht der bienenfleissigen Bediensteten hier, die in ihren kurzen weissen Röckchen und hellbraunen Poloshirts sehr adrett und irgendwie süss aussehen. Meine Bedienung trägt ein Namensschildchen, auf dem steht: Dao. Sie lächelt schöner, als ein Werbemodell für Zahnpasta und ich lächle verhalten zurück. Sie ist allerhöchstens 20 Jahre alt und das packt sie in eine für mich unerreichbare Liga.
Es ist früher Nachmittag, aber wie durch ein Wunder fühle ich mich trotz der Reisestrapazen wie neugeboren. Das Lächeldoping von Dao, der Kaffee, die exotische Atmosphäre und die Erwartungshaltung an die nächste Woche... oder war es das alles zusammen?
Hier packe ich 'mal eine Leseprobe aus meinem Buch hinein, es hat viele Beschreibungen moeglicher Ausflugs- und Reiseziele inne und so mancher kennt es ja noch nicht.
Wen solche fiktiven Reisebeschreibungen realer Schauplaetze nicht interessiert, der braucht ja nicht 'reinzugucken
Hier geht es also los:
UNHEILBAR
Vergangenheitsbewältigung auf Reisen
Eigentlich bin ich müde, sehr müde sogar. Die gut elf Stunden im Flugzeug von Frankfurt nach Bangkok vergingen leider nicht wie im Fluge, sondern tröpfelten eher vor sich hin, wie ein undichter Wasserkran. Die zwei Stunden in der Limousine vom Airport ins Hotel waren auch gespickt mit haarsträubenden Spurwechseln auf wirklich übervollen Strassen, sofern es nicht im Schritttempo voranging.
Bangkok hatte mich wieder. Hier war ich letztmalig auf einer Geschäfts-reise mit gemischten Gefühlen, damals in den frühen 90-er Jahren. Mit gemischten Gefühlen deshalb, weil mich zu jener Zeit der Projektmanager des neuen Kunden unserer Firma, einem japanischer Hersteller für Autozubehörkram, nach erfolgtem Abschluss in einen Privatclub mitnahm. In diesem Privatclub kümmerte sich eine Hostess um mich, wie es noch keine Frau vor ihr auf der ganzen Welt getan hatte. Seitdem war mein heimisches Liebesleben recht nachhaltig gestört.
Mit meiner Exfrau geschah immer weniger, und ich ertappte mich oft bei dem Gedanken, die Nacht der Nächte ein weiteres Mal zu erleben, bevor ich das Zeitliche segne. Meine ohnehin kinderlose Ehe zerbrach, und seit meiner Scheidung vor sieben Jahren habe ich nur äusserst selten die Lust auf ein weibliches Wesen verspürt – mit Ausnahme der Geisha von damals, die seither engelsgleich in allen meinen Tagträumen existiert. Niemals erzählte ich jemandem davon; sie sollte mein Geheimnis bleiben.
Ich wollte mir nicht die Blösse geben, von einer Prostituierten befriedigt worden zu sein. Nicht auszudenken, die Schmach im Kollegenkreis.
Dann kam der Moment, der mein restliches Leben verändern sollte. Im Rahmen einer planmässigen Vorsorgeuntersuchung diagnostizierte man mir im vergangenen Monat, dass ich mit einer deutlich reduzierten Lebenserwartung rechnen müsste. Die Diagnose tut hier nichts zur Sache, aber ich wollte nun bewusster leben und erleben – die noch verbleibende Zeit, in der ich mich halbwegs wohlfühlen konnte, aktiv nutzen.
Alle früheren Gedanken, welche ich zum Beispiel für ,gute Vorsätze‘ opferte, warf ich nun aber über Bord. Warum sollte ich mit dem Rauchen aufhören, wenn meine Lebensuhr nun ohnehin wesentlich schneller tickt, als mich ein Lungenkrebs dahinraffen könnte. Warum sollte ich das gelegentliche Trinken und das damit verbundene Vergnügen aufgeben, wenn meine Leber theoretisch viel länger malträtiert werden könnte.
Mit dem Ablauf meines Mindesthaltbarkeitsdatums in Sicht, gönnte ich mir nun erstmals die Erfüllung lange gehegter Wünsche. Noch vor guten vier Wochen war alles im alten Trott, mein silbergrauer Audi A 6 war ein Jahr lang mein treuer Begleiter auf allen innerdeutschen Reisen, auf denen ein Flug unrentabel war.
