Die ,Nutten‘ von Pattaya

  • Ersteller
        #81  

Member

von Dr.G.M. Gad Labudda


Über Barmädchen und Verallgemeinerungen - 5 Seiten - (Ben Bremmse' in 'Schnipselbuch')



- - Vorurteile können durch falsche Informationen entstehen , aber es gibt auch Leute, die Vorurteile suchen, um besser zu sein und es gibt bewußte Falschmeldungen im Rahmen der 'Wahrheit' - -

Viele Mädchen und Frauen wissen selbst nicht so genau, warum sie an einer Bar arbeiten, aber dafür gibt es kluge Ausländer, meist Urlauber und Touristen, die können ihnen das sagen. Sie wissen nämlich ganz genau, daß dort nur geldgierige, geile Nymphomaninnen sind, die sich alle nur deshalb dort anbieten, weil sie unbedingt mit den stattlichen, umfangreichen Farang ins Bett gehen und sie ausnehmen wollen.

Ich weiß nicht, ob es an der hohen Temperatur lag oder an dem schnell dahinschwindenden Inhalt der Gläser, die meine Nachbarn an einer Bar vor sich stehen hatten. Ihr Gespräch kam mir jedenfalls nicht recht koscher vor und hätte auch in kein Kirchenforum gepaßt. Sie kannten sich in Thailand gut aus, waren schon zweimal hier gewesen und einer von ihnen war sogar schon einmal auf Phuket: „Die Kleine da mit dem schwarzen Hemdchen, die hatte ich am Donnerstag mitgenommen. Die war ja so was von geil, das kannst Du Dir gar nicht vorstellen. Natürlich hab’ ich vorher alle Wertgegenstände weggeschlossen und mein Geld versteckt. Die klauen ja wie die Raben, die Thai.“

Das Thema gefiel seinem Kumpel und der wußte auch sofort etwas zu berichten: „Du kennst doch den Schorsch, der ist neulich zusammengeschlagen und ausgeraubt worden. Den mußten sie ins Krankenhaus bringen!“ Wunderte sich sein Freund: „Was, von so einem Mädchen?“ Der schüttelte den Kopf: „Nein, der hatte einen Kathoey mitgenommen und als er ihm gesagt hat, daß er ihm kein Geld gibt, weil er keine Frau ist, hat der ihm eine Flasche über den Kopf gehauen und ist mit fünfhundert Baht verschwunden. Der Schorsch mußte ins Krankenhaus, da haben sie die Wunde mit drei Stichen genäht. Die sind ja unheimlich brutal, die Thai.“ Wunderte sich der andere: „Ja, was hat der denn mit dem Transvestiten gemacht?“ Sein Freund zuckte mit den Schultern und meinte: „Da mußt Du den Schorsch fragen, aber für Geld machen die ja alles, die Thai, für fünftausend Baht bringen die einen um, brauchst Du nur irgendjemand zu fragen. Das machen die alle.“

Die Ankunft eines weiteren Genossen, der sich zu ihnen gesellte, überzeugte mich von der Dringlichkeit meines Aufbruchs. So ist das also mit den Thai. Die klauen alle wie die Raben, sind unheimlich brutal, tun für Geld alles und werden für fünftausend Baht Mörder. Was haben wir für ein Glück, daß es intelligente Europäer gibt, die das an einigen Barmädchen, einem Transvestiten und zwei Zeitungen so klar erkennen, sonst könnte man sich ja gar nicht recht in acht nehmen.

Allerdings regen sich doch Zweifel, ob man ein ganzes Volk im Urlaub an einigen Bars kennenlernen kann, auch wenn man schon das zweite Mal da ist. Wäre es da nicht denkbar, daß diese quatschmäuligen Intelli-genzbestien schon mit der festen Absicht nach Thailand gekommen sind, endlich einmal große und wichtige Menschen zu sein, viel besser und klüger als die anderen, und sich für die Menschen des Landes überhaupt nicht interessieren? Schauen wir uns einige Fakten an:

Etwa ein Drittel aller im hiesigen Sexgewerbe tätigen Personen hat Kinder. Da die allerwenigsten hiervon im Rahmen einer Familie zusammenleben, darf davon ausgegangen werden, daß mindestens ein Drittel der an den Bars arbeitenden Frauen mit ihrer Tätigkeit versucht, ihre Kinder zu ernähren und aufzuziehen. Nicht bekannt ist freilich der Prozentsatz jener, die an einer Bar arbeiten, weil sie ihre Eltern oder Geschwister unterstützen, was hier als eine heilige Pflicht angesehen wird..

Hiervon kommen viele nach Angaben der UNICEF, die hierüber eine ausführliche Studie durchgeführt hat, aus Dörfern, in denen es zur Tradition gehört, die Töchter zum Gelderwerb ins horizontale Gewerbe zu schicken. Ferner ist es nicht nur vom Geburtsort, sondern von der Mentalität oder dem Charakter der Eltern abhängig, was ihre Tochter zu tun hat. Eines der obersten Gesetze in der staatlichen als auch der familiären Erziehung lautet, die Eltern zu ehren, ihnen untertan zu sein und zu gehorchen, ihnen zu dienen und sie zu versorgen. Dies gilt für die Zeit ihres Lebens und nicht nur bis zum Tag der Volljährigkeit der Kinder.

Sexualität gilt in Thailand als normal und ist nicht mit Begriffen wie Todsünde oder Fegefeuer verbunden. Berufliche Sexualität gilt nur als ‘niedere Arbeit’ und genießt ein ebenso geringes Ansehen, wie etwa Putzarbeiten, was aber durch die Vorführung eines guten Einkommens mit kostbarem Schmuck ausgeglichen werden kann. Wer bei einer niederen Arbeit gut verdient, gilt als ein geschickter Geschäftsmann und wird ebenso respektiert, wie jeder andere in Thailand, der Geld und damit Macht hat.

Da es in Thailand sehr viele Arme, eine sehr geringe Schulbildung und wenig Arbeit gibt, ist es verständlich, daß viele Frauen gar nichts anderes tun können, als Wäsche zu waschen, auf dem Feld oder in einer Bar zu arbeiten. Arbeit auf dem Land findet sich kaum und ernährt genausowenig wie Wäsche waschen. Bleibt nur die Bar übrig.

Manche Frauen könnten vielleicht etwas anderes tun. Aber es fehlen die Informationen. Eingeengt in einem kleinen Dorf haben viele Frauen keine Vorstellungen von den Arbeitsmöglichkeiten und den Fortbildungsmöglichkeiten in einer Stadt. Sie wissen nur, sie können in einer Bar arbeiten. Selbstverständlich arbeiten alle Frauen in einer Bar, weil sie Geld verdienen wollen. Als Nymphomaninnen könnten die Mädchen schönere und bessere Männer finden, als ausgerechnet Ausländer, die an einer Bar hängen. Schauen Sie sich die doch einmal selbst an. Die meisten sind schon etwas älter und haben den Status des ‘Vollschlanken’ bereits seit längerer Zeit überschritten. Das heißt dann nicht mehr ‘schön’ und ist mit Sicherheit keine Figur, nach der sich eine Nymphomanin sehnt.

Frauen arbeiten nicht an den Bars, weil dort Ausländer sind, sondern weil dort gut bezahlt wird. Viele Thai können es sich nicht leisten, an eine Bar zu gehen und eine Frau mitzunehmen, und die, die es sich leisten können, bevorzugen Restaurants, weil sie die im Freundeskreis besuchen und für gemütlicher halten, als eine Theke.

