Thailändisch lernen

Air Berlin - das liebe Geld...

        #252  

Member

@riva Ja klar kann das alles passieren, aber am besten ist es doch man vermeidet es.

@Cavigliano Der Mann ist clever gewesen und hat sein Gehalt bei einem externen Unternehmen absichern lassen. Hätte wohl jeder gemachen, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte oder?
 
        #253  

Member

Member hat gesagt:
Ich war unendlich erleichtert, als ich das las. Wir brauchen schließlich fähige Manager, die einen Laden gekonnt und schwungvoll an die Wand fahren können. Da darf man ihnen unmöglich einen Gehaltsverzicht zumuten. :super:
Nun ja, die Air Berlin ist schon seit Jahren quasi pleite und er hat erst vor 6 Monaten den vermutlich eher undankbaren Job bei Air Berlin übernommen.
Ob und welchen Anteil er nun an der Insolvenz hat, kann ich nciht beurteilen, aber er wird wohl eher nicht der Hauptverantwortliche dafür sein. Trotzdem ist er es, der nun von allen Seiten mit Dreck beworfen und als unfähig hingestellt wird.

Den Job hätte ich mir an seiner Stelle auch sehr fürstlich bezahlen lassen und hätte auch darauf bestanden, dass die Bezahlung sichergestellt ist. Finde ich völlig legitim.
 
        #254  

Member

Was es alles gibt....klingt ja total harmlos. Ist schon ein cleverer der Herr Winkelmann. Und die anderen Angestellten ziemlich dämlich, dass sie nicht auch so eine Bankbürgschaft in ihren Vertrag haben einbauen lassen. Und die Gläubiger auch....

Bin mal gespannt auf den Insolvenzverwalter.
 
        #255  

Member

Der Winkelmann hat den Laden nicht an die Wand gefahren, an der Schieflage der Air Berlin trägt der sicher keine Verantwortung, dass er sich sein Gehalt per Bankbürgschaft absichern lässt, wenn er bei einem über alle Maßen verschuldeten Unternehmen anfängt halte ich für nachvollziehbar und legitim.

Aber lasst mich mal etwas weiter phantasieren:

Die AB wäre ja schon 2011 Pleite gewesen, da holte man den "Starsanierer" und "Mann fürs Grobe" Hartmut Mehdorn.
Die Air Berlin hatte anfangs mal gutes Geld verdient indem man im Akkord Kegelclubs nach Malle baggerte, das ist jedoch Saisongeschäft, also startete man sich innereuropäisch als touristisch geprägter Städteflieger zu etablieren, was auch funktionierte.
2006 änderte man die Unternehmensform nach Britischem Recht (da gibt es keinen Betriebsrat und so lästige Dinge und es gibt auch keine durchgreifende Gesellschafterhaftung), es folgte mehrmals verschoben im gleichen Jahr der Börsengang.

Bei Emission der Aktie war mit 870 Millionen Euro gerechnet worden, erzielt wurden jedoch nur 510 Millionen - erstes Manko.

Im gleichen Jahr wurde die dba übernommen und man ließ sie als Tochterfirma fungieren, am 14. November 2008 gab es bei der dba einen Warnstreik, noch am gleichen Tag wurde der Laden von AB platt gemacht - Ende und aus!

Im März 2007 übernimmt AB die LTU und steigt somit auch in das Langstreckengeschäft ein, ab 2007 ist die Unternehmensentwicklung gemessen am Aktienkurs rückläufig.
Die AB verzettelt sich mit immer neuen Übernahmen und fliegt nun Verluste ein, auch weil nun praktisch jeder Provinzflughafen ins Streckennetz aufgenommen wurde.
Die Verluste wurden "aufgefangen" durch Kapitalerhöhungen, bei denen teils dubiose Konstrukte entstanden und Hinz & Kunz ins Boot geholt wurde, Hauptsache Kohle fließt irgendwie.

Im Jahr 2010 und 2011 stiegen die Unternehmensverluste dramatisch an, auf nun gesamt 600 Mio Euro!

