Thailand Erstens kommt es anders, zweitens....

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        #31  

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Wenn du so weiter machst, schlage ich dich für den Nobelpreis in Literatur vor. 😁😁😁
 
        #32  

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Member hat gesagt:
Gut geschrieben und man hat das Gefühl "Live" dabei zu sein.

Sehr neugierig wie es weitergeht.

Danke dir, das freut mich riesig! Ich geb mir Mühe, dass es sich echt und nah anfühlt. Und wer weiß – vielleicht wird’s für den ein oder anderen zwischendurch etwas ruhiger, aber hey… auch das gehört zu einer echten Reise dazu, oder?

Member hat gesagt:
Sehr schöner Schreibstil. Zwei tolle Frauen hintereinander kennengelernt, Respekt, hehe. Finde es auch gut, dass Ihr beide nicht gleich in der Kiste gelandet seid
Haha, danke dir! Thailand hält so einige Überraschungen bereit – menschlich wie landschaftlich. Und ja, manchmal ist es genau das langsame Kennenlernen, das eine Begegnung besonders macht. Alles zu seiner Zeit ;-)


Member hat gesagt:
Wenn man die Werke eines der größten Meister der amerikanischen Literatur, F. Scott Fitzgerald, liest, dann spürt man, dass diese tief und verletzlich von seiner verzweifelten Liebe zu Zelda inspiriert waren.

Was mich besonders fasziniert, sind Werke und Berichte, die ihren Fokus in ihrem Gegenüber finden. Mehr Sie als Ich. Mehr die scharfsinnige Betrachtung der anderen Person. Mehr das, was sie innerlich ausmacht als die reine Optik. Sei es die erreichte oder unerreichte Liebe. Das Wir findet sich hauptsächlich in der Betrachtung der anderen Person. Deshalb - aber nicht nur deswegen - mag ich deinen Schreibstil. Man liest nicht, sondern man fühlt sich hinein. Man nimmt nicht zur Kenntnis, sondern man hofft. Man steigt ein und ist auf dieser Reise der blinde Passagier eurer Emotionen. Das ist toll und macht Lust auf die Fortsetzung.

Mir kam dieses Zitat aus "The Great Gatsby" in den Sinn: "Gatsby believed in the green light, the orgastic future that year by year recedes before us".

So hoffe ich schon jetzt, dass Ilaya und das Erleben mit ihr nicht eines dieser grünen Lichter auf der anderen Seite der Bay werden wird, welches wir Jahr für Jahr nur aus der Ferne betrachten, sondern, dass du eintauchen darfst in dieses grüne Licht des Verlangens und des Begehrens.

Was für eine Rückmeldung – ich bin ehrlich bewegt. Deine Worte fühlen sich an wie eine Umarmung für den Text selbst. Besonders der Vergleich zu Fitzgerald und Zelda trifft tief. Diese Art, nicht sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Blick auf das Gegenüber zu richten – das ist genau das, was ich mit meiner Erzählweise versuche. Nicht "Ich und die Welt", sondern: "Sie, und wie sie die Welt in mir verändert." Zumindest bis hierher. Es werden sich noch Abgründe auftun.

Dass du das so wahrnimmst und fühlst, ist für mich ein riesiges Kompliment. Denn gerade Ilaya war – oder ist – genau so ein Mensch: mehr als nur eine Begegnung, eher eine leise Verschiebung im inneren Koordinatensystem.

Und dein Zitat aus The Great Gatsby? Gänsehaut. Vielleicht ist das grüne Licht manchmal tatsächlich näher, als man denkt – vielleicht steht man sogar eines Tages direkt davor, ohne es gleich zu erkennen. Was daraus wird, wird sich zeigen. Zu dem Zeitpunkt war ich noch unterwegs. Noch ein Suchender. Vielleicht auch noch heute ;-)

Danke, dass du als blinder Passagier mitfährst. Ich verspreche, es geht weiter. Und vielleicht… sogar noch ein Stück tiefer.



Manche Kapitel sind vielleicht nicht spektakulär, aber dafür ehrlich. Und manchmal steckt gerade in den kleinen Momenten die größte Geschichte.


Kühle Klarheit – Entscheidung am Wasser

Nach einer Nacht, in der ich geschlafen hatte wie ein Fels im Monsun, wachte ich mit dem Gefühl auf, endlich wieder bei mir selbst angekommen zu sein. Mein Körper war zwar immer noch ein bisschen müde, aber nicht mehr ausgelaugt. Mein Kopf fühlte sich klarer an – oder zumindest bereit, klarer zu werden.

Ich schleppte mich ins Bad, duschte lang und heiß, ließ das Wasser über mich laufen wie eine kleine Reset-Taste. Danach rasieren, Zähne putzen, das übliche Programm. Die Welt draußen war schon wach, aber ich ließ mir Zeit.

Unten im Hotelrestaurant schnappte ich mir ein kleines Frühstück – nichts Großes. Ein bisschen Obst, ein Toast, ein schwarzer Kaffee. Kein Instagram-Brunch, sondern einfach Treibstoff für den Tag. Ich war nicht hier, um zu posen. Ich war hier, um zu fühlen.

Nach dem Frühstück ging ich direkt ins kleine Gym im obersten Stock. Kein Luxus-Fitnessstudio, aber ausreichend – ein paar Hanteln, ein Laufband, Spiegel, eine Klimaanlage, die tat, was sie konnte. Ich stellte die Musik auf lautlos und die Gedanken auf Durchzug.

Ich lief. Ich schwitzte. Ich drückte. Ich zog.
Nicht, um Muskeln aufzubauen. Nicht, um irgendwas zu beweisen.
Sondern um den Lärm im Kopf durch die Stille des Körpers zu ersetzen.

Mit jeder Wiederholung, mit jedem Tropfen Schweiß wurde der Wirrwarr in meinem Inneren ein kleines Stück sortierter.

Nach etwa einer Stunde saß ich auf der Matte, ein Handtuch im Nacken, atmete tief durch. Dann ging ich hinaus auf die Dachterrasse und ließ mich auf eine der Liegen fallen. Das flirrende Bangkok lag vor mir – chaotisch, laut, lebendig.

Ich war nicht hier, um mich zu verlieren. Ich war hier, um mich zu finden.
Und vielleicht war genau das gerade dabei zu passieren.

Um einen klareren Gedanken zu fassen, schnappte ich mir mein Handtuch und ging zum Pool. Der Außenbereich war ruhig, fast leer. Nur ein älteres Pärchen trieb still im Wasser, ein Typ döste mit Sonnenbrille auf einer Liege.

Ich ließ mein Shirt fallen, stellte mich kurz an den Beckenrand, atmete tief durch und tauchte ab.

Das Wasser war angenehm kühl. Nicht kalt. Eher wie eine Erinnerung daran, dass die Welt größer ist als meine Gedanken.

Ich schwamm ein paar ruhige Bahnen. Ohne Eile. Ohne Ziel.
Nur das rhythmische Eintauchen der Arme, das Glucksen der Wellen, das leichte Brennen in den Muskeln.
Und mit jeder Bewegung legte sich ein bisschen mehr Ruhe in mir ab.

Irgendwann ließ ich mich auf den Rücken treiben, sah in den Himmel über Bangkok – ein Blau, das langsam heller wurde, durchzogen von einem Dunst, der nie ganz verschwand.
So fühlte sich auch mein Inneres an: Noch nicht ganz klar. Aber auf dem Weg dorthin.

Ich wusste, dass ich heute eigentlich weiterfahren wollte.
Bangkok. Ayutthaya. Chiang Mai.
Pläne. Impulse. Möglichkeiten.
Was davon war richtig? Was war nur Flucht?
Die Reiseroute war halbwegs geplant. Die Tickets noch nicht gebucht – aber der Plan stand.

