Thailändisch lernen

Pattaya Brief an den Glaubensbruder in der Heimat

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Vorwort
Ich habe 2 Berichte zu meinen Bangkok Aufenthalten geschrieben und als ich andeutete, dass ich mal nach Pattaya fahren werde, haben mich ein paar TAF Mitglieder gebeten, doch auch darüber einen Bericht zu schreiben.
Nun war ich inzwischen „schon“ zweimal in PTY für jeweils eine Woche, aber einen richtigen Bericht habe ich leider nicht zustande gebracht. Zum einen liegt es daran, dass ich alle Gogo Bars durcheinander bringe, zum anderen, dass ich auch die Ereignisse und auch die Mädels durcheinander bringe. Sei es Altersdemenz oder zuviel Rum n Coke, einen vernünftigen Bericht hab ich eben nicht geschafft.
Deshalb hab ich mich entschlossen, eine Mail, die ich an einen Freund in Deutschland geschickt habe hier zu veröffentlichen.
Ich habe mich beim Schreiben köstlich amüsiert und wem es auch gefällt, der darf mich gern liken, wer es blöd findet, der möge mir 10€ überweisen, damit ich mir einen literatur Grundkurs an der Volkshochschule leisten kann.



Lieber Alexander, Bruder Alex!!
Ich habe Schuld auf mich geladen und suche Vergebung. Als ich das letzte Mal in der katholische Kirche im Detail gebeichtet habe, hat der Pfarrer den Weihrauchschwenker über dem Kopf geschwungen, wie ein russischer Hammerwerfer und mit dem Kreuz als Schild hat er mich so aus der Kirche vertrieben. Deshalb wende ich mich jetzt an dich. Ich weiss, dass dir die höheren Weihen noch nicht verliehen sind, aber wenn ich sie dir verleihe, kann ich dich so vielleicht zum Leihbischof ernennen.

Doch lass mich nicht abschweifen. Du weisst ich bin die letzten Jahre sehr oft in das katholische Land der Philippinen gepilgert. Oft musste ich 3-4 Stunden in heidnischen Ländern wie Saudiarabien verbringen, bevor ich mich die letzten Stunden in einem die hinteren Gesässbacken selbskasteienden Restflug in das gelobte Land begab.

Nun hatte man mir zugetragen, dass ein ehemaliger Schulkamerad von mir vor Jahren nach Bangkok emmigriert sei. Deshalb hatte ich mich beim letzten Pilgerflug entschlossen ein paar Tage eben in jener Stadt zu verbringen, nicht ahnend dass dieser, nennen wir ihn meinetwegen Freund, ein durch und durch verkommener Pursche ist.
Ich habe bei meinem letzten Bangkoktrip den Königspalast besucht, den Wat Arun (Tempel der Morgenröte) Wat Po (Tempel des Pos) und noch viele andere Wats (oder heisst der Plural Watten?) Nun mein „Freund“ meinte: „Die Tempel sind alle der gleiche Scheiss, hast du einen gesehen, hast du alle gesehen. Die wirklichen Sehenswürdigkeiten sind in Pattaya.“ Die derbe Ausdrucksweise hätte mir eine Warnung seiner niedrigen Gesinnung sein sollen…

Bei meiner jetzigen Reise höre ich also naiverweise auf den wie ich dachte gut gemeinten Ratschlag von ihm. Mein Freund holte mich mit seinem Auto vom Flughafen ab und raste mit mir in 2 Stunden nach Pattaya. Ich will mich ja kurz halten, aber es muss erwähnt werden, dass man in Thailand auf der verkehrten Seite fährt. (Fast) Alle machen dies so. Möglicherweise kann man sich daran gewöhnen, doch immer wenn ich eine Strasse überquere schaue ich zur Sicherheit sowohl nach rechts als nach links. Wenn keiner kommt, gehe ich zur Mitte der Strasse und wie es mir seit der 1. Klasse Volkschule in die Gene gebrannt wurde, schaue ich dann nach links, doch da kommt nie jemand, nur von der anderen Seite (also der eigentlich verkehrten!) hupen mich öfter Autos und Motorräder an.