Mehdorn kam und um das Ergebnis zu schönen, wurde erstmal alles an Tafelsilber verhökert, der Flugbetrieb wurde nun mit geleasten Maschinen weiter geführt, zudem gelang es ihm tatsächlich einen solventen Investor aufzutreiben, die Etihad.
Der Etihad wurde das Geschäft wohl dahingehend schmackhaft gemacht, mit der AB direkt einen Fuß in die Tür des neu erstehenden Luftkreuzes BER zu kriegen (die Scheichs dürften wohl die Schnauze voll haben, von allem wo Berlin drauf steht).
Dank der Mehdorn-Initiative gelang es im Jahr 2012 einen Minigewinn von 6,8 Millionen Euro auszuweisen und schon träumte man davon der Lufthansa Konkurrenz zu machen.
Leider hat die hemdsärmelige Art von Herrn Mehdorn aber bei der weiteren Geschäftsplanung den Scheichs nicht gefallen und er musste auch Ende 2012 gleich wieder seinen Hut nehmen.

Im Januar hat man dann erstmal 900 Mitarbeiter rausgeschmissen, allen anderen einen Gehaltsverzicht von 5% auferlegt und ist zeitgleich in den US-Markt eingestiegen (da gab's ja vorher praktisch auch keine Airlines) - mit der Ergebnis, dass nun 315 Millionen an die Wand gefahren wurden und sich der Laden nun in den Sturzflug begab.
Die hatten halt als neuen CEO den falschen Österreicher geholt, der Niki Lauda hätte das sicher besser hingekriegt.

Alles was nun folgte war nur noch zu versuchen irgendwie Löcher zu stopfen, aber die AB hing zu 100% am Tropf von Etihad und von 2013 bis einschl. 2016 wurden nun 1,9 Milliarden Euro Verluste eingeflogen, die immer wieder durch Etihad abgemildert wurden.


So viel, stark verkürzt zu den Fakten und nun zu PeterGun's Phantasien:

Man tut sich leicht zu sagen, das Management von Air Berlin waren alles Arschlöcher, die den Laden komplett stümperhaft an die Wand gefahren haben, dass die Schwarte kracht, aber es gibt auch eine zweite Seite der Medaille.
Ungeachtet aller unternehmerischen Fehlentscheidungen bei AB, hat natürlich auch die Etihad einen beträchtlichen Anteil am derzeitigen Schuldenstand und dies ist auch so gewollt.

Nachdem sich abzeichnetet, dass die ursprüngliche Geschäftsidee nicht greifen kann, da die Deppen in Berlin den Flughafen nicht fertig kriegen, ging man bei Etihad wohl dazu über mit AB eine andere Strategie zu fahren.
Wenn ich zu 29% Anteilseigner an einem Unternehmen bin, aber praktisch zu 100% das Sagen habe, dann kann ich sehr leicht den Wert meines eigenen Unternehmens erhöhen, in dem ich einfach Kapital vom anderen Unternehmen verschiebe und diesem dann die Verluste zuschreibe.

Etihad hat die AB zunehmend als Zubringer für Abu Dhabi genutzt, nun kann niemand die Bilanzen und die Einzelkonten der beiden Gesellschaften aufsplitten, um genau analysieren zu können, bei wem hier eher die Kosten und bei wem wohl eher die Erlöse zu Buche schlugen, jedoch dürfte jedem, der das Licht nicht gerade mit dem Hammer ausmacht, klar sein, dass ich das lukrative Geschäft doch lieber selbst bediene und den Scheiss meine Tochter machen lasse?

Nun ist es ja auch unbestritten so, dass an Air Berlin gerade in Düsseldorf und Berlin Arbeitsplätze hängen und man diese auch gut in Verhandlungen einbringen kann.

Glaubt jemand es war Zufall, das der 100% Lufthansa Winkelmann im Februar 2017 an die Spitze von AB gewechselt ist und sich sein Gehalt gleich mal per Bankbürgschaft absichern ließ?
Die Lufthansa will den Laden übernehmen und das aus zwei Gründen, man will lästige Konkurrenz aus der Mittelstrecke und der innerdeutschen Strecke fernhalten, man will verhindern das Billigflieger zu verbilligten Start- und Landrechten kommen, und zum anderen natürlich will man ein Schnäppchen machen und die eigene German Wings stärken.

Dafür möchte man aber möglichst nichts zahlen, jedenfalls keine Unternehmensschulden der AB übernehmen, was zunächst ja auch erstmal legitim ist.