Und dann war da Ilaya.
Kein Plan. Kein Versprechen. Aber dieses Gefühl.
Dass es mehr sein könnte. Oder auch nicht.
Und die einzige Möglichkeit, es herauszufinden, war… weiterzugehen. Nicht stehenzubleiben. Nicht klammern. Aber auch nicht fliehen.

Ich schwamm zurück zum Rand, legte meine Arme auf den Beckenrand und ließ den Kopf auf dem Handtuch sinken.

Dann traf ich die Entscheidung. Ohne großes Drama. Ohne To-do-Liste.

Ich würde weiterreisen.
Nicht trotz Ilaya. Sondern auch wegen ihr.

Denn wenn sie wirklich wichtig wurde, dann würde sie bleiben – oder wieder auftauchen.
Und wenn nicht, dann war sie genau das gewesen, was sie jetzt war:
Ein echtes Kapitel. Kein Fehler. Keine Ablenkung. Sondern ein Grund, diese Reise mit offenem Herzen fortzusetzen.

Ich stand auf.
Trocknete mich ab.
Und wusste: Jetzt war ich bereit für den nächsten Abschnitt.

Ich ging zurück ins Zimmer, warf meine Sachen in den Rucksack, ein letzter prüfender Blick: Handy – keine Nachricht von Ilaya. Kein „Hey, wie geht’s?“, kein „Gute Reise“. Nur dieser stille Bildschirm, der mehr sagte, als Worte es gekonnt hätten. Ich zuckte innerlich mit den Schultern, obwohl es mich doch mehr traf, als ich zugeben wollte.

Also runter zur Rezeption, auschecken – zack, erledigt. Dann rauf auf ein quietschendes TukTuk. Bangkok vibrierte wie immer: dichter Verkehr, hupende Roller, bunte Schilder, Kabelgewirr über den Straßen, Garküchen, die nach allem gleichzeitig rochen. Ich ließ mich mittreiben – ein letzter Schluck Großstadt, bevor es weiterging.

Am Bahnhof löste ich mein Ticket für die Holzklasse. Kein Schnickschnack, keine Klimaanlage, einfach Fenster auf und durch. Der Zug ratterte los, und ich stellte mich in die offene Tür, von der ein paar Stufen nach unten führten.

Dort, auf der Treppe, ließ ich mich vom Fahrtwind umhüllen.

Thailand zog an mir vorbei – erst noch Stadtrand mit Autowerkstätten, Wellblechdächern und staubigen Hinterhöfen. Dann allmählich weiter ins Grüne: Felder, ab und zu ein kleiner Tempel oder ein verlassenes Haus. Keine Postkartenidylle, aber ehrlich.

Und mittendrin ich, irgendwo zwischen Gehen und Bleiben, zwischen Neugier und Heimweh.

Etwa zehn Minuten später trat ein Japaner neben mich. Ruhiger Typ, schätzungsweise Anfang 30. Er sprach passables Englisch, wir kamen ins Gespräch – ganz locker. Über unsere Reisen, über die Länder, durch die wir gerade zogen, über Essen, natürlich. Es tat gut, mal mit jemandem zu reden, der genau wie ich einfach unterwegs war. Vielleicht eine halbe Stunde quatschten wir so, dann ging er wieder rein.

Ich blieb an der Tür stehen.

Der Fahrtwind war warm, aber angenehm. Die Sonne stand hoch, war grell, aber nicht gnadenlos. Mein T-Shirt klebte ein wenig, aber das störte mich nicht. Ich dachte wieder an Ilaya. An das Lächeln. An ihre Stimme. An das alles.
Und ich fragte mich: Warum fehlt mir jemand, den ich kaum kenne – aber irgendwie doch?

Vielleicht ist das manchmal alles, was es braucht: einen Moment, eine Verbindung, eine Ahnung davon, was möglich wäre.

Und dann ratterte der Zug weiter, als hätte er keine Zeit für solche Gedanken.

Als der Zug langsam in Ayutthaya einrollte, riss ich mich innerlich von meinen Gedanken los. Ich schnappte meinen Rucksack, stieg aus – die Sonne brannte, der Bahnsteig war staubig, irgendwie wirkte alles gleich entspannter als in Bangkok, aber auch… ruhiger. Leiser.

Ich hatte bis zu diesem Moment noch keine Unterkunft gebucht. Also setzte ich mich kurz auf eine Bank im Schatten, zückte mein Smartphone und scrollte durch ein paar Optionen. Ich wollte nichts Luxuriöses, aber auch kein Loch. Etwas, das zentral genug lag, um spontan loszuziehen, aber nicht mitten im Trubel.

Nach zehn Minuten hatte ich was gefunden – ein kleines Gästehaus, schlicht, freundlich bewertet, mit dem gewissen „Passt schon“-Vibe. Ich buchte direkt, bekam die Bestätigung, und schon war ich wieder unterwegs – raus aus dem Bahnhof, rein ins nächste TukTuk.

Von Ayutthaya hatte ich ehrlich gesagt bisher kaum einen Plan. Keine Liste, keine Route, nicht mal grob markierte Spots auf Google Maps. Aber das war auch irgendwie genau das, was ich jetzt brauchte: einen Ort, der mir noch nichts schuldete. Einen Ort, bei dem ich nicht das Gefühl hatte, schon zu wissen, was mich erwartet.

Die paar Bilder, die ich vor der Reise gesehen hatte – Ruinen, alte Tempel, große Buddha-Statuen zwischen Baumwurzeln – hatten mir gefallen. Etwas Rohes, Zeitloses, leicht Verfallenes, aber mit Würde. Wie Geschichte, die nicht konserviert wird, sondern einfach weiterlebt.

Während das TukTuk durch die Straßen ratterte, ließ ich die neue Umgebung langsam auf mich wirken. Breitere Straßen, flache Häuser, vereinzelte Mönche in orangefarbenen Roben, viel Grün.

Ich hatte keine Ahnung, was die nächsten Tage bringen würden. Aber genau das fühlte sich plötzlich wieder richtig an.

Frei. Ungeplant. Offen.

Und trotzdem mit einer leisen Stimme im Hinterkopf, die immer wieder flüsterte:

Ilaya.
 
        #33  

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Illaya & Florian - Daisy & Gatsby. In einem Werk kenne ich den Ausgang, in dem anderen noch nicht.

Verlieben bedeutet nicht immer Erfüllung und Erreichen dessen, was man sich ersehnt. Gatsby lebte eine Idee von sich und gleichzeitig eine Idee oder einen Traum seiner großen Liebe zu Daisy. Am Ende bleibt die Frage, ob Daisy ihn oder den "großen Gatsby" liebte, ob sie Thomas liebte, ob sie überhaupt lieben konnte. Und trotzdem fand er sich und seine Identität nur in ihrer Existenz und ihrer Aufmerksamkeit. Du schreibst: "einen Moment, eine Verbindung, eine Ahnung davon, was möglich wäre...". Ist es nicht das, was uns hoffen, glauben und wünschen lässt? Ist es nicht das, was in uns eine Hoffnung auf das Vollendete, das große Glück, bewirkt?

Ich hoffe und reise weiterhin mit dieser grandios geschriebenen Geschichte. Ein Schreibstil, der fesselt, Emotionen und Erinnerungen erwachen lässt und ein wenig das kleine, vielleicht fast erloschene Feuer der großen Hoffnung, entfachen lässt. Dankeschön!
 
        #34  

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Im Fluss der Zeit: Ayutthaya und das Schweigen der Ruinen

Das TukTuk ließ mich an einem unscheinbaren Schild ab, das halb von Pflanzen überwuchert war. Hinter dem Eingang lag eine kleine Anlage – eher ein Haufen verstreuter Holzhütten als ein echtes Gästehaus. Kein Schnickschnack, keine Lobby. Einfach: Natur, Holz, Fluss. Und Ruhe.

