Ich stellte mein Motorbike in der Soi Post Office ab und telefonierte noch einmal mit Meow. Sie erklärte mir, wo an der Beach Road ich sie finden könne. Mit ihr war es recht unkompliziert einen Treffpunkt auszumachen. Sie war in der Beschreibung recht eindeutig. Nur wenige Minuten später hatte ich sie an der Beach Road gefunden. Sie gab mir die Nummer von Paeow. Ich rief Paeow and und nach ein paar Mal Klingeln ging sie dran. Ich meldete mich wie immer mit: Puchong, sabai dee mai (Wie geht es dir)? Aus dem Hörer schallte mir ein langgezogenes und recht dämlich klingendes „Häääääh“ entgegen. „Paeow, it is me, Puchong!“ Und wieder: Häääääh?“ Dann die Frage: „Puchong“. Ja, in drei Teufels Namen, das habe ich ja nun schon zweimal gesagt, dachte ich bei mir und stellte mir die Frage, was ich eigentlich von Paeow wollte. Ich verdrängte den Gedanken erst einmal. „Puchong, wä do you stää?“ „I stay at Starbucks Cafe at Soi 13-Beach Road.“ „Häääääh?“ Mir platzte bald der Kragen. Ich wiederholte meine Antwort noch einmal langsam und es schien mir jetzt fast so, als hätte sie mich verstanden, zumindest ließ ihre nächste Antwort erst einmal diese Vermutung zu: „I don´t see you!“ Ich fragte sie noch einmal wo sie denn jetzt sei, ihre Antwort: „ In Soi 13“. Ich fragte sie nun meinerseits auf Thai: „Paeow you nai?“ Ihre Antwort riss mich fast vom Stuhl: „I stää in loom.“ Würde solch eine geistige Lethargie Schmerzen verursachen, hätte ich sie wahrscheinlich schreien gehört. Ich zwang mich zur Ruhe und übergab Meow das Telefon mit der Bitte, Paeow doch mal klarzumachen, dass ich sie am Starbucks treffen wollte. Eigentlich, so glaubte ich, dass Meow es leichter haben würde, Paeow zu erklären, wo wir uns treffen wollten. Aber auch sie brauchte fast 10 Minuten bis Paeow wohl endlich verstanden hatte, wo der Treffpunk ist. Meow leistete mir während der Wartezeit Gesellschaft. Aus den von Paeow genannten 5 Minuten wurden 30 Minuten, Aber dann war sie endlich da. Ich hatte gehofft, dass sie sich mal endlich wieder richtig ernähren würde und entsprechend zugelegt hätte. Aber ich wurde enttäuscht, sie hatte noch mehr abgenommen. Die Wangen in ihrem ehemals hübschen Gesicht waren eingefallen und auch ihr Mund hatte an Völle eingebüßt. Ihr Gesicht wirkte dadurch kantig. Für eine weitere Fotosession kam sie nicht mehr in Frage. Ich wollte allerdings wissen, was denn mit ihr sonst noch ging. Ich machte nicht viel Worte, es wäre wahrscheinlich zwecklos gewesen. So stand ich einfach auf und sagte zu ihr: „Pai“, was soviel bedeutete wie „Lass uns gehen!“ Bereitwillig trottete sie mir nach zu meinem Bike und wir fuhren zum Big C Extra an der Pattaya Klang. Ich hatte zuvor mit Charlie telefoniert und wir hatten das Big C Extra als Treffpunkt ausgemacht. Wie sich herausstellte war Charlie auch nicht gerade einer der schnellsten. Im Vorfeld hatte er doch einige mir seltsam erscheinende Wünsche. So wollte er, dass ich die ATM von Aeon checkte ob sie funktionierte. Er musste nämlich Geld ziehen und das war seine bevorzugte Bank. Ich checkte das Gerät und sagte ihm, dass die ATM funktionieren würde. Er versprach mir, dass er in 20 Minuten am Big C Extra eintreffen würde. Paeow war es mittlerweile wohl langweilig geworden. Trotz meiner Zweifel hielt ich an dem Versuch fest, sie einmal auszuprobieren. Ich sagte ihr, dass ich den Abend mit ihr verbringen würde. Sie glotzte mich recht verständnislos an und eröffnete mir, dass sie heute das Zimmer zahlen müsste. Ich drückte ihr 1000 Baht in die Hand und ermahnte sie, sich in zwei Stunden wieder bei mir zu melden.
