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Ich finde den Thread sehr ansprechend. Vielen Dank dafür.Member hat gesagt:Kurz zur Ausgangslage:
Seit 2017 komme ich regelmäßig nach Thailand, wohne seit 3 Jahren dauerhaft hier, bin seit 6 Jahren in einer festen Beziehung mit einer Thai, hab ein Langzeitvisum, wohne in einem schönen Haus etwas außerhalb von Pattaya, bin dank eigenem Auto mobil und komme ganz gut über die Runden.
Es gibt also keinen akuten Grund, der mich dazu zwingt, Thailand zu verlassen und trotzdem spiele ich seit geraumer Zeit mit dem Gedanken.
Die Gründe dafür sind vielfältig, vielleicht auch etwas kontrovers und natürlich basierend auf meinem subjektiven Empfinden. Hier mal ein paar Beispiele in beliebiger Reihenfolge:
- Wetter:
zur Zeit ist das Wetter angenehm. Es gibt aber auch viele Tage, Wochen und Monate, an denen es mir einfach zu heiß, zu nass oder zu feucht ist. Auch wenn ich mich etwas akklimatisieren konnte, gehört Schwitzen weiterhin zum Alltag.
- Luft- und Umweltverschmutzung:
Ich hab die ersten 1,5 Jahre meiner "Auswanderung" in Bangkok verbracht. Ich mag Bangkok, hab nach dem ersten Jahr aber gemerkt, dass so eine Metropole und die Begleiterscheinungen in Form von Lärm, Dreck, Abgase, Verkehr, überall viele Leute, kaum bzw. keine Natur, usw. nichts für mich ist.
Deshalb sind wir Anfang des Jahr in einen Vorort von Pattaya gezogen.
Obwohl es hier deutlich ruhiger ist, hat sich in Sachen Luftverschmutzung kaum etwas verbessert. In unserer Gegend gibt es viel Palmen, Bäume, Felder und Vegetation. Theoretisch die perfekte Umgebung für frische Luft. Leider bedeutet viel Natur auch viel Grünschnitt, Laub oder landwirtschaftliche Nebenprodukte, die zusätzlich zum Haushaltsmüll so gut wie jeden Tag in der näheren Umgebung verbrannt werden. Gerade morgens und abends ziehen die Rauchwolken über unsere Siedlung und es stinkt nach Rauch. Das wirkt sich natürlich auch auf die Gesundheit aus. Kopfschmerzen, tränende Augen und Müdigkeit kommen immer wieder vor.
Abends am Pool sitzen? So gut wie nie.
Schlafzimmer lüften? Ja, aber nur wenn man vor dem Schlafengehen den Luftreiniger auf höchster Stufe laufen lässt.
Dass wir während der richtigen Burning Season nochmals von einer ganz anderen Belastung sprechen, sollte klar sein.
Genauso stört mich das viele Plastik. Alles ist in Plastik, das in Plastik, das wiederum in Plastik verpackt ist, verpackt. Nachhaltigkeit und ernsthafter Umweltschutz sind noch Jahrzehnte entfernt.
- kaum soziale Kontakte (in meinem Alter):
Ich bin Mitte 30, und wie oben erwähnt in einer festen Beziehung, weshalb sich mein Interesse an Bars, Saufen, Party und Mädels in Grenzen hält.
In der Hinsicht bin ich nach einem anfänglichen Ausrutscher auch Konsequent. Wenn ich in einer Beziehung bin, bin ich treu. Kann natürlich jeder anders handhaben.
Saufkumpanen und Leute, mit denen man um die Häuser ziehen kann, sind schnell gefunden. Richtige Freunde, die ebenfalls ein "normales" Leben führen und alterstechnisch jünger als mein Vater sind, konnte ich in den Jahren nicht finden.
Das ist übrigens gar nicht böse oder wertend gemeint, aber als junger "Expat" ist man gerade in Pattaya in der Minderheit.
Außerdem hatte und hat meine Freundin 0,0% mit dem Rotlicht zutun, weshalb sie es etwas befremdlich finden würde, wenn ich sie in irgendwelche Beer-Bars schleppen würde, um dort andere Farangs zu treffen.
- kein Landbesitz, kein Mitspracherechet, kein Einfluss:
Für mich ist klar, dass ich irgendwann mal ein Haus besitzen möchte, womöglich auch in Thailand. Das ist für uns Ausländer aber schlicht und einfach nicht möglich. Mir ist klar, dass es andere Möglichkeiten (Company, Land für 30 Jahre leasen oder gekoppelt an hohe Investition in Thailand) gibt, solange aber nicht mein Name als 100%iger Eigentümer im Grundbuch steht, ist das keine Option für mich.
