Beaches, Bitches und Butterflies

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Am nächsten Tag war mir nicht mehr so nach Pics zu Mute, denn mittlerweile hatte es mir die Stimmung gründlich verhagelt. Grund dafür: die Demonstranten saßen immer noch am Airport und nicht nur das, ihre Zahl hatte sich verdoppelt und den Domestic Airport "Don Mueang" hatten sie nun auch besetzt. Ganz klasse! Nach einer Lösung sah das alles so ganz und gar überhaupt nicht aus, im Gegenteil, der Konflikt drohte zu eskalieren. Am Abend ließ Premierminister Somchai seine Polizei an den Airport karren. Die Anzahl der Polizisten, gegenüber der der Demonstranten - ein Witz! Die Lage blieb zwar weitestgehend friedlich, aber die Atmosphäre war überall fühlbar angespannt. Die Reisebüros quollen nun förmlich über vor Touristen, die in heller Aufregung waren. Fazit: keine Chance mehr hier rauszukommen. Die Züge nach Malaysia waren über Tage hinweg ausgebucht und an der Grenze zu Kambodscha würden sich die Touristen fast tottrampeln, so dass man mit 1-2 Übernachtungen an der Grenze rechnen müsse. Wenn man es dann bis Phnom Penh geschafft hatte, gab's keine Flüge mehr nach Hause, nur noch ab 2300 Euro aufwärts und davon nicht mehr viele. Flüge über Utapao waren keine zu bekommen, denn über diesen Flughafen, sind die ersten Touristen geflüchtet, die versucht haben rauszukommen. Alle Tickets vergriffen!

Mir sagte man, ich müsse zum Büro von Thai Airways, das sich am äußersten, oberen Ende der Beach Road befindet (entgegengesetzt der Walking Street, auf Höhe des Delphin-Springbrunnens). Gesagt getan. Für den Weg dorthin, musste ich in der Sammeltaxe einmal umsteigen. Gut 15-20 Minuten habe ich bis dorthin gebraucht. Diesen Weg sollte ich ab jetzt mehrmals täglich machen müssen, aber das wusste ich bis dato noch nicht. Am Office der Thai Airways angekommen, sah ich schon von Weitem was los war. Die Touristen standen alle auf der Strasse, weit, weit aus dem Büro heraus. Ein echtes Getümmel und alle hatten Zettel mit Nummern in der Hand. Es hat eine ganze Weile gedauert sich da durchzuwurschteln, bis ich selbst eine Nummer ziehen konnte, die mir aber sogleich besagte, dass ich erstmal für ein paar Stunden zurück ins Hotel fahren kann. Dort habe ich mir es erstmal auf dem Dach der Flipper Lodge gemütlich gemacht und mich bemüht mich nicht verrückt zu machen. Die Prozedur mit dem Melden beim Büro der Thai Airways musste ich jetzt mehrmals täglich über mich ergehen lassen. Man sagte mir, wenn ich mich nicht täglich melde, bekomme ich auch keinen Platz im Flieger. Nur wer sich immer wieder registrieren lies, hatte eine Chance über U-Tapao evakuiert zu werden.



Da ich ja eh nichts an der Lage ändern konnte und mich die Nachrichten echt verrückt machten, zumal sie von DW-TV auch noch stiefmütterlich behandelt wurden wegen dem zeitgleichen Terroranschlag auf Hotels in Bombay, zog ich abends wieder los. Diesmal waren schon erheblich weniger Farangs auf den Strassen zu sehen. Ich wage zu behaupten, ihre Zahl hat sich beinahe halbiert. Keine Ahnung, wohin die ganzen Leute getürmt sind, aber es bestand kein Zweifel, dass sich ihre Zahl drastisch verringert hatte.

In der Soi 7 blieb ich bei einem wirklich netten Mädel hängen. Mir war klar, dass das jetzt wieder eher die Girlfriend-Nummer wird, anstatt was Schweinisches, aber mir war's recht. Ich hatte meine Vollpackung ja schon gestern. Die Abwechslung macht's. Goldig war sie allemal, aber seht selbst.
 
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einer der besten berichte die ich in letzter zeit gelesen und betrachten habe. :tu:

geile schreibe und ein meer an bildern :tu:
 
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@Macros
:dank:

Morgens haben wir in der Sailor Bar gefrühstückt. Ich bin recht oft dort, weil ich sowieso die meiste Zeit in dieser Gegend unterwegs bin und man dort gut und günstig essen kann.