Außerdem kommt es auch darauf an, wieviel Geld eine Frau sucht. Viele sind zufrieden, wenn sie genug für ihren Lebensunterhalt, zum Unterhalt der Familie oder der Kinder haben. So, wie andere Arbeiter auch, die mit einem guten Lohn zufrieden sind.

Selbstverständlich gibt es auch Frauen und Männer, die nach Pattaya kommen, um Leute auszunehmen und zu betrügen, so, wie das in jedem Urlaubsressort und jeder Touristenhochburg auch ist. Aber niemand ist verpflichtet, sich betrügen zu lassen. Dazu ist es sinnvoll, in der Realität zu bleiben und nicht in Fantasien einzutauchen. Unter den Frauen an Pattayas Bars läßt sich bestimmt eine nette Freundin finden, mit der man eine schöne Zeit verbringen kann. Man muß nicht von vornherein glauben, sie sei eine Verbrecherin oder eine Fee. Doch diese Hinweise waren sachlich, deshalb geht dieser Artikel im Grunde genommen bisher an dem eigentlichen Problem vorbei, denn das ist gar nicht sachlich.

In Europa leben viele Menschen, die unzufrieden sind, weil sie nicht genug Beachtung finden, sie leben als Subalterne, als untergeordnete Befehlsempfänger und Duckmäuse. Um ihren Lebensunterhalt nicht zu gefährden, müssen sie den Mund halten und wenn sie die Faust in der Tasche ballen, dann müssen sie aufpassen, daß es niemand sieht. Diesen Druck und die aufgestauten Aggressionen müssen sie irgendwann einmal loswerden. Deutsche Frauen sind dazu nur in den seltensten Fällen geeignet, sie geben sogar Widerworte, greifen gerne zu dem amerikanischen Mittel der ‘Prohibition’, was hier Verhinderung heißt und sich nicht nur auf Alkohol bezieht, und beherrschen in krassen Fällen auch den Zaubertrick des spurlosen Verschwindens. So bleibt nur das Fußballspiel am Wochenende, um sich abzureagieren. Aber das aufgestaute Adrenalin baut sich noch nicht einmal ab, wenn man seinen Sportsgeist in der frisch gebügelten Vereinstracht vor dem Glotzophon zeigt und Bier trinkt.

Etwas größeres, als ein Sonntag muß her. Ein Urlaub. Möglichst in ein südliches, warmes Land, wo man größer und reicher, also wichtig ist, wo es Eisbein mit Sauerkraut gibt, sowie internationale Hotels mit Klimaanlage und möglichst hübsche Mädchen, die auf einen stattlichen Farang warten. Hier kann man sich dann so richtig von der Arbeit, dem Streß und der Unterdrückung erholen. Und die Sau ‘rauslassen. Da man ja als berühmter Weißer mit Zivilisation und Kultur dorthin fährt, um endlich einmal größer, bedeutender und besser zu sein, wird man sofort alle Informationen sammeln, die besagen, daß die ‘Eingeborenen’ schlechter sind, dümmer, ungeschickter, krimineller, denn damit ist man ja selbst automatisch viel besser, und das Bedürfnis, endlich einmal besser zu sein, als andere, hat sich seit vielen Monaten, ja vielleicht das ganze Leben lang angesammelt, und schießt nun mit hohem Druck an die Oberfläche.

Die geeigneten Mittel, besser zu sein, sind Verallgemeinerungen und eine biegsame Wahrheit. Besonders beliebt ist die Verallgemeinerung, eine bei einer Person einmal gesehene oder von einer einzelnen Person berichtete Handlung auf 62 Millionen Menschen hochzurechnen. Der Vorgang ist einfach: Ein Gast bestellt: „Beer Leo“. Nun sagt man aber für „Beer, reo“ (schnell ein Bier) in der allgemein üblichen inkorrekten Umgangssprache auch „Beer Gesperrter-Doppelaccount“ und an der Bar gibt’s kein Leo Bier. Das Mädchen bringt also schnell ein Singha Bier, das meistgetrunkene. Das erlaubt dem geschätzten Gast außerordentlich tiefe Einblicke in das Wesen der Thai und das Erlebnis, unendlich besser zu sein: „Die sind alle doof, die Thai. Ich hab’ ihr doch gesagt, ich will ein Leo Bier und da bringt die mir Singha. Die sind doch alle doof.“

Sein Kumpel beschwichtigt ihn: „Die können doch nicht lesen. Die kommen doch hier alle aus der Provinz“, weiß er und vermutet: „Da ha’m sie keine Schulen.“ Der Freund nimmt das als Fakt und ist beruhigt: „Ja, dann können die auch gar nicht lesen, wenn es hier keine Schulen gibt.“ Er ist nicht stolz darauf, wie er es kunstvoll geschafft hat, aus einem falsch gebrachten Bier den Beweis für eine Nation voller Analphabeten hervorzuzaubern. Das merkt er gar nicht. Er ist stolz, ein großer Mensch, ein Weiser zu sein, aus der herrschenden Rasse der viel bewunderten Weißen, ein großer Schriftgelehrter in einem Volk voller unzivilisierter Analphabeten. Genau dieses Gefühl hatte er nötig. Und der Transsexuelle, der einem zahlungsunwilligen Kunden eine Flasche über den Schädel schlägt, ist ein gerngehörter Beweis dafür, daß 62 Millionen Thailänder unheimlich brutal sind. Man wird bestimmt weitere Beweise finden. Hierbei hilft die internationale Presse.

Zwar behaupte ich gerne, daß viele Reporter nicht recht gescheit seien, aber sie sind auch nicht unbedingt dumm, sie schreiben, was der Leser ohnehin weiß und am liebsten hört, und für Sensationen wird besonders gut bezahlt. Die schafft man schnell, wenn man eine ohnehin flexible Wahrheit etwas biegt. Ich möchte das hier an einem frei erfundenen Muster für erfolgreiche Berichterstattung belegen:

„Lebensgefahr für ausländische Touristen in Bangkok. Während der vergangenen Nacht wurde die Hälfte aller Urlauber eines europäischen Inselstaates getötet, die andere Hälfte wurde in einer Nacht- und Nebelaktion in die Verließe der Polizei gesperrt!“ So könnte eine anschauliche Sensationsmeldung aussehen, die der vollen Wahrheit entspricht, die dabei nur leicht gebogen wurde. Man kann sich das Geschehen bildhaft vorstellen: Mannschaftswagen rasen mit Heerscharen von Soldaten mit Sturmanzügen und schwarzen Masken durch Bangkok. Die Männer treiben alle Engländer aus Bars und Restaurants zusammen und erschießen sie noch auf der Straße. Polizeikommandos holen Engländer aus Hotels, Apartments, Guesthouses und ihren Wohnungen. Sie werden sofort auf Lastwagen gepfercht, wer sich widersetzt oder zu fliehen versucht, wird erschossen. Ein erschütternd grausame Sensation, die sich sofort herumspricht. Englische Freunde und Bekannte werden angerufen und gewarnt, sie sind nicht erreichbar. Nun ruft man deutsche Freunde und die Botschaft an, um zu erfahren, ob Thailand auch gegen deutsche Touristen vorgehen wird und vielleicht alle Ausländer umbringen will, wie es ja ähnlich in der Geschichte Thailands schon einmal passiert ist.

