Ich habe bei mehreren Schneidern in Pattaya in verschiedenen Jahren Anzüge anfertigen lassen. Ich habe es aufgegeben aus folgenden Gründen:
1.) Die Stoffqualität stellte sich im Nachhinein immer als ein Stoff mit hohem Kunststoffanteil heraus. Im Sommer schwitzte ich mich in den Thai-Anzügen kaputt.
2.) Trotz mehrfacher Anproben war die Passform nicht zufriedenstellend. Insbesondere der Schnitt der Hosen war eine Katastrophe. Es wurden als Hosenbeine zwei Röhren gebastelt, die aufsteigend zum Schritt nicht wesentlich breiter wurden. Wer so eine Streichholzfigur hat, kommt klar und der Schritt zwickt nicht. Ansonsten empfiehlt es sich, einen vom Schnitt passenden Anzug von zu Hause als Schnittmuster nach Pattaya mit zu nehmen und den dort eins zu eins kopieren lassen.
3.) Die Knöpfe, Reißverschlüsse und Futterstoffe haben meistens keine Qualität.
4.) Alle Annahmestellen zum Nähen eines Anzugs (der nette Inder im Shop) erledigen die Kommunikation und nehmen Mass. Das Produkt "Anzug" wird nicht im Hinterraum des Shops von einem Chinesen an seiner Nähmaschine zusammengefasst und mit Nadel und Faden veredelt. Der nette Inder gibt den Stoff mit den Massen und Sonderwünschen weiter an eine oder zwei Nähfabriken in der Nähe von Pattaya. Wenn man mehrere Anproben der Zwischenstufen der Herstellung des Anzugs hat, lernt man unter Umständen mehrere Näher aus den Fabriken kennen.
5.) Wenn man einen Anzug in Auftrag gibt sollten zwei Wochen Zeit eingeplant werden. Mein letzter Anzug vor drei Jahren wurde von Ama auf der Pattaya Klang in der Nähe der Second Road in Auftrag gegeben. Nach der vierten Korrektur der Hosen, hatte ich die langsam die Faxen dick. Das Jacket hatte im Schulter- und Rückenbereich sichtbare Beulen und in den Hosen konnte ich mich nicht setzen, weil der Schritt zu eng geschnitten war. Dieses Erlebnis hatte ich mit mehreren Indern, unter anderem auch mit Amigo, der 2004 seinen Laden direkt auf der Walking Street hatte, auf der Seite wo heute die Iron, Airport und Sensation sind. Der Inder von Amigo kam nach mehreren Anproben am letzten Abend ins Pinackle Resort Richtung Jomtien, um die endgültige Korrektur abzugeben und sein Restgeld zu erhalten.
6.) Die Anzahlungen an den Fortschritt knüpfen. Nie den vollen Preis sofort zahlen.
7.) Einfach mal einen Baukastensystem-Anzug von P&C (ca. 400 Euro) mit der Qualität eines Thai-Anzugs (ca. 10.000 BT) vom Material, der Verarbeitung und der Haltbarkeit vergleichen. Im Sommer beide Anzüge tragen. Die kleine Knötchenbildung an den Abriebstellen (Innenarme und Innenbeine) zwischen Thai-Anzug und dem Baukasten-Anzug für 400 Euro vergleichen. Dann mal die Aktualität des Schnitt des Anzugs vergleichen, die Stoffqualitäten (Schurwolle oder Synthetik) hinterfragen, das Material und das Aussehen der Knöpfe miteinander vergleichen, wie fühlen sich beide Anzüge an, unter anderem die Flexibilität der Schulterstücke mit den eingenähten Polstern vergleichen.
8.) Nach den Vergleichen lässt du dir keinen Anzug mehr in Thailand anfertigen. Was du in Thailand erhältst ist in den seltensten Fällen ein Maßanzug, wenn du keinen gut sitzenden Anzug als Schnittmuster mitbringst.
9.) Bei P&C verbrate ich meine Urlaubszeit nicht mit unnötigen Korrekturanproben und strapaziere meine Nerven nicht beim Betrachten des Fortschritts der Fertigstellung.
Bei P&C bekomme ich leider nicht, wie beim "Massschneider" in Pattaya, Kaltgetränke umsonst zu trinken. Auch wird mein Name nicht in meinen neuen Baukastenanzug von der Stange ins Innenfutter gestickt mit einem Wunschzusatz wie z.B.:
"Masschneideranzug
für Long John Silver"
oder
"Schorsch Armani, Milano
Handarbeit vom Maestro".