Liebend gerne hätte ich mit der Süßen noch irgendwas unternommen, ich konnte aber nicht, da mir die Thai Air ja angedroht hatte, mich bei einer Evakuierung nicht zu berücksichtigen, wenn ich mich nicht jeden Morgen bei ihnen meldete. Raus aus Thailand wollten da genug Leute, da warten die nicht auf mich, wenn ich mich nicht vor Ort zeige, also nichts wie hin, zum Office - mal wieder...
Falls ihr euch fragt, wieso mir so wichtig war, pünktlich nach Hause zu kommen, da kann ich nur sagen, dass ich familiär große Verantwortung trage und nicht einfach irgendwo festsitzen kann, zumal die Gesamtsituation völlig ungewiss war. Die Lage war für mich mehr als schwierig und belastend.

Beim Office der Thai Air das gleiche Spiel wie schon am Tag zuvor, nur standen da diesmal NOCH mehr Leute an. Nummer gezogen und erstmal wieder zurück ins Hotel. Nach 2 Stunden wieder hin und war trotzdem ewig noch nicht dran, also nochmal zurück ins Hotel.
Nach 3 Stunden war ich dann dran. Was ich zu hören bekam, waren nur leere und beschwichtigende Phrasen, die jeder aufgebrachte Touri um die Ohren geschlagen bekam. Irgendwann war die Rede vom 4. Dezember für den Rückflug über Utapao, mit dem Zusatz "VIELLEICHT". Die Evakuierung hatte nun also begonnen. Das mit dem 4. Dezember habe ich im Leben nicht geglaubt. Wie schon am Vortag bekam ich einen ausgedruckten Zettel mit, der besagte, das ich mich gemeldet hatte und registriert war.
 
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Die Polizei hatte mittlerweile versucht den Flughafen friedlich zu räumen, was aber ein Kampf zwischen David und Goliath war, weil sich die Demonstranten in der schieren Überzahl befanden. Die Demonstranten haben sämtliche Zufahrten, die von der Polizei blockiert wurden, einfach überrannt und die Polizei ist, verständlicherweise, geflohen. So konnte das einfach nix werden.
 
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Klasse bericht. Das Bild wurde am 29.11.2009 aufgenommen. Von da an wurde es tatsächlich immer voller vorm Thaiairways Büro unter dem Dusit.
Ich hatte damals ein Codeshareticket von der Lufthansa und bin mit Thai geflogen. Die konnten mir allerdings gar nicht helfen, weil Thai mich ja nur fliegt und ich aber mit Lufthansa gebucht hätte.
Für diese einminütige Aussage habe ich sechs Stunden gewartet und mich noch im Büro als einer der letzten des Tages mit einschliessen lassen.
Dein Bericht ist Klasse. Das selbe Zimmer im Flipper Lodge hatte ich 2006 auch mal. Ist besonders prickelnd, wenn die morgens um fünf immer die Rolläden aus Metall herunterliessen gegenüber vom Hotel.

Anhang anzeigen IMG_0985.jpg
 
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@Flank
Das Bild weckt Erinnerungen, aber keine guten. :D
Wie bist Du letztendlich raus gekommen?



Abends hätte ich dann fast noch, völlig unwissend, gigantomanische Scheisse gebaut. Hab im Hotel ne kleine Flasche Wodka gekippt vor Frust und bin dann raus. Hab mich an eine der Bars, auf der rechten Seite der Soi 8 gesetzt und mit dem Mädel auf den folgenden Bildern gequatscht. Sie kam mir verdammt jung vor und ich hab sie sicher 10 Mal nach ihrem Alter gefragt und immer wieder sagte sie 20. Das führte dann auch zu Gesprächen mit der Mamsan, die offensichtlich selber einen im Tee hatte. Die Mamasan hat mir ebenfalls versichert das Girl wäre 20 und hätte auch eine ID-Card, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich hab das fast geglaubt, denn immerhin saß ich an einer öffentlichen Bar, an denen ja bekanntlich nur Girls ab 20 eine Arbeitserlaubnis erhalten und außerdem war die Kleine verflucht offensiv und griff mir von sich aus andauernd zwischen die Beine. Merkwürdig war, dass mir die Mamasan einen kostenlosen Whiskey nach dem anderen einschenkte, das hat mich sehr stutzig gemacht. Das Ende vom Lied war, dass sie auf Nachfrage keine ID-Card vorweisen konnte, also wurde selbstverständlich nichts aus der Sache. Auf sowas Unsicheres lasse ich mich nicht ein.
Hab mich danach frustriert allein in's Bett gelegt und bin nicht mehr raus. Ich bin nach wie vor fassunglos, dass dieses Mädel offiziell in einer Bar arbeiten durfte. Sie beharrte zwar bis zum Schluss darauf, dass sie 20 sei, aber da die ID-Card fehlte, ist das zu bezweifeln. Problematisch ist halt auch, dass Thai-Girls verdammt schwer zu schätzen sind. Das Mädel vom Vorabend sah z.B. genauso jung aus und war nachweislich 29, also sogar älter als ich. Tatsache ist, man muss immer wachsam sein und höllisch aufpassen, damit man nicht unwissentlich in ganz großen Schlamassel stolpert.
 
