Member hat gesagt:
Gut geschrieben und man hat das Gefühl "Live" dabei zu sein.
Sehr neugierig wie es weitergeht.
Danke dir, das freut mich riesig! Ich geb mir Mühe, dass es sich echt und nah anfühlt. Und wer weiß – vielleicht wird’s für den ein oder anderen zwischendurch etwas ruhiger, aber hey… auch das gehört zu einer echten Reise dazu, oder?
Member hat gesagt:
Sehr schöner Schreibstil. Zwei tolle Frauen hintereinander kennengelernt, Respekt, hehe. Finde es auch gut, dass Ihr beide nicht gleich in der Kiste gelandet seid
Haha, danke dir! Thailand hält so einige Überraschungen bereit – menschlich wie landschaftlich. Und ja, manchmal ist es genau das langsame Kennenlernen, das eine Begegnung besonders macht. Alles zu seiner Zeit
Member hat gesagt:
Wenn man die Werke eines der größten Meister der amerikanischen Literatur, F. Scott Fitzgerald, liest, dann spürt man, dass diese tief und verletzlich von seiner verzweifelten Liebe zu Zelda inspiriert waren.
Was mich besonders fasziniert, sind Werke und Berichte, die ihren Fokus in ihrem Gegenüber finden. Mehr Sie als Ich. Mehr die scharfsinnige Betrachtung der anderen Person. Mehr das, was sie innerlich ausmacht als die reine Optik. Sei es die erreichte oder unerreichte Liebe. Das Wir findet sich hauptsächlich in der Betrachtung der anderen Person. Deshalb - aber nicht nur deswegen - mag ich deinen Schreibstil. Man liest nicht, sondern man fühlt sich hinein. Man nimmt nicht zur Kenntnis, sondern man hofft. Man steigt ein und ist auf dieser Reise der blinde Passagier eurer Emotionen. Das ist toll und macht Lust auf die Fortsetzung.
Mir kam dieses Zitat aus "The Great Gatsby" in den Sinn: "Gatsby believed in the green light, the orgastic future that year by year recedes before us".
So hoffe ich schon jetzt, dass Ilaya und das Erleben mit ihr nicht eines dieser grünen Lichter auf der anderen Seite der Bay werden wird, welches wir Jahr für Jahr nur aus der Ferne betrachten, sondern, dass du eintauchen darfst in dieses grüne Licht des Verlangens und des Begehrens.
Was für eine Rückmeldung – ich bin ehrlich bewegt. Deine Worte fühlen sich an wie eine Umarmung für den Text selbst. Besonders der Vergleich zu Fitzgerald und Zelda trifft tief. Diese Art, nicht sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Blick auf das Gegenüber zu richten – das ist genau das, was ich mit meiner Erzählweise versuche. Nicht "Ich und die Welt", sondern: "Sie, und wie sie die Welt in mir verändert." Zumindest bis hierher. Es werden sich noch Abgründe auftun.
Dass du das so wahrnimmst und fühlst, ist für mich ein riesiges Kompliment. Denn gerade Ilaya war – oder ist – genau so ein Mensch: mehr als nur eine Begegnung, eher eine leise Verschiebung im inneren Koordinatensystem.
Und dein Zitat aus
The Great Gatsby? Gänsehaut. Vielleicht ist das grüne Licht manchmal tatsächlich näher, als man denkt – vielleicht steht man sogar eines Tages direkt davor, ohne es gleich zu erkennen. Was daraus wird, wird sich zeigen. Zu dem Zeitpunkt war ich noch unterwegs. Noch ein Suchender. Vielleicht auch noch heute
Danke, dass du als blinder Passagier mitfährst. Ich verspreche, es geht weiter. Und vielleicht… sogar noch ein Stück tiefer.
Manche Kapitel sind vielleicht nicht spektakulär, aber dafür ehrlich. Und manchmal steckt gerade in den kleinen Momenten die größte Geschichte.
Kühle Klarheit – Entscheidung am Wasser
Nach einer Nacht, in der ich geschlafen hatte wie ein Fels im Monsun, wachte ich mit dem Gefühl auf, endlich wieder bei mir selbst angekommen zu sein. Mein Körper war zwar immer noch ein bisschen müde, aber nicht mehr ausgelaugt. Mein Kopf fühlte sich klarer an – oder zumindest bereit, klarer zu werden.
Ich schleppte mich ins Bad, duschte lang und heiß, ließ das Wasser über mich laufen wie eine kleine Reset-Taste. Danach rasieren, Zähne putzen, das übliche Programm. Die Welt draußen war schon wach, aber ich ließ mir Zeit.