Wir sind in Pattaya gleich in ein Strandlokal zum Essen (nicht direkt in Pattaya selbst, weil einem da angeblich die Düfte der filterlos ins Meer geleiteten Industrie- und Restaurantabwässer die Geschmacksknospen zukleben)

Ich habe meinem Freund eine Flasche Weufe Cliquot mitbringen müssen. Ich war etwas verwundert, dass mein Freund diese Flasche im Lokal auf den Tisch stellte und statt Getränken einen Kübel Eiswasser bestellte, um die Flasche auf die richtige Trinktemperatur zu bringen. Ich hab mir auf einer bebilderten Karte (die Thai können nur ganz schlecht lateinische Buchstaben schreiben (und sprechen) statt dessen haben sie so eine Schrift wie die Elben im Herrn der Ringe) …also jetzt hab ich den Faden verloren…also ich hab mir so n Krustentier ausgesucht, aber mein Freund meinte das sei ein Lobster und kostet schlappe 6000 Baht (6000 Baht / 37 = 160 Euro) Ich hab mich dann doch für andere, preiswertere Krustentiere entschieden und dazu gabs den inzwischen gekühlten Weufe Cliquot (Merke! Alkohol ist das Getränk des Teufels)

Nun anschliessend hat er mich in einen Gentleman Club gefahren. „Gentleman“ ja das sind die Ansprüche die ich an mich selbst stelle. Am frühen Nachmittag waren aber fast alle Lichter im Gentleman Club ausgefallen, so dass man Raum kaum etwas sehen konnte. Ich wollte mir im Gentleman Club einen Tee mit Zitrone bestellen, doch vermutlich kam es zu einem Übersetzungsfehler, denn man servierte mir Whiskey mit Cola und Zitrone. Als meine vom Alter (und vom Bibellesen) geschwächten Augen sich an die Dämmerung gewöhnt hatten, sah ich, dass ca. 10 leicht bekleidete Mädchen sich an der Wand räkelten. (Es war mir sofort klar, dass in einem Gentlemanclub richtige Ladies keinen Zutritt haben) Noch bevor ich einen Schluck zu mir genommen hatte, kam eines der Geschöpfe auf mich zu und fragte mich, ob ich die Zimmer sehen möchte. Ich verneinte, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass eines der Zimmer von besonderer architektonischer Bedeutung sei. Es kamen noch mehr dieser Wesen. Ich vermute, dass sie schon sehr lange in diesem Club wohnten und dass ihre Augen deshalb Grottenolm ähnliche Sehstärke hatten, denn sie versuchten mich mit ihren Händen abzutasten und so zu erkennen, verfehlten dabei jedoch gelegentlich das Gesicht. Etwas verwirrt von dieser Situation bestellte ich nochmals einen Tee und wiederum bekam ich das falsche Getränk.

Sowohl das gedämmte Licht als auch der Alkohol (zur unchristlichen Zeit um 14.00) bewirkten, dass meine Sinne nicht mehr geschärft waren, vielleicht hätte ich sonst das diabolische Grinsen im Gesicht meines Freundes bemerkt, als er sagte „nun zur soi 6“. Soi 6 heisst nur Nebenstrasse Nummer 6, aber schon die Zahl 6, die sowohl in der Teufelszahl 666 vorherrscht als auch beim sündigen Wort 6, hätte im geschärften Zustand meinen Argwohn erweckt.

Die Nebenstrasse 6 ist ungefähr 200 m lang. Rechts und links stehen 20-30 kleine Getränkebuden mit seltsamen Namen wie Luv Bar, Dolls etc. Vor den Getränkebuden stehen jeweils 10-15 Mädchen und da im September die Temperatur weit über 20 Grad liegt, haben sie alle nur Bikinis oder ähnlich spärliche Bekleidung an. (Angeblich sind die Temperaturen in den restlichen 11 Monaten noch höher…was mögen sie da wohl tragen) Nicht nur weil bei jeder der Getränkebuden eines der Mädchen an mir zerrte und mich aufforderte genau in ihre Bar zu kommen, sondern auch weil mein Freund mich in eine Solche schob musste ich dort erneut ein Erfrischungsgetränk bestellen. Es war mir nun klar, dass es weder Tee mit Zitrone noch Eistee dort geben würde, also orderte ich in Gottes Namen (das soll kein Frevel sein) halt n Rum n Coke. Wenn man den Namen des Getränkes nicht richtig ausspricht - Bakadi KoooooK mit einem sehr langen O- dann bleibt die freundliche Kellnerin die nächsten Stunden lächelnd stehen, notfalls bis das Geschäft schliesst.
Mein Freund fragte mich, ob ich auf das Zimmer eines der Mädchen gehen oder eines mit auf mein Zimmer nehmen möchte, aber bitte warum denn? Ich war ja gerade erst angekommen und ich benötigte deshalb weder eine Wäscherin noch eine Büglerin. Obwohl alle diese Buden ähnlich waren, musste ich mich noch in 2 weitere setzen und wurde genötigt meinen Alkoholkonsum weiter zu erhöhen.