Er wäre es geblieben, aber dann stand ich in einer Nacht nach einem Kinobesuch vor dem hell erleuchteten Schaufenster eines bekannten Sportwagenhändlers und jahrzehntelang unterdrückte Gefühle keimten in mir auf. So ein Nobelflitzer würde mir gut stehen, knallrot und mit dem nötigen Power unter der Haube, bis der Arzt kommt! Am nächsten Morgen stand ich dann vor dem Schreibtisch des Inhabers. Die Modalitäten hatte ich schnell hinter mich gebracht, und der Porsche liess sich fahren, als hätte er mich schon immer chauffieren wollen.
Der frische Adrenalinstoss aber, den mir der neue fahrbare Untersatz verschaffte - der klang recht schnell wieder ab. Das Naserümpfen meiner lieben Managerkollegen daheim in der Firma konnte mir nicht entgehen. „Zweiter Frühling!“, hörte ich sie tuscheln. „Jetzt spinnt er aber komplett!“, raunten sich unsere Arbeiter zu – nur die ledigen Sekretärinnen lächelten mich nun jetzt etwas breiter an.
Ich lebte nun aggressiver, bewusster, härter und... irgendwie viel schöner. Warum nur bedurfte es der eigentlich so verheerenden Diagnose, um mich aus meiner Spiessbürgerlethargie zu wecken?
Am kommenden Freitag beginnt das Meeting der Führungskräfte der internationalen Kfz.-Zubehörindustrie im malaysischen Kuala Lumpur und ich erwirkte beim Direktor mühelos einen Kurzurlaub im Zusammenhang mit meinem dortigen Auftritt. Die vier Wochentage vor der Veranstaltung werden mir anstandslos genehmigt. Mein Referat über abriebsarme, hoch hitzebeständige, aber asbestfreie Bremsbeläge, wie sie meine Firma herstellt – das habe ich fertig auf der Festplatte des Laptops. Alle Spezialisten der Firma haben daran mitgearbeitet und es ist wirklich gut. Nun bin ich endlich im wohl klimatisierten Zimmer des Hyatt Erawan Hotel, einer der feinsten Adressen der Stadt.
Das Interkontinental, in dem ich seinerzeit residierte, gibt es nicht mehr. Dort ist nun eine Grossbaustelle, auf der eine Megamall für die reicher gewordenen Thai und die ausländischen Touristen entsteht, bemerke ich während der Vorbeifahrt. Grosse, gemalte Poster zeigen eine Chrom- & Glasfassade mit einer ansprechenden Aussenarchitektur des Luxus und der Superlative. Bangkok macht’s möglich.
Ich dusche und mache mich dann auf den Weg, die nähere Umgebung per pedes zu erkunden. Die Gehwege sind an diesem frühen Montagnachmittag nicht von vielen Passanten frequentiert. Etwas links die Strasse hinunter ist das Peninsula Plaza, ein anderes, feines Hotel der Oberklasse, und ich beobachte ein wenig das bunte Treiben auf dem Gehsteig davor. Eine Kaffeestube an der Front des Peninsula lädt zum Verweilen ein und ich folge dieser Eingebung. Es wird unmöglich sein, die Zauberfee von damals wieder zu finden, das weiss ich schon, obwohl ich oft an sie denke – aber allein der Gedanke daran hat mich schliesslich hergezogen.
Privatclubs der Japaner sind für westliche Leute ohne japanische Begleitung so uneinnehmbar wie eine Festung. Jeder halbwegs ehrenvolle Türsteher würde hier sein mickriges Leben dafür riskieren, einem Nichtasiaten mit allen ihm gegebenen Mitteln den Zugang zu verwehren. Aber Bangkok hat ja auch noch eine Menge anderer Entertainments zu bieten, als den einen oder anderen schummerigen Privatclub in der sechsten oder siebten Etage eines Bürohauses.
Genüsslich schlürfe ich meinen Cappuccino und erfreue mich an der Ansicht der bienenfleissigen Bediensteten hier, die in ihren kurzen weissen Röckchen und hellbraunen Poloshirts sehr adrett und irgendwie süss aussehen. Meine Bedienung trägt ein Namensschildchen, auf dem steht: Dao. Sie lächelt schöner, als ein Werbemodell für Zahnpasta und ich lächle verhalten zurück. Sie ist allerhöchstens 20 Jahre alt und das packt sie in eine für mich unerreichbare Liga.
Es ist früher Nachmittag, aber wie durch ein Wunder fühle ich mich trotz der Reisestrapazen wie neugeboren. Das Lächeldoping von Dao, der Kaffee, die exotische Atmosphäre und die Erwartungshaltung an die nächste Woche... oder war es das alles zusammen?