Außer mir schien niemand da zu sein. Vielleicht lag’s an den minimalistischen Standards. Oder ich hatte einfach Glück. Nach Bangkok fühlte sich alles sowieso erstmal leer an – aber im besten Sinne.

Der Besitzer war ein entspannter älterer Typ. Kein großer Redner, aber freundlich. Unser Smalltalk war kurz und bündig, dann checkte ich ein und warf meinen Rucksack in die Ecke der Hütte. Es war eine dieser Hütten, die eher an ein provisorisches Nest erinnerten: eine einfache Matratze auf dem Boden, das Moskitonetz wie ein schützender Vorhang darüber. Der Ventilator in der Ecke surrte vor sich hin, so leise wie ein alter PC-Lüfter. Kein eigenes Bad – aber wenigstens keine Kakerlaken im Gemeinschaftsbad. Irgendwie war das alles nicht perfekt. Aber das war genau das, was ich jetzt brauchte. Einfach. Ehrlich. Unkompliziert. Ich wollte nichts, was mich ablenkte, nichts, was mich in irgendeiner Weise anstrengte. Nur Raum zum Atmen.

Danach direkt rüber ins kleine Restaurant – mehr eine überdachte Terrasse mit ein paar Holztischen und einer Getränkekühltruhe.

Ich setzte mich, bestellte einen kalten Eistee und streckte erstmal die Beine aus. Der Blick aufs Wasser war perfekt. Kein Lärm. Kein Hupen. Kein Stress. Nur das sanfte Rauschen des Windes und das entfernte Knattern eines Bootes.

Handy raus. Kurz gecheckt.
Ilaya: nichts.

Ich öffnete den Browser und googelte:
„Top 10 things to do in Ayutthaya“

Die Klassiker eben: Wat Mahathat mit dem eingewachsenen Buddha-Kopf, die Ruinenstadt, Fahrradtouren durch Tempelanlagen, Bootsfahrten zum Sonnenuntergang. Ich speicherte mir ein paar Pins in Google Maps und dachte: Klingt doch ganz nice. Mal sehen, was geht.

Dann lehnte ich mich zurück, nippte an meinem Eistee und ließ einfach mal den Kopf abschalten. Kein Plan, kein Muss. Ich war angekommen – irgendwie mitten im Nirgendwo. Und genau das fühlte sich gerade ziemlich richtig an.

Nachdem ich mich ein bisschen sortiert hatte, schnappte ich mir noch einen zweiten Eistee und setzte mich zum Besitzer der Anlage, der inzwischen an einem kleinen Tisch hockte und irgendwas an seinem Handy herumtippte. Ich fragte ihn, wie ich mich hier am besten fortbewegen könnte – ob’s irgendwas gäbe, was er empfehlen würde.

Er blickte auf, lächelte und zählte locker drei Optionen auf:
Geführte TukTuk-Touren, bei denen man sich gemütlich durch die Highlights kutschieren lassen kann. Ein Fahrradverleih direkt bei ihm – mit dem Hinweis, dass es „flach wie ’ne Pfannkuchenplatte“ sei. Oder, für die etwas Unabhängigeren: ein Roller.

Ich dachte kurz nach. Fahrrad klang nett, aber ich hatte Lust auf ein bisschen mehr Reichweite und Freiheit. Also nahm ich Option 3 – den Roller. Ein paar Minuten später stand ich auf dem Hof, Helm auf, Schlüssel in der Hand und der kleine Motor knatterte los.

Mein erstes Ziel: der Ayutthaya Historical Park.

Schon die Fahrt dorthin war ein Erlebnis – kleine Gassen, überhängende Bäume, ein paar neugierige Hunde am Straßenrand, die sich aber mehr für Schatten als für mich interessierten. Nach Bangkok fühlte sich das hier wie eine ganz andere Welt an. Ruhiger. Weicher. Irgendwie entschleunigt.

Als ich ankam und durch das Eingangstor trat, war ich kurz sprachlos. Diese riesige Anlage mit ihren roten Backstein-Ruinen, den verwitterten Buddha-Statuen und dem weiten, offenen Gelände – es wirkte wie ein vergessener Ort, der still vor sich hin atmete. Und das Beste: Es war fast niemand da.

Warum auch immer – Wochentag oder einfach Glück – ich hatte das Gefühl, dieses Weltkulturerbe fast für mich allein zu haben. Keine Tourigruppen, kein Lärm, kein Trubel. Nur ich, die Kamera, und die Geschichte, die aus jeder Mauer zu sprechen schien.

Ich schlenderte über das Gelände, nahm mir Zeit. Blieb an den verwachsenen Tempeltürmen stehen, setzte mich auf eine der niedrigeren Mauern, spürte die Sonne im Nacken und ließ einfach alles auf mich wirken. Diese Stille hatte was Magisches. Keine Musik, keine Stimmen. Nur der Wind, der durch die alten Mauern strich. Und ich mittendrin.

Ich wusste nicht genau, wie lange ich dort verbrachte – aber es war lang genug, dass ich am Ende das Gefühl hatte, wirklich angekommen zu sein. Nicht nur in Ayutthaya. Sondern auch wieder ein Stück mehr bei mir selbst.

Nach dem riesigen Gelände des Historical Parks sah ich mir noch ein, zwei weitere Tempel an. Frag mich nicht mehr, welche genau – die Namen verschwimmen irgendwann, wenn man so viele Eindrücke aufsaugt. Aber was sich eingebrannt hat, war das Gefühl, das dieser Ort ausstrahlte.

Ayutthaya ist kein Ort, den man einfach „besucht“. Es ist eher so, als würde man hineintreten in eine Zeit, die irgendwie noch da ist – nicht greifbar, aber spürbar. Die Mauern erzählen keine Geschichten mit Worten, sondern mit Stille. Kein pompöses Licht, keine Show, kein Filter – nur alte Steine, viel Himmel und eine Ruhe, die sich langsam durch die Poren zieht.

Es war, als würde die Zeit dort anders ticken.
Langsamer. Weicher.
Jeder Schritt zwischen den Ruinen fühlte sich fast automatisch entschleunigt an – als hätte der Ort selbst beschlossen, dass man hier nicht hetzen darf.

Die Natur hatte sich vieles zurückgeholt – Wurzeln, die Mauern umarmen, kleine Pflanzen, die aus Ritzen wachsen, Vögel, die sich in den Spalten eingenistet haben. Und trotzdem wirkte nichts verwildert. Eher so, als hätte das alles so sein sollen.

Es war heiß, aber nicht unangenehm. Die Luft hatte dieses bestimmte Gewicht, das man nur in tropischen Gegenden kennt. Und doch war es nicht drückend – eher wie ein warmer Mantel, der sagte: „Bleib noch ein bisschen.“

Ich weiß nicht, ob es an der späten Tageszeit, dem leeren Gelände oder einfach meinem Gemütszustand lag – aber dieser Besuch fühlte sich für mich bedeutungsvoller an als so mancher ‘Pflicht-Stopp’ auf einer Reiseliste.
Es fühlte sich nicht wie Sightseeing an.
Eher wie eine kleine Begegnung mit etwas, das größer war als ich.

Nicht spirituell im klassischen Sinne.
Aber irgendwie… still bedeutend.

Der Abend verging wie im Flug, und von Ilaya kam immer noch nichts. Irgendwie war das okay – ich begann mich daran zu gewöhnen, nicht ständig auf eine Nachricht zu warten. Trotzdem schlich sich immer wieder ein kleines, fast unmerkliches Gefühl von Unsicherheit ein, aber ich versuchte, mich nicht davon ablenken zu lassen und die entspannte Stimmung hier zu genießen.

Irgendwann kroch ich zurück in meinen kleinen Holzverschlag, ließ mich auf die Matratze sinken, die noch die Wärme des Tages speicherte, und schloss die Augen. Der Körper war erschöpft, der Kopf leerte sich langsam, und ich schlief mit einem ruhigen Seufzer ein.

