Ich bin jetzt wieder zurück in Frankfurt. Erst einmal das Wichtigste:
Vielen lieben Dank für die Anteilnahme, die vielen Kommentare und guten Wünsche!
Da hier offenbar Interesse an der gesamten Story besteht, werde ich diese in den nächsten Tagen und Wochen gerne zum besten geben. Wird vermutlich kein vollwertiger Reisebericht, aber ich denke für den einen oder anderen könnte es interessant sein. Ich werde dafür einen neuen Thread anlegen.
Um diesen Thread vorerst abzuschließen, möchte ich mit einem Resümee vorgreifen, die Einzelheiten und Begründungen werden dann aus dem langen Bericht hervorgehen.
Vielleicht eine wichtige Relativierung vorab. Nicht jeder wird solche Abzocktouren selbst erleben. Vermutlich sogar nur wenige und auch eher dann, wenn wichtige Vorsichtsmaßnahmen nicht eingehalten werden. Sogar die meisten werden in Kenia eine schöne Zeit verbringen können mit netten, kommunikativen und heißblütigen Frauen als Begleitung. Leider kann die Heißblütigkeit auch ihre negativen Seiten haben, wie ich am eigenen Leib erfahren musste. Ich hätte allerdings selber schlauer handeln können, insbesondere wenn ich mehr Erfahrung gehabt hätte. Möglicherweise wäre die Reaktion des Mädels dann anders oder zumindest weniger heftig ausgefallen.
Folgende Erkenntnisse haben sich aus dem Vorfall ergeben. Einige Kommentare kamen von kenianischen Freunden und dem deutschen Mitbesitzer des Cheers, der seit 40 Jahren in Kenia lebt.
- Gegen die lokale Polizei ist man als Tourist weitestgehend machtlos. Die Polizei (einschließlich Touristenpolizei) ist durchgehend korrupt und primär daran interessiert abzukassieren und möglichst wenig Arbeit zu haben.
- Das bedeutet auch, dass die Polizei gerne Touristen abzockt. Die haben ja genug Geld, um das eigene Einkommen aufzubessern. Verschiedene Beispiele im Folgebericht.
- Kenianischer Knast ist kein Zuckerlecken. Ein großer mit Gefangenen vollgestopfter Raum, Betonboden, ein Loch in der Ecke als Klo. Dementsprechender ständiger Gestank. Verpflegung besteht aus Ugali (Maisbrei) mit Bohnen und Wasser. Mit viel Glück ist genug Platz am Boden, um liegend zu schlafen. Was die Mitgefangenen mit dir anstellen, interessiert dort keinen. Alles in allem vermutlich der größtmögliche Gegensatz zu einem 5 Sterne Hotel.
- Kenianische Frauen, hauptsächlich bezogen auf die Berufsnutten, kennen diverse Wege dich abzuzocken oder erfinden bei Bedarf neue. 2 durfte ich selbst kennenlernen. Dagegen gibt es ein paar Taktiken (s.u.). Auch "normale" Frauen haben Methoden, an dein Geld zu kommen, vermutlich aber mehr über dein Gewissen/Mitgefühl. Da ist dann die (Mutter/Großmutter/Schwester) (gestorben/erkrankt/verunfallt) und die Familie hat kein Geld für (Beerdigung/Medikamente/Krankenhaus). Oder so ähnlich.
- Wenn du ein Problem mit einer Lady hast, versuche es auf jeden Fall direkt mit ihr zu lösen, auch wenn das eine größere Summe kostet. Verhandeln ist durchaus möglich, wie überall wird mit dem 3-4 fachen Betrag, der erwartet wird, begonnen. Je länger die Polizei dabei ist, desto mehr Geld wollen die sehen. Wenn du in den Knast gehst, hat die Polizei wesentlich mehr Arbeit mit dir (Akten anlegen, Formulare ausfüllen, usw.) und es beschäftigen sich mehr Bullen mit dir. Daher ist es nur “gerecht”, wenn du ihnen dann auch höhere Beträge schuldest. Ich habe von Summen bis 300.000 KES (2.600 Euro) gehört.
- Vor Gericht gehen ist die schlechteste Option. Es wird mehrere Termine im Abstand von Wochen geben. Zwischenzeitlich erholst du dich wegen Fluchtgefahr im kenianischen Knast (s.o.)
- Abhauen kommt nur in Frage, wenn die zu erwartenden Nebeneinkünfte der Bullen niedrig liegen (sprich dein Vergehen war geringfügig oder es liegen keine Beweise vor; in diesem Fall kommst du aber auch mit einer geringeren Auslöse weg). Andernfalls können die Bullen dich auf die Fahndungsliste setzen. Mit Glück kannst du das Land verlassen, aber wenn du an der Grenze bei der illegalen Ausreise erwischt wirst, darfst du dich auf einen laaaangen Aufenthalt im kenianischen Knast freuen (s.o.)
- Wenn du Rambo heißt, kannst du dich natürlich illegal durch einen selbstgegrabenen Tunnel in den nächsten Nachbarstaat abseilen, wo du kein Visum und Flugticket hast. Braucht Rambo aber eh nicht. Als einziger Weißer unter Schwarzen wirst du auf der Flucht auch sicher nicht auffallen.