So wartete ich alleine auf Charlie, der dann auch wenig später am Big C Extra eintraf. Bezüglich Charlie hatte ich keinerlei Vorstellung, wie er denn in der Realität aussehen würde. Seinem Schreibstil nach zu urteilen, entstammte er nur zum Teil dem deutschen Sprachraum. Ferner erschien er mir etwas naiv und einfach gestrickt. Ich meine das jetzt nicht bewertend sondern es war lediglich meine Vorstellung von Charlie und verbirgt keine qualitative Bewertung des Menschen Charlie. Aber alles in Allem lag ich damit ganz richtig. Und das Wichtigste für mich war eigentlich, das sich Charlie als ein sehr gutmütiger Mensch mit einem großen Herzen entpuppte. Ich mochte auf Anhieb seine ungezwungene Art, wie er auf mich zuging und seine Offenheit zeigte, kurz, ein liebenswerter Mensch. Allerdings, bezogen auf Pattaya, leider auch ein typisches Opfer abgebrühter Mädchen. Charlie zog sich Geld am Automaten und anschließend fuhren wir zu den Nirun Apartments, wo er sich für wenig Geld ein kleines Zimmer gemietet hatte. Ich wusste bereits von ihm und seiner Liaison mit Dao, dem hübschen aber recht berechnendem Mädchen aus Kambodscha, das nicht nur Wohnung und Bett mit Charlie teile, sondern auch noch einen anderen Mann. Charlie fungierte ihr gegenüber als Aufpasser, war aber sowohl mit dem Mädchen als auch mit seiner Rolle total überfordert. Als wir im Apartment ankamen, öffnete uns Dao nur leicht bekleidet die Tür. Sie chattete gerade mir ihrem Sponsor aus Australien und den schien es gar nicht zu stören, dass neben Charlie und ihm nun auch noch ein dritter Mann auftauchte. Während Dao mit dem Aussie chattete, machten Charlie und ich uns Gedanken über den weiteren Verlauf des Abends. Charlie hatte heute noch eine Verabredung mit einem Forumsmitglied. Wir beschlossen, alle zusammen im Fung Pla Pao, ein Restaurant, das sowohl preiswert ist als auch gutes Essen auf den Tisch bringt, allerdings zugeschnitten auf eine vorwiegend aus dem Isaarn stammende Kundschaft. Das Fung Pla Pao ist vor etwa einem Jahr von der Soi Sophon in die Soi Bontong umgezogen. Zusammen mit meinem Freund Pi Thong habe ich die neue Location ausfindig gemacht und ich besuche das Restaurant regelmäßig. Mit meinem Freund Pi Thong hatte ich an diesem Tag schon telefoniert und ihm gesagt, dass ich ihn später anrufen würde. Ich habe ihn gebeten, seine neue Freundin mitzubringen. Ich rief ihn an und nannte ihm die Uhrzeit und er versprach, pünktlich dort zu sein. Es versprach, ein gemütlicher Abend zu werden. Nur Paeow meldete sich nicht. Aber eigentlich hatte ich nichts anderes von ihr erwartet. Dass sie kein Zeitempfinden hat, habe ich schon mehrfach bei ihr erlebt. Aber möglicherweise hatte sie auch Probleme, die Uhr, die sie ab und an mal am Handgelenk trug, zu lesen. So kam es dann tatsächlich, dass ich alleine mit drei Paaren im Fung Pla Pao am Tisch saß. Aber es war vielleicht auch besser so und ersparte mir möglicherweise einen extremen Gesichtsverlust. Der Abend verlief harmonisch, meine Gäste waren allesamt zufrieden. Pi Thong verabschiedete sich von mir und fuhr zusammen mit seiner neuen Freundin nach Hause. Nun waren wir noch zu Fünft und ohne weibliche Begleitung kam ich mir recht komisch vor. Ich griff zum Telefon und rief Pim an, die glücklicherweise sofort ans Telefon ging. Obwohl sie müde war, sagte sie zu und wir vereinbarten als Treffpunkt die Buffalo Bar. Vom Restaurant bis zur Buffalo Bar war es nicht weit und Pim fand sich wenig später auch ein. Ich hatte es schon während der letzten Telefonate mit Pim gemerkt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Und jetzt, als ich sie ansah, fiel es mir umso stärker auf. Es war nichts was ihr Aussehen betraf, es war etwas, das tief aus ihrem Inneren kam. Ich wollte mir später die Zeit nehmen, sie darauf anzusprechen. Erst mal wollten wir den Abend genießen. Von der Buffalo fuhren wir zur Walking Street, parkten unsere Motorbikes und verschwanden in einer der ersten Sois. Charlie sprach die ganze Zeit nur von seiner Dao, von dem, was sie alles machen würde, wenn sie gut drauf war. Er hatte mir mal erzählt, dass sie sich in einer Bar schon mal an die Stange gestellt habe und sich auch ausgezogen hätte. Nun, Dao war attraktiv, aber was Charlie da eigentlich gut dran fand, wenn sich seine Freundin derart produzierte, ist mir bis heute schleierhaft. Würde meine