Member hat gesagt:
Ich bin aber der Meinung, dass in den ganz krassen Fällen psychische Mechanismen dahinter stehen, die es dem Betroffenen verunmöglichen, zu erkennen, was da mit ihm passiert. Deshalb tun mir diese Menschen leid, ich würde mich hüten, da noch nachzutreten im Sinn von selber Schuld, hättest ja mal nachdenken können.
Mir tun diese Leute nicht leid aber ich habe Empathie zu Ihnen. Es hat auch nichts mit Nachtreten zu tun. Aber vielleicht ist es besser, die Leute zu verhätscheln, statt sie mit klaren Aussagen zu unterstützen, Dinge zu erkennen, die sie wohl aktuell nicht wahrnehmen können/wollen.
Von solch starken psychischen Mechanismen, die dies gewährleisten sollen, habe ich noch nichts gehört. Es ist ja nun kein Hochstress oder eine Traumatisierung. Zudem sollte man annehmen, dass in einem langen Verlauf schon mal lichte Momente erscheinen. Wir reden auch nicht nur von ganz krassen Fällen...
Da Du von Süchten sprichst, Dir ist sicher bekannt, wie deutlich man mit diesen Betroffenen vor und während einer Behandlung sprechen sollte und auch spricht. Sehr deutlich. Keine Beschönigung. Genau das kann helfen. Liebe, zugeneigte Ansprachen eher nicht. Dafür mag man sich zu sehr in dem selbstgebauten Tunnel bewegen...
Etwaigen körperlichen Abläufe unbeschadet, ist man noch immer nicht handlungsunfähig. Sonst wäre kein Depressiver mehr behandelbar...
Man kann aber auch sagen: „Der Arme. Wie er leidet. Tut mir so leid. Was machen wir denn nun mit ihm?“ Nach einiger Zeit hat man dann genug bemitleidet, dreht sich um und die arme Sau ist immer noch ne arme Sau. Spätestens jetzt weiß sie aber das man wenigstens vermeintlich Aufmerksamkeit und Mitleid bekommt...
Es geht nicht so sehr um Schuld, sondern schlicht um Selbstverantwortung. Wer sonst sollte für den Umstand verantwortlich sein, wenn nicht der Betroffene selbst, der jederzeit „Stop“ sagen kann? Wer meint, es geht nicht, versteht einfachste Psychotherapie nicht... ich sage dabei nicht, dies wäre easy going...