Folgende Vorsichtsmaßnahmen wurden mir empfohlen bzw basieren auf eigenen Erfahrungen. Die Strafbarkeit der unten genannten “Delikte” hat mir der Chef der Touristenpolizei so bestätigt, ob es dafür wirklich eine gesetzliche Grundlage gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe aber ohnehin den Eindruck, dass die Gesetze kreativ und nach Bedarf ausgelegt werden. Kenia ist kein Rechtsstaat und die Polizei schützt weder Touristen noch Einheimische.
- Keine Pornografie (Bilder oder Filme) mitbringen. Ist illegal und strafbar.
- Keine Sextoys (Vibratoren, Dildos, Plugs) mitbringen. Die Gesetze dazu sind (absichtlich?) vage, werden im Zweifel aber (von Zoll, Polizei, Gericht) gegen dich ausgelegt.
- Keine Nacktbilder oder Sexvideos auf dem Handy/Tablet und erst Recht nicht in WhatsApp. Normale Filme mit kurzen erotischen Szenen scheinen ok zu sein.
- Der Lady keine Sexbilder schicken. Auch Bilder von Sextoys nicht schicken, die sind später Beweismittel.
- Analverkehr mit Frauen kann als homosexuell ausgelegt werden. Homosexualität steht unter Strafe. Solange alles einvernehmlich läuft und die Lady dich nicht abzocken will aber kein Problem.
- Wenn du eine Lady länger behältst, wird die Trennung heikel, insbesondere wenn du eine andere Frau hast/willst. Schlägereien sind da noch der beste Ausgang. Daher am besten nach dem Urlaub per WA trennen.
- Rat einer Kenianerin: pro Urlaub nur 1 Nicht-Professionelle. Für mich allerdings schwierig, ich mag die Abwechslung. Und Nicht-Professionelle schneiden beim Service-Rating i.d.R. deutlich schlechter ab (nach meiner Erfahrung).
- Das Abreisedatum nicht nennen. Wenn die Ladies wissen, dass du in Kürze abreist, wird gehäuft geklaut oder der Termindruck wird (wie bei mir) als zusätzlicher Hebel für Erpressungen genutzt.
Zusätzliche Verhaltensregeln:
- Getränke nicht offen unbeobachtet stehen lassen. Mehrere Einheimische haben vor KO-Tropfen gewarnt.
- Alkohol nur in Grenzen trinken. Wenn du breit bist, wirst du ein leichtes Opfer sein.
- Andere Drogen meiden. Ich habe von Einheimischen gehört, die für Marihuana-Besitzt massiv verprügelt wurden.
- Keine Wertsachen im Zimmer liegen lassen, sondern alles im Safe deponieren. Mehrere Einheimische haben vor Diebstählen durch Ladies gewarnt.
- Möglichst wenig Schmuck/Wertsachen am Körper. Also keine fetten Goldketten und keine Rolex tragen.
- Geld auf verschiedene Taschen verteilen. Bei Überfall/Taschendiebstahl geht so nur ein Teil flöten.
Natürlich werden jetzt viele kommen und sagen: Bei mir ist es schon 20 oder 100 Mal gut gegangen. Das ist leider keine Garantie dafür, dass man nicht doch mal Opfer einer Abzocktour wird. Ich habe auch von einigen anderen Fällen gehört, selbst Einheimische werden von den Bullen ausgepresst.
Das eigentliche Problem ist m.E. die korrupte Polizei, die ihre Machtposition schamlos ausnutzt und darauf abzielt, mit möglichst wenig Aufwand von den Betroffenen Geld zu erpressen. Wenn die Touristenpolizei ihren Auftrag erfüllen würde und die Touristen vor Abzockereien schützen würde, gäbe es kein Problem.
Meiner Ex-Lady bin ich erstaunlicher Weise gar nicht richtig böse. Sie hat an mir gut verdient: 23k freiwillig erhalten und 50k erpresst (in Summe 630 Euro, also 5 durchschnittliche Monatsgehälter). Dazu kamen 5k (43 Euro) für den Polizeichef, der mir ja so gut geholfen hatte (nach mehreren Aussagen bin ich hier erstaunlich günstig weggekommen).
Mehr Einzelheiten in Kürze im längeren Bericht. Stay tuned.
Auch wenn das alles abschreckend klingt: Das Risiko muss jeder selbst einschätzen. Auch in anderen Ländern, einschließlich Thailand und Philies wird von der Polizei abgezockt. Allerdings ist mir so etwas wie in Kenia nie in Südostasien passiert und ich habe auch keine entsprechenden Geschichten von Mitreisenden persönlich gehört. Nach meiner Einschätzung ist die Wahrscheinlichkeit für Abzockerei durch die Polizei in Thailand am geringsten, auf den Philies etwas höher, aber in beiden Ländern nicht mit Kenia (Afrika?) zu vergleichen.
Danke nochmal fürs Mut machen und eure Anteilnahme.