Wenn der Artikel auf der Titelseite steht, wird die Zeitung innerhalb weniger Stunden trotz erhöhter Auflage vergriffen sein. Falls dann aller-dings vielleicht auf Seite dreizehn die Schilderung des Tathergangs stehen sollte, macht sich bei verschiedenen Lesern sicher eine gelinde Enttäuschung breit. Da könnte dann stehen:

Nachdem Inga Th. (46) und Thor P. (52) ihren Abend mit ausgiebigen Barbesuchen beenden wollten, bemerkte Thor, daß er schwankte und nicht mehr gehen konnte. Er bat seinen Freund, den Mietwagen zu holen und wollte auf der Straße auf ihn warten. Als Inga mit dem Wagen kam und seinen Freund sah, wollte er ihn erschrecken und trat aufs Gaspedal, doch dann verfehlte er die Bremse. Thor war auf der Stelle tot. Inga wurde verhaftet und zur Polizeistation gebracht.

Es entspricht also alles der Wahrheit. Da Inga und Thor gerade die einzigen Touristen aus Grönland waren, wurden also 50 Prozent der Touristen dieses Inselstaates getötet und die anderen 50 Prozent kamen ins Gefängnis. Das ist nicht gelogen, nur die Wahrheit wurde leicht gebogen und der Inhalt etwas aufgebauscht..

Thailand ist das Land der Freien. Jedem Menschen, der sich in diesem Königreich aufhält, ob Staatsangehöriger, Einwohner oder Tourist, ist es völlig freigestellt, sich alle Informationen, Fernsehsendungen, Zeitungsartikel, Augenzeugenberichte und sogar vertrauliche Mitteilungen von Freunden an einer Bar, selbst zu überlegen.

Nur, daß alle thailändischen Frauen darauf scharf sind, mit einem Ausländer ins Bett zu gehen und noch nicht einmal Geld dafür haben wollen, das stimmt, das kann ich selbst bezeugen, denn das habe ich selbst einmal erlebt. Jetzt versuche ich nur noch zu verstehen, warum mir das in den letzten 19 Jahren nicht mehr passiert ist, wo es doch hier so viele Frauen gibt. Ich finde das nämlich sehr schade.



Leider habe ich Gad (Dr. Günter Manfred Gad Labudda) nie persönlich kennengelernt, wir waren vor seinem Tod
in einem regen E-mail Austausch und hatten uns schon auf ein Treffen gefreut. Ich kam eine Woche zu spät nach Pattaya.

Aber er lebt weiter in seinen vielen Geschichten, die viel mehr als Geschichten sind ... :byee:

 
        #83  

Member

@kalli danke dafür.

Kann man irgendwo mehr davon lesen?

Ich glaube ja auch ganz fest das der Spruch "Du bekommst ein Mädel aus der Bar aber die Bar niemals aus der Lady" auch von diesen beiden Vollpfosten aus deinem Beitrag handelt.

Die Leute die diesen Spruch in ihrer unendlichen Weisheit immer wieder nutzen waren bestimmt befreundet mit denen.
 
        #84  

Member

Member hat gesagt:
Kann man irgendwo mehr davon lesen?


@kelle


Im Netz gibt es scheinbar nicht mehr viel von Gad, kaufen kann man seine Bücher wohl teilweise noch.
Ich habe aber noch eine kleine Sammlung und ich finde es immer wieder interessant seine scharfsinnigen
und wortgewandten Geschichten, welche nicht an Aktualität verloren haben, mit Vergnügen zu lesen.
 
        #85  

Member

Member hat gesagt:
Ich habe aber noch eine kleine Sammlung und ich finde es immer wieder interessant seine scharfsinnigen
und wortgewandten Geschichten, welche nicht an Aktualität verloren haben, mit Vergnügen zu lesen.[/USER]
Würde gerne mehr lesen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
        #86  

Member

Gad war der Herausgeber der SO-Asienzeitung,war die erste deutschsprachige Zeitung in Thailand die auch diesen Namen verdient hatte!
lLang ists her.
 
        #88  

Member

von Dr.G.M. Gad Labudda



Anhang anzeigen vschlufff.gif



Über Bars, Partnerschaft und Achtung - 6 Seiten - ('Dan Altmann' in 'Schnipselbuch')

- - Erwartungen vor der Reise behindern die Partnerschaft. Was kann eine Partnerschaft sein - -



Es ist auffällig, daß die Bars in den touristischen Hochburgen Thailands fast ausschließlich von Ausländern besucht werden, und daß sich dort kaum Thailänder an den Bars finden lassen. Nun wollen wir wissen, warum sich so viele Ausländer an den Bars vergnügen.

Zunächst scheint es so, als könnte man diese Frage durch die Gegenfrage: „Wo sollen sie denn sonst hingehen?“ vollständig beantworten. Zur Auswahl stehen Hotelräume, Geschäfte, eine Strandpromenade, Restaurants und Bars. So bleibt den Urlaubern kaum etwas übrig, als zumin-dest auch an die Bars zu gehen, denn niemand geht im Dunkeln sechs bis acht Stunden einkaufen oder über eine Promenade. Aber damit wäre die Antwort verfehlt, denn für einen großen Teil der Touristen sind die Bars einer der Hauptgründe für ihren Thailandurlaub.

Nicht zu unterschätzen ist die Attraktion, mitten im europäischen Winter mit einem leichten Hemd oder einer Bluse im Freien sitzen zu können, sich von hübschen Mädchen bedienen, von einer lauen Brise umfächeln zu lassen und dabei Unterhaltung zu finden, sei’s durch Lautsprecherboxen oder mit Bekannten. Doch auch die Mädchen, die an diesen Bars arbeiten, üben eine hohe Anziehungskraft aus und viele Urlauber kommen hauptsächlich wegen dieser Mädchen nach Thailand. Oder auch wegen ihrer Fantasien und den Vorstellungen, die sie sich von diesen Mädchen machen, und dafür gibt es viele verschiedene Gründe.

Einer dieser Gründe besteht in der Kälte der technisierten und automatisierten Gesellschaft Europas. Ganz abgesehen davon, daß man sich dort nur selten ins Freie setzen kann, macht es keinen Spaß, alleine auszugehen, weil man dann nur schwer Kontakt oder Unterhaltung findet, meist auch alleine vor sich hinsitzt und es ist auch ziemlich teuer. Gäbe es in Europa Bars, in denen man sich bei einem Sodawasser, einem Bier oder irgendeinem anderen Getränk mit einem hübschen Mädchen zusammensetzen kann und die Zeit mit Unterhaltung, einem Würfelspiel, Domino oder einem Brettspiel verbringen kann, so würden diese Orte sicher auch dort von vielen Gästen besucht. Eine weitere Attraktion besteht darin, daß man diese Mädchen auch ohne weitere Verpflichtung sehr preiswert als Begleitung für Ausflüge oder für den ganzen Urlaub ausleihen kann, was viele ältere Herren tun (es sich aber nicht nehmen lassen, über ihre angeblichen sexuellen Vergnügungen zu prahlen).

Aber sicher ranken sich die Traumvorstellungen und Fantasien vieler Touristen nicht um eine harmlose Reisebegleiterin. Vielmehr handelt es sich um Wunschvorstellungen und Fantasien, die schon lange vor der Reise nach Thailand fabriziert werden. Noch bevor der Flugschein bestellt wird, beginnen die (noch relativ harmlosen, doch steigerungsfähigen) Träume von vielen verschiedenen Frauen und wilden Nächten. Diese Leute kommen hier auf ihre Kosten, auch wenn die Nächte vielleicht nicht so wild werden, wie es die Fantasien waren. Aber es ist hier zweifellos möglich, verschiedene nette Abende und Nächte mit verschiedenen netten Frauen zu verbringen, was in Europa geradezu undenkbar ist.

