Thailand Der Isaan - die Schönheit im Osten

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        #371  

Member

Sie fragte ihn, ob er ihr schnell behilflich sein könne mit einem Brief, den sie nicht verstand, und er kam
zu ihr in ihre Wohnung, die sie mit anderen Kolleginnen teilte, sie tranken ein Bier zusammen und der Brief
stellte sich als letzte Mahnung einer Telefonrechnung heraus, die unverschämt hoch und vor allem unbezahlbar war.

Für sie.

Für ihn nicht, dabei war sie wirklich sehr nett und zärtlich zu ihm und ihr typisch afrikanisches, leidenschaftliches
Wesen erweckte in ihn einen seit langem eingeschlafenen, natürlichen Trieb. Einmal ist kein Mal, aus dem
Männerabend wurde regelmässige Besuche und er war froh, dass er über den kleinen, aber feinen Zusatzeinkommen
in der Bank verfügte. Dieser aber überstieg aufgrund sehr wechselnder Wechselkurse bald einmal die Höhe seines
legitimen Einkommens.

Die nette junge Frau aus Kamerun musste eines Tages aufgrund eines ungeheuer gefühllosen Entscheids
des Migrationsamtes zurück in ihre Heimat kehren. Rolf fühlte sich einsam und studierte die Kontaktanzeigen
eines Gratiszeitung, und entschied sich, eine wirklich süsse, junge Frau aus Thailand anzurufen um sie kennenzulernen.

Das verstehe ich gut.
Gerne hätte auch ich mit ihr ein Bierchen getrunken.

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        #372  

Member

Im Büro ging es Rolf nicht gut.

Seine neue Vorgesetzte organisierte den Betrieb neu und setzte Regelungen ausser Kraft.
Aus einer flachen Hierarchie wurden kleinere Untergruppen gebildet, junge Kollegen und vor allem Kolleginnen
von Rolf konnten profitieren und Leitungsverantwortung übernehmen. Es wurden halbjährliche Mitarbeitergespräche
eingeführt, aber jene von Rolf wurden mehrmals verschoben. Das EDV- System wurde erneuert, aber nicht verbessert,
das Zeiterfassungssystem wurde auf ein Dezimalsystem und die Grossraumbüroeinheiten von fünf auf sieben umgestellt.

Rolf litt zunehmend unter Blähungen und Durchfall und musste Feuchttücher und Salbe mit auf die Toilette nehmen,
um seine schmerzhaften Hämoroiden zu pflegen. Dass er oft mit einem Täschchen auf die Toilette verschwand,
wurde von seinen jungen Kolleginnen sehr wohl bemerkt und sie tuschelten und witzelten hinter seinem Rücken,
was er kränkend verspürte.

Wie erfrischend wirkte hingegen seine neue Bekanntschaft mit Noy, dem bescheidenen Mädchen aus Thailand.

Sie hörte ihm liebevoll zu, kochte ihm astringierenden Tee aus einer exotischem Wurzel und wenn er darum bat,
machte sie ihm ein wunderbares Massage, das seine Kränkungen linderte und seine Männlichkeit bestätigte.
Auch Noy hatte grosse Schwierigkeiten, und Rolf freute sich, dass er ihr bei der Lösung ihrer finanziellen Probleme
behilflich sein konnte. Von seiner Frau hingegen entfremdete er sich zusehends.


"Weisst Du, wie das ist: eines Morgens kommst Du an Deinen Arbeitsplatz - und Deine Chefin und ein fremder Herr
schauen angestrengt in Deinen Bildschirm?" "Nicht wirklich," antwortete ich freundlich, aber abwesend.

"Sie wissen wohl, warum wir hier sind," habe der fremde Herr zu ihm gesagt, und er habe nur kurz geantwortet:
"Ja." Der verachtende Blick seiner Vorgesetzten werde er nie vergessen.

Sie war es denn auch, die alles noch schlimmer machte. Schlimm genug, dass er sein Arbeitsplatz sofort räumen musste,
dass eine Rückerstattungsvereinbarung in der Höhe einer Viertelmillion unterschreiben musste, und dass seine Rente
bis auf das soziale Existenzminimum gekürzt wurde. Die grösste Kränkung aber für ihn war, dass die Chefin seine Frau
informierte, bevor Rolf es ihr sagen konnte.

