Aeow hatte sich bei Benny eingehakt. Sie war zwar aus Thailand viel gewohnt, aber eine derartige Eskalation war auch für sie eine Premiere.
”Kommt Mädchen, ich zahle eben die Rechnung und dann werden wir mal ins Krankenhaus zu Chris und Som fahren. Der Dickschädel wird wohl schnell wieder fit sein. Und dieses dämliche Weibsstück wird noch ihr blaues Wunder erleben.”
Chris war privat versichert und so kam er in den Genuss eines Einzelzimmers. Da er temporär unter Gleichgewichtsstörungen litt, hatte der behandelnde Arzt empfohlen, zur Beobachtung für ein oder zwei Tage stationär im Krankenhaus zu bleiben. Chris hatte höllische Kopfschmerzen, hoffte darauf, dass die ihm verabreichten Medikamente bald wirken würden.
Som saß ziemlich zerknirscht an seinem Bett und hielt ihm die Hand. Als Aeow, Wilma und Benny das Zimmer betraten, ging es Chris schon etwas besser, seine Kopfschmerzen empfand er nur noch dumpf.
”Benny erzähl, was ist da passiert? Das letzte, an das ich mich erinnern kann, war diese höllisch verzerrte Fratze von Christel.”
Benny hatte in der Zwischenzeit die notwendigen Informationen von Wilma bekommen.
”Nun, Wilma hat sich von Christel abgenabelt und Christel wollte das einfach nicht hinnehmen. Sie hat von der Bedienung im Bistro, die Arme wusste nichts über die Situation zwischen den Beiden, die Info bekommen, dass Wilma im Bistro ist. Darauf hat sich Christel wohl auf den Weg gemacht, um Wilma davon zu überzeugen, dass sie gerade im Begriff sei, einen großen Fehler zu begehen. Als sie uns dann zusammen sah, ist sie ausgerastet. Sie hat dir den Ascher an den Kopf geschmissen und einen Gast, der gerade noch verhindert hat, dass sie mir einen Stuhl über den Kopf zieht, mir einem gezielten Tritt zwischen die Beine auf die Bretter geschickt. Zwei Polizisten sind dazugekommen und einer der Beamten ging auf diese Furie zu. Sein Pech, dass er Christel wohl unterschätzt hatte.”
”Was ist mit dem Miststück passiert? Ich hoffe, man hat sie aus dem Verkehr gezogen?”
”Die Polizistin hat ihr zuerst ein Ladung Pfefferspray verpasst und sie dann mit einem Elektroschocker zu Boden gestreckt. Christel wurden Handschellen angelegt und sie wurde verhaftet und erst einmal in Polizeigewahrsam genommen. Diese Furie hat sich einen ziemlichen Ärger eingehandelt. Es wurden diverse Strafanzeigen gegen sie gestellt. Die schwerwiegendsten kommen von der Polizei selbst. Widerstand gegen die Staatsgewalt, schwere Körperverletzung in mehreren Fällen. Es gibt zwei Hodenquetschungen, einen angebrochenen Kiefer und mit deiner Gehirnerschütterung bist du da noch am bestem weggekommen und du wirst ja wohl auch Strafanzeige stellen. Aber so wie es aussieht, ist das schon kein Antragsdelikt mehr und ihr Fall liegt mit Sicherheit schon dem Staatsanwalt vor.”
Chris nickte vorsichtig mit seinem immer noch schmerzendem Kopf.
”Tja, liebe Wilma, nur gut, dass du dich von Christel gelöst hast. Aber das war nach deiner Entwicklung in den letzten Wochen absehbar.”
”So, ihr wisst also Bescheid? Ich warte diesbezüglich immer noch auf Aufklärung. Benny hat mir noch nichts erzählt. Er wollte dich dabei nicht außen vor lassen. Einen kleinen Teil habe ich mir schon zusammengereimt. Jetzt hätte ich gerne den kompletten Zusammenhang.”
”Benny, bitte erkläre du ihr alles. Mein Schädel brummt noch und mir fällt es schwer, mich zu konzentrieren.”
”Okay. Wir haben mitbekommen, was Christel bezüglich Thailand vorhatte und haben behutsam in eure Urlaubsplanung eingegriffen.”
”Wie soll ich das verstehen, ’behutsam eingegriffen’ ?”
”Nun, der Flug als Beispiel, die Hotelbuchung und auch das Taxi, das euch am Airport abgeholt hatte. Wir waren bei eurer Ankunft bereits vor Ort und wir hatten da überall unsere Finger im Spiel.”
Benny sah in Wilmas erstauntes Gesicht. Er warf einen kurzen Blick zu Chris rüber, aber der gab sein stummes Einverständnis, dass er weiter erzählen sollte.
”Nun gut, dass du jetzt die ganze Wahrheit erfährst, hast du eigentlich nur dem Umstand zu verdanken, dass du dich in den letzten Wochen so derart gewandelt und zu dir selbst zurückgefunden hast, wohl nicht zuletzt eine Auswirkung unserer Aktivitäten. Meinst du, du kannst die Wahrheit verkraften ohne uns im Anschluss an die Gurgel zu gehen?”
Wilma nickte ohne zu zögern.
”Erzähl, Benny, ich kann mir schon so einiges denken!”