Trotzdem war der Sky Train gut besetzt, freie Sitzplätze gab es nicht mehr und wir suchten uns einen Platz an einer der Stangen in der Nähe der Tür. Irgendwie war es so, dass es sich in der Nähe der Türen immer staute. Diesbezüglich war das Verhalten von Menschen wohl überall gleich. Die Türen schlossen sich und der Zug führ mit einem leichten Ruck an. Mem stand vor mir und machte einen kleinen Schritt zurück um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Wartete und wünschte ich mir in diesem Moment mehr körperliche Nähe von ihr. Ich hatte mich unmerklich und fast automatisch etwas nach vorne bewegt. Aber Mem hielt eine minimale Distanz zwischen uns. Manchmal verfluchte ich die Anfälligkeit meiner Libido und die damit ersehnte intime Berührung. Die nächste Station war Nana in Höhe der Soi 7. Eine Gruppe Japanerinnen drängte in den Wagen und da nur wenige Fahrgäste ausgestiegen waren, wurde es schlagartig eng. Mem machte einen kleinen Schritt zurück und sie lehnte sich an mich. Sie versuchte den engen Kontakt zu vermeiden und drückte ihr Kreuz etwas durch. Aber die Bewegungen des Sky Trains ließen ihren Po immer mal wieder gegen meinen Schoß stoßen. Irgendwie schaffte ich es, mich zu beherrschen, zwar regte sich meine Nong Chai etwas, aber nicht so stark dass es großartig auffiel. Ich war froh als wir nach zwei weiteren Stationen Siam erreichten. Wir stiegen um und fuhren noch die eine Station bis zum National Stadium.
Meine schlechte Stimmung vom Vortag war etwas verflogen, ich war zwar immer noch verärgert über Mems Verhalten, aber schließlich war Mem auch Familie für mich und mein Familiensinn, der sich in den letzten Jahren mehr und mehr ausgeprägt hatte, dämpfte nach und nach meine Emotionen die sich am Abend zuvor so heftig gemeldet hatten. Eigentlich hatte ich nichts Bestimmtes im Sinn, war mehr auf einen spontanen Kauf aus. Das MBK bot genügend Möglichkeiten der sinnlosen Verführung.
„Puchong, I need a suitcase when I go for Iceland!“
Mem war heute wohl zweckgerichtet. Aber eigentlich benötigte ich auch einen neuen Koffer. Mein alter Koffer war mittlerweile arg lädiert und auch etwas zu klein. Wir suchten nach einem Laden, was in Anbetracht der Größe des MBK´s gar nicht so einfach war. Schließlich wurden wir fündig. Mem und ich entschieden uns für zwei gleichartige Koffer, lediglich die Farben waren etwas unterschiedlich. Ich schaffte es, den Preis von 1200 Baht auf 1000 Baht zu drücken. Im Anschluss bummelten wir noch etwas durch die Etagen und aßen noch eine Kleinigkeit. So verging mein letzter Nachmittag zusammen mit Mem in Bangkok recht schnell. Wir fuhren mit dem Sky Train zurück bis nach Asoke und waren gegen 18 Uhr wieder im Hotel. Ich hatte während der Rückfahrt eine SMS von Joy empfangen. Sie war bereits unterwegs und würde wahrscheinlich kurz nach 20 Uhr in Ekamei eintreffen. Ich freute mich auf ihr Eintreffen, aber in Anbetracht der Spannungen zwischen Mem und Joy war meine Erwartungshaltung etwas gedämpft. Ich wollte wissen, ob sie heute mit uns ausgehen wolle.
„What do you like to do tonight? Do you want to join us?“
Sie blickte mich an und in ihren Augen nahm ich einen Funken Traurigkeit, oder war es Sorge, wahr.
„No, it will be better if I stay home.“
Ich spürte, dass ein jeder Versuch sie umzustimmen zwecklos sein würde. Tief in meinem Inneren spürte ich aber auch, dass ich mich nicht korrekt verhielt. Aber noch war meine Sensibilität für die Situation nicht fein genug. Joy hatte mich bis zu einem gewissen Punkt eingefangen und in ihrem Griff.