Es ist doch kein Geheimnis, dass die ganze Zeit schon die LH mit Etihad über eine Übernahme der AB verhandelt, es dürfte auch kaum verwundern, dass die Etihad nicht einfach ihre Einlagen abschreiben will - die anderen Gläubiger und die Aktionäre sind ja ohnehin schon außen vor und kriegen wohl gar nichts.
Problem ist aber die Rangfolge im Insolvenzverfahren, Werte bleiben somit den Scheichs per se verwehrt, loswerden wollen die AB ja schon gerne aber auch nicht alleine die Zeche zahlen.

Es ist wohl kaum anzunehmen, dass ein Scheich schlecht geschlafen hat, beim Winkelmann anruft und sagt: Ich ziehe jetzt den Stecker, nix mehr Kohle für euch!
Der CEO sich dann zum Amtsgericht fahren lässt, zum Pförtnerhäuschen latscht und sagt: Ich will mal eben Insolvenz anmelden, wo muss ich denn hin? Und danach die Bildzeitung anruft.

Die Angie kriegt ne SMS - Air Berlin ist pleite, und denkt sich:Oh Gott, oh Gott und in 5 Wochen ist die Wahl, da macht die Illner eine Sondersendung und ich bin wieder schuld, wenn der Manni & Kalle am Flughafen hocken, keine Kohle mehr, da alles am Ballermann versoffen und dann in die Kamera lallen - Danke Merkel!

Da wird dann am gleichen Tag ein 150 Mio Kredit aus dem Hut gezogen, damit die AB weiterhin die Leasingraten an die Lufthansa überweisen kann für ihre Flieger, die mit jedem Flug Rekordverluste erzielen.
Die Mitarbeiter befinden sich ja de facto bereits in der Insolvenz und werden nicht mehr von der AB sondern vom Arbeitsamt bezahlt.
Für Urlauber die gestrandet wären, ist zu 100% deren Reiseveranstalter verantwortlich und haftbar, das ist glasklar gesetzlich geregelt und die hätten zwar Unannehmlichkeiten gehabt, wären aber für diese entschädigt worden.
Für die Direktbucher, die meinen noch ein Schnäppchen machen zu müssen, wenn schon die Geier kreisen - Pech gehabt!

Wem bitteschön nutzt dieser Kredit, dieser Zeitaufschub bei einer Firma die ohne wenn und aber Bankrott ist?

Die Krönung - Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, da hockt der Bock von der Lufthansa als Gärtner in Beet von der AB und darf ganz ungestört über die Insolvenzmasse bestimmen und nebenbei noch mit sich selbst die Übernahme verhandeln?
Dafür kriegt der von der Bundesregierung überhaupt erst die Möglichkeit, durch den Überbrückungskredit - sonst würde das Spiel ja nicht funktionieren!

Hier greift die Bundesregierung protektionistisch in den Markt ein, zum Vorteil eines Unternehmens und zum Nachteil der Gläubiger, das ist ein abgekartetes Spiel und natürlich ist auch die Etihad darin involviert, wird spannend sein, zu sehen wo der Vorteil für die Etihad bei dieser "Lösung" liegt.
 
        #256  

Member

Member hat gesagt:
.... Den Job hätte ich mir an seiner Stelle auch sehr fürstlich bezahlen lassen und hätte auch darauf bestanden, dass die Bezahlung sichergestellt ist. Finde ich völlig legitim.

Nun, für mich hat das ein "Geschmäckle", und zwar ein sehr unangenehmes. Da kommt ein erfahrener Lufthansa-Manager daher, wird im Februar 2017 CEO von Air Berlin, ein halbes Jahr später ist die Firma pleite, wobei viele Gläubiger, wie in solchen Fällen üblich, voll "in die Röhre gucken" werden. Herr Winkelmann hat aber eine Bankgarantie, die Kosten hat vermutlich seine Arbeitgeberin (Air Berlin) getragen. Wie schön. Und die Lufthansa, der Herr Winkelmann ja in der Vergangenheit sehr lange verbunden war (und noch ist?), wird sich wohl jetzt die "Filetstücke" sichern. Und vielleicht war man ja schon über informelle Kanäle darüber informiert, dass Etihad den Geldhahn zudrehen würde. Interessanterweise haben Etihad und Lufthansa just im Februar 2017 eine Kooperation vereinbart:

Lufthansa und Etihad besiegeln Kooperation

Natürlich ist Herr Winkelmann nicht für die Misere von Air Berlin verantwortlich. Die Management-Fehler wurden schon viel früher begangen.

