Mögen sich einige daran stören, dass so etwas nicht ins TAF gehört, aber es ist mir beim Grübeln in der Vergangenheit wieder ins Gedächtnis gekommen. Wenn man sich nicht dafür interessiert, braucht man es ja nicht zu lesen!
Vor dem angesagten Beitrag “KARIN“ aber noch ein kleiner Nachtrag, der beschreibt, wie mein Leben in dieser Zeit verlief:
Das Glück, bei Oma und Opa wohnen zu dürfen, änderte sich, als die jüngere Schwester meiner Ma mit ihrem Mann und einem Baby, zusätzlich in die 3-Zimmerwohnung eingezogen waren und diese nun das relativ große Wohnzimmer beanspruchten, das ihnen Oma und Opa großzügig abtraten.
Meine Großeltern hatten mit mir jetzt nur noch das kleine 3. Zimmer und ihr Schlafzimmer, wo auch mein Kinderbett stand.
Spannungen waren vorprogrammiert!
Die nun zusätzliche Familie hatte sehr viel Besuch, vorwiegend Amis, die in der gemeinsamen Küche bekocht wurden und von der Deutschen Kost geradezu entzückt waren. Dazu noch das hochgelobte German Beer!
Oft fuhren sie dann total besoffen mit ihren riesigen Schlitten nachhause. Die Deutsche Polizei durfte ja gegen unsere Besatzer nix machen und scheute sich, wenn es nicht unbedingt notwendig war, die US-Militär-Polizei hinzuzuziehen.
Es kamen auch Offiziere mit Frauen und Kindern, die unsere kleine Welt ungläubig bestaunten.
Nein – solche Wohnverhältnisse gab es in Amerika sicher nicht.
Die Frauen wollten dann zuschauen, wie meine Oma Spätzle schabte, oder leckeren Kartoffelsalat zum Braten anrichtete.
Über das Essen, das in der Küche dann auf kleinstem Raum serviert wurde, waren alle nur des Lobes voll. Dafür gab es dann aus dem PX der nahen US-Kaserne (Robinson Baracks) zollfreie Getränke, Zigaretten und Konserven.
Als ich mich nun diesen Menschen aus einer total anderen Welt, mit denen nur mein Onkel in einer unverständlichen Sprache kommunizieren konnte, auch nähern wollte, wurde ich von meiner Tante (damals 19) stets abgedrängt.
Einmal hatte ich die Finger noch dazwischen, als sie mit ihrem fetten Arsch die Türe zudrückte. Der “Praktische Arzt“, Dr. Knapp, musste mir danach 3 verschobene lockere Fingernägel mit der Zange entfernen, wobei ich vor Schmerzen ohnmächtig wurde.
Es gab immer wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen meinen Großeltern und der nun zusätzlichen Familie.
Morgens war oft ein Gedränge vor der Küchenspüle, welche die einzige Wasserstelle war, wo man sich waschen konnte. Als dann auch noch Besuch auftauchte, der hier übernachtet hatte, musste sich Opa, der ja auch zur Arbeit musste, oft anstellen, um auch nur die minimalste Morgen-Hygiene schnell mal abwickeln zu können.
Tagsüber hatte nun Oma, nebst mir, auch noch das Baby zu versorgen. Abends waren schon wieder irgendwelche Amis da. Dann konnte sie nicht in die Küche um Opa und mir das Abendessen zu richten. Oft gab es, für mich total unbekannten Fraß, wie weiße Bohnen aus der Dose, von denen man dann den ganzen Tag furzen musste.
Die Amis waren ja alle sehr großzügig und brachten auch für Oma und Opa jede Menge Lebensmittel in Dosen mit. Opa wurde mit Stangen von Zigaretten ruhiggestellt und spendierte dann seinen Arbeitskollegen oft ganze Schachteln davon. Mein Onkel handelte damit und wurde einmal dabei von der Polizei erwischt.
Irgendwann gab es dann eine Musiktruhe mit 10-Plattenwechsler und es liefen wilde Partys mit wüster “Neger-Musik“.
Heute muss ich mich wundern, was ältere Leute an Musik von den Platters oder später auch von Elvis auszusetzen hatten.
Die Mieter darunter konnten oft kein Auge zutun und beschwerten sich ständig. Als einmal die Polizei auftauchte, wurde sogar noch die Amerikanische Militär-Polizei hinzugezogen.
Meinen Großeltern war das in der Nachbarschaft furchtbar peinlich.
Die nun zusätzliche neue Familie hatte den ersten Kühlschrank, das erste GRUNDIG-Tonbandgerät und den ersten TV, der allerdings gleich darauf vom Gerichtsvollzieher gepfändet wurde. Weitere Pfändung konnten abgewehrt werden, weil Opa oft die geforderten Beträge beglich.
Kurzum – ich war da einer zu viel!
Meine Ma, die sonntags auch noch dazu stieß, hat das erkannt, nahm mich zu sich und steckte mich in ein Kinder-Tagheim im Stuttgarter Westen, wo ich sehr unglücklich war und bis zum 13. Lebensjahr, auch nach der Schule, tagsüber die Werktage verbringen musste.
Meine Ma arbeitete ganztags, da mein Vater mit 36 starb, als ich noch nicht einmal ein Jahr alt war.
Im Gegensatz zu Oma und Opa war sie sehr streng und bestrafte mich öfters mit Schlägen mit einem Haselnuss-Stock.
Nach heutiger Auffassung wären das schon schwere Misshandlungen gewesen, aber ich bin nicht daran gestorben und trotzdem groß geworden.
Allerdings hatte ich, bis zu ihrem Ableben 2021, größten Respekt vor ihr und versuchte mein ganzes Leben, selbst schon über 70, ihr ja alles recht zu machen. Meine leibliche Tochter in D meinte einmal: “Es ist ja richtig peinlich, ansehen zu müssen, wie Du bei ihr schleimst und wie sie dich trotzdem behandelt!“
Kurz nach meiner Zwangs-Umsiedlung zu meiner Ma, ist die zusätzliche Familie dann ausgezogen. Opa und Opa wollten mich nun wieder aufnehmen, aber meine Ma hatte entschieden, dass ich bei ihr bleiben muss.
Ich konnte nur noch die Wochenenden und die Zeit über die Schulferien bei ihnen verbringen.
Dies waren dann die glücklichsten Stunden meiner frühen Jugend.
Jetzt aber ohne weitere Abschweifungen zu “KARIN“.
Allerdings muss ich jetzt eine Pause machen um auch wieder in die Gegenwart zurückzufinden.
Fortsetzung folgt!