Als er mir das erzählte, stand ihm das Wasser in den Augen.
"Es war das Ende," schluchzte er, "und sie war schuld".
Mit "sie" meint er seine Chefin.
Seinen Gefühle konnte ich folgen, seiner Logik hingegen nicht.

"Ich muss mal," sagte ich, und machte der Kellnerin ein Zeichen, dass ich zahlen will.
Aber Rolf liess nicht locker und wollte seine Geschichte fertig erzählen. Er fand einen guten Anwalt, der nachweisen
konnte, dass Rolf durch seine neue Vorgesetzte gemobbt worden war und die Veruntreuung quasi eine direkte Folge
der schlechten Stimmung im Team ihm gegenüber war. Die Gefängnisstrafe wurde aufgrund seiner gezeigten Reue
und der Rückerstattungsvereinbarung auf Bewährung ausgesprochen. Die Hypothek für die Eigentumswohnung wurde
von der Bank gekündigt und seine Frau reichte die Scheidung ein. Rolf musste aufs Arbeitsamt gehen, hatte natürlich
keine Chance mehr, angestellt zu werden, und zwei harte Jahre später konnte er die vorbezogene AHV beantragen,
welche zusammen mit der kleinen Rente zwar ein karges, aber doch genügend Einkommen ergab, um nach Thailand auszuwandern.

Vorzeitig gealtert, resigniert und gekränkt, aber mit der Weisheit eines Mannes, der nicht mehr tiefer fallen kann,
lebte er nun mit einer thailändischen Frau, die in einem grösseren Einkaufszentrum an der Kasse arbeitete, zusammen
und gab sich mit einer kleinen Welt zufrieden.

Ich zahlte sein und mein Bier, wünschte ihm weiterhin alles Gute und spazierte ein bisschen weiter.
Irgendwie, so sinnierte ich, bin ich froh, nicht in einer Bank zu arbeiten, das gibt nur Aerger.

In einem kleinen Park fand ich eine romantische Beleuchtung...

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... und nebenan liefen nebeneinander zwei Filme gleichzeitig.

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Ich schaute eine Weile zu, bis ich wieder Lust auf ein Bier verspürte, das ich darauf in der Bling Bar trank.

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Es war ein schöner, heisser Aprilabend. Ich spazierte gemütlich nach hause, blieb hier oder da stehen,
und stand bald vor meinem Hotel.

Müde, aber durchaus zufrieden mit meinem bescheidenen Leben, schlief ich ein.
 
        #373  

Member

Diese Geschichten und die Bilder sind der Knaller.

Dafür ein großes

:dank: :super:

LG Jack
 
        #374  

Member

Höhö, in meinen Urlauben in Asien lerne ich auch immer wieder Schweizer aller Altersstufen kennen (aber meistens über 50 Jährige), die dann mehr oder weniger lange Geschichten aus der Heimat bei mir abladen. Ihr seid schon ein ganz spezielles Volk :wink0::tu:

Jedenfalls vielen Dank für diese eher traurige Lebensgeschichte. Zeigt sie doch, welch Schicksal hinter manchem Ex-Pat steht. Oder anders: zeigt sie, dass eben jeder sein Päckchen trägt und auch der Ex-Pat seine eigene Lebensgeschichte hat, die ihn zum Ex-Pat werden ließ.
Gut, dass es auch hier im Forum eben nicht immer nur ums Fic*en geht. :wink0:
 
        #376  

Member

Member hat gesagt:
​Danke für die Lorbeeren

Hmm, das war von mir nicht böse gemeint. Ich wohne ja selbst ganz im Süden der Republik und habe beruflich wie privat mit Schweizern zu tun...also nichts für Ungut, falls das irgendwie negativ ankam. Das Gegenteil ist der Fall, ich mag die Eidgenossen :tu:
 
        #378  

Member

habe Deinen tollen Bericht heute auch erst entdeckt als ich ein bisschen auf der Suche nach Tips zum Isaan war...
bestärkt mich darin, im nächsten Urlaub ein paar Tage dort zu verbringen....

Vielen Dank!!!!
 
        #380  

Member

gerade entdeckt diesen Bericht.

werde ihn mir mal ganz gemütlich gönnen.

:danken:
 
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