Freundin das machen, würde ich sie wohl sofort in die Wüste schicken. Aber wahrscheinlich hechelte Charlie nur nach Bestätigung, dass seine Freundin wohl die absolute Nummer 1 unter allen Frauen sei. Zumindest hätte er es wohl gerne so. Wir suchten eine kleine Gogo-Bar auf, die nur mäßig besucht war. Aber das war wohl auch kein Wunder, die Mädchen, die dort arbeiteten, gingen ihrer Beschäftigung augenscheinlich recht lustlos und gelangweilt nach. Wir setzen uns und orderten Drinks. Dao, die recht knapp bekleidet war, kletterte geschmeidig auf den Tisch und begann zu tanzen. Ihr kurzes Röckchen, dass sie anhatte, rutschte dabei noch höher, aber das hätte bei dieser Kürze auch keine Rolle mehr gespielt. Sie schien sich dabei zu gefallen, sich in dieser Art und Weise lüsternen Männeraugen zu präsentieren. Aber ich glaube, der einzige, der das gut fand, war Charlie. War ihm eigentlich bewusst, in welcher Art und Weise sich mit ihrem Verhalten und ihn damit auch deplazierte? Ich glaube es nicht. Die Bar war definitif langweilig, wir bezahlten unsere Drinks und verließen die Bar. Ich hatte immer mal wieder ein Auge auf Pim geworfen und nach und nach wurde mir klar, dass sie wirklich sehr müde schien. So war ich nicht weiter verwundert als sie mir, nachdem wir die Bar verlassen hatte sagte, dass sie zu müde sei um noch etwas anderes zu unternehmen. Sie meinte, ich könnte ruhig mit den anderen mitziehen, sie würde wieder nach Hause fahren. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass Pim reden wollte. Ich kannte ja ihre Vergangenheit, zumindest zum Teil, schätzte Pim als Menschen und von daher war es mir wichtiger, ihrem unausgesprochenen Wunsch, dass sie jemanden der sie verstand, zum zuhören brauchte, zu entsprechen. Ich sagte daher den Rest des Abends ab und fuhr mit Pim ins Radi Mansion.
Ich hatte Pim vor ein paar Jahren in der Soi Honey Inn kennengelernt. Sie arbeitete dort in einer kleinen Massage gegenüber der ehemaligen Janes. Unsere erste Begegnung verlief etwas holprig. Der Abend war schon fortgeschritten, es war kurz vor Mitternacht. Eigentlich hatte ich mich bezüglich einer Fotosession mit Paeow verabredet, allerdings für 20 Uhr. Und Paeow hatte den Termin, wie es mir schien, einfach platzen lassen, etwas, was ich überhaupt nicht mochte. So fand ich mich dann kurz vor Mitternacht in der Soi Honey Inn wieder, hatte eigentlich nichts bestimmtes im Kopf und schlenderte gemütlich in Richtung Beach Road, als mir das Lächeln eines Mädchens auffiel, die zu meiner Linken vor einer Massage auf Kunden wartete. Eine innere Stimme rief „Stopp“ und „Ansprechen“. Ich tat wie mir geheißen, hielt an und dein freundliches „Hi, how are you?“ kam über meine Lippen. Nach wie vor lächelte das Mädchen, sie hatte die 30 mit Sicherheit schon überschritten. Um zu ihr zu kommen nahm ich die 2 Stufen und setzte mich neben sie. Sie fragte mich, ob ich eine Massage wolle, aber das verneinte ich erst einmal ohne es von vorneherein auszuschließen. Ich wollte erst mal etwas trinken, bestellte mir eine Limo und lud sie ein, sich ebenfalls einen Drink ihrer Wahl, sie entschied sich für einen Ice Tea, mitzubringen. Ich stellte mich ihr mit meinem Spitznamen Puchong vor und sie nannte mir ihren Namen: Pim. Ich prostete ihr gerade zu, als mein Handy klingelte. Ich entschuldigte mich für die Störung und nahm ab. Am anderen Ende war Paeow. Ich fragte sie, wo sie jetzt sei. „Häääääh?“ Oh my Buddha, dachte ich bei mir. Nach zwei weiteren Versuchen kristallisierte sich dann heraus, dass sie vor meinem Hotel auf mich wartete. Solche Situationen hasste ich wie die Pest. Aber Paeow hatte die Verabredung mit mir und ich wollte eine Session durchziehen. Die Situation gegenüber Pim war mir allerdings trotzdem peinlich. Ich erzählte ihr kurz den Hintergrund zu diesem Telefonat und entschuldigte mich bei ihr. Ein Blick in ihre Augen, ihr Gesicht verriet mir, dass sie Zweifel daran hatte, dass ich ihr die Wahrheit erzählte. Aber das war nicht verwunderlich, Geschichten dieser Art von nach Ausreden hechelnden Farang kannte sie wahrscheinlich zur Genüge. Ich entschuldigte mich nochmals bei ihr, bezahlte die Drinks und versprach ihr, morgen wiederzukommen. Ich spürte förmlich ihren zweifelnden Blick in meinem Rücken als ich ging. Ich würde sie am nächsten Tag davon überzeugen, dass ich die Wahrheit gesprochen hatte.