Das Flugzeug des Kronprinzen als Pfand
Weil Thailand seine Schulden bei einem deutschen Bauunternehmer nicht zahlte, streitet man jetzt um eine Boeing.
Eine Boeing 737 des thailändischen Kronprinzen Maha Vajiralongkorn ist auf dem Münchener Flughafen gepfändet worden. Hintergrund ist ein Millionenstreit zwischen dem inzwischen insolventen Baukonzern Walter Bau und dem thailändischen Staat. Thailands Presse spekuliert derzeit über die für heute, Mittwoch, erhoffte richterliche Entscheidung über des Schicksal der Privatmaschine des künftigen Monarchen.
Der Karikaturist der regierungsnahen Tageszeitung „Na tion“ schlägt vor, einfach „alles Deutsche“ zu beschlagnahmen. An erster Stelle fällt ihm der wohlbeleibte Biertrinker am Tresen einer Go-go-Bar ein – und natürlich Modelle der Staatskarossen mit dem Stern.
In Bangkok versucht man unterdessen fieberhaft, die Dokumente zu finden, die beweisen, dass die Thai Royal Air Force die Boeing nicht nur als Geschenk an den Kronprinzen übergab und auf seinen Namen registrierte, sondern er auch als Besitzer eingetragen wurde. Dann nämlich wäre das Flugzeug persönliches Eigentum des Prinzen und nicht im Besitz des Staates.
Das klingt möglicherweise einfacher, als es ist. Denn die Trennlinie zwischen „Crown Properties“, dem Besitz der Krone, und dem thailändischen Staat verliert sich häufig in einer Grauzone.
Hinter den thailändischen Kulissen ist unterdessen ein Kleinkrieg der Schuldzuweisungen entbrannt. Die Regierung des noch amtierenden Premierministers Abhisit Vejjajiva behauptet, die Schuld an der peinlichen Affäre trage der 2006 vom Militär gestürzte ehemalige Premierminister Thaksin Shinawatra. Er habe den Streit um das Flugzeug zu verantworten.
Als ein deutsches Gericht 2009 im Streit mit dem Bauunternehmer entschied, Thailand müsse 30 Millionen Euro zahlen, weigerte sich der inzwischen amtierende Premierminister Abhisit, das Urteil zu akzeptieren. Der Schock über Beschlagnahme des Flugzeugs saß besonders tief, weil Bangkok nicht mit einem solch spektakulären Schritt des Gerichtsvollziehers gerechnet hatte.
Dabei hatte Berlin die Thailänder vor einer solchen Möglichkeit gewarnt. Thailands Bevölkerung beobachtet den Verlauf der Affäre mit wachsendem Staunen.
Einerseits erfahren sie, dass Premierminister Abhisit Vejjajiva höchstpersönlich an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben hat. Andererseits wundern sie sich über Berlins Aussage, dass die Gerichte unabhängig seien und die Regierung keinem Richter in seine Entscheidungen rein reden dürfe.
Zwar beschwören Politiker auch in Thailand oft und gern die „Herrschaft des Rechts“. Aber am heutigen Mittwoch wird in München mit Außenminister Kasit Piromya, der einst als Botschafter in Deutschland amtierte, just jener Mann im Gericht sitzen, der 2008 einer der führenden Köpfe der illegalen Besetzung des Flughafens von Bangkok war – und trotzdem bis heute nicht vor einem Richter erscheinen musste.
© SN/SW
(Quelle: Salzburger Nachrichten)
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(Original artworks and political paintings from Stephff)
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