Endlich fuhren wir ins Hotel und ich konnte mich ausruhen. Doch um 10.00 Nachts meinte mein Freund es sei Zeit für die Fussgängerzone (walking street) Ich war begeistert. In Thailand haben viele Geschäfte 24 Stunden geöffnet und so hoffte ich das eine oder andere Souvenir oder ein günstiges Kleidungsstück zu ergattern. Wie gross war meine Enttäuschung!! Als wir in der Fussgängerzone ankamen, gab es nicht ein einziges Kaufhaus, keine Boutique, ja noch nicht mal eine Änderungsschneiderei. Links und rechts blinkten Neonschriftzüge mit Worten wie Heaven above (man darf den Namen nicht immer glauben!) Devils Den (diesem Namen schon eher) Crazy House etc.
Nun in ein selbiges Gebäude zog mich mein Spetzl. Es gab dort eine Bühne mit Aluminiumstangen und daran hielt sich eine Schar leicht bekleideter Mädchen fest. Das gute war, man wusste sofort für welche Firma die Mädchen arbeiten, denn sie trugen den Namenszug des Arbeitgebers auf ihrem Bikini (Crazy House, Dollhouse etc.) Leider schien eine grössere Anzahl neuer Arbeiterinnen gekommen zu sein, für die noch keine Arbeitsuniform erstellt worden war und so entschlossen sie sich auf Kleidung ganz zu verzichten. Wir haben wohl so 5-6 dieser Häuser besucht und mussten, so lautet die Vorschrift in jeder ein alkoholisches Getränk konsumieren.
Schon leicht benebelt sprach ich ein besonders grosses Mädchen im Bikini auf der Strasse an, doch der Herr hatte sie anstatt mit einer zuckersüssen Stimme mit einem Bassbariton eines Pavarotti gesegnet. (Nicht genug!! sie war auch mit grossen Füsse und mit einem Adamsapfel gestraft)

Du fragst dich wo ich wohl Schuld auf mich genommen habe. Weniger darin, dass ich dem einen oder anderem Mädchen ein (teures) Erfrischungsgetränk in der Tanzpause angeboten habe, auch nicht dass ich den armen Wesen gelegentlich ein Bett zum ausruhen angeboten habe. Nein ich muss dir gestehen, dass ich nun schon 6 Tage in dem Sündenpfuhl verweile und jeder Tag gleicht dem Ersten (Nur Mittags gibt es statt Krustentiere Huhn, Schwein, Rind Gemüse in diversen Gewürzen gekocht)

Bruder Alex vergib mir, dass ich nicht gleich am ersten Tag abgereist bin. Ich habe hier zwar schon einige Haleluja gerufen, doch ich verspreche dir auf den Philippinen reuig meine Sünden zu büssen. Leg mir bitte nicht als Busse auf, in den Philippinen auf einer in einer 100 m langen Strasse jede Kirche zu besuchen, denn das wäre auf den Phil ein 3 tägiger Canossagang.
 
        #2  

Member

Member hat gesagt:
Ich habe hier zwar schon einige Haleluja gerufen, ...
... ob "Bruder Alex" sich während des Lesens einen runter ... gegossen hat?
 
        #3  

Member

Amen!!!! super geschrieben, mal ein köstlich amüsanter Schreibstil.
 
        #4  

Member

Klasse geschrieben, sehr amüsant. Hat Spaß gemacht zu lesen. Muss jetzt erst einmal meinen Rosenkranz suchen.

Danke,
Gruß Joker
 
        #5  

Member

.... merke erst wie lange ich demnach nicht mehr in der kirche war :) amüsanter schreibstil !
 
        #6  

Member

Spitze!
Arbeitskleidung scheint hier Mangelware zu sein:D:tten:
 
        #7  

Member

Schön geschrieben.

Ich muß mal wieder meinen Pfarrer besuchen.......
 
        #8  

Member

Ein Reisebericht der besonderen Art.
You make my Day.
Danke
 
        #9  

Member

:lach::lach::lach:
oh bitte............. das geht doch bestimmt noch was weiter, ja? :tu::tu:
 
        #10  

Member

Danke für das Lob. Ich bin ja wieder in Deutschland und lebe jetzt ganz anständig im Zöllibat. Vielleicht geht's nächstes Jahr nochmal weiter, denn Ende März mach ich mich wieder für eine Woche auf, um die Mädels dort auf den rechten Pfad der Tugend zurückzuführen..
 
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