Martin zuckte beim Klang der Stimme unmerklich zusammen. Su war dies nicht entgangen.
"Hey darling, you don't need to get a shock. Just take it easy."
Als Su die Lobby verlassen hatte und zum Pool gegangen war, hatte sie Martin gesehen, wie er gerade aus dem Wasser kam. Sie beobachtete die Szene in aller Ruhe. Schnelle konstatierte sie, dass die treibende Kraft wohl Wilma war und Martin ihr lediglich gefällig war. Sie stufte die Situation als harmlos ein und sie vertraute Martin definitiv. Wieder wunderte sie sich etwas über sich selbst, woher sie diese Sicherheit nahm.
Martin hatte in der Tat nicht mitbekommen dass Su gekommen war und er hatte keine Ahnung, wie lange sie ihn schon beobachtete. Allerdings hatte er sich nichts vorzuwerfen. Nun ja, vielleicht, dass er ein Rohr bekommen hatte, aber das war durchaus natürlich. Und Su schien das recht locker zu nehmen.
Su trat einen Schritt auf ihn zu, umarmte Martin, der sich erhoben hatte und seine Aktion Wilma einzucremen eingestellt hatte. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und stellte bei der Umarmung fest, dass Martin eine Erektion hatte.
"Hey Tirak, you just see me one second, I give you a kiss and you have a boner? You seem to be very horny. But in company of a sexy lady all the time I understand your needs."
Über Martins Schulter blickte sie Wilma an und zwinkerte ihr zu. Wilma strahlte und schien zufrieden, dass es keinen Stress gab. Das war definitiv nicht ihr Ansinnen.
"Be so nice and give me the key for the room, I wanna change and join you."
Martin küsste Su auf die Wange und zog den Schlüssel unter dem Handtuch auf der Liege hervor. Su nahm ihn an sich drehte sich kurz zu Wilma um und drückte ihr ebenfalls einen Kuss auf die Wange.
"Thanks for taking care my guy."
Mit diesen Worten ließ sie die Beiden stehen und ging aufs Zimmer um sich umzuziehen.
Chris und Benny lagen faul in der Sonne und dösten vor sich hin. Ab und an kühlten sie sich im Wasser ab, die Sonne brannte heiß vom nachmittäglichen Himmel und sie zogen es nach kurzer Zeit vor, sich in den Schatten zu legen.
"Chris, haben wir noch Whisky im Zimmer? Ich hätte Lust auf einen kleinen Drink. Wenn unsere Mädchen zurückkommen, werden sie wohl auch leicht angesäuselt sein. Wir sollten zusehen, den gleichen Level zu haben. Was meinst du?"
"Keine schlechte Idee, aber unsere Vorräte sind weg. Das heißt, einer von uns muss in den 7/11. Es war deine Idee, also kannst du ja gehen."
"Nein, ich würde vorschlagen, wir losen es aus!"
Benny wartete die Reaktion von Chris nicht ab, griff zu seinen Sachen und hielt kurz darauf ein Münze in der Hand.
"Ich nehme die Seite mit dem König, König gewinnt!"
Er schnippte die Münze in die Luft, sodass sie um ihre Achse rotierte, fing sie geschickt mit seiner Rechten auf und klatschte sie auf den Handrücken seiner linken Hand. Als er die Münze freigab, lag die Seite mit dem Abbild des Königs oben.
"Tja, lieber Chris, ich habe gewonnen und du gehst einkaufen. Vergiss Eis, Soda und Cola nicht!"
Chris fügte sich mit einem Lächeln seinem Schicksal und erhob sich schwerfällig. Er musste aufs Zimmer um sich anzuziehen und Geld zu holen.
Martin war froh, dass Su so locker reagierte. Es hätte ja auch anders kommen können. Die Situation war zwar nur bedingt verfänglich, aber er wusste, dass bei vielen Frauen da die Ratio aussetzte und verletzte Eitelkeit und Eifersucht die Regie übernahmen. Und das konnte einem schon mehr als einen Tag verderben. Er hatte während seiner Spaziergänge durch das Nachtleben Pattayas öfter Paare gesehen, die sich offenbar wegen einiger spielerischer Avancen von Bargirls mehr als heftig in die Haare geraten sind. Möglich, dass dies für einige Paare der letzte gemeinsame Urlaub war.
