Nachrichten
DJ MÄRKTE EUROPA/Kursgewinne vor den Wahlen in Athen erwartet
Wohin geht die Reise in Athen? Die Frage beschäftigt die Börse nun seit Wochen. Am Sonntag werden die Griechen mit ihrem Stimmzettel endlich die Antwort liefern. Gehofft wird - anders als vor sechs Wochen - auf ein klares Ergebnis. Im Vorfeld herrscht an den Börsen in Europa vorsichtiger Optimismus. Erste Indikationen sehen den Euro-Stoxx-50 mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 2.161 starten. Der XDAX gewinnt im frühen Handel 0,4 Prozent.
Hinter dem vorsichtigen Optimismus steht aber vor allem eine Agenturmeldung vom Vorabend, die bereits an Wall Street für steigende Kurse gesorgt hatte. Demnach soll es Hinweise geben, dass sich die weltweiten Notenbanken darauf vorbereiten, die Finanzmärkte mit weiteren Liquiditätsmaßnahmen zu stabilisieren, sollte das Wahlergebnis in Griechenland zu Tumulten am Kapitalmarkt führen. Der Euro setzt daraufhin seine Erholungsbewegung fort und kostet 1,2630 Dollar.
Unterdessen schüren enttäuschende Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt sowie eine Abschwächung der US-Industrieproduktion Hoffnungen auf weitere Stimuli für die Wirtschaft durch die Notenbanken. Die Zahl der Marktbeobachter steigt, die davon ausgehen, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke in der kommenden Woche eine neue Runde quantitativer Lockerung bekannt geben wird. Zudem hat der Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, erklärt, dass die sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten zunehmend für zusätzliche geldpolitische Maßnahmen der Notenbank sprächen.
Für die kommende Woche wird entscheidend werden, ob sich die Griechen bei der Wahl am Sonntag für den Euro entscheiden, oder zukünftig doch lieber wieder mit der Drachme zahlen wollen. Seit nunmehr zwei Wochen gibt es keine Umfrageergebnisse aus Griechenland mehr. Allerdings stehen laut Online-Wettbüros die Chancen gut, dass die Konservativen die Wahlen für sich entscheiden werden. Auf der Plattform Intrade wird ein Sieg von Nea Dimokratia derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent eingepreist.
Aus Sicht der Märkte wäre eine Regierugsbildung der Nea Dimokratia zusammen mit Pasok das Wunschergebnis. Beide Parteien unterstützen das mit der Troika ausgehandelte Bailout-Paket. Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank, beziffert bei diesem Wahlausgang den Verbleib Griechenlands in der Eurozone bis Ende des Jahres mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent.
Bereits am Vortag wurde in der Hoffnung auf einen Euro-Verbleib ein Kursfeuerwerk an der Börse in Athen abgebrannt. Die Aktien der Banken, die die Erholungsrally anführten, könnte auch am Freitag noch anhalten.
Ein Sieg der linksradikalen sparunwilligen Syriza würde dagegen vermutlich zu Verlusten beim Euro und an den Börsen führen. Mit langfristigen Verwerfungen an den Börsen ist allerdings auch dann nicht zu rechnen. Denn auch die Linksradikalen wollen Griechenland in der Eurozone halten. Das hat deren Vorsitzender Alexis Tsipras unmissverständlich klar gemacht. Tsipras nimmt die Position der überwältigenden Mehrheit der griechischen Bevölkerung ein: Euro ja, Spardiktat aus Brüssel nein danke. Ohne Spar- und Reformprogramm wird es aber nicht gehen. Also würde auch Tsirpas den Kompromiss suchen müssen.
Kopfschmerzen bereiten den Finanzmarktakteuren zunehmend die steigenden Renditen in Spanien. Auch wenn diese auf Grund der Nachrichtenlage etwas in den Hintergrund treten, dürfte die Entwicklung auf dem spanischen und italienischen Anleihemarkt schnell wieder in den Vordergrund treten. Anleger fordern von Spanien inzwischen fast sieben Prozent Zinsen für 10 Jahre, und damit eine Rate, die - zumal eine schrumpfende - Volkswirtschaft auf Dauer nicht zahlen kann.
Die Macht der Herunterstufungen hat unterdessen zuletzt an Stärke verloren. So gehen Marktteilnehmer auch davon aus, dass die jüngste Herunterstufung Frankreichs durch die kleinere Rating-Agentur Egan-Jones auf "BBB" von "A-" zu keinem Abverkauf bei französischen Staatsanleihen führen wird.
Die eintrübende Konjunktur in Europa macht sich auch bei den großen Anschaffungen bemerkbar, so halten sich die Europäer bei einem Kauf eines Autos zunehmend zurück. Unter den großen Ländern verzeichneten Spanien, Italien und Frankreich per Mai die stärksten Einbrüche. Im kriselnden Griechenland wurden nur noch gut halb so viel Autos verkauft wie ein Jahr zuvor, in Portugal mehr als ein Viertel weniger. In Deutschland fiel der Absatz mit einem Minus von 4,8 Prozent noch relativ moderat aus.
DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Do, 18.00 Uhr
EUR/USD 1,2633 +0,0% 1,2629 1,2613
EUR/JPY 99,6760 -0,6% 100,2575 99,9947
EUR/CHF 1,2010 -0,0% 1,2010 1,2010
USD/JPY 78,8850 -0,6% 79,3910 79,2800
GBP/USD 1,5550 -0,0% 1,5553 1,5536
DJG/thl/gos
(END) Dow Jones Newswires
June 15, 2012 02:35 ET (06:35 GMT)
Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Quelle: Dow Jones 15.06.2012 08:35