tagebuch eines schrecklichen unfalls
Ich habe drei tage und nächte neben dem toten gesessen, konnte weder etwas essen noch schlafen. Ich werde einfach nicht fertig mit dem gedanken, neben einem toten in meinem haus zu leben.
Die strapazen der nacht, nachdem es geschehen ist, war für uns alle schrecklich, wobei noch dazu kam, dass wir hier (in der nacht) für ihn keinen passenden sarg finden konnten, denn er ist über 1,80 meter gross.
(In der zeit, wo wir auf der suche nach einem passenden sarg waren, haben sie ihm nach hieseger sitte das blut abgesaugt und durch formalin ersezt, damit sich die leiche länger hält.)
Wir fanden einfach keinen passenden sarg. So wurde er in einem viel zu kleinen (die beine überkreuzt) sarg bei uns morgens um 5 uhr bei uns zu hause „abgeliefert“ und aufgebahrt.
Noch in der nacht haben wir die ganze familie benachrichtigt (manila und sibuyan) und, da ich in dem ganzen trubel kaum etwas verstand (alles ging in tagalog, aber verständlicherweise sehr schnell) habe ich mich an den pc gesetzt und meine freunde verständigt.
Hier einige antworten an einen freund, der wissen wollte, was wirklich geschehen ist.
es war sein letzter urlaubstag und er wollte nur noch etwas im nächsten shop besorgen. bei uns an der strasse hat er dann einen laternmast angefasst und in dem moment hat die stadt die strassenbeleuchtung eingeschaltet. das wars dann.
so ist es, das steht im polizeibericht und im totenschein. tot durch stromschlag.
man hat uns 5000 peso entschädigung angeboten (alleine für den sarg und die überführung des toten haben wir über 50.000 bezahlt). wenn meine familie mich nicht zurück gehalten hätte, wäre diese person wohl an einer 38ger kugel gestorben. er hatte die frechheit zu (meiner frau) zu sagen: das ist doch wohl genung, du bist doch mit einem foreigner verheiratet.
jetzt ist weder der bürgermeister noch die zuständige person vom stromversorger greifbar. morgen werden wir jedoch weiter sehen.
was mich wirklich so wütend macht, ist die tatsache, dass du als ausländer nicht in erscheinung treten darfst, weil dann die preise für alles gleich mindestens doppelt so hoch sind.
natürlich muß man hier abstriche machen, aber was hier abgelaufen ist bezüglich der versorgung eines verunfallten übertrifft wohl alles.
als wir durch nachbarn (zeugen) von dem unfall erfuhren, war der "rettungswagen" schon vor ort gewesen. das ging eigentlich recht schnell, aber was nützt ein rettungswagen ohne arzt und ohne geeigneten geräte?
wir sind so schnell als möglich zum "krankenhaus" hinter her gefahren und was ich da erlebt habe übertrifft wohl alles, was man sich als normaler mitteleuropäer vorstellen kann.
der junge lag auf einem flur, ohne jede ärztliche versorgung! jeder der vorbei ging hat ihn angegafft und keiner war in der lage etwas zu tun. das personal, ein pfleger und eine krankenschwester, saßen dort und haben ferngesehen.ich habe sofort einen arzt verlangt (lautstark), wurde aber nur blöde angeguckt und die beiden sagten mir: als der junge hier ankam war er schon tot. ich habe sofort einen defibrilator und eine sauerstoffmaske haben wollen, aber wurde nur verständnislos (evtl. wegen der stöhrung ihres fernsehabends) angeglotzt. dann habe ich noch versucht, eine herzmassage zu machen und ihn künstlich zu beatmen, aber da war es wirklich schon zu spät.
Das personal hatte noch nicht einmal die zeit, dem toten die augen zu schließen, dass habe ich dann auch noch selber gemacht.
puerto galera ist durch die vielen touristen wirklich eine reiche gemeinde, haben geld genug jetzt für die weihnachtszeit einen pompösen springbrunnen zu bauen, aber für ein wenigstens einigermaßen funktionierendes rettungswesen aufzubauen scheinen sie kein geld zu haben.
wenn wir hier bei den dafür zuständigen personen (bürgermeister, ormecochef) nicht weiter kommen, habe ich mir vorgenommen, mit der sache an die öffentlichkeit zu gehen, muß aber erst einmal abwarten, was die nächsten tage bringen, zumal meine frau erst jetzt von sibuyan (romblon) zurück gekommen ist.
Hier noch ein paar bilder dazu.
Anhang anzeigen 60.jpg
Anhang anzeigen 61.jpg
Anhang anzeigen 62.jpg
Anhang anzeigen 63.jpg
bis denne