Das Problem beginnt bei jenen Leuten, die schon eine ganz genaue Vorstellung von ihrer Wunschfrau zusammengeträumt haben und besteht oft darin, daß sie diese nach Illustrierten-Bildern zusammengestellten Frauen nicht finden und deshalb von allen Frauen, die sie hier finden können, bitter enttäuscht sind. Noch schlimmer wird es, wenn sie diese Frau sehen, denn dann sind sie aufgrund der gewünschten Äußerlichkeiten fest überzeugt, die Frau fürs Leben gefunden zu haben und merken gar nicht, daß diese Frau ganz anders ist, als sie sich das vorstellen können, weil sie ihrer Fantasie rein äußerlich so ähnlich ist. Sie dichten der Frau den von ihnen erwünschten Charakter an und legen ihr nicht nur die entsprechenden Banknoten und Schmuckstücke zu Füßen, sondern oftmals auch noch ein Auto, ein Haus und ein gefülltes Bankkonto und dann versuchen sie oft mit Erfolg, diese Frau zu heiraten, weil sie ja so schön ist, was aber auch gar nichts mit ihrem Charakter oder ihrer Bildung zu tun hat, und schon gar nicht mit ihrem Interesse, nun bis zum Ende ihrer Tage mit einem Farang zusammenzuleben. Aber die Männer sind sicher, daß diese Frau sie liebt, denn das hat die Frau in ihren Tagträumen ja auch getan, und stellen sich darunter vor, daß sie sie bewundert und anbetet, ihnen vollkommen ergeben, ja geradezu hörig ist, ohne sie nicht mehr leben kann und folglich alles ihr Mögliche tun und ihnen gehorchen wird, um mit ihnen leben zu dürfen.

Manche Männer suchen zwar immer nach einer Frau, konnten aber in ihrer Heimat noch keine finden, weil sie von Mammi etwas verhätschelt wurden, etwas schüchtern sind, bei Frauen kein großes Interesse erwecken und weil sie auch noch keine Frau finden konnten, die sie genau so verhätschelt wie die Mammi das getan hat. Spätestens dann, wenn die an der Bar Ausgewählte ihnen tief in die Augen schaut, den Schweiß von der Stirn wischt, ihnen ein neues Bier einschenkt und sagt: „I love you too much!“, verlieren sie den Verstand, halten Händchen, wollen dauernd Küßchen, behaupten, sie haben die Frau ihres Lebens gefunden und wollen heiraten, was die Frau dann oft sehr lukrativ gestalten kann.

Wieder andere Männer kommen mit der festen Absicht, sich eine Frau von Thailand mit nachhause zu nehmen. Sie haben kaum jemals eine wirkliche Partnerin kennengelernt und halten Frauen für eine im Haushalt preiswert einzusetzende Vielzweckmaschine mit Nachtbetrieb. Wenn sie eine Frau in einer Bar finden, kann man davon ausgehen, daß es dieser Frau sicher bald nur noch um Geld geht und daß sie geht, wenn sie genug hat und ihren Farang nicht mehr unbedingt für ihre Ernährung braucht. Schließlich hat er es ja noch nicht einmal für nötig befunden, sie zu verstehen oder als eigenständige Person zu sehen, sondern nur ihren Nutzwert.

Auch die Vorstellung, ‘zu den Nutten zu gehen und sich bei den Säuen auszutoben’ ist garantiert europäisches Vorstellungsgut. Die Männer, die diese Meinung vertreten, sind nicht in der Lage, zu verstehen, daß das Leben und die Lebenseinstellung in Thailand ganz anders sind. Das wollen sie auch nicht wissen, sie sehen nur sich selbst und wollen ‘die Sau ‘rauslassen’. Sie brauchten gar nicht nach Thailand zu kommen. Das, was sie suchen, finden sie genausogut in Europa. Teurer, aber dafür ohne Flugkosten. Und die Enttäuschung bleibt dieselbe, denn dafür sorgen ja nicht die Frauen, sondern die Männer selbst durch ihre Erwartungen.

Wer nicht schon in Europa abfährt, um eine Frau mitzunehmen oder zu heiraten, sondern nur eine nette Freundin für den Urlaub sucht, und nicht ausschließt, aber nicht erwartet, daß er dabei eine feste Verbindung finden könnte, im Verlauf der Bekanntschaft etwas auf gegenseitige Sympathie achtet und auch selbst ein bißchen nett und umgänglich ist, der kann, wen auch vielleicht nicht auf Anhieb, aber doch nach einiger Zeit sicher finden, was er sucht. Und er kann auch im nächsten Urlaub wieder ein nettes Mädchen als Begleitung oder mögliche Partnerin finden, denn es kommen ständig neue Mädchen an die Bars, die durchaus zu einer netten Bekanntschaft oder einer Partnerschaft bereit sind, wenn der Partner sie nur so akzeptiert, wie sie sind und etwas nett ist.

Der Unterschied zwischen diesen Männergruppen liegt zunächst einmal scheinbar nur in der Erwartung und der Illusion. Doch diese sind nur äußerliche Erscheinungsweisen einer Lebenseinstellung, die aber grundsätzlich anders ist, als die in Thailand gängigen Lebenseinstellungen. In Europa versucht eine hohe Anzahl von Menschen mit einzelnen ausgewählten Personen in einem innigen ‘verschmolzenen’ Miteinander zu leben, was oft in einen absoluten Besitzanspruch ausartet. Eine nicht geringe Anzahl von Menschen haben die Hoffnung und damit die Bereitschaft aufgegeben, solch einen Menschen zu finden, mit dem sie in einer völligen Gemeinsamkeit leben könnten. So sehen sie auch den eventuellen Lebenspartner nur als einen Teil der allgemeinen Gesellschaft, die sich aus lauter Gegnern zusammensetzt, einer Gesellschaft, von der sie sich angegriffen fühlen, von der sie glauben, sich gegen sie behaupten und durchsetzen zu müssen, einer kalten Gesellschaft voller potentieller Feinde, die gegeneinander leben und sich mit Aggressionen begegnen.

In Thailand dagegen ist der Gedanke einer innigen Gemeinsamkeit in der Bevölkerung nicht sehr weit verbreitet. Die Vorstellungen eines partnerschaftlichen oder gesellschaftlichen Lebens sind nahezu identisch und weitaus oberflächlicher. Sie zeigen sich vorwiegend in der Vorstellung eines möglichst reibungslosen Nebeneinanders unter Vermeidung von Aggressionen, aber auch ohne emotionelle Anklammerung (die bestenfalls rein wirtschaftlich bedingt ist).

Doch diese verschiedenen Lebensvorstellungen oder -formen sind nur Äußerlichkeiten und keine Inhalte. Sie sagen noch nichts über das Vorhandensein einer emotionellen Bindung oder die Fähigkeit des Zusammenlebens aus, zumal ja in Thailand in vielen Fällen nur ein freundlich-friedliches Nebeneinander in der Partnerschaft angestrebt ist, eine Art netter Zweckgemeinschaft. Aus dieser können sich die Partner desto leichter trennen, je weniger emotionelle Gemeinsamkeit oder finanzielle Versorgung sie erleben.

