Thaksins schönste Chance
Thailands verjagter Ex-Premier Thaksin schleicht sich wieder Richtung Macht: Er schickt seine Schwester ins Rennen um die Parlamentswahlen. Yingluck Shinawatra hat zwar keine Ahnung von Politik, aber dafür ist sie jung, schön - und hat ein Händchen fürs Geld.
Sie ist jung, schön und erfolgreich - und sie könnte als erste Frau das "Land des Lächelns" regieren: Yingluck Shinawatra. Puea Thai, die größte Oppositionspartei Thailands, hat die erfolgreiche Geschäftsfrau einstimmig zur Spitzenkandidatin für die Wahlen am 3. Juli gekürt. Wahrsager und Sterndeuter sagen ihr einen glanzvollen Sieg voraus. Parteiveteran Panlop Pinmanee schwärmt sogar schon geradezu euphorisch: "Das könnte der Beginn einer Ära werden, in der eine Frau wie ein Ritter auf einem weißen Pferd unser Land zu neuer Blüte führt."
Doch leicht wird es für die 43-Jährige nicht. Denn der neue Stern an Thailands Polit-Himmel ist keineswegs unumstritten. Sie hat keinerlei politische Erfahrung und zudem ein Manko - das viele ihrer Anhänger allerdings für ein unbezahlbares Plus halten: Yingluck Shinawatra ist die jüngste Schwester des schillernden Ex-Premiers
Thaksin Shinawatra, der nach dem Militärputsch von 2006 aus dem Land geflohen ist, wegen Amtsmissbrauch und Korruption in Abwesenheit zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurde und seitdem im Exil lebt, unter anderem in Bonn, zur Zeit in Dubai. Er gilt immer noch als reichster Mann Thailands, obwohl der Fiskus im vergangenen Jahr per Gerichtsbeschluss allein eine Milliarde Euro von seinen eingefrorenen Konten in
Thailand abgeräumt hat.
Der ehemalige Polizeioffizier hat in den achtziger und neunziger Jahren im Computer- und Telekommunikationsgeschäft Milliarden gemacht und das ohnehin beträchtliche Familienvermögen in seiner Amtszeit als Ministerpräsident später angeblich vervierfacht. In seiner Puea-Thai-Partei, die auf massive Unterstützung durch die "Rothemden" rechnet, ist er nach wie vor der Drahtzieher Nummer eins. Ohne ihn geht nichts. Auch die Nominierung seiner Lieblingsschwester Yingluck zur Spitzenkandidatin ist sein Werk. Er nennt sie stolz "meinen Klon" und verkündet, er habe sie systematisch auf diesen Job vorbereitet. "Sie kann für mich die Entscheidungen treffen. Sie kann in meinem Namen 'Ja' oder 'Nein' sagen," betont er.
Polit-Frischling mit Händchen fürs Geld
Das Wählervotum am 3. Juli entscheidet jedoch nicht nur über Yingluck und die Rückkehr des Shinawatra-Clans an die Schalthebel der Macht. Es könnte für Thaksin auch die letzte Chance sein, aus dem selbst gewählten Exil in seine Heimat zurückkehren zu können, ohne sofort verhaftet zu werden. Seine Partei bastelt nach dem Motto "Bringt Thaksin nach Hause" für den Fall des Wahlsieges bereits an einer umfassenden Amnestie für alle politisch motivierten Straftaten.
Aber auch wenn der Milliardär offensichtlich bereit ist, Millionen aus seinem Privatvermögen in den Wahlkampf zu stecken, sind die Aussichten auf einen Wahlsieg seiner Schwester eher unsicher. Führende Meinungsforschungsinstitute Thailands rechnen allenfalls mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Demokratischen Partei von Ministerpräsident Abhisit und der Puea-Thai-Partei von Yingluck und Thaksin Shinawatra.
In der direkten Konfrontation schlägt der Premier seine Herausforderin in einer landesweiten Umfrage auf fast allen Gebieten: Vertrauenswürdigkeit, Kompetenz, Weitsicht, Erfahrung, Entscheidungsfreude. Nur wenn es um Wohlstand und Geschäftssinn geht, liegt die Oppositionskandidatin weit vor dem Regierungschef. Die attraktive Geschäftsfrau kümmerte sich nach ihrem Studium in Chiang Mai und an der Kentucky State University in den USA auf verschiedenen Posten in der Chefetage geschickt und erfolgreich um die Vermehrung des Vermögens des Shinawatra-Clans. Politik ist für sie jedoch Neuland...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,763536,00.html