Am nächsten Morgen machte ich zuerst meine morgendliche Routine, dann frühstückte ich.

Nach dem Frühstück war klar: Ich wollte weiterziehen. Der Roller stand schon bereit, also schwang ich mich auf und fuhr in Richtung Bahnhof. Der Fahrtwind fühlte sich erfrischend an, fast wie ein sanfter Abschied von der Ruhe von Ayutthaya. Am Bahnhof angekommen, ließ ich mich kurz treiben, checkte die Abfahrtszeiten und holte mir direkt ein Ticket für das Schlafabteil am Abend. Alles lief unkompliziert, als wäre es einfach die natürliche Fortsetzung meiner Reise.

Den Rest vom Tag bin ich dann einfach durch Ayutthaya geschlendert, hab versucht, die Stimmung und den Vibe hier richtig aufzusaugen. Immer wieder kamen mir Gedanken an Ilaya in den Kopf – was sie wohl gerade macht, ob sie gerade viel Stress auf der Arbeit hat oder ob das, was wir hatten, für sie einfach nur ein schöner Tag mit einem Fremden war.

Irgendwie saß das Gefühl tief, dass da mehr hätte sein können – oder vielleicht auch nicht. Aber genau das machte die Sache so spannend und schwer zugleich.

Ilaya war nicht einfach irgendeine Frau, die nur so durch den Tag trieb. Nein, sie hatte einen Plan, eine Richtung – und das hat man sofort gespürt. Sie bewegte sich mit dieser entspannten Souveränität, die nicht aufgesetzt war, sondern aus echter Selbstsicherheit kam. Sie wusste, wer sie war, was sie wollte und vor allem, wohin sie wollte. Kein Herumgeeier, kein Zweifeln, sondern klare Schritte, die sie zielstrebig ging.

Und gerade das hat mich beeindruckt – diese Mischung aus Lässigkeit und innerer Stärke, die bei ihr wie selbstverständlich zusammenkamen. Sie wirkte wie jemand, der sich selbst genug ist, der nicht ständig Bestätigung braucht, aber trotzdem voller Leben und Leidenschaft steckt. Es war, als hätte sie ihren eigenen Kompass im Herzen, und ich konnte spüren, dass sie nicht einfach nur mit dem Strom schwimmt, sondern ihr eigenes Ding macht.

Vielleicht war es genau das, was mich so angezogen hat – diese Verbindung aus Plan und Freiheit, Klarheit und Lockerheit. Ilaya lebte nicht nur ihren Alltag, sie gestaltete ihn. Und irgendwie wünschte ich mir, ein Stück von dieser Klarheit mit auf meine Reise nehmen zu können.

Als ich mich am frühen Nachmittag in der Stadt befand, bekam ich eine Nachricht. Voller Aufregung und Hoffnung, dass sie von Ilaya war, zog ich mein Handy raus und sah ihren Namen. Erleichterung durchströmte mich. Ich öffnete die Nachricht. Kurz, knapp und aussagekräftig:

“Hey handsome, where are you? Sorry for not reaching out sooner, but I needed some time to process everything we experienced together. We really had a great time and hope we’ll see each other again.”

Da war sie wieder, diese eine Frage, die mich nicht losließ: Wo soll das alles mit ihr hinführen? Ich stand am Anfang meiner Reise, mein Plan war, so viel wie möglich von Thailand in mich aufzusaugen. Das Ticket nach Chiang Mai hatte ich schon gebucht. Sollte ich alles über den Haufen werfen und zurück nach Bangkok? Die Gedanken überschlugen sich.

Ich entschied mich, sie anzurufen – keine Lust mehr auf das ewige Hin- und Herschreiben von Nachrichten. Beim Videocall sah ich sie plötzlich, ihre Augen, ihr Lächeln – das fühlte sich sofort vertraut und echt an. Ich erzählte ihr, dass ich in Ayutthaya bin, was ich hier erlebt habe, wie es sich anfühlt. Sie kannte den Ort, bestätigte meine Eindrücke. Es war, als wären wir schon längst verbunden.

Dann fragte sie mich, ob wir uns wiedersehen wollen. Ohne zu zögern antwortete ich mit einem klaren Ja.

Ich wagte die Frage, ob sie sich vorstellen könnte, Urlaub zu nehmen und mit mir weiterzureisen. Ihre Augen leuchteten, ein Ausdruck voller Hoffnung und Freude. Aber es ging nicht sofort – vielleicht in zwei Wochen. Sie wollte das morgen auf der Arbeit klären.

Ich erzählte ihr von meiner geplanten Zugfahrt nach Chiang Mai am Abend, bot an, auch zurück nach Bangkok zu kommen. Doch sie bestand sofort darauf, dass ich weiterreise.

"I’ve just learned to stay chill, trust the flow, and not sweat the small stuff. Life’s about balance — knowing when to hold on and when to let go. Sounds like you’re getting that too. Just enjoy the ride, wherever it takes you."

"Das ist genau das, was ich hören musste. Es ist erfrischend, jemanden zu treffen, der so geerdet ist und es versteht. Ich versuche auf jeden Fall, alles in mich aufzunehmen und die Reise zu genießen – mit ein bisschen deiner Stimmung im Hinterkopf."

Das waren in etwa die letzten Sätze unseres Gesprächs, und während ich das hörte, spürte ich eine Welle von Dankbarkeit und Staunen in mir. Wie viel Glück musste ich gehabt haben, genau jetzt, genau hier, auf so einen Menschen zu treffen? Jemanden, der so locker, selbstsicher und zugleich verständnisvoll ist – das war selten, vielleicht einmalig. Es fühlte sich an, als hätte das Universum mir genau zur richtigen Zeit diese Begegnung geschenkt, einen Funken, der meine Reise nicht nur aufregender, sondern auch tiefer machte. Diese Verbindung war mehr als Zufall – sie war ein Geschenk, das ich nicht einfach vorbeiziehen lassen wollte.
 
        #35  

Member

Du schreibst diesen Bericht in einer Retrospektive auf Ereignisse, welche 13 Jahre zurückliegen. Trotz dessen füllst du diesen Bericht mit Erinnerungen an die Feinheiten und Details. Die Emotionen, welche aus deinen Zeilen fließen, lassen es wirken, als wäre es erst gestern gewesen. Die Art des Schreibens, die Art des Berichtens, die Art und Weise wie du über Illaya sprichst, zeigen, dass es eine sehr eindrucksvolle Geschichte mit ganz viel Nachhall gewesen sein muss. Und genau das macht es zu etwas ganz Besonderem. Man ist geneigt einen kleinen Spoiler zu erflehen. Als würde man vorsichtig die letzten Seiten eines spannenden Buches aufschlagen, weil man zuvor einfach nicht zur Ruhe kommen kann. Auch wenn die letzten Seiten dieses Buches schon geschrieben sind, bleibt es dem geneigten Leser nur, mit Spannung zu warten und sich zu gedulden...
 