Unten im Hotelrestaurant schnappte ich mir ein kleines Frühstück – nichts Großes. Ein bisschen Obst, ein Toast, ein schwarzer Kaffee. Kein Instagram-Brunch, sondern einfach Treibstoff für den Tag. Ich war nicht hier, um zu posen. Ich war hier, um zu fühlen.
Nach dem Frühstück ging ich direkt ins kleine Gym im obersten Stock. Kein Luxus-Fitnessstudio, aber ausreichend – ein paar Hanteln, ein Laufband, Spiegel, eine Klimaanlage, die tat, was sie konnte. Ich stellte die Musik auf lautlos und die Gedanken auf Durchzug.
Ich lief. Ich schwitzte. Ich drückte. Ich zog.
Nicht, um Muskeln aufzubauen. Nicht, um irgendwas zu beweisen.
Sondern um den Lärm im Kopf durch die Stille des Körpers zu ersetzen.
Mit jeder Wiederholung, mit jedem Tropfen Schweiß wurde der Wirrwarr in meinem Inneren ein kleines Stück sortierter.
Nach etwa einer Stunde saß ich auf der Matte, ein Handtuch im Nacken, atmete tief durch. Dann ging ich hinaus auf die Dachterrasse und ließ mich auf eine der Liegen fallen. Das flirrende Bangkok lag vor mir – chaotisch, laut, lebendig.
Ich war nicht hier, um mich zu verlieren. Ich war hier, um mich zu finden.
Und vielleicht war genau das gerade dabei zu passieren.
Um einen klareren Gedanken zu fassen, schnappte ich mir mein Handtuch und ging zum Pool. Der Außenbereich war ruhig, fast leer. Nur ein älteres Pärchen trieb still im Wasser, ein Typ döste mit Sonnenbrille auf einer Liege.
Ich ließ mein Shirt fallen, stellte mich kurz an den Beckenrand, atmete tief durch und tauchte ab.
Das Wasser war angenehm kühl. Nicht kalt. Eher wie eine Erinnerung daran, dass die Welt größer ist als meine Gedanken.
Ich schwamm ein paar ruhige Bahnen. Ohne Eile. Ohne Ziel.
Nur das rhythmische Eintauchen der Arme, das Glucksen der Wellen, das leichte Brennen in den Muskeln.
Und mit jeder Bewegung legte sich ein bisschen mehr Ruhe in mir ab.
Irgendwann ließ ich mich auf den Rücken treiben, sah in den Himmel über Bangkok – ein Blau, das langsam heller wurde, durchzogen von einem Dunst, der nie ganz verschwand.
So fühlte sich auch mein Inneres an: Noch nicht ganz klar. Aber auf dem Weg dorthin.
Ich wusste, dass ich heute eigentlich weiterfahren wollte.
Bangkok. Ayutthaya. Chiang Mai.
Pläne. Impulse. Möglichkeiten.
Was davon war richtig? Was war nur Flucht?
Die Reiseroute war halbwegs geplant. Die Tickets noch nicht gebucht – aber der Plan stand.
Und dann war da Ilaya.
Kein Plan. Kein Versprechen. Aber dieses Gefühl.
Dass es mehr sein könnte. Oder auch nicht.
Und die einzige Möglichkeit, es herauszufinden, war… weiterzugehen. Nicht stehenzubleiben. Nicht klammern. Aber auch nicht fliehen.
Ich schwamm zurück zum Rand, legte meine Arme auf den Beckenrand und ließ den Kopf auf dem Handtuch sinken.
Dann traf ich die Entscheidung. Ohne großes Drama. Ohne To-do-Liste.
Ich würde weiterreisen.
Nicht trotz Ilaya. Sondern auch wegen ihr.
Denn wenn sie wirklich wichtig wurde, dann würde sie bleiben – oder wieder auftauchen.
Und wenn nicht, dann war sie genau das gewesen, was sie jetzt war:
Ein echtes Kapitel. Kein Fehler. Keine Ablenkung. Sondern ein Grund, diese Reise mit offenem Herzen fortzusetzen.
Ich stand auf.
Trocknete mich ab.
Und wusste: Jetzt war ich bereit für den nächsten Abschnitt.
Ich ging zurück ins Zimmer, warf meine Sachen in den Rucksack, ein letzter prüfender Blick: Handy – keine Nachricht von Ilaya. Kein „Hey, wie geht’s?“, kein „Gute Reise“. Nur dieser stille Bildschirm, der mehr sagte, als Worte es gekonnt hätten. Ich zuckte innerlich mit den Schultern, obwohl es mich doch mehr traf, als ich zugeben wollte.