Aber dass die mir nicht sonderlich sympathische Ryanair jetzt schäumt und ein abgekartetes Spiel vermutet, kann ich nachvollziehen.

Apropos Ryanair. Irgendjemand meinte hier, wegen der miesen Arbeitsbedingungen dort würde er grundsätzlich die Dienste dieser Fluglinie nicht in Anspruch nehmen. Vor einigen Jahren habe ich mal einen Bericht über die Arbeitsbedingungen der hier bei vielen Membern ach so geliebten Etihad gesehen. Das Arbeitsrecht der VAE ist, wie die meisten hier wissen, ja von einem besonders rigiden Schutzrecht zugunsten der Arbeitnehmer geprägt, dagegen wütet in DACH ja geradezu der Manchester-Kapitalismus ........ :ironie:

Bin mal gespannt, welche Rolle der vorläufige Sachwalter (das ist ja eine Insolvenz in Eigenregie) Lucas Flöther spielen wird; er hat den Ruf, sich auch von großen Namen nicht einschüchtern zu lassen.
 
        #257  

Member

@PeterGun

Genial geschrieben .


Ist doch schön zu wissen das auch in Deutschland gewisse Dinge genauso so funktionieren wie in Thailand .
 
        #258  

Member

Vielen Dank @PeterGun für deinen exzellenten Beitrag. Lässt sich halt nicht immer alles in 2 Sätzen erklären. Voll doof hey, wer soll das denn alles lesen. Geld für Urlauber find ich gut!
 
        #259  

Member

Member hat gesagt:
Vielen Dank @PeterGun für deinen exzellenten Beitrag. Lässt sich halt nicht immer alles in 2 Sätzen erklären. Voll doof hey, wer soll das denn alles lesen. Geld für Urlauber find ich gut!

Naja, im Endeffekt ist da auch nur sehr viel Eigeninterpretation drinnen...

btw.:
Mehdorn musste nicht gehen - er war von Anfang an nur auf Bitten von Hunold Übergangsweise geplant...
 
        #260  

Member

@PeterGun Alles vollkommen richtig was du zur Insolvenz geschrieben hast. Hätte man zwar auch kurz machen können: Zu schnell gewachsen = zu teuer und ohne Konzept eingekauft. Alles andere Mehdorn, Etihad usw. waren nur lebensverlängernde Maßnahmen (TafelSilber verkaufen, Kredite aufnehmen usw.)

Ob die LH mitgedreht hat? Keine Ahnung, aber das hatte sie kaum nötig. Sie waren ja mit Etihad in Verhandlungen (die abgebrochen wurden) und wussten wahrscheinlich wie schlimm es steht. Das die LH in Deutschland den größten Kuchen abbekommen ist wohl logisch, denn 1. will Ryanair kaum was zahlen (denn das machen sie nie) und 2. gibt es kaum einen anderen Anwärter für das Fernreisegeschäft (das will die LH). Easyjet will ja nur das inner europäische Geschäft von Niki.

Du spekulierst ja und sagst, dass ohne anstehende Wahl (steht die nicht jedes Jahr irgendwo an?) kein Kredit beschlossen worden wäre. Ich denke das nicht, aber ist natürlich auch nur Spekulation.

Der CEO hatte im übrigen die Pflicht die Insolvenz sofort zu melden, da er ansonsten wegen Insolvenzverschleppung verknack wird und der Kredit war nicht einen Tag später beschlossen sondern 4 Tage später (Freitag Insolvenzwarnung und Dienstag wurde der Kredit beschlossen und die Meldung gemacht).

Die Insolvenz in Eigenverwaltung heisst im übrigen auch nicht, dass AB alles entscheidet. Alles muss vom Insolvenzverwalter abgenickt werden und wie man hört ist ja auch ein Angebot von Wöhrl eingegangen was natürlich auch geprüft werden muss.
 
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