        #36  

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Member hat gesagt:
Du schreibst diesen Bericht in einer Retrospektive auf Ereignisse, welche 13 Jahre zurückliegen. Trotz dessen füllst du diesen Bericht mit Erinnerungen an die Feinheiten und Details. Die Emotionen, welche aus deinen Zeilen fließen, lassen es wirken, als wäre es erst gestern gewesen. Die Art des Schreibens, die Art des Berichtens, die Art und Weise wie du über Illaya sprichst, zeigen, dass es eine sehr eindrucksvolle Geschichte mit ganz viel Nachhall gewesen sein muss. Und genau das macht es zu etwas ganz Besonderem. Man ist geneigt einen kleinen Spoiler zu erflehen. Als würde man vorsichtig die letzten Seiten eines spannenden Buches aufschlagen, weil man zuvor einfach nicht zur Ruhe kommen kann. Auch wenn die letzten Seiten dieses Buches schon geschrieben sind, bleibt es dem geneigten Leser nur, mit Spannung zu warten und sich zu gedulden...
Was du schreibst, trifft es wirklich gut – diese Reise war nicht nur eine Sammlung von Erlebnissen, sondern ein wirklicher Wendepunkt in meinem Leben. Sie hat mich geprägt, verändert und hat mich auf eine Art und Weise herausgefordert, die ich damals noch nicht hätte ahnen können. Viele der Momente und Begegnungen, die ich damals hatte, sind heute noch so lebendig in meinem Gedächtnis, dass ich häufig von ihnen zehre, als wären sie ein Teil von mir, der mir immer wieder neue Perspektiven und Inspirationen gibt.

Es ist faszinierend, wie eine Reise – in diesem Fall eine Reise, die mich nicht nur physisch durch Thailand und später andere fremde Länder führte, sondern auch emotional und mental – die eigene Wahrnehmung und die Art, wie man das Leben sieht, verändern kann. Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich in Situationen, die mich heute herausfordern oder inspirieren, über diese Erfahrungen nachdenke und sie mir als Quelle der Stärke oder als Erinnerung an das Unbekannte, das man überwinden kann, ins Gedächtnis rufe.

Diese Reise bleibt definitiv ein Teil von mir, der mich weiterhin begleitet, auch wenn die Jahre vergangen sind. Und ich bin unglaublich dankbar dafür.

Ich danke dir sehr für deine schönen Worte – sie haben mir richtig Freude gemacht!



TukTuk oder Zug?

Es wurde langsam Zeit, mich auf den Weg zum Bahnhof zu machen, um meinen Zug nach Chiang Mai zu erwischen.

Kaum am Bahnhof angekommen, da stand er schon bereit: ein TukTuk-Fahrer, der scheinbar fest zum Inventar des Bahnhofs gehörte. Sonnenbrille, verschmitztes Lächeln, eine Mischung aus Verkäufer, Entertainer und Lebensberater – er wirkte, als hätte er heute nur auf mich gewartet.

„Hey my friend! Where you go? I bring you anywhere!“ rief er mir direkt entgegen.
Ich musste lachen. Der Mann war on fire.

„Chiang Mai“, sagte ich locker und zog einen 500-Baht-Schein aus der Tasche. „Can you take me there?“
Ich hielt ihm das Geld hin wie ein Verhandlungskünstler auf dem Nachtmarkt.

Er sah kurz auf den Schein, dann zu mir. Erst war er still. Dann fing er an zu lachen – laut, herzlich und völlig ungebremst.
„Chiang Mai?! By TukTuk?!“ Er schnaufte und winkte ab. „No no no, too far, my friend! Maybe if you start today, arrive next week!“

Ich legte noch einen nach: „Okay, 1000 Baht. Final offer!“
Da musste er sich am TukTuk festhalten, so sehr schüttelte ihn das Lachen. „You are funny man! You make my day!“ rief er, als wäre ich ein wandernder Comedian auf Tournee.
Direkt daneben stand ein junges europäisches Paar, ebenfalls mit Rucksack unterwegs. Sie hatten das ganze Schauspiel beobachtet und bogen sich jetzt ebenfalls vor Lachen. Der Typ rief dann rüber: „That was the funniest thing we’ve seen all trip!“

Ich verneigte mich leicht, als hätte ich gerade eine Comedy-Einlage gespielt, und sagte nur:
„Well, if you don’t ask, you don’t get.“

Am Ende war ich fast ein bisschen erleichtert, dass er den Deal nicht annahm. Ich hätte vermutlich noch vor den Stadtgrenzen von Ayutthaya bereut, was ich da losgetreten hatte.

Ich verabschiedete mich also charmant aus dem „Verhandlungsgespräch“, winkte den beiden Backpackern noch zu, deckte mich im Bahnhof mit Snacks und Eistee ein und machte mich dann auf in Richtung Gleis.

Dann: Boarding-Time.
Next stop: Chiang Mai!

Ich suchte mein Abteil – Schlafwagen, oberes Bett. Der Gang war schmal, aber voll von neugierigen Blicken, Rucksäcken und dem unverkennbaren Duft einer Mischung aus Instantnudeln, Klimaanlage und Abenteuer. Mein Bett war einfach, aber völlig okay. Unten schlief schon jemand eingerollt wie eine Raupe, oben wartete mein kleines Reich für die Nacht.

Die Matratze war schmal, aber weicher als erwartet. Ich, mit meinen 1,91 m, hatte überraschend genug Platz – zumindest, wenn ich leicht schräg lag und die Füße ein bisschen anwinkelte.
Die Kabine war offen, aber sobald der Vorhang zu war, fühlte es sich fast wie eine winzige Höhle an.

Ein bisschen Harry-Potter-Gleis-neundreiviertel-Charme mit asiatischem Nachtzug-Vibe.

Während der Fahrt hatte ich auch immer mal wieder Gespräche mit anderen Reisenden. Ein paar Backpacker aus verschiedenen Ecken Europas, die sich genauso durch Thailand schoben wie ich. Wir tauschten Geschichten aus, fragten uns, welche Länder noch so auf unserer Liste standen und was man unbedingt gesehen haben musste. Es war interessant zu hören, was die anderen so erlebten, ihre Geheimtipps und welche Orte sie als nächste Ziele anpeilten. War wie eine kleine, mobile Mini-Reisegruppe, nur ohne festen Plan. Echt schön, sich von anderen inspirieren zu lassen und zu merken, wie viel es noch zu entdecken gibt.

Ich erzählte ihnen, dass ich im Vorfeld schon eine Menge geplant hatte – die Ziele standen fest, vieles war durchdacht. Aber irgendwie hatte ich immer mehr das Gefühl, dass ich mich einfach davon loslassen sollte. Die Reise sollte nicht nur aus To-Do-Listen bestehen. Es war fast so, als würde ich immer mehr von diesem Planungszwang loskommen wollen. Und ehrlich gesagt, die spontane Freiheit, einfach mal zu schauen, wohin es einen führt, war ziemlich befreiend.

Und ja – ich hab wirklich mehr als die Hälfte der Fahrt verschlafen. Vielleicht war’s die Erschöpfung, vielleicht das sanfte Rattern der Gleise. Oder einfach das Wissen: Ich bin unterwegs. Auf dem Weg zu neuen Geschichten.

Als ich in Chiang Mai ankam, musste ich schon ein kleines bisschen bedauern, dass ich über Nacht gefahren bin. Klar, der Zug war cool und die Matratze überraschend bequem – aber hey, es war dunkel. Ich hatte nichts gesehen außer ein paar schimmernden Lichtern und dem fernen Schein der Stationen. Die Landschaft, der echte Charme der Strecke, der war einfach nicht da. Also, die Tagfahrt über diese Strecke steht definitiv noch auf meiner To-Do-Liste.
 
