Tag 5: Mae Hong Son nach Mae Sariang
Abstecher zum Huay Pu Keng Dorf der Kayan
Heute sollte es nach Mae Sariang weiter gehen. Leider hatte ich es am Vorabend wegen des unerwarteten Dschungelausflugs versaeumt meine Hemden zu waschen. Die Waesche uebernehme ich immer selbst. Da lasse ich niemanden ran. Die sind leicht zu waschen und trocknen normalerweise auch sehr schnell. Deshalb habe ich meine Waesche dann am fruehen Morgen noch schnell gewaschen und aufgehaengt in der Erwartung, dass die eine Stunde spaeter trocken sein wuerden. Aber Pustekuchen! Die Waesche wurde und wurde nicht trocken. Die Luftfeuchtigkeit war viel zu hoch. Total nass wollte ich die aber auch nicht einpacken. Also hiess es warten. So kam ich erst kurz vor 11 Uhr weg. Eine Verzoegerung, die sich raechen sollte.
Zunaechst schien aber alles in Ordnung. Mein Abstecher ins Dorf der Kayan wuerde schon kurz nach Fahrtbeginn erfolgen. Davor hatte ich wieder an einer guten Tankstelle an der 108 vollgetankt. Knapp 8 km nach Abfahrt bog ich schon auf die 3018 nach Huay Pu Keng ab. Diese 10 km Strecke unterschied sich anfangs kaum von den anderen Strassen, die ich so im Norden Thailands befahren hatte, aber je naeher ich zum Ziel kam, um so mehr schien sich die Vegetation die Strasse "zurueckzuholen":
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Auch die gerade beseitigten Erdrutsche und der Zustand der Haenge waren nicht gerade vertrauenserweckend.
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Man merkte, dass man
jwd war.
(Fuer Nicht-Berliner: Gesprochen
jott we de =
janz weit draussen)
Die Strasse endete dann an einem Fluss mit starker Stroemung, auf dessen Gegenseite das Dorf lag. Wie in alten Zeiten musste man nach dem Faehrmann ueber den Fluss rufen. Der war nicht gerade erfreut, zumal nur ein Einzelreisender auch nur ein duerftiges Geschaeft versprach. Trotzdem stoerte mein wiederholtes Rufen sein Nickerchen und er liess sich erweichen.
Anhang anzeigen river_crossing_1.jpgAnhang anzeigen river_crossing_2.jpg
Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich allein war, denn in einer Gruppe mit Touristen, die vielleicht staendig Selfies mit den Longneck Frauen machen, waere ich mir vorgekommen wie im falschen Film.
Ich weiss immer noch nicht, wie ich meinen Besuch im Longneck Dorf bewerten soll. Ich hatte dieses Dorf ausgewaehlt, weil es in voller Eigenregie arbeiten soll, d.h. keine Showeinlagen, nur einfaches Dorfleben. Aber schon der Eintrittspreis von 200 Baht, zusaetzlich zur 20 Baht Faehrgebuehr, hinterlaesst Fragen. Wer wird wohl dieses Geld bekommen? Von einfachem Dorfleben war auch nicht allzu viel zu sehen. Alles schien auf die besuchenden Touristen ausgerichtet zu sein.
Anhang anzeigen village.jpgAnhang anzeigen weaving_1.jpg
Es gab viele Verkaufsstaende fuer handgefertigte Souveniers, die durchaus ansprechend waren. Man konnte den Weberinnen bei der Arbeit zuschauen, sowohl solchen mit dem Halsschmuck als auch solchen ohne. Den Halsschmuck zu tragen, soll dort eine individuelle Entscheidung der Frauen sein.
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Ich habe mich in Huay Pu Keng aber nicht wohl gefuehlt. Ich war ein Fremdkoerper, der zwar mehr am Leben der Bewohner interessiert war, als an ihrem auffaelligen Aeusseren, aber mehr als mich respektvoll und freundlich zunickend im Hintergrund zu halten konnte und wollte ich nicht tun. Ich haette mich gern mit den Bewohnern ueber ihr Schicksal, ueber ihre Flucht nach Thailand vor 30 Jahren und ueber das Leben, das sie seitdem ziemlich isoliert in Thailand fristen, unterhalten. Aber vor mir waren schon Tausende Besucher dort und ich wollte niemanden in eine Rolle draengen, die nur meine Neugier befriedigt haette. Deshalb war ich auch nur relativ kurz im Dorf.
Auf dem Rueckweg fiel mir dann aber ein Schal auf, der meiner Frau sehr gut stehen wuerde. Die Verkaeuferin war mir schon auf dem Hinweg aufgefallen, weil sie eine grosse Traurigkeit und gleichzeitig eine grosse Wuerde ausstrahlte. Jetzt, wo ich den Schal von ihr gekauft hatte, deutete ich an, ob es okay sei, ein Foto von ihr zu machen. Dieses Bild laesst mich nicht mehr los. Jedes mal, wenn ich es mir anschaue, schlaegt es mich in seinen Bann. Hier ist es:
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Mit sehr zwiespaeltigen Gefuehlen beendete ich meinen Abstecher nach Huay Pu Keng und fuhr zurueck zur 108. Es war inzwischen wieder sehr heiss geworden. Nach nur ein paar weiteren Kilometern auf der 108 machte ich noch einmal einen kurzen Fotostop am Pha Bong Viewpoint.
Anhang anzeigen pha_bong_viewpoint.jpg
Jetzt wurde es aber Zeit weiter zu fahren. Es lagen noch rund 145 km Fahrt bis Mae Sariang vor mir. Die haetten eigentlich sehr angenehm sein sollen. Die Strecke war angenehm kurvig bei sehr maessigem Verkehr und guten Strassen, aber ich war in keiner guten Verfassung so eine lange Strecke am Stueck zu fahren. Es war heiss, ich war wieder muede und das staendige Schwingen von einer Kurve fast direkt in die naechste fuehrte mich fast in einen Trancezustand. Ich kam an einen Punkt, wo ich sofort eine Pause machen musste, nur wo? Es reihten sich Kurve an Kurve. So beschloss ich an einer vielleicht 50 Meter langen Geraden am Strassenrand anzuhalten und einen Powernap zu machen. Einen richtigen Seitenstreifen gab es zwar nicht, aber ich konnte nicht mehr weiter.
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Nach gut 20 Minuten ging es dann wieder weiter. Leider hatte ich insgesamt viel Zeit verloren und an diesem schwuel-heissen Tag blieb es ab dem spaeten Nachmittag nicht mehr trocken. Es erwischte mich etwas mehr als eine Stunde vor Mae Sariang in einer bergigen Region mit vielen Kurven und ohne Moeglichkeit anzuhalten. Innerhalb von Sekunden war ich klatschnass. Gluecklicherweise war es immer noch warm, so dass ich beschloss im stroemenden Regen ohne Raingear weiterzufahren. Kurz vor Mae Sariang gab es dann noch eine grosse Baustelle, wo Baufahrzeuge die Strasse so richtig eingesaut hatten. Da im Regen durchzufahren erforderte hoechste Konzentration. Begossen wie ein Pudel habe ich es noch eine knappe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit ins Hotel geschafft.