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Der nächste Tag war dann nur noch pures Gerenne, hin und her zwischen Reisebüros und dem Office der Thai Airways. Die Lage hatte sich mittlerweile echt zugespitzt und im Büro der TA war nur noch blankes Chaos. Es endete damit, dass man meinen Rückflug nun auf den 7.12. veschoben hatte. War ja klar! Im Fernsehen und im Internet sprachen sie mittlerweile über 350.000 Touristen die festsaßen und das es gut einen Monat dauern würde, diese alle auszufliegen. Ich bin ein junger Vater und trage Verantwortung, musste also dringend hier raus. Eine Lösung gab es bis dato trotzdem noch nicht. Es machte sich Verzweiflung und Stagnation breit, aus diesem Grunde, gibt's von diesem Tag auch so gut wie keine Bilder. Nur die paar hier:


Einige Leute mögen jetzt denken: hey, wenn in Patty kaum noch Touristen vor Ort sind, dann muss da der Bär steppen und die wenigen verbliebenen Kunden umworben werden wie die Könige. Weit gefehlt! Die vorangegangenen Tage zeigten Wirkung: kaum noch Farangs, keine Party mehr, viel weniger Girls an den Bars und die wo noch da waren, saßen katatonisch in der Gegend rum. Die Qualität hatte auch gelitten, so als hätten die gutaussehenden Girls sich überhaupt nicht mehr erst die Mühe gemacht zur Arbeit zu kommen. Hatten wohl noch genug Kohle übrig und es nicht nötig, um die Gunst der verbliebenen Falangs zu buhlen. Hier lag echt der Hund begraben! Weniger Farangs bedeutet also auch weniger Umsatz und weniger Angebot. Überraschend, aber es war so. Gute Laune suchte man auch vergebens. Die Girls machten sich ernste Sorgen um ihre Einnahmequellen. Genau das, konnte man auch von sämtlichen Mädels an den Bars hören. Das Trauerbild, dass die Bars abgaben, war nahezu befremdlich und das obwohl hier vor Kurzem noch der Teufel los war.

An diesem Abend versackte ich dann irgendwie doch in einem der ST-Rooms in der Soi 6. Mein Gott, war das ein Nepp: schlechte Lady, schlechter Service, einfach nur Mist! So danebengegriffen, hab ich im ganzen Urlaub nicht, aber was soll's Schwamm drüber.
 
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Am nächsten Tag, das selbe Theater nochmal. Wieder zum TA-Office getigert, aber da war mittlerweile echt Land unter. Soviele Menschen die da anstanden...
Hab ne Nummer gezogen, die irgendwas mit 500 besagte. Auf der LED-Tafel stand die 34. Super, das bedeutete nämlich, dass ich an diesem Tag nicht dran kommen werde. Alternativ bin ich nochmal in ein Reisebüro, welches die abenteuerlichsten Möglichkeiten mit mir durchgespielt hat. Nach gut einer Stunde, hat sie irgendwohin telefoniert und meinte sie zu mir, ich solle aus meinem Hotel auschecken und zwar SOFORT und im Eiltempo nach Bangkok rasen, ins Centara Hotel. Ich hab die Welt nicht mehr verstanden, aber nun gut, ich war ja zu Allem bereit, also nix wie weg hier und auf nach Bangkok.

20 Minuten später saß ich im Taxi und verklickerte dem Fahrer, dass er mal mächtig auf die Tube drücken soll. Das war eine Fahrt kann ich euch sagen
Wir sind mit einem Affenzahn über die Bodenwellen auf der Autobahn gedopst. Dabei habe ich dann auf der gegenüberliegenden Fahrseite auch noch per Zufall gesehen, wie ein Auto außer Kontrolle geriet, sich überschlug und auf dem Dach weiterrutschte. Mein Fahrer kommentierte das nur mit einem lauten "Uuuuuiii" und schnallte sich an.