Su hatte nun schon mehrfach gezeigt, dass sie mit solchen Situationen verdammt gut umgehen konnte, keine Dramen, keine verbalen Attacken und vor allem keine Szene danach, wenn sie wieder alleine waren. Martin hatte so etwas noch nicht kennengelernt und sich vorgenommen, mit Su mal über ihre Einstellung zu reden. Das würde ihm dann in Zukunft helfen, würde er sich in ähnlichen Situationen wiederfinden, sein Verhalten entsprechend anzupassen und ihn nicht darüber nachdenken zu lassen, ob er nun richtig oder falsch bezüglich seiner Liason mit Su reagierte.
Wilma hatte sich wieder hingelegt und ihren Bikini wieder geschlossen. Sie erhob sich und griff nach ihrem Schlüssel.
"Du willst gehen? Bleib ruhig, ich glaube Su mag deine Gesellschaft?"
"Ach, heißt das, dass du meine Gesellschaft nicht magst?"
Martin wollte gerade aufbegehren, aber als er Wilmas schelmisches Flackern in deren Augen sah, erkannte er, dass sie ihn gerade ins Boxhorn gejagt hatte.
"Ich bin nur kurz weg um etwas zu besorgen. In 15 Minuten werde ich wieder hier sein!"
Chris hatte sich nur kurz Slip, Shorts und T-Shirt übergezogen. Der nächste 7/11 war zwar nicht weit weg, aber er hasste es, nur spärlich bekleidet und mit freiem Oberkörper durch die Gegend zu laufen. Er verstand nicht, was in den Köpfen so vieler Touristen, zumeist denjenigen von der Insel, vorging, dass sie ohne T-Shirt durch die Gegend liefen, dies zuweil auch abends und beim Besuch von Gaststätten, Bars und Restaurants. Vermutlich lief in deren Köpfen aber nicht viel ab.
Wilma hatte sich einen Sarong übergezogen und verließ das Hotel. Sie war in Feierlaune und wollte den Beiden eine kleine Freude machen. Ihr gefiel die Souveränität, mit der Su auftrat, das imponierte ihr gewaltig. Eine Frau, die so selbstbewusst und selbstsicher auftrat, sich ihrer Rolle als Frau bewusst war und es lebte, war wohl das, was man unter Emanzipation verstehen sollte. Eine solche Frau würde männliche Unterjochung gar nicht erst an sich heranlassen. Und mit Sicherheit würden Männer, die in Frauen lediglich Spielzeuge zur Befriedigung ihrer Lust sahen, sich gar nicht erst an eine solche Frau heranwagen.
Wilma betrat den kleinen Laden und nahm ein paar Flaschen Soda, 2 große Coke, etwas Knabberzeugs und einen Beutel Eis aus der Eisbox und stellte sich an der Kasse an.
Chris war in Gedanken versunken, als er den 7/11 betrat. Unbewusst nahm er die gegenüber den Thais großgewachsene Farang die ihm den Rücken zuwandte an der Kasse wahr. Irgendetwas kam ihm für den Bruchteil einer Sekunde vertraut vor und in seinem Kopf schrillte eine Warnglocke. Instinktiv wich er zurück und stieß mit einer Thai zusammen die gerade nach ihm den Laden betreten wollte. Die stieß gegen die Tür und obwohl es eigentlich an ihm war sich zu entschuldigen, vernahm er aus ihrem Mund ein 'Khao tood na kha!', halt, wie Thais sich entschuldigten.
Die leichte Unruhe hatte auch die Aufmerksamkeit der Frau geweckt. Im Spiegel hinter der Kasse vermeinte sie für einen kurzen Augenblick die Schemen eines ihr bekannten Gesichts zu sehen. Allerdings war die Spiegelung leicht verzerrt. Sie drehte sich um.