Daraus lassen sich auch die nächsten Punkt ableiten. Man kann sich kaum etwas Nachhaltiges aufbauen oder seine Fußabdrücke hinterlassen. Als Ausländer wird man niemals Mitspracherecht haben. Man hat keinen Einfluss und muss sämtliche Entscheidungen hinnehmen.
Komischerweise haben aber genau die Leute, die sich ständig über die deutsche Bevormundung beschweren, in Thailand kein Problem damit. Aber das ist ein anderes Thema.
- kaum Interesse an thailändischer Kultur:
In den ersten Monaten war natürliches alles neu und spannend. Mittlerweile muss ich aber sagen, dass mich sowohl die thailändische Kultur als auch der Buddhismus so gut wie gar nicht interessiert.
Ich identifiziere mich nicht damit und kann der Kultur auch nur wenig Positives abgewinnen. Gerade weil hinter dem thailändischen Lächeln viel Neid, Missgunst, Rücksichtslosigkeit, Egoismus und Frust stecken kann. Dies sieht man besonders im Straßenverkehr oder am schamlosen Vordrängeln und Ellenbogen ausfahren quasi überall dort, wo man sich anstellen muss.
Klar, einerseits sind Sabai-Sabai, mai pen rai und sich nicht so sehr um die Zukunft sorgen Eigenschaften, die einem das Leben leichter machen können, andererseits fehlen mir auch gewisse Charaktereigenschaften wie z.B. Verantwortungsbewusstsein, Konsequenzen für sein eigenes Handeln übernehmen und nicht immer die Schuld woanders suchen, Professionalität, usw.
- keine Inspiration, wenig Motivation:
Das Leben ist relativ "seicht", oberflächlich und manchmal auch langweilig. Mir fehlt der Tiefgang, mir fehlen die Rahmenbedingungen für eine junge Person, die noch Ziele hat und etwas erreichen und nicht nur den Status Quo verwalten will.
- Unzugängliche und teils einfältige Natur:
Es gibt zwar schöne Strände, Inseln und eher wenige Nationalparks, die den Farang-Preis (Dual-Pricing auch so eine nervige Angelegenheit) wert sind. Der Rest ist im Vergleich zu den Möglichkeiten in Europa aber schon eher einfältig.
Zumal da auch wieder der Punkt mit dem Wetter zum Tragen kommt. Bei 35-40 Grad will ich auch nicht unbedingt durch den Dschungel wandern.
- Straßenköter und Umgang mit Tieren:
Ich bin viel mit dem Rennrad unterwegs und bin von den Hunden einfach nur noch genervt. Keiner fühlt sich für die Tiere verantwortlich, man lässt sie verletzt, verkrüppelt und krank im Straßengraben verrecken. Man wird angebellt, verfolgt oder im schlimmsten Fall gebissen. Kastrierte und geimpfte Tiere sind die Ausnahme. Tollwut ist immer noch eine reale Gefahr für Mensch und Tier.
Wenn ich daran denke, wie mit dem Nationaltier des Landes (Elefant) an vielen Orten umgegangen wird, könnte ich kotzen. Auch die Zoos, Tiger Parks, Dolphin Shows, Cafés mit Streichelzoo oder die Tierabteilung auf dem Chatuchak Weekend Market kommen einer Hölle auf Erden nahe. Hauptsache die Tiere sehen fürs nächste Selfie "süß" aus.
- Alltagssorgen:
Und zu guter Letzt eine Erkenntnis, die eigentlich offensichtlich sein sollte, aber naiverweise (von mir) irgendwie immer unter den Teppich gekehrt wurde.
Man hat auch in Thailand Alltagssorgen, man liegt mal krank im Bett, hat schlechte Laune, man muss sich mit unliebsamen Personen und Aufgaben beschäftigen, usw.
Auch im Paradies kehrt irgendwann der Alltag ein und nur weil jeden Tag die Sonne scheint, muss sich das nicht zwangsläufig auf die Stimmung auswirken.
Tja, und jetzt? Zurück nach Deutschland und wieder bei Null anfangen? Kann ich mir irgendwie auch nicht vorstellen, weil es neben den negativen Aspekten natürlich auch viele positive Sachen an einem Leben in Thailand gibt (unkomplizierter Alltag, günstigere Lebenshaltungskosten, bezahlbarer Luxus, z.B. Haus mit Pool mieten, Pool- und Gartenpflege, jeden Tag auswärts essen, usw.)
Insgesamt ist es eine verfahrene Situation, weil ich doch einiges an Zeit und Geld in Thailand investiert habe und mich die Erfahrungen hier wohl auch etwas inkompatibel mit dem deutschen Lebensweg gemacht haben.
Über Vor- oder Ratschläge, gerne auch von Leuten, die ihre Zelte in Thailand abgebrochen haben, würde ich mich freuen.