        #37  

Member

Lieber @traveler85 ,
das ist keine "Story" sondern eine unglaublich berührende Geschichte, die Du uns erzählst.
Bis hier her habe ich mitgelesen, mitgefühlt und wie ich hoffe auch mit verstanden.
Deine Eindrücke von Ayutthaya kann ich gut nachfühlen. Mein lieber Freund @Glupperer
hat mich auch ein wenig in die Geschichte dieser Stadt eingeführt und auch ich habe diese Innere
Ruhe und den dort ausgestrahlten Frieden erleben dürfen.
Leider fürchte ich, dass "Deine" Ilaya" Dich nicht weiter, oder gar für den Rest Deines Lebens begleitet.
Das macht mich ein wenig traurig, denn es ist einfach schade, wenn sich gute Dinge nicht verfestigen.
Aber das Leben geht eben mit uns einen ganz eigenen Weg.
Liebe Grüße
Gerhard
 
        #38  

Member

Super coole Geschichte. Ich hatte zur selben Zeit vor Thailand nach meinem Backpacking Jahr in Australien zu besuchen. Bei mir ist leider alles anders gekommen und Thailand steht leider immer noch auf meiner bucket list ;(
Für die Zwischenzeit, bis ich das Fähnchen auf die Weltkarte setzten kann, sind solche Stories genau das richtige!
Vielen Dank fürs schreiben ✍️ 😊
 
        #39  

Member

Member hat gesagt:
Lieber @traveler85 ,
das ist keine "Story" sondern eine unglaublich berührende Geschichte, die Du uns erzählst.
Bis hier her habe ich mitgelesen, mitgefühlt und wie ich hoffe auch mit verstanden.
Deine Eindrücke von Ayutthaya kann ich gut nachfühlen. Mein lieber Freund @Glupperer
hat mich auch ein wenig in die Geschichte dieser Stadt eingeführt und auch ich habe diese Innere
Ruhe und den dort ausgestrahlten Frieden erleben dürfen.
Leider fürchte ich, dass "Deine" Ilaya" Dich nicht weiter, oder gar für den Rest Deines Lebens begleitet.
Das macht mich ein wenig traurig, denn es ist einfach schade, wenn sich gute Dinge nicht verfestigen.
Aber das Leben geht eben mit uns einen ganz eigenen Weg.
Liebe Grüße
Gerhard
Lieber Gerhard,

Es ist schön zu wissen, dass meine Geschichte nicht einfach nur „gelesen“, sondern auch gefühlt und verstanden wird. Das ist für mich das größte Kompliment.

Ayutthaya hat auch in mir etwas ganz Besonderes ausgelöst – eine Art stiller Respekt vor der Geschichte, der Zeit und dem, was bleibt. Es freut mich sehr, dass du ähnliche Eindrücke dort hattest und durch deinen Freund Glupperer einen besonderen Zugang zur Stadt gefunden hast.

Was Ilaya betrifft … ja, manchmal kreuzen sich Wege nur für einen Moment. Und auch wenn diese Momente nicht dauerhaft sind, sind sie doch echt und kostbar – und manchmal genau das, was man in einer bestimmten Lebensphase gebraucht hat. Vielleicht ist das die stille Schönheit des Unterwegsseins: Begegnungen kommen, prägen, und gehen wieder – aber das, was sie in einem hinterlassen, bleibt.
Ob Ilaya nur eine dieser besonderen Begegnungen bleibt – oder ob daraus mehr wird – das soll für die Leser offenbleiben. Denn manchmal ist es gerade das Ungewisse, das eine Geschichte lebendig hält.

Ich danke dir von Herzen für deine Offenheit und wünsche dir weiterhin viele Begegnungen und Erlebnisse, die dich ebenso tief berühren.

Member hat gesagt:
Super coole Geschichte. Ich hatte zur selben Zeit vor Thailand nach meinem Backpacking Jahr in Australien zu besuchen. Bei mir ist leider alles anders gekommen und Thailand steht leider immer noch auf meiner bucket list ;(
Für die Zwischenzeit, bis ich das Fähnchen auf die Weltkarte setzten kann, sind solche Stories genau das richtige!
Vielen Dank fürs schreiben ✍️ 😊
Ein Jahr Australien – das war bestimmt eine unglaublich intensive und prägende Zeit! Du hast sicher eine Menge Abenteuer erlebt, spannende Menschen getroffen und Erfahrungen gesammelt, die man nie wieder vergisst. Dass Thailand da erstmal warten musste, ist zwar schade – aber solche Erlebnisse lassen sich zum Glück nicht aufbrauchen. Sie warten einfach auf den richtigen Moment.

Bis dahin: Ich schreibe gern weiter – vielleicht sind sie ja kleine gedankliche Zwischenstopps auf dem Weg dorthin. Und wer weiß – vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja sogar mal in Chiang Mai oder irgendwo zwischen Tempeln, TukTuks und Thai-Tea. 😉

Danke dir fürs Mitlesen und Mitträumen!



Eine unerwartete Abkühlung in Chiang Mai

Nach meiner Ankunft in Chiang Mai stand erstmal ein Programmpunkt auf dem Plan, den ich nicht gebucht hatte: Krankenhausbesuch. Wer hätte gedacht, dass der Fahrtwind im Zug von Bangkok nach Ayutthaya so intensiv war, dass ich mir eine Augenentzündung einfing? Zumindest vermutete ich das es der Grund war – sicher war nur: Meine Augen brannten wie Feuer, und ich fühlte mich, als hätte ich Chili in die Pupillen gerieben.

Zuerst brauchte ich eine Unterkunft – diesmal bitte etwas mehr als eine Matratze auf dem Boden. Als ich im Hotel ankam, musterte mich der Rezeptionist mitleidig: „You can check in only after 2 PM.“ Mit knallroten Augen blickte ich ihn an und fragte: „Könnte ich bitte einfach irgendein Zimmer bekommen, nur kurz zum Hinlegen und sammeln?“ Nach kurzem Zögern gab er mir tatsächlich eines. Ich sah wahrscheinlich wirklich aus wie ein wandelnder Albtraum.

Kurz darauf saß ich schon in einem TukTuk Richtung Krankenhaus. Ich konnte kaum noch die Augen öffnen – alles war ein flimmerndes Durcheinander. Der Fahrer brachte mich nicht nur hin, sondern begleitete mich sogar hinein – eine Geste, die mir in dem Moment mehr bedeutete, als ich zeigen konnte.

Im Krankenhaus fühlte ich mich wie in einem Labyrinth. Zum Glück schien irgendjemand zu wissen, was zu tun war. Keine fünf Minuten später lag ich im Untersuchungszimmer. Ich hätte ehrlich gesagt auch vom Hausmeister behandelt werden können – ich sah sowieso nichts mehr. Es folgten Tropfen, Anweisungen und 30 Minuten Augen-zu-und-liegen-bleiben.

Als die Schwester sagte, ich dürfe die Augen wieder öffnen, tat ich das zögernd – und was soll ich sagen? Es war wie ein kleines Wunder. Das Brennen ließ nach, ich konnte wieder halbwegs sehen. Ich musterte den Raum, dann die Schwester. „Thailand really has beautiful nurses“, sagte ich etwas zu spontan. Sie grinste nur: „I’ll get the doctor again.“

Der Arzt kontrollierte meine Augen, verschrieb mir Tropfen für zwei Tage und verabschiedete mich mit einem halben Lächeln. An der Kasse bezahlt: rund 4.500 Baht. Ich dachte kurz: Für den Preis müsste eigentlich ein Hotelbesuch der Krankenschwester inklusive sein. Ich sparte mir den Spruch, zahlte und fuhr zurück ins Hotel.

Den restlichen Tag verbrachte ich ruhig im Zimmer – Tropfen rein, Augen zu, gesund werden. Schon am nächsten Tag ließ das Brennen deutlich nach. Ich blieb trotzdem noch einen weiteren Tag zur Sicherheit im Hotel. Manchmal ist Vorsicht besser als Abenteuerlust.

Und dann war es, als hätte jemand den Schalter umgelegt: Ich war wieder fit, bereit für Chiang Mai – voller Energie und mit einem Lächeln im Gesicht. Und ja, manchmal sind es genau diese Zwischenfälle, die eine Reise unvergesslich machen.
 
        #40  

Member

Chiang Mai, Gassen, Gedanken

Am nächsten Morgen, nach dem kleinen medizinischen Abenteuer der letzten Tage, fühlte ich mich wieder deutlich fitter. Die Tropfen wirkten, das Brennen war verschwunden – ich war bereit, Chiang Mai endlich wirklich zu entdecken.