Um 17:00 Uhr kam ich an dem besagten Centara Hotel in Bangkok an, wusste bis dato aber garnicht, was ich da sollte. Ich fand mich plötzlich in einer riesigen Menschenmasse wieder, zusammen mit meinen Koffern, eingepfercht zwischen hunderten von Leuten. Die Hitze, die Menschenmasse, nichts zu trinken, nicht hinsetzen können und eingeklemmt sein - ich dachte ich kollabiere jeden Moment inmitten der Leute. Mir wurde irgendwann regelrecht schwarz vor Augen. Naja, umfallen konnte man in der Menschenmenge ja nicht.
 
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Über 3 Stunden stand ich da stocksteif in der Menge, bis ich endlich die erlösenden Tickets in der Hand hatte, doch dies war nicht das Ende des Alptraums, sondern erst der Anfang. Endlich wurden wir in Busse verladen, doch diese sind nicht losgefahren. Zwei Stunden lang stand der dämliche Bus einfach nur rum und hatte noch nichtmal eine Toilette. Pinkeln musste ich schon die ganze Zeit viehisch, aber es ging nicht. Die Fahrt nach Utapao dauerte dann weitere zwei Stunden in einem Bus, der die Temperatur eines Eisschranks hatte. Mehrfach haben die völlig abgekämpften Fahrgäste darum gebeten, doch endlich diese scheiss Klimaanlage runterzudrehen, was aber immer nur mit einem dämlichen Lächeln bedacht wurde, also bließ uns die Anlage weiterhin eiskalt Luft, direkt in den Nacken. Irgendwann bekamen wir dann Decken. Hallo? Was ist das denn bitte für ein riesiger Blödsinn? Die teilen Decken aus in einem saumäßig heißen Land, nur weil sie einfach nicht in der Lage sind die Klimaanlage runterzudrehen? Nur um zu beweisen, dass dies ein guter Bus ist, der einem die prestigeträchtige Kälte um die Ohren pusten kann??? Hab mich die ganze Fahrt über komplett unter der Decke verkrochen und mir in meinem T-Shirt den Ast abgefroren.

Endlich kamen wir dann in Utapao an. Zum Glück bin ich dort nochmal schnell auf's Klo, denn was mich dort erwartete, war keineswegs die Erlösung, sondern die reinste Hölle. Ich weiß nicht wieviele Menschen da waren, aber das Chaos war perfekt. Es gab einige Sanitärstände mit Essen und Trinken, aber die konnte ich nicht mehr erreichen, denn schon nach ein paar Minuten, saß ich wieder direkt im Mob fest - eingeklemmt, kein Zentimeter mehr vor oder zurück, geschweigedenn Hinsetzen möglich. Das war derart brutal, ihr könnt euch das nicht vorstellen. Einige Thais und Australier brüllten in Megaphone, um irgendwie auch nur halbwegs Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Die Menschen da waren fix und alle, aber mir ging's ja noch verhältnismäßig gut, denn da waren Leute dabei, die ihre kleinen Kinder viele, viele Stunden, stehend auf dem Arm hatten. Runtersetzen ging nicht, sie wären vielleicht zertrampelt worden. Sowas Furchtbares, wünsche ich meinen schlimmsten Feinden nicht. Insgesamt 6 Stunden harrte ich in der völlig aufgelösten Menschenmenge aus und war wirklich kurz vorm Umfallen, dann wurde ich endlich in den Airport eingelassen, der nichts anderes war, als eine größere Turnhalle mit Landebahn dahinter. Von da an ging alles zackig und ich wurde in Windeseile in einen Flieger verladen. Das Gefühl zu sitzen und etwas zu trinken zu bekommen, das war göttlich. Einfach nur sitzen zu können - die Schönste Sache auf der ganzen Welt! Nach 2 Minuten bin ich eingeschlafen und hab den Start schon garnicht mehr mitbekommen.
 
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Um ca. 10:00 Uhr morgens, am 01.12.08, landete mein Flieger in Frankfurt. Obwohl das Erlebte zum Schluss wirklich Szenen aus einem Flüchtlingslager ähnelte, erholte ich mich schnell und auch das Fernweh kam schneller zurück, als ich zuerst glauben mochte. Ich hatte mir geschworen nie wieder nach Thailand zu fliegen, aber eines kann ich euch schon verraten: diesen Schwur habe ich in Windeseile wieder gebrochen. ;)
 
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