Dadurch wird die Existensfähigkeit einer Partnerschaft mit einer Thailänderin nicht mehr wie früher von deren Eltern bestimmt, denn dazu ist die Landflucht zu groß geworden und auch viele einzelne Frauen verlassen das Land, wobei es kaum noch eine Rolle zu spielen scheint, ob sie dies vor oder nach der Ehe tun. Die Existenzfähigkeit einer Partnerschaft, insbesondere mit einem Farang ist aber auch nicht mehr durch dessen Kapital und die finanzielle Abhängigkeit gesichert, wie dies noch vor zwanzig Jahren der Fall gewesen sein mochte. Zu häufig sind die Mitteilungen geworden, daß eine Thailänderin ihren ausländischen Partner verlassen hat. Zumeist wird das damit begründet, der neue, zu dem sie ging, habe mehr Geld gehabt. Damit hat sich zumindest die Möglichkeit der Frauen herumgesprochen, einen anderen Partner zu finden, wenn sie mit einem gar nicht klarkommen, was dann wohl an dem einen oder dem anderen Partner liegen kann, zumeist aber wohl an beiden Partnern liegt.

Woran aber mag es liegen, wenn zwei Partner nicht zusammen zurechtkommen. In einer Ehe zwischen Ausländern und Thailänderinnen geschieht es nur äußerst selten, daß Nahrungsmangel der Grund für eine Trennung ist. Es kommt auch nicht allzu oft vor, daß es pure Geldgier der Partnerin ist, die die Trennung verursacht. Viel häufiger geschieht es, daß sie sich nicht verstehen, nicht mit einander klar kommen können. Das geschieht insbesondere dann, wenn er mit seinen europäischen Lebensvorstellungen kommt und sie nach seinen Vorstellungen beurteilt.

Dabei kann es geschehen, daß er eine tiefe, innige Bindung sucht und nicht damit klarkommt, daß sie zwar behauptet, daß sie ihn liebt, aber nicht aus sich herauskommt, auch keine spontane Aktivität zeigt, sich nichts einfallen läßt, was sie für ihn tun könnte, sondern einfach nur lächelnd da sitzt und alles tut, was er ihr befiehlt und von sich selbst aus nur das Geisterhäuschen versorgt. Er findet die von ihm gesuchte innige Gemeinsamkeit nicht und er findet an ihr keinen Halt, kann sich weder an sie anklammern noch erhält er die Anerkennung oder die Bewunderung, die er sucht und ist sicher, daß sie ihn nicht liebt. Tatsächlich aber folgt sie nur der hier üblichen Lebensvorstellung eines freundlich - friedlichen Nebeneinanders, bei dem sie ja auch noch alles tut, was er von ihr verlangt und ist überzeugt, daß sie eine gute Partnerin ist, wenn sie ihn nicht mit ihren Gefühlen ‘belastet’. Das kann in Einzelfällen so weit gehen, daß sie ihre Aufgabe nur darin sieht, mit ihm ins Bett zu gehen, weil Männer das ja wollen, seine Wäsche wäscht und Essen bereitet, weil sie eben glaubt, dies sei das ideale friedliche Nebeneinander, das eine Partnerschaft ergibt. Sie wird seiner Aufforderung, aktiv zu werden und ihm ihre Liebe zu zeigen, vielleicht mit völligem Unverständnis begegnen.

Es kann aber auch sein, daß der Farang die Lebenseinstellung vertritt, sich gegen alle anderen Menschen durchsetzen und sich beweisen zu müssen, auch gegenüber seiner Partnerin. Dabei bleiben Aggressionen nicht aus. Thailänder lernen aber nur selten, mit Aggressionen umzugehen. Aggressionen sind von allen Gefühlen die am meisten verbotenen. Deshalb führen Aggressionen oft sehr schnell zu einer völligen Unbeherrschtheit und für Europäer unverständlichen Reaktionen. Eben deshalb, weil die erfahrene Aggression nicht in das friedliche Nebeneinander der Partnerschaft gehört und die durch das völlige Unverständnis gegenüber dieser Aggression entstehende eigene Aggression nicht beherrscht und in Grenzen gehalten werden kann. Hierbei entstehen oft filmreife Eheszenen und eine hohe Zahl von Krankenhauspatienten.

Der Angelpunkt der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Ausländern und Thailändern ist also nicht die Liebe und nicht das vorhandene Kapital oder die damit zusammenhängende Versorgung, auf gar keinen Fall aber sind es die unterschiedlichen Lebenseinstellungen oder die Vorstellungen von Partnerschaft, die in Wirklichkeit die ersten Widersprüche und Probleme in das gemeinschaftliche Leben bringen.

Der Angelpunkt in einer Partnerschaft von Menschen aus verschiedenen Kulturen und völlig unterschiedlichen Gesellschaften besteht also nicht in ähnlichen Lebensvorstellungen, nicht in ähnlichen Erfahrungen oder Erwartungen, nicht in der Zweckgemeinschaft der gegenseitigen Versorgung von Bedürfnissen und schon gar nicht in dem verschwommenen Ausdruck der ‘Liebe’, sondern einzig und alleinig in der Achtung, die die beiden Partner vor anderen Menschen und voreinander haben. Diese Achtung beinhaltet das Akzeptieren des Partners und die Bemühung, ihn und seinen kulturellen und persönlichen Hintergrund zu verstehen und ihn sein Leben ohne Zwang leben zu lassen. Das bedeutet mehr, als nur Toleranz und mehr, als nur Zuneigung. Ein gemeinsames Leben ohne gegenseitige Achtung vor dem Partner ist nicht möglich.

Diese Achtung läßt sich meist schon beim Kennenlernen eines Menschen erkennen, so man denn selbst genug Achtung hat, um sie erkennen zu können. Man erkennt sie daran, wie ein Mensch sich gegenüber Untergebenen, Kinder, Bettlern, Kranken oder Körperbehinderten verhält, gegenüber Menschen, die Hilfe brauchen, aber vielleicht selbst nicht helfen oder sich nützlich machen können, oder daran, wie ein Mensch einen anderen begrüßt oder ihn berührt. Auch an einer Bar.

Es mag schon sein, daß keine Achtung erforderlich ist, um mit einem Menschen ins Bett zu gehen. Das kommt wohl auf den Kunden und seine Partnerin an. Es mag auch Leute geben, die auf Achtung keinen Wert legen. Das geschieht zumeist dann, wenn sie selbst keine haben. Was mich betrifft, so habe ich gelernt, bei jedem Menschen herauszufinden, ob und wieweit er Achtung vor anderen Menschen hat. Und ich habe mich meist entfernt, wenn sie keine haben. Sie werden mich nicht brauchen und ich sie sicher auch nicht.

Das darf aber nicht bedeuten, daß wir jeden Menschen ablehnen müssen, bei dem wir keine Achtung sehen. Genau so, wie wir Zuneigung entwickeln können, kann sich auch Achtung entwickeln und das kann einige Zeit dauern. Wir können auch einen Menschen achten, der uns nicht gerade achtet, weil er uns nicht kennt, aber doch wenigstens akzeptiert. Doch spätestens dann, wenn er Mißachtung erkennen läßt, wird ein Kontakt mit ihm nicht sinnvoll sein. Ein Mensch, der andere Menschen nicht achtet, hat es zumeist nötig, eine Rolle zu spielen, um die ihm fehlende Persönlichkeit zu ersetzen, und er wird sich zumeist auf seinen eigenen, gerade erreichbaren Vorteil konzentrieren. Und das ist nichts, was anderen Leuten helfen könnte.



von Dr.G.M. Gad Labudda

 
        #89  

Member

von Dr.G.M. Gad Labudda




‘Freier Sex’ für fünfhundert Baht

- Fünf Seiten von ‘Victor Schluff’ in ‘Die Geschichten gehen weiter’ -

- Thailand hat in aller Welt den Ruf, schöne und willige Frauen zu haben, die nur auf Ausländer warten. Das hat zur Folge, dass viele Leute sich mit ihren Illusionen in das sogenannte Liebesleben stürzen. Und manchmal hat das auch zur Folge, dass sie sich umgehend verlieben.-