Mit Wasserflasche und Neugier im Gepäck tauchte ich in die Altstadt ein.
Chiang Mai bei Tageslicht zu erkunden, ist wie ein langsames Aufwachen in einer Welt, in der Vergangenheit und Gegenwart sanft ineinanderfließen.

Ich schlenderte durch kleine, verwinkelte Gassen – vorbei an alten Holzfassaden, bemalten Mauern und Tempeln, die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchten. Zwischen zwei Häuserzeilen öffnete sich ein stiller Innenhof – und mittendrin: Wat Phra Singh. Ehrwürdig, umgeben vom Duft brennender Räucherstäbchen und dem leisen Murmeln betender Mönche.

Ich setzte mich auf eine schattige Bank und ließ die Atmosphäre wirken. Kein Lärm, kein Druck – nur Stille, goldene Reflexe im Sonnenlicht und das Gefühl, angekommen zu sein.

Später zog ich weiter – vorbei an bunten Märkten, kleinen Cafés, freundlichen Gesichtern.
Ich gönnte mir einen Iced Coffee in einem charmanten Hinterhofladen, der aussah, als hätte ihn jemand direkt aus einem Pinterest-Board hergezaubert.

Bevor die Stadt am Abend in Gewürzduft und Neonlicht aufblühte, ließ ich mich noch einmal treiben – diesmal ohne Ziel. Ich wollte nicht „sehen“, ich wollte entdecken.

Chiang Mai ist ein Labyrinth aus schmalen Gassen – und sobald man die Hauptstraßen verlässt, öffnet sich eine ganz eigene Welt. Keine Autos, kaum Menschen. Nur alte Mauern, knarzende Holztüren, versteckte Tempel, die man erst im letzten Moment bemerkt. Katzen dösen auf warmen Steinstufen. Fahrräder lehnen an Laternen. Der Lärm der Stadt verblasst, ersetzt durch das Zirpen von Zikaden und das Lachen aus einer offenen Küche.

Ich bog rechts ab, dann links, dann wieder rechts – und wusste längst nicht mehr, wo ich war.
Aber genau das war das Schöne daran. Man konnte sich verlaufen, ohne sich je verloren zu fühlen.

Vor einer Hauswand stand plötzlich ein kleiner Altar – geschmückt mit gelben Blüten, Räucherstäbchen, einer halbleeren Cola-Dose. Daneben ein streunender Hund, der mich kurz ansah und dann weiterschlenderte, als wüsste er, dass ich hier nur zu Besuch war.

Etwas weiter hinten: eine Hausfassade voller Street Art – bunte Elefanten, thailändische Schriftzeichen, Gesichter, die Geschichten erzählten, ohne ein Wort zu sagen.
Ich blieb stehen, betrachtete die Wand und genoss den Moment. Nur schauen, atmen, da sein.

Diese Gassen – sie machen die Stadt nicht nur besonders.
Sie sind die Stadt.


Streetfood & Suppenbünde

Als die Schatten länger wurden und die Luft langsam nach gegrilltem Fleisch und süßem Reis roch, wusste ich: Jetzt war es Zeit für das nächste Kapitel.

Der Street Food Market am Chang Phuak Gate wartete – und mein Magen war bereit.

Die Stadt begann sich zu verändern. Das Licht wurde goldener, die Temperaturen sanken, und Chiang Mai tat, was es jeden Abend tut: Es wurde hungrig.

Keine Hipster-Buden mit Instagram-Deko – sondern echte, rauchende Garküchen, Plastikstühle, hektisches Brutzeln und das wunderbare Gefühl, dass hier alle nur aus einem Grund da sind: dem Essen.

Die Luft war schwer von gebratenem Knoblauch, Fischsoße und Grillrauch. Mopeds knatterten vorbei, irgendwo lief Thai-Pop aus einem Handylautsprecher, Menschen standen Schlange, als gäbe es nur heute Abend Essen.

Ich tat das einzig Richtige: Ich stellte mich dort an, wo am meisten los war.
Immer ein gutes Zeichen.

Es gab Khao Soi. Diese cremige, scharfe Currynudelsuppe mit knusprigen Nudeln obendrauf, Huhn, Limette, eingelegtem Gemüse – und dem leisen Gefühl, dass man gerade das Nationalheiligtum Nordthailands löffelt.

Nach dem Khao Soi folgte Mango Sticky Rice – süßer Klebreis, frische Mango, ein Schuss Kokosmilch. Und ja: Wer es einmal gegessen hat, versteht, warum Leute davon sprechen, als wäre es eine Religion.

Um mich herum das übliche Chaos mit Charme:
Ein Straßenhund lag seelenruhig mitten im Weg, als hätte er den Platz reserviert.
Eine junge Frau kämpfte mit Essstäbchen gegen einen frittierten Tintenfisch – ein kulinarischer Zweikampf, den sie knapp verlor.
Am nächsten Stand brannte kurz der Grill – der Verkäufer löschte ihn mit einem Schluck aus einer Flasche und brutzelte weiter. Niemand zuckte.

Chiang Mai war laut, wild, würzig und wunderbar.
Und irgendwo zwischen all den Aromen, Stimmen und Lichtern war ich einfach da – satt, zufrieden, in einem leicht verschwitzten Glückszustand.

Und ja – ich dachte auch kurz an Ilaya.
Aber das… ist eine andere Geschichte.

Nacht: Licht, Zweifel, Nähe
Später am Abend landete ich – mehr aus Neugier als aus Plan – in einer Bar. Die Musik war laut, das Licht weich und rötlich, die Atmosphäre irgendwo zwischen schrill und charmant.

Ich setzte mich an die Bar, bestellte ein Bier – und kam mit einem der Bargirls ins Gespräch. Ihr Englisch war bruchstückhaft, mein Thai nicht existent – also hangelten wir uns mit Händen, Lächeln und gutem Willen durch die Unterhaltung.

Ich spendierte ihr einen Ladydrink. Sie prostete mir zu, lachte.
Dann stellte sie plötzlich ein leicht ramponiertes „Vier gewinnt“-Spiel auf die Theke.
„You play?“ fragte sie mit einem Grinsen.

Und wie ich spielte.

Mitten im roten Licht, zwischen Eiswürfeln, Neon und Mopedgeräuschen lieferten wir uns konzentrierte Partien.
Sie gewann. Deutlich. Und hatte sichtlich Spaß daran, mich abzuziehen.

Dann, irgendwann, fragte sie leise:
„You want take me out? Go hotel?“

Ich verstand sofort. Kein plumper Vorschlag. Kein Kalkül.
Eher eine ruhige, pragmatische Frage – als würde sie mir die Entscheidung überlassen.

Für einen Moment schwieg ich. Nicht, weil ich überrascht war – sondern weil ich wusste, dass hinter dieser Frage mehr steckt als ein kurzer Ausflug in die Nacht.

Ich sah sie an – hinter das Make-up, das Lächeln, das Routiniert-Flirty.
Und da war plötzlich nur ein Mensch. Einer wie ich. Unterwegs. Auf der Suche. Vielleicht auch nur nach einem kleinen Stück Wärme.

War ich so weit?

Und dann war sie plötzlich wieder da: Ilaya.
Nicht als Schatten, nicht in Person – sondern als Gefühl. Als Erinnerung an eine Begegnung, die still war. Echtheit ohne große Worte.

Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenzog. Nicht vor Verlangen – sondern vor Zweifel.

War es fair?

Mir selbst gegenüber? Ihr?
Oder diesem Mädchen, das mir gerade die Tür zu etwas öffnete, das mehr war als ein Angebot?

In mir tobte ein leiser Zwiespalt:
Ein Teil sehnte sich nach Nähe, nach Vergessen, nach dem Reiz des Moments.
Der andere wollte nicht, dass das, was mit Ilaya gewesen war, einfach verblasste.

