Teil 24 Hochzeit
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich bekam kurz darauf die Nachricht dass das Hochzeitsvisum erteilt worden ist und Aranaa ein paar Tage vor Weihnachten in Österreich eintreffen wird. Der Hochzeitstermin war für die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester angesetzt. Es war zwar haarscharf, aber es könnte also doch noch alles gut werden.
Die Sache war nix für schwache Nerven oder unflexible Gemüter. In 3 Wochen soll also die Hochzeit stattfinden, niemand außer uns wusste davon und es war daher, abgesehen vom Trauungstermin, auch nichts konkret geplant. Da alles so schnell ging und ich bis zuletzt nicht so genau wusste, ob diese Hochzeit auch wirklich je stattfinden wird, hatte ich noch niemanden meine Zukunftspläne verraten.
Ich begann daher meine Familie vorsichtig und langsam in meine Hochzeitspläne einzuweihen. Meine Mutter meinte, dass das eine gute Entscheidung ist, denn „Aranaa ist eine gute Frau“. Ok, wenn die Mutter das sagt… ;)
Auch meine Kinder nahmen die Botschaft klar positiv auf. Aber sie verzichteten natürlich nicht darauf, mich wiedermal auf die Schaufel zu nehmen „das hätten wir auch nicht geglaubt, dass dich auf deine alten Tage noch einmal eine nimmt…“ Ähmm, ja … ich liebe meine Kids, hatte ich das schon einmal erwähnt?
Von meinem Freundeskreis erfuhr vorerst nur Mike von meiner Hochzeit. Er nahm es sehr neutral auf.
Ich plante immer eine Hochzeit im kleinen Kreis… was auch gut war denn für die Organisation einer größere Feier wäre ohnehin keine Zeit gewesen. Als Gäste wollte ich nur meine Mutter, meine Kinder + deren Lebensgefährten + Enkel und genau ein einzigen sehr guten Freund einladen.
Ich nahm auch wieder Kontakt zu jenem Asia Restaurant auf, was der Thai gehörte und reservierte dort einen Termin für das Hochzeitsessen (natürlich mit Hintergedanken).
Die Zeit verging wie im Fluge und dann fuhr ich am 19.12. am Abend zum Flughafen um meine Braut abzuholen. Braut. Alleine wie sich das anhört… irgendwie hatte ich es emotional noch nicht begriffen, dass ich in nicht einmal 2 Wochen verheiratet sein soll. Aber noch dramatischer müsste eigentlich die Gefühlslage von Aranaa gewesen sein. Sie saß im Flieger mit einem One-Way-Ticket und flog mehr oder minder in eine neue Zukunft fern der Heimat, von der noch niemand so richtig eine Ahnung hatte wie diese sich entwickeln wird.
Leider hatte der Flug wegen Schlechtwetter viel Verspätung, es hatte Minusgrade und draußen schneite es. Ich musste lange warten, bis sie endlich heraus kam. Die Begrüßung war sehr emotional. Wir waren beide in einer emotionalen Ausnahmestimmung.
Die Fahrt nach Hause war nicht einfach. Es war schon nach Mitternacht, die Straßen waren schneebedeckt und es schneite. Ich wurde zwar kurz etwas müde, aber Aranaa wusste, wie man einen Mann wach hält ;) Nach einer kleinen Pause auf einen unbeleuchteten Parkplatz ging die Fahrt weiter und wir kam gut in meiner Heimat an.
Ein paar Tage später war Weihnachten. Als die Familie traditionell am 25.12. zum Mittagessen zusammen kam, hatten sie alle ein kleines Geschenk für Aranaa… die die Weihnachtstradition nicht kannte und daher nicht so recht wusste wie ihr geschah.
Dann nahte der Hochzeitstermin. Meine Kids beschlossen, die Sache mit der Brautausstattung in die Hand zu nehmen. Aranaa hatte zwar 2 schöne festliche Kleider aus Thailand mitgenommen, aber meine Kids waren der Meinung, dass das viel zu wenig war. Sie schleppten sie einfach auf eine Shoppingtour mit und meine arme Braut wurde mit weißen Stöckelschuhen und einem Cape aus einem künstlichen Polarfuchsfell sowie einem schönen glitzernden Schleier für die Haare zwangsbeglückt…. wobei es anzumerken gilt, dass sich Aranaas Protest in durchaus überschaubaren Grenzen bewegte. Auch sie ist eine Frau ;)
Der Wecker läutet. Der Tag X ist gekommen.
Meine Kids stehen in aller Früh in der Tür, schließlich braucht die Braut eine schöne Frisur und muss korrekt angezogen werden. Aranaa tat das Beste, was sie in der Situation machen konnte… sie ließ alles protestlos über sich ergehen.
Wir fuhren ins Rathaus. Die Zeremonie war recht stimmig und ging innerhalb von 20 Minuten vorüber. Mein einziger eingeladener Freund, ein Profimusiker, spielte mit seiner Gitarre und als Trauzeugen traten meine Mutter und meine älteste Tochter auf. Wir machten schöne Fotos und dann ging es ins Restaurant, wo ein gutes Essen auf uns wartete. Ich erzählte Aranaa, dass sie vielleicht hier später Arbeit bekommen könnte. Sie schaute mit großen Augen umher, sagte aber nichts.
Ich hatte den ganzen Tag über kaum Zeit irgendwelche Gedanken zu fassen, was auch vielleicht ganz gut war. Erst am Abend, als alle nach Hause fuhren und ich mit Aranaa alleine war, wurde mir wieder so richtig bewusst: ich bin jetzt verheiratet. Wirklich und so richtig verheiratet. Ach du Sch….
Aber unsere Hochzeitsnacht ließ irgendwelche dunkle Gedanken erst gar nicht aufkommen.
In den nächsten Tagen kamen wir auch kaum zur Ruhe, schließlich hatte wir noch einiges zu tun. Aranaa musste gesetzlich vorgeschriebene gesundheitliche Untersuchungen machen, sie musste angemeldet werden und wir nahmen Kontakt zur Fremdenamt zwecks Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis auf. Ich hatte etwas Schiß davor, aber diese Schritte stellten sich als sehr problemlos heraus. Mit den Papieren war doch alles in Ordnung (Gott sei Dank!!!) und schon zwei Wochen später bekam Aranaa die blaue Karte, welche ihren Aufenthalt für ein Jahr bestätigt und mit der sie auch hier in Österreich arbeiten darf.
Daraufhin fuhren wir zu dem Restaurant und sprachen erneut bei der Thai vor. Ja, das ist ok. Aranaa kann ab 1. Februar geringfügig beschäftigt in der Küche beginnen.
Ja, es hat alles geklappt. Wir waren tatsächlich verheiratet.
Der Epilog folgt.