Ein ungelöstes Problem menschlichen Lebens scheint darin zu bestehen, Gefühle nicht etwa ausleben zu wollen, sondern sie möglichst durch abstrakte Begriffe zu ersetzen. Sind die Versprechungen, die mir ein Mensch gibt, Liebe, oder ist es das, was ich von ihm verlange? Und, wenn er meine Erwartungen erfüllt, ist es dann wahre Liebe? Und ist freier Sex nur eine liberale Einstellung oder ist er wirklich gratis? Es ist für erstaunlich viele Menschen unbedingt erforderlich, hier eine klare Entscheidung zu treffen, bevor sie versehentlich einen Menschen lieben oder mit ihm gemeinsam Sex erleben könnten. Die positive Beantwortung der Fragen: „Liebst Du mich?“ oder „Wirst Du mich auch immer lieben?“ ist den weitaus meisten Menschen viel wichtiger, als diesen Menschen zu lieben.

Das kommt daher, dass es viel angenehmer und bequemer ist, geliebt zu werden, als zu lieben, was eine Aktivität ist und bedeutet, den geliebten Menschen ohne Erwartungen sein Leben leben zu lassen und ihm zu helfen, das zu tun, was er (motivational) will. Während also das deutsche ‘Ich liebe Dich’ eigentlich ‘Ich will für Dich da sein’ bedeutet und sehr unbequem sein kann, wird es in den meisten Fällen irrtümlich oder in böser Absicht ausgesprochen und bedeutet ‘Ich will Dich haben’. Die Spanier sagen dafür ‘Te quiero’, was beides bedeutet, der Wahrheit viel näher kommt und ehrlicher ist.

„Ja, die Naturvölker sind noch viel aufgeschlossener, als die zivili-sierten Länder“, beteuert Louis, ein sechsundvierzigjähriger Junggeselle, am Stammtisch, als der nur etwas ältere Gert von seinen Erfahrungen in Thailand berichtet und erzählt, dass man dort mit jeder Frau, die einem gefällt, ins Bett gehen kann. Man braucht sie nur zu rufen, dann kommt sie und man geht zusammen ins Hotel. Louis hat in der Zeitschrift Geo einmal einen Beitrag über irgend so ein exotisches Naturvolk gelesen. Er kann sich zwar nicht erinnern, wo diese Menschen gelebt haben, aber auf jeden Fall stand da etwas von freiem Sex und sie waren exotisch und lebten weit weg. Die Thai waren auch exotisch und lebten weit weg, und wenn Gert sagte, dass sie freien Sex praktizieren, dann müssen sie auf jeden Fall auch ein Naturvolk sein, das keine Bildung hat und die Weissen bewundert, was für Louis sehr interessant war, denn er wollte schon immer einmal bewundert werden.

Auch Bernhard, der früher einmal einige Semester Anthropologie studiert hat, stimmt zu und erwähnt sogenannte primitive Kulturen in Südamerika, Afrika und in Asien, die den freien Sex praktizieren. Als Beispiel nennt er die Akha, die ja auch in Thailand leben. Sie sehen den menschlichen Körper und den Sex als etwas Natürliches an, meint er und fügt hinzu, dass die Frauen der Akha schon seit Jahrhunderten in Miniröcken herumlaufen, also lange, bevor die Miniröcke in Europa erfunden wurden, schon welche trugen.

Er erklärt: „Die Akha kennen zwar die Ehe, aber sie halten es für gut, wenn die Jugendlichen noch vor der Ehe freien Sex erleben, sich ihre Sexualpartner frei aussuchen, um sich zu erproben und Sex mit verschiedenen Partnern kennenzulernen. Dafür haben sie eine eigene Hütte, wo sich die jungen Leute begegnen und kennenlernen, bis sie zusammen in einen speziellen hochgelegenen Bau gehen, in die sogenannten Junggesellenhütten, in dem die einzelnen jungen Männer wohnen. Dadurch fällt es ihnen dann später auch viel leichter, den richtigen Partner fürs Leben zu finden.“

Nun fühlte Kurt sich verpflichtet, einzuschreiten: „Aber das ist doch eine Sauerei, das gehört doch verboten!“, ereifert er sich. Doch Bernhard wundert sich und fragt: „Was ist eine Sauerei, der Sex? Du meinst also, dass alle Menschen durch eine Sauerei geboren werden. Du bist verheiratet und hast Kinder; was hast Du denn mit Deiner Frau für Sauereien angestellt?“ Nun ist Kurt empört: „Das ist etwas ganz anderes, wir sind schliesslich verheiratet.“ Doch Bernhard meint: „Wenn Du Deinen Finger in Deinen Hintern steckst und anschliessend in die Nase, dann ist das eine Sauerei, nicht wahr? Und das bleibt auch dann eine Sauerei, wenn Du vom Staat eine Bescheinigung bekommst, dass Du das darfst.

Aber wie kommst Du auf die Idee, dass Sex eine Sauerei ist?“ Etwas verunsichert sagt Kurt nach emsiger Überlegung: „Na ja, auf jeden Fall ist Sex mit Jugendlichen eine Sauerei, weil deren Körper noch nicht so weit entwickelt ist.“ Bernhard erklärt: „Wenn die Jugendlichen von sich aus miteinander ins Bett gehen, kannst Du Dich darauf verlassen, dass der Körper schon ausreichend entwickelt ist. Wenn er es nicht sein sollte, dann kann auch nichts passieren. Und jetzt komm’ mir bitte nicht mit fünfzehnjährigen Pädophilen, die mit vierzehnjährigen Mädchen ins Bett gehen und dem Hinweis, dass Pädophilie bei uns verboten ist. Die verherrlichten grossen Liebenden der Weltgeschichte kämen heute bei uns vor Gericht: Als Paris die dreizehnjährige Helena nach Troja entführte, war er zwölf Jahre alt. Wir dürfen nicht vergessen, dass verschiedene Völker vollkommen unterschiedliche Traditionen haben und dass Sexualität und Alter in Asien schon von der Geschichte der Länder her eine ganz andere Bedeutung haben, auch wenn das nicht immer positiv ist.

Aber man ändert an der Einstellung der Menschen nichts durch Gesetze oder Gefängnisstrafen. Ich sehe übrigens den Unterschied zwischen Sex und Sauerei nicht in dem ausschliesslich genehmigten Zweck, Kinder zu zeugen, um irgend einer Religionsgemeinschaft neue Gläubige zuzuführen, einer gesetzlichen Altersgrenze, dem Besitz einer staatlichen Beischlafgenehmigung oder einer erwünschten Steuerermässigung, sondern nur darin, ob zwei Leute von sich aus ohne Zwang miteinander ins Bett gehen und Sex erleben, oder ob jemand dazu gezwungen wird. Der Zwang ist eine Sauerei, gleichgültig, um welchen Zwang es sich handelt, nicht der Sex.“

Der letzte Teil der Diskussion hat Louis schon nicht mehr interessiert. Er hatte genug gehört: Freier Sex beim Naturvolk der Thai, wo man die Frauen einfach zu sich rufen kann. Genau das, was er sich in seinen Wachträumen schon immer vorgestellt hat. Er ist allerdings nicht der Hellste und war auch noch nie im Ausland, deshalb spricht er mit Gert, der in vier Monaten wieder nach Thailand fahren will, und fragt, ob sie nicht zusammen fahren können. Gert ist einverstanden, er meint, das könnte vielleicht mehr Spass machen.

