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@ schlawutzi: Danke, aber letztlich führe ich ja nur das fort, was Samang als Threadstarter initiiert hat.
Für eine bessere Unterwasserwelt
Es sind denkbar schlechte Zeiten für Taucher. Bevor in Ägypten das innenpolitische Chaos ausbrach und damit auch den regen Unterwassertourismus am Roten Meer beeinträchtigt wurde, verschreckte ein tödlicher Hai-Angriff im Dezember in Scharm al Scheich die Tauchtouristen. In Australien löste eine Katastrophe die andere ab, und am stärksten betroffen von Hochwasser und dem Wirbelsturm Yasi war ausgerechnet die nördliche Ostküste, vor der das Korallenparadies Great Barrier Reef liegt.
Und nun meldet auch noch Thailand, das sowohl seinen Volksaufstand als auch seine Naturkatastrophen bereits hinter sich hat, dass das Tauchen an 18 Orten in sieben Nationalparks jetzt verboten wird. Grund für die Maßnahme des thailändischen Umweltministeriums ist das großflächige Ausbleichen der Korallen an den Küsten des Landes.
„Es gibt fast 160 Quadratkilometer Korallen in der Andamansee und im Golf von Thailand, und fast neunzig Prozent davon sind kaputt“, sagte der Meeresbiologe Niphon Phongsuwan der thailändischen Zeitung „The Nation“. Seine Studien belegten, dass die gegenwärtige Zerstörung der Korallen noch schlimmer sei als 2004 nach dem verheerenden Tsunami. Ohne störende Touristenboote und deren tauchende Passagiere soll sich die Natur nun auf unbestimmte Zeit erholen.
Örtliche Tauchverbote gegen weltweit auftretende Phänomene
Die Überwassermenschen sind beruhigt, die Unterwassermenschen alarmiert. Andrea Hinrichs ist eher ein Unterwassermensch. Die Tauchlehrerin lebt in Phuket und taucht mit ihrem Mann seit zwanzig Jahren an den Similan-Inseln, dem prominentesten der betroffenen Tauchgebiete. Was die Politiker Umweltschutz nennen, ist für sie purer Aktionismus.
Das alles, sagt sie, habe sich im Frühjahr 2010 angekündigt. Damals habe die Wassertemperatur noch in vierzig Metern Tiefe über dreißig Grad betragen. Die Hartkorallen, die früher beige und grün gewesen seien, hätten durch diese ungewöhnliche Wärme tatsächlich ihre Farbe verloren. Schuld daran seien aber nicht die Taucher, sondern die Wetterphänomene El Niño und La Niña sowie die globale Erderwärmung. Die Politiker, sagt sie, „wissen selbst, dass dagegen die Sperrung der Gebiete nix hilft“.
Dass ein örtliches Tauchverbot in Thailand wirklich das weltweit auftretende Phänomen der Korallenbleiche stoppen kann, wird auch in der Fachwelt bezweifelt. Dass Taucher und vor allem Schnorchler der Unterwasserwelt dennoch reichlich Schaden zufügen, ist hingegen unbestritten. Mit den Massen strömen nicht nur Müll, Abwasser und die Ölschlieren der Motorboote ins Meer, sondern auch sorgloser Dilettantismus, täglich zu beobachten auf ortsüblichen Billigausflügen mit bunt zusammengewürfelten Reisegruppen.
Unmöglich sei es hingegen, all die Fischer anzuzeigen, die in geschützten Gebieten ihr Unwesen treiben. Denen sei durch die Sperrung der Gebiete nun „Tür und Tor geöffnet worden“. Die Einheimischen, Taucher wie Fischer, hätten generell einen unbedenklicheren Umgang mit den natürlichen Ressourcen ihres Landes als Ausländer. Sie jedenfalls, sagt Frau Hinrichs nun als Überwassermensch, sei sich bewusst, dass sie als Tauchlehrerin mit dem Meer auch ihr Geschäft pflegt. Doch das leidet stark unter der gegenwärtigen Politik der Umweltschutzbehörde - Thailands Millionengeschäft droht ein Einbruch.
http://www.faz.net/s/RubB4457BA9094E4B44BD26DF6DCF5A5F00/Doc~E7DAB022239134C6B9970608ECF2625FD~ATpl~Ecommon~Scontent.html