Geld hat ja im letzten Abschnitt auch schon eine Rolle gespielt, zwar nur sekundär und deshalb komme ich jetzt mal primär auf das Geld und auf die Arbeit der Ladies zu sprechen. Es ist ein weiterer und für viele schwer zu verstehender Punkt. Das werde ich etwas ausführlicher angehen.
In DACH gehen wir wohl fast alle einer geregelten Beschäftigung nach, haben mehr oder weniger ein festes Einkommen und somit eine gewisse Planungssicherheit. Bei den Mädchen, die im Milieu arbeiten, sieht das alles etwas anders aus. Zwar haben auch sie, sofern sie in einer Bar oder einem ähnlichen Etablissement arbeiten, ein Grundeinkommen, dass, wenn sie zu besonderen Extravaganzen bereit sind, auch schon mal etwas höher ausfallen kann und 10.000 Baht im Monat übersteigt, jedoch ist ihr Arbeitsplatz nicht durch Verträge abgesichert. Im Extremfall kann dies bedeuten, dass sie von heute auf morgen auf der Straße sitzen. Im Botschaftsdeutsch heißt das, dass sie in wirtschaftlich ungeregelten Verhältnissen leben, einer der häufigsten Begründungen für die Ablehnung eines Visumantrags. Ihren Zusatzverdienst bekommen sie durch Tips, Anteile an der Bar Fine wenn sie ausgelöst werden und natürlich dem Verdienst für ihre Leistungen an demjenigen, der sie auslöst. Anders sieht es bei den Freelancern aus, die nur die letzte Möglichkeit nutzen, um an Geld zu kommen.
Viele der Mädchen haben jeden Monat das Problem, dass das Geld eher zu Ende ist als der Monat. Sie müssen ebenfalls ihre laufenden Kosten decken, arrangieren sich entsprechend und hausen teilweise zu zweit, dritt oder viert in oftmals erbärmlich kleinen Apartments ohne jeglichen Luxus um die Kosten für Unterkunft niedrig zu halten.
Ich werde es mal aus der neutralen Sichtweise eines Außenstehenden beschreiben und versuchen, die unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzudividieren. Dieser Teil meiner kleinen Abhandlung erachte ich als den wichtigsten für diejenigen, bei denen sich ein Dienstleistungsverhältnis in eine emotionales Verhältnis wandelt
Die Lady hat sich verliebt und im Prinzip ihre Arbeit als Professionelle zu Gunsten des Farang aufgegeben. Damit hat sie aber auch de facto ihrer Einnahmequelle eigenhändig den Saft abgedreht. Sie ist jetzt keine Professionelle mehr, sondern agiert privat, hofft und erwartet von dem Farang, dass er sich entsprechend um sie kümmert.
Der Farang, der sich ebenfalls emotional auf das Mädchen eingelassen hat, steht nun auch vor einem inneren Konflikt, den er oftmals als solchen gar nicht erkennt und häufig zu einem Fehlverhalten verleitet, und zwar derart, dass er eine eigentlich fruchtbare Beziehung zerstört. In der Realität hört sich dass dann so an: Sie wollte nur meine Geld. Letztendlich hat sich aber auch für ihn das Dienstleistungsverhältnis in Richtung einer Beziehung verschoben. Es ist uns Farang wohl häufig zu eigen und widerstrebt uns, Geld für Liebe, so definieren es die Meisten für sich, zahlen zu müssen.
Eigentlich ist die Lösung dieses Problems recht einfach. Es gilt einfach, die geänderten Umstände und Wertebeziehungen zu akzeptieren. Das Mädchen hat de facto ihre Arbeit aufgegeben und somit kein Einkommen mehr. Da sie aber nach wie vor die innere Verpflichtung hat, ihren Familienbeitrag leisten zu müssen, ist sie entsprechend auf das Geld des Farang angewiesen. Aus beider Sicht sollte ihr neuer Freund jetzt den Verdienstausfall seiner Geliebten deckeln. Hier kann jetzt eine Basis über die Höhe seines Beitrages gelegt werden. Sprich, beide sollten sich am realen Bedarf orientieren und nicht mehr nach den Verdienstwünschen von ihr aus der Sicht einer Professionellen. Bewegt man sich da in einem verhältnismäßigen Rahmen, gibt es mit Sicherheit eine Lösung. Leider ist es häufig so, dass in diesem Punkt ein falsches Handling hauptsächlich wegen fehlenden gegenseitigen Verständnisses für die unterschiedlichen Positionen eine sich anbahnende Beziehung negativ belastet wird.
Dieser Konflikt kann nur durch einen Dialog, der die Kenntnis der unterschiedlichen Denkschemata voraussetzt, gelöst werden und es bleibt die Frage, wer von den Beiden den ersten Schritt tut, bevor man irgendwelche faulen Kompromisse eingeht. Dass dies Verständnis und ein gewisses Eintauchen in die Denkweise des jeweils Anderen erfordert, dürfte klar sein und ich hoffe, ich habe mit diesen Zeilen etwas dazu beitragen können. Die Lady muss ihm ihre Situation verständlich machen und der Farang muss im Kopf ein paar Schranken überwinden. Leider ein Spagat, den nicht jeder schafft.