Louis füllt die vier Monate bis zur Abreise mit Träumen. Da er Thailand nicht kennt, stellt er sich vor, wie er bei sich zuhause vor dem Bahnhof steht, alle Frauen beobachtet, die er schon in Illustrierten und auf Postern gesehen hat und nun auf ihn zugehen. Er ruft die schönsten nacheinander zu sich und geht mit ihnen ins Bett. Paradiesisch. Und genau so soll sein Urlaub verlaufen. Eigentlich war das ja ganz klar mit dem freien Sex. Ihm würde es Spass machen, mit vielen jungen, hübschen Frauen ins Bett zu gehen. Also müsste es auch den Frauen Spass machen, mit hübschen, jungen Männern ins Bett zu gehen, zu denen er sich zählte, auch wenn hier die Entscheidung im Zweifelsfall für den Angeklagten gefallen war.

Das Desinteresse der Frauen am Sex, das er so oft erlebte, führte er auf eine Tradition aus alten Zeiten zurück, als es noch keine Verhütungsmittel gab und die Frauen Angst hatten, Kinder zu kriegen. Auf gar keinen Fall konnte es sein, dass seine Sexinteressen von Frauen wegen seiner Person abgelehnt wurden, oder vielleicht, weil er nicht stattlich oder schön war. Das konnte einfach nur an den Vorurteilen der Frauen liegen. Und nun fuhr er in ein Land, in dem die Frauen aufgeschlossen waren, wo es den freien Sex gab. Die Zeit verging mit Träumen von Hula-Mädchen und Playgirls vor dem Bahnhof, aus denen er erst erwachte, als die Maschine in Bangkok landete.

Schon auf dem Weg nach Pattaya übte er sich in der Auswahl der schönsten Frauen, die er vom Autofenster aus sehen konnte, was sich anfangs etwas schwierig gestaltete, weil diese Frauen viel mehr Kleidung trugen, als die Frauen seiner Träume. Aber er tröstete sich damit, dass diese Frauen die Kleidung spätestens zum freien Sex ablegen mussten und stellte sich die jüngeren Frauen, die er sehen konnte, ohne Kleidung vor. Nur kurz fiel ihm in Bangkok auf, dass er sich Naturvölker eigentlich immer ganz anders vorgestellt hatte, ohne so viele Häuser, Strassen und Autos, aber das waren wohl nur nebensächliche Äusserlichkeiten.

Im Hotel angekommen duschten sich die Freunde, assen eine Kleinigkeit und ruhten sich etwas aus, damit sie frisch waren, wenn sie sich nach dem Abendessen so gegen 20 Uhr ins Nachtleben stürzen wollten. Louis klopfte an Gerts Zimmer und sie trafen sich im Restaurant des Hotels, um nach einem gemütlichen Essen gemeinsam den kurzen Weg ins Stadtzentrum zu schlendern. Sie waren noch keine fünfzig Meter gegangen, als Louis auf zwei Fingern pfiff, „Eh, you!“ schrie und heftig mit beiden Armen winkte. Als Gert ihn erstaunt ansah, zeigte er auf eine hübsche junge Frau in eleganter, enganliegender Kleidung mit einem tiefen Ausschnitt, die langsam aus einem Juwelierladen kam und sich auf den Rücksitz eines wartenden BMW setzte. „Ob die mich nicht gehört hat?“, fragte er Gert enttäuscht. Der war etwas verstört und wollte wissen: „Kennst Du sie denn?“ Doch der meinte ganz harmlos: „Nee, aber die hätte mir im Bett schon gefallen. Du hast doch gesagt, hier ist freier Sex und man braucht die Frauen nur zu rufen.“
Nur kurz fiel Gert ein, dass es einer seiner Jugendträume gewesen war, Affen zu dressieren. Doch dann überwand er sich und versuchte, Louis aufzuklären: „Das bezieht sich natürlich nicht auf alle Frauen im Land und nicht auf alle Frauen auf der Strasse. Die Frauen, die Du rufen kannst, um mit ihnen ins Bett zu gehen, triffst Du nicht in Juwelierläden, in BMW’s oder auf der Strasse, sondern nur an bestimmten Orten...“ Louis war enttäuscht, aber er versuchte, zu verstehen: „Dann ist das wohl eine andersdenkende Bevölkerungsgruppe, so wie in Deutschland die Grünen, und die treffen sich dann so ähnlich wie bei den Akha in einer speziellen Begegnungshütte, ja?“ Gert seufzte und meinte: „Äh, so ähnlich, ja.“ Und dann gingen sie weiter zu der Begegnungshütte mit dem Namen „Pussy Bar“, in der gerade einige sehr dekorativ entkleidete Mädchen unter Leuchtstoffröhren und flackernden Lichtern an den Stangen tanzten und hoffnungsvoll auf ihre lukrative Begegnung mit dem überwiegend deutschsprachigen Publikum warteten, das sie biertrinkend fast so interessiert betrachtete, als gehörten sie zum Wochenendprogramm der Bundesliga und spielten Fussball.

„Das ist ja toll“, begeisterte sich Louis bei einem Chang-Bier und folgerte: „Dann kommen die Frauen nach der Arbeit und stellen sich hier zur Schau, weil sie freien Sex suchen, nicht wahr?“ Gert war der Verzweiflung nahe, doch er kannte Louis schon länger, fasste sich daher in Geduld und erklärte ruhig: „Das ist nicht ganz richtig; sie kommen nicht von der Arbeit, sondern das ist ihre Arbeit...“ Louis verstand das nicht: „Aber wenn die das gratis machen, dann ist das doch keine Arbeit. Womit verdienen sie denn ihren Lebensunterhalt, wenn sie für ihre Arbeit kein Geld bekommen, oder sind die so reich, dass sie es nicht nötig haben, Geld zu verdienen?“

Gert hatte seine liebe Mühe, Louis verständlich zu machen, dass „Freier Sex“ sich nicht auf den Preis, sondern auf die Einstellung zum Sex bezog. „Die Einstellung der thailändischen Gesellschaft zum Sex ist viel freier, als in Europa“, behauptete er aufgrund seiner umfangreichen Erfahrungen, die er von Thailand in seinem zweiwöchigen Urlaub in Pattaya bereits gesammelt hatte. Leider beschränkten sich seine Erfahrungen mit Thailändern auf jene, die sich in den Bars finden liessen, was nicht sehr repräsentativ für die Bevölkerung ist. „Deshalb findest Du hier um die fünfzigtausend Mädchen, wie die Regierung einmal gesagt hat, die dringend einen Farang suchen, einen weissen Ausländer, und sogar bereit sind, mit Dir ins Bett zu gehen. Die bleiben die Nacht über und vielleicht auch am nächsten Tag und dafür nehmen sie nur fünfhundert Baht, das sind rundgerechnet zehn Euro und das ist schon fast gratis.“ Louis war weitgehend überzeugt, er verstand nur nicht: „Warum nehmen sie denn Geld dafür, wenn es freier Sex ist?“ Gert wurde ärgerlich: „Weil sie sonst nichts zu essen haben, das ist doch wohl klar.“ Louis verstand immer noch nicht: „Sie verkaufen also Sex, weil sie sonst nichts zu essen haben. Aber warum nennt man das denn freier Sex, wenn die Frauen dazu gezwungen sind, weil sie sonst nichts zu essen haben?“

