Member hat gesagt:
Ja, habs auch gerade gelesen.
Hier ein kleiner Auszug:
Schlammschlacht der Königstreuen
Es war ein denkwürdiger Auftritt: General Sonkitti hatte zur Pressekonferenz ins Hauptquartier der königlich-thailändischen Streitkräfte gerufen. Hoch aufgerichtet stand der oberste Soldat Thailands am Stehpult. Hinter ihm hatten sich die Kommandeure von Heer, Luftwaffe und Marine sowie der Polizeichef des Königreiches aufgereiht wie Schulbuben, die Hände an der Hosennaht.
Die Botschaft des Ober-Generals war eindeutig: "Es wird definitiv keinen Putsch geben!" Mit den wochenlangen Spekulationen über einen bevorstehenden Aufstand der Generäle müsse nun Schluss sein. "Das Militär wird sich nicht für politische Zwecke einspannen lassen", donnerte der General. Vor allem aber werde das Militär sich nicht in den bevorstehenden Wahlkampf einmischen oder hineinziehen lassen. Dann wandte der Oberkommandierende sich demonstrativ den Chefs der drei Waffengattungen und dem Oberpolizisten zu und betonte, er habe seine spektakuläre Erklärung "in vollem Einvernehmen" mit ihnen abgegeben. Alle vier nickten gehorsam.
Ganze acht Tage hielt das Verdikt. Dann meldete sich Armeechef Prayuth, ein Scharfmacher, der schon bei der blutigen Niederschlagung der Unruhen im Mai 2010 eine Schlüsselrolle gespielt hatte, mit einem Paukenschlag auf der politischen Bühne zu Wort:
Thailand habe genug unter politisch motivierter Gewalt gelitten, sagte er in einer Botschaft zum thailändischen Neujahrsfest. Jeder kenne die Schuldigen. Sie müssten an der Wahlurne abgestraft werden, verlangte er. Wann genau gewählt wird, steht noch nicht fest. Zuletzt hieß es, die Wahlen würden im Juni oder Juli abgehalten.
Wen Prayuth meinte, war eindeutig, auch wenn er keine Namen nannte: die Rothemden und die mit ihnen verbündete Oppositionspartei Puea Thai. Zugleich forderte er seine Mitbürger auf, die Wahl zur Volksabstimmung über König und Monarchie zu machen. Dass es ihm ernst damit ist, die Opposition als vaterlandslose Gesellen zu diffamieren, demonstrierte der Hardliner postwendend: Er zeigte drei führende Rothemden wegen Majestätsbeleidigung an, darunter auch einen Abgeordneten der Puea Thai.
Zeitgleich leitete das Department of Special Investigation (DSI) gegen zehn führende Rothemden Verfahren wegen Majestätsbeleidigung ein. Sie hätten, so lautet der Vorwurf, bei ihren Reden zum Jahrestag des Aufstandes vom 10. April König und Monarchie beleidigt. Seitdem tobt in Thailand eine Schlammschlacht zwischen der regierenden Demokratischen Partei und der Opposition nach dem Motto: Wer ist königstreuer?
Der nach seinem Sturz 2006 geflohene Ex-Premier
Thaksin, der aus dem Ausland die Geschicke der Puea-Thai-Partei lenkt und auch bei den Rothemden graue Eminenz spielt, erkannte sofort, wie brandgefährlich dieser Streit für seine Partei werden könnte. "Wir alle lieben den König. Hört auf, die Monarchie für eigennützige parteipolitische Zwecke zu missbrauchen", tönte er in Twitter-Botschaften. "Alle Thais sollten sich jetzt die Hände reichen und gemeinsam das Land voranbringen."
Strippenzieher Prayuth spielt gnadenlos die Königskarte
Doch alle Appelle nutzten nichts mehr, Prayuths verbaler Sprengsatz hatte gezündet. Vizepremier Suthep keilte, Thaksin habe sich selbst unangemessen über den König geäußert. Rothemden zeigten daraufhin Regierungspolitiker an, die zahlten es mit gleicher Münze heim. Der Vorwurf ist immer gleich: Majestätsbeleidigung, die mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden kann.....
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,758556,00.html