Ich trank einen Schluck, sah in ihr Gesicht – es war nicht mehr flirtend, sondern wartend.
So, als hätte sie diesen Blick schon oft gesehen. Diesen inneren Kampf.

Ich schlug vor, noch eine Runde Billard zu spielen. Nicht, weil ich unbedingt wollte – sondern um Zeit zu gewinnen. Um klarer zu werden.

Ich blieb.

Nicht, weil ich sicher war.
Sondern weil ich wusste: Wenn ich jetzt gehe, nehme ich die Frage mit. Und sie wird mich weiter begleiten – vielleicht schwerer als die Antwort.

Wir spielten. Wir tranken. Und dann kam sie noch einmal:
„You take me? Your hotel?“

Ich zögerte. Nicht, weil ich sie nicht mochte.
Sondern weil ich mich selbst nicht ganz mochte in dieser Rolle.

Aber sie war nicht naiv. Nicht hilflos. Sie wusste, was sie tat.

Und ich war kein Retter. Kein Verführer. Kein Held.

Ich war einfach da.

In diesem Moment.

Und entschied, ihn anzunehmen – ohne Erwartungen. Ohne moralischen Überbau.

Ich nickte.

Sie lächelte.

Und ich wusste:
Dieser Abend würde mehr Fragen aufwerfen, als er beantworten konnte.


Später im Hotel

Im Hotel war es still. Nur das leise Brummen der Klimaanlage.
Sie trat ein, drehte sich kurz im Raum, als wolle sie sich vergewissern, dass sie jetzt wirklich hier war – mit mir.

Ich reichte ihr eine Wasserflasche, sie nahm einen Schluck, dann sah sie mich über den Rand der Flasche an – ein stilles Einverständnis lag in diesem Blick. Kein Zögern mehr.

„Shower first?“ fragte sie leise.

Ich nickte. Sie folgte mir.

Im Bad zog sie ihr Shirt über den Kopf, warf es achtlos zur Seite, trat aus der engen Jeans. Ich folgte ihrem Beispiel, und in der kühlen Fliese unter unseren Füßen und dem Neonlicht über dem Spiegel lag für einen Moment etwas beinahe Surreales. Zwei fremde Körper, nebeneinander, nackt – und doch nicht bloßgestellt. Nur da. Bereit.

Das Wasser rauschte auf, warm und dampfend. Sie trat zuerst unter den Strahl, bog sich den Zopf aus dem Haar, ließ ihn über die Schulter fallen. Ihr Rücken war glatt, schimmernd vor Feuchtigkeit. Ich trat hinter sie, legte vorsichtig die Hände an ihre Hüften. Sie lehnte sich an mich, ließ den Kopf zurücksinken, atmete tief aus.

Wir standen so, nah und still. Haut an Haut. Kein Wort. Nur Wasser. Nur Wärme.

Ich nahm etwas Seife, ließ sie über ihren Nacken, ihre Schultern gleiten, langsam, fast andächtig. Sie drehte sich um, sah mich an – ein Blick, tief und direkt ich zog sie zu mir. Unsere Lippen fanden sich. Weich, warm, fordernd.

Unter dem Wasser begann alles: eine zärtliche Ungeduld, ein langsames Erforschen. Hände fanden Wege, Finger glitten über nasse Haut. Es war kein Spiel, kein Vorführen. Sondern pures Spüren.

Wir lachten leise, als der Duschkopf sich plötzlich drehte und uns beide kalt erwischte. Sie schrie kurz auf, dann lachte sie – frei, echt. Ich zog sie wieder unter den warmen Strahl, und küsste sie. Diesmal länger. Und sie antwortete mit einem Druck ihres Körpers, der alles sagte.

Wir verließen das Bad, noch feucht, noch nah. Unsere Haut dampfte leicht in der kühlen Luft der Klimaanlage. Die Handtücher hielten kaum – mehr Symbol als Schutz. Sie warf ihres achtlos aufs Bett, drehte sich zu mir um, nur noch ein Schritt Abstand.

Ich ließ meins ebenfalls fallen.

Dann war da kein Abstand mehr.

Ihre Lippen fanden meine, diesmal verlangender, tiefer. Sie schmeckte nach warmem Wasser und einem Hauch Minze vom Duschgel. Ihre Haut war glatt, weich, ihre Hände neugierig. Meine Finger glitten über ihre Taille, über die kleinen Wasserperlen, die sich noch auf ihrer Haut hielten – wie Tropfen auf einer reifen Frucht.

Sie zog mich aufs Bett, langsam, kontrolliert. Ihre Bewegungen hatten etwas Spielerisches, aber auch Entschlossenes. Sie wusste, was sie wollte. Und sie wusste, wie.

Ich lag auf dem Rücken, sie setzte sich auf mich – nicht sofort, nicht eilig, sondern mit einem leichten Schaukeln der Hüften, einem prüfenden Blick, der fragte: "Ready?"
Ich nickte.

Sie fuhr mit den Fingerspitzen meine Brust entlang, dann meinen Hals, beugte sich vor, küsste mich – sanft zuerst, dann intensiver. Ihr Atem wurde kürzer, ihr Blick dunkler.
Ich spürte sie, warm, schwer auf mir, spürte, wie sie langsam die Kontrolle übernahm, sich bewegte, sich anpasste, suchte, fand.

Sie ritt mich, ruhig, mit einem Rhythmus, der mich zuerst erstaunte, dann komplett einnahm. Kein hastiges Stoßen, kein wildes Reiben – sondern ein kontrolliertes, fließendes Ineinandergreifen, wie eine Welle, die immer wieder anrollt und dann wieder kurz zurückweicht.
Wir atmeten gemeinsam, als würden unsere Körper den Takt vorgeben. Ihre Hände stützten sich auf meiner Brust ab, sie war aufrecht, stolz – fast tänzerisch. Und doch ganz bei mir.

Ich streichelte ihre Schenkel, ihre Hüften, fuhr mit der Hand zwischen unsere Körper, suchte sie dort, wo sie am empfindlichsten war – und fand sie. Ihr Stöhnen war leise, kehlig, ehrlich. Kein gespielter Ton, sondern eine echte Reaktion. Ihre Augen schlossen sich kurz, sie biss sich auf die Lippe, verlangsamte das Tempo – wollte mehr, aber auch: länger.

Ich drehte sie schließlich sanft zur Seite, übernahm die Führung. Sie ließ es zu, zog mich zu sich, schlang die Beine um meine Hüften. Ich drang wieder in sie ein, diesmal tiefer, intensiver. Sie legte den Kopf zurück, flüsterte etwas auf Thai – ich verstand es nicht, aber der Klang allein reichte.

Unsere Bewegungen wurden drängender, aber nie grob. Es war wie ein Tanz, ein immer dichter werdender Strom. Mal schnell, mal fast stillstehend, als müssten wir beide kurz durchatmen, nur um dann wieder weiterzumachen – noch ein Stück tiefer, noch ein Moment näher.

Als sie kam, war es nicht laut – eher wie ein Zittern, das durch ihren ganzen Körper ging. Ihre Hände gruben sich in meine Schultern, ihre Lippen formten meinen Namen, oder etwas, das so klang. Ich kam kurz darauf – tief in ihr, fest umschlungen, als hätte dieser Moment keine Vergangenheit und kein Danach.

Wir blieben so liegen, verwoben, atemlos. Ihre Stirn an meiner. Ihre Finger spielten mit meinem Nacken, strichen durch mein kurzes Haar, als wollte sie spüren, ob ich noch da war.

Und ich war da. Ganz. Jetzt.
Ohne Worte.
Nur Nähe.

Kein Filmkuss. Kein flüchtiges Dankeschön. Nur zwei Menschen, die sich für einen Abend gehalten haben – fest genug, um nicht zu fallen.
 
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