Zwar lebe ich in Deutschland, aber ich kann alles sehr gut nachvollziehen, was Du schreibst. Wie manche schon zuvor geschrieben haben, ist es eine Frage von Zufriedenheit. Es gibt jede Menge Leute, mich eingeschlossen, die sofort mit Dir tauschen möchten.
- Wetter:
- Daran gewöhnt man sich. Im Alter ist es wohl auch ganz angenehm. Aber auch mir fällt es schwer längere Zeit in der prallen Sonne zu sein
- Luft- und Umweltverschmutzung:
Eventuell solltest Du mit Deiner Freundin darüber reden, dass Dich die Luftverschmutzung stark belastet. Und ob Ihr nicht mehr in Richtung Süden ziehen solltet. Aber auch das kann andere Nachteile haben. Oder je nach Möglichkeit seid Ihr zur Verbrennungssaison ganz woanders.
Meinen Glückwunsch, dass Du das Problem mit den schlechten Luftwerten und die Verbesserung durch Luftreinigern erkannt hast. Ich weiß von einem Fall, dass er Luftreiniger ins Auto, ins Hotel und Büro bei Bedarf mitnimmt. Übertrieben? Mitnichten.
Plastik ist wahrlich ein Problem. Zumindest zu viel Plastik. Auch gibt es dort, wie ich meine zu Wissen, keine Bio-Produkte. Zumindest entsinne ich mich nicht, welche gesehen zu haben.
- Kaum soziale Kontakte in Deinem Alter:
- Das ist wirklich nervig. Wobei es auch andere berufstätige Ausländer in Deinem Alter vor Ort gibt. Sicherlich ist aber das Gros, weitaus älter. Hier kann, wie andere empfohlen haben, mehr Kontakt zur Thailändischen Bevölkerung helfen. Aber auch das ist vielleicht leichter gesagt als getan. In gewissen höheren Kreisen ist Englisch halt weiterverbreitet, als beim Durchschnitts-Thai.
- Kein Landbesitz:
- Ja, auch wenn die Regierung immer wieder darüber diskutiert. Das geht nicht. Condo möchtest Du nicht, dann bleibt Dir nur den Umweg über eine Company oder (trau schau wem), über Deine Frau/Freundin. Thailand ist halt nicht Deutschland, wo man jedem die gleichen Rechte (böse Zungen behaupten sogar noch mehr Rechte) eingeräumt bekommt.
- Das muss man akzeptieren oder Konsequenzen ziehen. Da Deine Frau/Freundin aber regional gebunden ist wie Du schreibst, wirst Du, je nach Umstand, nicht einfach Dich in den zum Beispiel USA ansiedeln können.
- Kein Interesse an thailändischer Kultur:
- Muss man auch nicht zwingend haben. Es wird doch alles dort geboten. Du magst Tenöre? Gibt es. Du magst Mittelmeer – Feeling? Silverlake lässt grüßen. Was vermisst Du denn? Burgen und Schlösser? Welche Kultur würde Dich denn reizen?
- Keine Inspiration, Motivation:
- Das Langeweile entsteht, kann ich verstehen. Da musst Du aber selber etwas finden. Das kann man überall haben.
- Unzulänglichkeiten der Natur:
- Das stelle ich mir auch schwierig vor, wenn ich mal auswandere.
- Straßenköter und der Umgang mit Tieren:
- Der Umgang mit Tieren ist definitiv ein anderer als im Westen. Hier steht der Mensch über den Tieren. Und dementsprechend wird leider mit den Tieren umgegangen. Wie werden aber in Deutschland Tiere geschlachtet? Auch nicht toll. Ich versuche wegzusehen und wenn ich es mit geballter Faust in der Hosentasche es machen muss. Ich besuche daher auch keine solche Veranstaltungen mehr. Und lehne es ab, Geld für solche Veranstaltungen zu zahlen. Die dumme Masse, macht das jedoch und wir werden nichts daran ändern können.
- Die Köter sind ein Problem. Man weiß nie woran man ist.
- Alltagssorgen:
- Die hat man immer. Auch in Deutschland oder sonst wo auf der Welt.
Ich sehe das Ganze (von außen betrachtet) nicht so miesepeterig wie Du. Akzeptanz der Situation könne Dir helfen. Eventuell meditieren… Unzufriedenheit prägt auch mein Leben. Aber ich bin, als mir klar wurde, dass dies an mir liegt, ruhiger und entspannter geworden. Und seitdem ging meine Unzufriedenheit ein gutes Stück zurück. Versuche mal eine Art Dankbarkeitsmeditation / Ritual / Gebet. Nimm Dir jeden Morgen eine oder zwei Minuten Zeit und lasse Dir in Gedanken vorüber ziehen wofür Du dankbar sein kannst. Ich finde es hilft; zwar nicht sofort aber mach das mal einen Monat oder mehr. Du wirst Dich besser fühlen.