Ich packte meinen Koffer für die Heimreise, die Nacht würde kurz werden. Mein Flug war am nächsten Morgen und ich würde um 5 Uhr aufstehen müssen um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Die verbleibende Zeit nutzte ich für eine Dusche. Mem hatte es sich auf dem Bett bequem gemacht und sah gelangweilt fern. Ich hatte mir nur ein Handtuch umgewickelt und legte mich zu ihr aufs Bett. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu entspannen. Ich muss wohl leicht eingeschlafen sein, zuckte zusammen, als mein Telefon klingelte. Joy rief mich an. Ich hatte sie gebeten, mich anzurufen, wenn der Bus bei Bang Na die Sukhumvit erreichte. Damit würde ich den entsprechenden Vorlauf haben, etwa zeitgleich mit Joy am Bus Terminal in Ekamei einzutreffen. Mem sah nach wie vor fern. Sie schien unzufrieden ich verkniff es mir allerdings, sie zu fragen. Ich zog mich schnell an und machte mich auf den Weg nach Ekamei.
Das Timing schien perfekt zu sein. Gerade als ich in Ekamei ankam, bog der Bus aus Pattaya ein. Joy hatte einen der hinteren Plätze bekommen und so dauerte es etwas länger, bevor ich sie wieder in die Arme schließen konnte. Wir schlenderten zurück zur Sky Train Station. Sie fragte mich, was den genau geschehen sei und ich erzählte ihr während unserer Rückfahrt die ganze Geschichte. Jetzt, da Joy wieder bei mir war, fühlte ich mich gleich etwas besser. Zurück im Hotel fiel die Begrüßung der beiden Mädchen untereinander etwas unterkühlt aus. Ich hatte an der Rezeption ein weiteres Zimmer angemietet. Sowohl für Joy als auch für Mem war also diesbezüglich bis zum Sonntagmittag alles geregelt. Ich packte meine Sachen die ich für die Nacht brauchen würde zusammen und ging mit Joy ins Nachbarzimmer. Mem wirkte wieder bedrückt. Sie hatte ein paar Anmerkungen gemacht und befürchtete, dass ich meine Frau wegen und für Joy verlassen würde. Im Nachhinein wurde mir eigentlich bewusst, dass Mem als Frau wesentlich mehr wahrnahm als ich. Frauen schienen diesbezüglich einen wesentlich ausgeprägteren, empathischen Sinn zu haben als Männer. Mem hatte zuvor auch noch die Einladung von Joy ausgeschlagen, uns auf unseren letzten, nächtlichen Bummel zu begleiten.
Joy hatte sich inzwischen etwas frisch gemacht, ihre lässiges Reiseoutfit gegen ihr orangefarbenes Kleid eingetauscht, das sowohl ihre Beine als auch ihre sexy Figur unterstrich. Bevor wir das Honey House verließen ging ich noch kurz zu Mem, fragte sie, ob sie noch etwas bräuchte und ob ich ihr etwas Geld dalassen sollte für den Fall, dass sie Hunger bekam. Es war meine Erfahrung, dass Thais eigentlich immer, überall und zu fast jeder Tages- und Nachtzeit mal vom Hunger gequält wurden. Und in Bangkok war es halt auch eine Kleinigkeit, zu jeder Zeit etwas zu essen zu bekommen. Aber Mem verneinte. Ihr Blick hatte etwas traurig Gequältes als würde sie mich mit mentaler Stimme anflehen, Joy doch endlich zum Teufel zu schicken. Tief in meinem Inneren bereute ich mein Vorgehen zumindest ansatzweise. Aber die Situation war nun mal geschaffen und ließ sich in keinster Weise mehr rückgängig machen.
Nun, der Tag war schon fast vorüber, die Zeiger waren auf 22 Uhr vorgerückt und sowohl Joy als auch ich waren hungrig. Wir aßen eine Kleinigkeit in einem Restaurant in einer kleinen Stichstraße zwischen der Soi 5 und der Soi 3. Wenn ich mich recht erinnere, hatte mich Ni_Mi mal dorthin mitgenommen. Ich hatte Joy mal erzählt, dass ich mich in den 90gern in Bangkok aufgehalten hatte und dort regelmäßig in der Casanova Bar verkehrte. Joy war neugierig und wollte sich die Bar mal ansehen. Zu ihrer Verwunderung ging ich aber nicht direkt mit ihr in die Casanova sondern in den kleinen Drug Store direkt neben der Tankstelle auf der anderen Seite der Straßeneinmündung zur Soi 4. Der Inhaber begrüßte mich freudig. Ich kannte ihn aus meiner Zeit in Bangkok. Er fragte mich nach Pi Thong und was ich die ganze Zeit so gemacht hätte. Ich beantwortete geduldig seine Fragen und bestellte anschließend, was ich in die Casanova Bar mitnehmen wollte. Ich hatte es mir angewöhnt, immer eine kleine Flasche Whisky, Coke und Soda zu kaufen.