Also runter zur Rezeption, auschecken – zack, erledigt. Dann rauf auf ein quietschendes TukTuk. Bangkok vibrierte wie immer: dichter Verkehr, hupende Roller, bunte Schilder, Kabelgewirr über den Straßen, Garküchen, die nach allem gleichzeitig rochen. Ich ließ mich mittreiben – ein letzter Schluck Großstadt, bevor es weiterging.
Am Bahnhof löste ich mein Ticket für die Holzklasse. Kein Schnickschnack, keine Klimaanlage, einfach Fenster auf und durch. Der Zug ratterte los, und ich stellte mich in die offene Tür, von der ein paar Stufen nach unten führten.
Dort, auf der Treppe, ließ ich mich vom Fahrtwind umhüllen.
Thailand zog an mir vorbei – erst noch Stadtrand mit Autowerkstätten, Wellblechdächern und staubigen Hinterhöfen. Dann allmählich weiter ins Grüne: Felder, ab und zu ein kleiner Tempel oder ein verlassenes Haus. Keine Postkartenidylle, aber ehrlich.
Und mittendrin ich, irgendwo zwischen Gehen und Bleiben, zwischen Neugier und Heimweh.
Etwa zehn Minuten später trat ein Japaner neben mich. Ruhiger Typ, schätzungsweise Anfang 30. Er sprach passables Englisch, wir kamen ins Gespräch – ganz locker. Über unsere Reisen, über die Länder, durch die wir gerade zogen, über Essen, natürlich. Es tat gut, mal mit jemandem zu reden, der genau wie ich einfach unterwegs war. Vielleicht eine halbe Stunde quatschten wir so, dann ging er wieder rein.
Ich blieb an der Tür stehen.
Der Fahrtwind war warm, aber angenehm. Die Sonne stand hoch, war grell, aber nicht gnadenlos. Mein T-Shirt klebte ein wenig, aber das störte mich nicht. Ich dachte wieder an Ilaya. An das Lächeln. An ihre Stimme. An das alles.
Und ich fragte mich: Warum fehlt mir jemand, den ich kaum kenne – aber irgendwie doch?
Vielleicht ist das manchmal alles, was es braucht: einen Moment, eine Verbindung, eine Ahnung davon, was möglich wäre.
Und dann ratterte der Zug weiter, als hätte er keine Zeit für solche Gedanken.
Als der Zug langsam in Ayutthaya einrollte, riss ich mich innerlich von meinen Gedanken los. Ich schnappte meinen Rucksack, stieg aus – die Sonne brannte, der Bahnsteig war staubig, irgendwie wirkte alles gleich entspannter als in Bangkok, aber auch… ruhiger. Leiser.
Ich hatte bis zu diesem Moment noch keine Unterkunft gebucht. Also setzte ich mich kurz auf eine Bank im Schatten, zückte mein Smartphone und scrollte durch ein paar Optionen. Ich wollte nichts Luxuriöses, aber auch kein Loch. Etwas, das zentral genug lag, um spontan loszuziehen, aber nicht mitten im Trubel.
Nach zehn Minuten hatte ich was gefunden – ein kleines Gästehaus, schlicht, freundlich bewertet, mit dem gewissen „Passt schon“-Vibe. Ich buchte direkt, bekam die Bestätigung, und schon war ich wieder unterwegs – raus aus dem Bahnhof, rein ins nächste TukTuk.
Von Ayutthaya hatte ich ehrlich gesagt bisher kaum einen Plan. Keine Liste, keine Route, nicht mal grob markierte Spots auf Google Maps. Aber das war auch irgendwie genau das, was ich jetzt brauchte: einen Ort, der mir noch nichts schuldete. Einen Ort, bei dem ich nicht das Gefühl hatte, schon zu wissen, was mich erwartet.
Die paar Bilder, die ich vor der Reise gesehen hatte – Ruinen, alte Tempel, große Buddha-Statuen zwischen Baumwurzeln – hatten mir gefallen. Etwas Rohes, Zeitloses, leicht Verfallenes, aber mit Würde. Wie Geschichte, die nicht konserviert wird, sondern einfach weiterlebt.
Während das TukTuk durch die Straßen ratterte, ließ ich die neue Umgebung langsam auf mich wirken. Breitere Straßen, flache Häuser, vereinzelte Mönche in orangefarbenen Roben, viel Grün.
Ich hatte keine Ahnung, was die nächsten Tage bringen würden. Aber genau das fühlte sich plötzlich wieder richtig an.
Frei. Ungeplant. Offen.
Und trotzdem mit einer leisen Stimme im Hinterkopf, die immer wieder flüsterte:
Ilaya.