Es war wirklich schwierig mit Louis und Gert erklärte: „Das ist nicht so einfach. Schau ‘mal, alle Mädchen, die hier sind, sind arm und haben kein Geld. Aber da kommen Mädchen, weil ihnen der Sex Spass macht und sie hoffen, dass sie dabei gut verdienen. Andere Mädchen kommen, weil sie ihre Eltern oder Kinder ernähren wollen oder müssen und nichts anderes tun können, nichts gelernt haben und nicht arbeiten können, wenn sie die Kinder zuhause haben, die finden sich mit dem Sex ab, weil sie damit Geld verdienen und dann kommen auch Mädchen, die hoffen, einen Farang ausnehmen und dabei reich werden zu können. Die Mädchen, die überhaupt keinen Sex akzeptieren, die kommen auch nicht hierher. Die Mädchen sind nicht alle gleich, Du musst selbst herausfinden, was sie wollen, wie Du sie empfindest, welche Verbindung Du zu ihnen hast, welche Gemeinsamkeit Du mit ihnen empfindest und wie Du mit ihnen zurechtkommst.“

Aber auch hier prostestierte Louis und meinte: „Ich will doch gar nichts herausfinden. Verstehst Du denn nicht? Du hast doch gesagt, hier gibt es freien Sex. Den suche ich, sonst nichts.“ Gert atmete tief ein und erklärte: „Es gibt keinen freien Sex. Wenn eine Frau bereit ist, mit Dir Sex zu haben, dann will sie immer eine Gegenleistung, angefangen von einer vernünftigen Leistung oder einem Eingehen auf sie beim Sex, bis hin zum Pelzmantel, einem Cabriolet oder der Ehe. Der Begriff ‘Freier Sex’ bezeichnet ursprünglich nur die Einstellung gegenüber Partnerwechsel, das heisst, dass Partner ihrem Partner sexuellen Umgang mit anderen Personen erlauben. Freier Sex bedeutet nicht, dass jemand sich so frei fühlt, mit irgend jemand Sex zu haben und es ist auch kein Werbeangebot von Hotels oder Reiseagenturen. Der Begriff wird manchmal für Partnerwechsel gebraucht und fälschlicherweise, wenn ein Junggeselle sagt, dass er bei einer Frau nicht zu bezahlen brauchte. Aber, was kümmerst Du Dich die ganze Zeit nur darum, einen passenden Begriff zu suchen. Willst Du hier Germanistik studieren, willst Du hübsche Mädchen und Sex suchen, oder bist Du vielleicht nur zu geizig, für eine Nacht zehn oder fünfzehn Euro zu bezahlen?“

Louis druckste und erklärte: „Du hast gesagt, dass sich die Frauen um Weisse reissen und dass man sie nur zu rufen braucht. Mich stört, dass ich dafür bezahlen soll, wenn sie sich doch um mich reissen. Ich verstehe das nicht.“ Gert war der Verzweiflung nahe: „Also gut, sie sind nicht hinter Dir her, sondern hinter Deinem Geld. Aber was soll’s. Geh’ doch ‘mal in Deutschland in eine Disco, zeig’ Deine Figur und Dein Gesicht, sag’ wie alt Du bist, halt’ zehn oder fünfzehn Euro hoch und frag’, welche Frau dafür mit Dir die Nacht im Bett verbringt. Dort bekommst Du Prügel, und hier geht praktisch jede Frau mit. Reicht Dir das nicht?“

Louis sah ein, dass er irgendwo Recht hatte. Sein Einzug als umworbener Star war also misslungen. Aber er konnte sich ja noch als reicher Farang umwerben lassen und machte sich nun frischen Mutes daran, nacheinander jene Frauen auszusuchen, die die meiste Ähnlichkeit mit seinen Traumschönheiten hatten und zeigte dabei deutlich, dass er bereits in die Wechseljahre gekommen war. Gert erhielt am nächsten Morgen regelmässig einen genauen Bericht darüber, ob die jeweilige Frau ihm erklärte, dass sie anständig ist und gar nicht ins Bett will, sondern nur einen Farang sucht, der ihr aus Mitleid Geld schenkt, ob sie das Licht ausschaltete, sich wie ein Bügelbrett verhielt oder behauptete, Jungfrau zu sein und eine geplatzte Bauchdecke hatte. Er erhielt auch allmor-gendlich ausführliche Berichte über die Schönheit und das Verhalten der Frauen und man merkte Louis an, dass es ihm sehr wichtig war, mitzuteilen, dass er mit einer Frau im Bett gewesen war.

Zu den Berichten gehörte aber nie eine Mitteilung über das Wesen der Frauen, über ihre Herkunft, ihr Leben, das, was sie wollten oder auch nur eine Andeutung, worüber sie miteinander gesprochen haben. Aber Louis zeigte sich gut beschäftigt und Gert brauchte sich nicht mehr viel um ihn zu kümmern, was er mit Erleichterung bemerkte. Sie trafen sich regelmässig beim Frühstück, wo Louis über seine Abenteuer berichtete, sich vielleicht noch über eine Frau beschwerte, die besonders hübsch war und von ihm für die Nacht sieben- oder achthundert Baht verlangt hatte, worauf sie sich noch eine Zeitlang unterhielten und manchmal ein gemeinsames Treffen am Abend in einer Bar verabredeten, aber ansonsten gingen sie weitgehend ihre eigenen Wege.

Vier Tage vor Urlaubsende erschien Louis zum Frühstück mit strahlendem Gesicht und einer mandeläugigen Achtzehnjährigen im Arm, die viel von ihrer hellbraunen Haut sehen liess und sehr verführerisch lächelte. Nachdem er sie ausgiebig in den höchsten Tönen gelobt hatte, machte er eine kleine Pause, dann fragte er Gert: „Sag’ ‘mal, was braucht man eigentlich, wenn man so eine Frau nach Deutschland mitnehmen will?“ Gert hatte gar kein gutes Gefühl, als er aufzählte: „Dazu brauchst Du die Frau, die mitgehen will, sehr viel Geld, ein sonniges Gemüt, unbegrenzten Optimismus, ein dickes Wörterbuch zur Verständigung, Viagra, einen Käfig oder eine Kette, damit sie nicht wegläuft und eine Pensionsberechtigung, um die Zeit zu haben, die man sich um sie kümmern muss.“ Doch Louis hörte nicht hin und schwärmte, wie sehr er Nok liebt, dass sie so gut zusammenpassen, dass sie so wunderschöne Augen hat, einen so sinnlichen Mund und eine berauschende Figur, bis er endlich erklärte, sie sei in Pattaya die einzige anständige, liebevolle, intelligente, verständnisvolle, hingebungsvolle, sparsame...

Gert verbarg sein Gesicht in den Händen und war dem Schluchzen nahe. Eine Aufklärung über Menschen, Zuneigung, Gemeinsamkeit, Partnerschaft, Verpflichtungen oder Verständnis hielt er in Louis derzeitigem Zustand für völlig ausgeschlossen und den Versuch für sinnlos und er bedauerte zutiefst, dass er seinen Jugendtraum, Affen zu dressieren, nie verwirklich hatte. Nun hatte er noch nicht einmal eine Grundausbildung und fühlte sich vollkommen unfähig, Louis ausgerechnet in seiner Brunftzeit zur Seite zu stehen.


von Dr.G.M. Gad Labudda
 
        #90  

Member

Nutten in Pattaya?

Höre ich erst zum zweiten Mal..555


Gruss,


Merlin
 
  • Standard Pattaya Afrika Afrika Phillipinen Phillipinen Amerika Amerika Blank
    Oben Unten